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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.03.1915
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1915-03-13
- Erscheinungsdatum
- 13.03.1915
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- Deutsch
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.V 59, 13. März 1915. Redaktioneller Teil. gen ist, entweder Artikel in großem Maßstabe einzuführen und wesentlich höhere Preise zu erhalten, als der Verbraucher eigent lich auszugeben hätte, oder direkt minderwertige Fabrikate für einen demgemäß unangemessen hohen Preis in größerem Mutz, stabe in den Handel zu bringen. Hier hat man sehr oft beobachten können, daß eine geschickte Reklame ungeheuren Erfolg zeitigte. Es ist ja bekannt, daß zahl reiche Fabrikanten sogenannter Markenartikel, z. B. von Stär kungsmitteln, Zahnpasta, Schokolade, Zigaretten, Schuhwichse usw., ausgezeichnete Reklame zu machen verstanden. Auch im Buchhandel können Fälle verzeichnet werden, wo neben der Art der Darbietung, der »Aufmachung«, die Ausübung einer geschick ten Reklame gewissen Schriftwerken zu einem durchschlagenden Erfolg verholfen hat. Mögen also die Darbietungen in besonders handlichem Format, mit irgendeiner Praktischen Gebrauchsvor- richtung, einem Büchsenöffner, einer besonders schönen und zweck mäßigen Verpackung ebenso wie die Anwendung bestechender Schlagworte in vielen Fällen von ausschlaggebender Bedeutung sein, so ist doch die Tatsache nicht wegzuleugnen, daß vielfach die Reklame in irgendwelcher Form das Mittel ist, um sich auf Ko sten anderer zu bereichern. Es gibt so viele Gebrauchsartikel, deren Zusammensetzung weitesten Kreisen bekannt ist, vor deren Gebrauch zur Schonung des Geldbeutels Unwissender sogar ge warnt wird, die man sich zu einem Bruchteil des Kaufpreises edent. selbst Herstellen oder sonstwie beschaffen kann, und trotz dem behaupten solche Erzeugnisse nicht nur ihre einmal einge nommene Stellung, sondern erobern sich zusehends weitere Ab satzgebiete. Durch eine zweckdienliche Reklame läßt sich also, meist bei rest loser Ausnutzung menschlicher Schwächen (Eitelkeit, Einbildung usw.), entweder der Verkauf leidlich guter Erzeugnisse zu un angemessen hohem Preise, oder der Verkauf überhaupt wenig tauglicher, vielleicht sogar schädlicher Artikel, ebenfalls unter- regelrechter Ausbeutung eines leichtgläubigen Publikums, das vielleicht auch noch arm an Denk- und Urteilsvermögen ist, durch setzen. In einer Sitzung des Vereins deutscher Reklamefachlcute bc- hauptete sogar ein Redner anläßlich einer Besprechung über die Ausstellung des V. D. R. auf der »Bugra«, daß es einem wirk lich geschickten Menschen mit Hilfe der Reklame möglich sein müßte, gemahlene Ziegelsteine zu gutem Preise als Nahrungs mittel zu verkaufen, ja sogar dem Käufer den Glauben hieran beizubringen. Das geht natürlich zu weit und wurde auch vom Vorsitzenden gerügt. Dieser Ausspruch darf schließlich auch nicht wörtlich genommen werden. Dagegen bleibt die Behauptung zu Recht bestehen, daß man mit Hilfe der Reklame wenn auch nicht alles, so doch unendlich viel erreichen kann. Ist nun der Kaufmann vielleicht davon überzeugt, daß man mit Reklame gute geschäftliche Erfolge erzielen kann, so wird er möglicherweise aber noch der Meinung sein, daß cs schließlich auch ohne Reklame geht, eventuell nicht ganz so gut. Wer kann wissen, ob sich die Ausgaben für eine geplante Propaganda be zahlt machen oder nicht? Besser, man spart an Reklame und macht ein etwas geringeres Geschäft, da man sich sowieso nicht gern in ein Lotteriespiel einläßt! Also, ohne Reklame! Wirklich, ganz ohne Reklame? Nein, und abermals nein! Der Händler, auch der Buchhändler, macht einen Laden in einer ihm günstig erscheinenden Lage auf, stattet den Laden aus und hat jedenfalls Pie beste Absicht, viel zu verkaufen. Wenn er dann noch ein übriges tut, zeigt er in Inseraten, Plakaten odcr Profpekten die Eröffnung seines Geschäftes an, das p. t. Pu blikum bittend usw. Kommen die Kunden, so ist es gut. Ter Scharfblick des Kaufmanns, der den richtigen Laden wählte, durch Ausstattung des Lagers und des Schaufensters dem Ge schmack des in Fräge kommenden Publikums Rechnung trug, viel leicht auch einem bestehenden Mangel abgeholfen hat, tat alles. Reklame ist da nicht nötig. Wirklich nicht? Schon das Bestehen des Geschäfts ist eins Reklame, ganz z» schweigen von derjenigen, die er durch richtigen Gebrauch der Schaufenster, Schaukästen, Schilder usw. betätigt. Das ist eben die in Frage kommende Reklame. Der Rechtsanwalt nagelt nur sein Schild an. Das ist seine Reklame. Mehr darf er nicht tun. Ist er aber geschickt, dann hält er Vorträge, tritt in . . . zig Vereine als Mitglied ein und macht auf diese Weise die Klientel auf sich aufmerksam. Der Arzt kann zunächst auch nichts weiter tun, als ein Sprech zimmer einrichten, ein Schild und eine Nachtglocke anbringen und auf Patienten warten. Das genügt aber tatsächlich heut zutage nicht mehr. Auch der Arzt braucht Reklame, wenn er Pa tienten finden will, die sich ihm anvertrauen, und er braucht sic sehr notwendig, weil er ohne deren Honorare für seine Bemühun- gen nicht leben kann. Er darf aber keine — wenigstens keine auffällige — Reklame machen. Was wird da ein findiger Arzt tun? Erlist andauernd »verreist« oder »von der Reise zurück«, das ergibt bei einer Reise im Winter nach der Riviera, im Früh ling nach Tirol, im Sommer nach Norwegen und im Herbst nach dem Schwarzwald mindestens 4X2X6 — 48 Inserate jährlich, denn einmal zu inserieren hat doch keinen Zweck, das kann ja kaum Beachtung finden, und bei sechsmaliger Aufgabe geben die Zeitungen meistens den oder fast den Höchstrabatt. Oder man mimt in Sport. Erstens gibt es dabei oft Verletzte, denen man schnell beispringt und die man dadurch zu geretteten Rettern der eigenen Existenz macht, und zweitens wird man bekannt. Manche Kaufleute, Fabrikanten und Gewerbetreibende wol len aber sich und andere glauben machen, daß es auch ohne alle Reklame geht. Soweit die Verwendung eines besonderen Verkaufsstandes (Laden), von Schaukästen, Schildern, von be sonderer Beleuchtung und dgl. in Frage kommt, kann von einem Geschäft ohne Reklame schon nicht gesprochen werden. Eine Möglichkeit ist denkbar, daß Geschäfte getätigt werden und keine Reklame angewendet wird. Man kann nämlich in der Wohnung z. B. ein Schuhwarenlager haben, trägt selbst Schuhe daraus, die möglicherweise gut gefallen, gewissermaßen Aufsehen erregen. Nach der Bezugsquelle gefragt, gibt man den entsprechenden Hin weis und kann mit der Zeit ein gutgehendes Geschäft sein eigen nennen. Ebenso würde es sich mit dem Verleger verhalten, der ein Buch herstellt und auf Lager legt, wartend, bis Nachfrage cintritt, die immerhin auch ohne jeglichen Hinweis auf das Er scheinen denkbar ist. Hier wäre Voraussetzung, daß jegliche, auch die mündliche Empfehlung unterbleibt, denn diese ist eben auch Reklame. Ein gänzlich untätiges Verhalten kommt also an und für sich kaum vor, weil es der Natur des Menschen, der sich gern Mitteilen will, widerspricht. Sogar die Schneiderin und Putzmacherin, die das Gespräch geschickt auf das einschlägige Ge biet zu bringen weiß und sich selbst empfiehlt — was ich ganz in der Ordnung finde —, macht ihre Reklame. Soweit man sich mit den Erfolgen dieser einfachen Werbetätigkeit begnügt, mag es gehen. Ob es aber nicht mehr im Interesse der Hebung der Volkswirtschaft liegt, wenn jeder Verkäufer größere Ausdeh nung feines Absatzes erstrebt, ist eine andere Frage. Bisher hat es sich noch immer gezeigt, daß der gesteigerte, vernünftige Wettbewerb Schrittmacher der sogenannten Kultur war, ist und wohl auch bleiben wird. Schließt man sich der landläufigen Ansicht an, daß ein Ge schäft mit seinen Darbietungen und Einrichtungen an sich (im Gegensatz zu meiner Ansicht) noch keine besondere Reklame dar stellt, und behauptet man dann, daß man ohne weitere Re klame gut auskommen kann, wenn man nur gute Ware auf den Markt bringt, die von selbst wirkt, so kann man auch diese Mei nung als irrig bezeichnen. Begnügt sich der Kaufmann mit den Erfolgen, die er ohne besonderes Zutun erzielt, dann ist es gut. Falsch ist aber auf jeden Fall die Annahme, daß es hier ohne Re klame ebensogut wie mit einer solchen geht. Es gibt so viele Erfindungen, die durch die patentamtlichen Veröffentlichungen manchmal sehr weiten Kreisen bekannt werden und trotzdem nicht größere Verwendung finden, wenn nicht Werbearbeit bei den Interessenten ihre Schuldigkeit tut. Hier brauche ich Wohl keine Beispiele anzuflihren, denn jeder Leser wird selbst genügend da von wissen. Warum finden Schreib-, Kopier- und Rechenmaschi nen nicht viel mehr Verwendung, als es tatsächlich der Fall ist? Würde sich der Laie jemals über den Nutzen und die Wirtschaft lichkeit eines Staubsaugcapparats Rechenschaft oblegen können, wenn er nicht durch die Reklame des Fabrikanten und des Händ lers zum Nachdenken angeregt wird, ob dieses Gerät der bisheri- 341
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