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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.03.1915
- Strukturtyp
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- 1915-03-13
- Erscheinungsdatum
- 13.03.1915
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. ^ 59, 13. Mürz 1915. großen Kriege früherer Zeiten zu einem Vergleich Passen, erhellt schon daraus, daß der Winterfeldzug Napoleons gegen Rußland den Anfang dom Ende für den großen Korsen bedeutete, wäh rend uns 190 Jahre später gerade die kalte Jahreszeit, nach An sicht bedeutender Strategen, in einem Kampfe gegen Rußland günstigere Aussichten bieten soll, als der Sommer. Der Vergleich mit dem Siebenjährigen Krieg, den ein Schriftsteller (ich glaube, es war Paul Harms) im »Berliner Tageblatt« zog, mag in po litischer, er kann aber m. E. kaum in wirtschaftlicher Beziehung zutreffen. Besonders über die Gestaltung der Rechtslage durch den Krieg war man sich nicht klar. Die beständige und vorherrschende Auffassung des Laien, daß ein Krieg größten Matzstabes zwischen mehreren Nationen, ein sogenannter Weltkrieg, nicht zu befürch ten sei, weil unmöglich eine Regierung die Verantwortung für die Entfachung eines solchen riesigen Weltbrandes übernehmen könne, hatte keinerlei Erwägungen über die etwa zu treffenden Vorsichtsmaßregeln gezeitigt. Als nun aber trotzdem das Un glück — den meisten gänzlich unvermutet — hereinbrach, wußte man zuerst nicht, wie man sich zu Verhalten Habs. Eine durch gehende Stockung im ersten Kriegsmonat war die natürliche Folge. Ein allgemeines Moratorium kam glücklicherweise nicht. Einige Erleichterungen, die bedrängten Schuldnern und Kriegs teilnehmern durch Gesetz gewährt wurden, genügten, einen kriti schen Zustand zu verhindem. Das deutsche Wirtschaftsleben zeigte sich über Erwarten leistungs-und widerstandsfähig, und es stellte sich schon nach kurzer Zeit heraus, daß verschiedene unsin nige Maßregeln, die in der ersten Aufregung getroffen worden waren, viel geschadet hatten. Die Reklame aller Art litt durch den Ausbruch des Krieges mit am.schwersten. Bestand die Notwendigkeit, gewisse Ein schränkungen im Hinblick auf die Kriegslasten vorzunehmen, so zeigte sich nur zu bald, daß man die Reklame — als vermeintlich größten Luxus — in erster Linie einschränkte oder ganz einstellie. Unbegreiflich ist, daß nicht nur verschiedene Interessengemein schaften, sondern auch Behörden Beschlüsse faßten, die der Re klame schweren Schaden zusügten. Es sei nur daran erinnert, daß das Oberkommando in den Marken die Fortführung jeglicher Lichtreklame verbot. (Jetzt ist sie wieder gestattet und wird auch teilweise weiter betrieben.) Das erste war, daß der weitaus größte Teil der Beteiligten die Aussetzung oder gar die Auf hebung aller Aufträge für Reklame (Inserate, Druck von Katalo gen und Prospekten, Herstellung von Plakaten und Reklame artikeln aller Art) wünschte. Die Zeitungs- und Zeitschrifteu-Ver- leger, die Hersteller von Reklameartikeln, die Druckereien, Karton- nagenfabriken u. a. m. wissen ein Lied davon zu singen. Man er achtete jede Reklame für einen während eines Krieges nicht zu rechtfertigenden Luxus und wollte ihr infolgedessen den Lebens- sadcn abschneiden. Der Frage, ob man während des Krieges die Reklame wie der aufnehmen solle, um sich wirtschaftliche Vorteile zu verschaf fen, oder ob man sie in Kriegszeiten entbehren kann, wollen wir nun nähertreten und untersuchen, ob, wie und inwiefern der Verleger und der Sortimenter in Kriegszeiten für ihre Waren Reklame zu machen haben, und wie es ferner der Verleger anzu stellen hat, um auch in jetziger Zeit Jnserataufträge zu erhalten. II. Betrachtet man den Anzeigenteil verschiedener Zeitschriften und Zeitungen, besonders denjenigen des Börsenblattes, so wird man die Antwort auf die Frage: ob man während des Krieges die Reklame wieder aufnehmen solle, um sich wirtschaftliche Vor teile zu verschaffen, oder ob man sie in Kriegszciten entbehren kann, als gegeben erachten. Der Umfang von Ankündigungen über Bü cher, Lieferungswerke, Zeitschriften, Karten u. a. m. in Form von Anzeigen, Plakaten oder dgl. ist so groß, daß der Beweis dafür, daß der Buchhändler auch im Kriege nicht ohne Reklame auskom- men kann, erbracht ist. Es dürfte interessant sein, den Grund für diese Erscheinung zu erforschen. Weshalb hat im Frieden die Redensart, daß ein Geschäft ohne Reklame eigentlich nicht denkbar ist, seine volle Be rechtigung? Dem um die Gunst des Käufers werbenden Her steller oder Händler, der Reklame zu machen gewohnt ist, mag der Grundsatz, durch Reklame zu erreichen, daß der Absatz stell vergrößert, schon in Fleisch und Blut übergegangen sein. Der überzeugte Kundenwerber gibt sich selbst keine Rechenschaft dar über, warum er Reklame dieser oder jener Art bei diesem oder jenem Anlaß macht. Er wird vielleicht nicht einmal in der Lage sein, einem anderen eine ausreichende Erklärung für seine Denk- und Handlungsweise zu geben. Reklame muß sein, fertig!, wird Wohl die bündige Antwort aller überzeugten Kundenwcrber sein. Wobei man dann meistens den armen Tropf, der diese Über zeugung noch nicht erlangt hat, ob seiner Rückständigkeit bemit leidet. Nein, so etwas, keine Reklame machen und dennoch ein guter Kaufmann fein wollen? Ja, tatsächlich geht es ohne Re klame nicht mehr; in Friedenszeiten trifft diese Behauptung un bedingt zu! Warum? Schenkt man Worten berühmter Kausleute Glauben, so wird man schnell zu überzeugen sein. Besonders die Aussagen bedeutender englischer und amerikanischer Fabrikanten und Kauf leute, die den Deutschen bis vor einiger Zeit noch voraus waren, werden immer und immer wieder ins Feld geführt, wenn es gilt, Ungläubige zu bekehren. Einige allgemeine Betrachtungen wer den zur Erhöhung des Verständnisses beitragen, weshalb ich sie hier einflechten will. Die Reklame dient in der Hauptsache der Erhöhung des geschäftlichen Erfolges, unter Umständen auch an deren Zwecken, was hier unberücksichtigt bleiben kann, weil es nicht zur Sache gehört. Sie hat eine doppelte Aufgabe: einmal für die Verwendung bestimmter Erzeugnisse zur Befriedigung vorhandener Bedürfnisse zu wirken, zum anderen das Ver langen bestimmter Bevölkerungsschichten zur Verwendung be stimmter Erzeugnisse erst zu wecken. Es wird niemand von uns bestreiten, daß Schulbücher gebraucht und nutzbringend ver wendet werden. Unter diesen Umständen geht das Bestreben der Schulbücherverleger dahin, die Benutzung gerade ihrer Verlags- Werke, deren Vorzüge anderen gegenüber selbstverständlich in das rechte Licht gesetzt werden, auf diese oder jene Weise durchzu- sctzc». Die Reklame hat, ganz gleich, wie sie in solchen Fällen ausgcübt zu werden Pflegt, den alleinigen Zweck, befruchtend auf den Absatz zu wirken und zur Befriedigung vorhandener Bedürfnisse beizutragen. Ist nun sin anderer Fabrikant der Ansicht, daß Bild und Laut eine sehr wertvolle Ergänzung zu den gebräuchlichen Lehr mitteln darstcllen oder gar geeignet sind, solche in vorteilhafter Weise zu ersetzen, so wird er nach voraufgegangeuer Aufnahme einer einschlägigen Fabrikation das Bestreben haben, Anhänger für seine Erzeugnisse zu finden, um durch einen möglichst schwunghaften Handel damit zu verdienen. Daß nicht alle dahin gehenden Bemühungen von Erfolg gekrönt sind, lehrt die Praxis. Die Einführung des Anschauungsunterrichts, des Zeichnens nach der Natur (in diesem Falle nach naturgetreuen Modellen), die Anwendung des Sprechapparates zur leichteren Erlernung frem der Sprachen, der Kinematographie in Schule, Kirche und Haus u. a. m. geben den Beweis, daß es unter Umständen nicht schwer ist, die Nachfrage nach bestimmten Erzeugnissen anzuregen. Gibt cs auch viele Wege, um zum Ziele zu gelangen, so soll an dieser Stelle wenigstens auf einen wichtigen Umstand aufmerksam ge macht werden. Man vermeide grundsätzlich, in schriftlichen und mündlichen Offerten, in Inseraten und auf Plakaten — wenn es für neuartige Erzeugnisse durch Reklame den Weg zu ebnen gilt — nur eine Beschreibung zu geben und es der Urteils fähigkeit und dem Aufnahmevermögen des Lesers zu überlassen, die Nutzanwendung auf seine eigenen Bedürfnisse zu ziehen. Alan soll vielmehr darauf bedacht sein, in erster Linie in großen Zügen den Vorteil hervorzuheben, den das neue Erzeugnis diesem oder jenem schon gebräuchlichen gegenüber besitzt. Nun gibt es aber viele Menschen, besonders unter den Kauf leuten, die Worten nicht trauen, sondern Beweise sehen wollen: erstens dafür, daß es mit Reklame besser geht, und zweitens daß esnicht ohne Reklame geht. Wenden wir uns einmal den sogenannten Markenartikeln zu, so werden wir viele Tatsachen verzeichnen können, wonach es vielen Herstellern durch entsprechende Reklamemaßnahmen gelun-
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