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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.03.1915
- Strukturtyp
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- 1915-03-29
- Erscheinungsdatum
- 29.03.1915
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- Deutsch
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Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. 72, 29. März 1915. dadurch erkläre, daß bei Erlaß des Gesetzes im Jahre 1874 eine Anslchtskartenindustrie noch nicht bestand. Wenn man jedoch das Preßgesetz richtig auslegt und dabei insbesondere auch die Motive berücksichtigt, so kann es keinem Zweifel unterliegen, daß solche Druckschriften von der Bezeichnung frei belassen werden sollten, bei denen eine pretzpolizeiliche Kontrolle überflüssig erscheint, d. h. also solche, die keinen gedanklichen Inhalt haben. Bei den gewöhnlichen Ansichtskarten, die sich darauf beschränken, Glückwünsche dar- zubringen, Genreszenen dem Beschauer vorzusühren usw., trifft dies auch sicherlich zu. Bei der weiten Ausbreitung der Ansichtspostkarten ist es aber auch bekannt, daß Ansichtskarten sehr Wohl gedanklichen Inhalt haben können und sogar auch schon zu politischen Zwecken verwandt wurden. In der Judi katur hat man, diesem Umstand Rechnung tragend, auch von einer einheitlichen Regelung der Frage abgesehen. Es wird in bezug auf den Pretzgesetzlichen Bezetchnungszwang bet Ansichtskarten sehr scharf unterschieden, um was für Karten es sich dabet handelt. Solche Ansichtskarten, deren Inhalt auf politische Zustände oder Personen Bezug nimmt, werden als dem Bezeichnungszwang unterliegend angesehen, während man bei den harmlosen Glückwunschkarlen die Bezeichnung nicht fordert. Die Frage also, ob eine Ansichtskarte der Vorschrift des Preßgesetzes gemäß die Angabe von Drucker und Verleger aufweisen muß oder von dieser Vorschrift befreit ist, muß, wie Born im »Reichs-Preßgesetz« Seite 42 aussührt, als eine guaestio kneti angesehen werden, die in jedem einzelnen Falle der Erörterung bedarf. Das Landgericht I zu Berlin hat in einem Urteil aus dem Jahre 1908 auch ausgeführt, daß Ansichtskarten in der Regel als dem Verkehr dienend anzu sehen und daher den Ausnahmebestimmungen des H 8 Abs. 2 zu unterstellen seien. Die höchste Instanz für Preßvergehen in Preußen, das Kammergericht, hat bereits vorher in seiner Entscheidung vom 22. April 1901 mit aller Entschiedenheit den Grundsatz vertreten: »Es fallen daher gewöhnliche Ansichts karten unter die Ausnahme des Z 6 Abs. 2, nicht aber Post karten, welche einen politischen oder sozialen Inhalt haben. Auf letzteren muß also der Name des Druckers und Verlegers angegeben werden«. Trotz dieser klaren Entscheidung werden allerdings immer wieder Beschlagnahmen von Ansichtspostkarten versügt, so daß auch bereits vor Jahren die Interessenten beim preußischen Minister des Innern vorstellig wurden, um den Beschlag nahmen harmloser Ansichtskarten wegen angeblichen Preß- Vergehens entgegenzutreten. Fritz Hansen. Literatur-Institut Ludwig L Albert Last. Nachtrag I zum Verzeichnis ausgewählter Werke 1915. Neue Erscheinungen des Sommer-Halbjahres 1914. 8°. 88 S. Wien im Kriegsjahre 1915. Verlag von Lu d w i g L Albert La st. Preis 40 Heller. Ein fast unscheinbares, quittengelbes Heftchen liegt vor uns — nur der Katalog einer Leihbücherei. Und doch hat er uns mehr zu sagen als manches andere Bücherverzeichnis größeren Umfangs und prächtigeren Gewandes. Denn je länger wir uns mit ihm beschäftigen, desto offensichtlicher wird das geschäftliche Streben und das Or ganisationstalent seiner Herausgeber, die es verstanden haben, ihren aus einem Haupt- und vier Zweiggeschäften bestehenden Betrieb nicht nur den durch den Krieg geschaffenen neuen Zeitverhältnisfcn und Zeit- bedllrsnissen rasch und sicher anzupassen, sondern auch die Gelegenheit zu benutzen, den Inhalt des Katalogs außerhalb ausgetretener Bah nen derart zu gestalten, daß er auf der einen Seite dem Publikum eine schnelle und zuverlässige Orientierung ermöglicht, auf der andern dem Geschäftspersonal die Literaturberatung erheblich erleichtert. Man ist jm Buchhandel nur allzu geneigt, den Inhalt der Kataloge einem bibliographischen System unterzuordnen, das sich bei der Registrierung der Bücher beivährt hat, dem die Masse des Publikums aber hilflos gegenüberstcht, sobald es sich um die Auswahl irgendeines Buches han delt. Am meisten leiden unter diesem Mangel an Übersichtlichkeit und praktischer Handhabung unsere Weihnachtskataloge, in denen na mentlich die Gruppierung der schönwissenschaftlichen Literatur und der Jugendschriften viel zu wünschen übrig läßt, also derjenigen Artikel, von denen im wesentlichen der Erfolg des Geschäftes abhängt. Einen 418 bedeutsamen Schritt nach vorwärts hatte die Firma K. F. Koehler mit der Einfügung einer systematischen Übersicht von Romanen, Novellen, Erzählungen usw., nach ihrem Hauptinhalt gruppiert, allerdings nur in ihrem Barsortiments-Katalog gemacht, die in der letzten Ausgabe — wohl nur vorübergehend — in Wegsall gekommen ist. In dem vor liegenden Leihbibliothekskatalog ist das System in entsprechender Form übernommen und unter Zugrundelegung praktischer Erfahrungen weiter ausgebaut worden. Um das Interesse für das Buch auch während der Kriegszeit lebendig zu erhalten, ist der bekannte Mendheimsche Artikel »Der Krieg und das Buch«, der sicher neben mancher ähnlichen Erschei nung zur Belebung des vergangenen Weihnachisbüchermarktes beige- tragen hat, vorangestcilt. Ihm schließt sich die Gruppierung der schön wissenschaftlichen Literatur in salzenden Abteilungen an: Geschichtliche Romane (mit Unterabteilungen nach Zeitabschnitten), Romane über den Krieg 187V/71, Romane über den Weltkrieg 1914/15, Zukunfts romane, Militärromane, Lebensbeschreibungen in Romanform, Kunst geschichtliche und Künstlerromane, Theater- und Musikerromane, Ko lonial- und Reiscromane — Seegeschichten, Sportromane, Jagdge schichten, Fliegerromanc, Heitere und humorvolle Romane, unheimliche und Gespenstergeschichten, Erziehungs- und Entwicklungsromane, Ro mane für erwachsene Mädchen, Wien und Wienerisches in Roman und Schilderung, Geschichte und Sage smit Unterabteilungen). Dem Ge schmack und der Neigung des Lcsepublikums wird also in sehr weit gehender Weise entgcgengekommcn. Bemerkenswert ist außerdem die Abteilung Romane für erwachsene Mädchen. Bekanntlich ist es nicht leicht, die für dieses Übcrgangsalter geeigneten Erscheinungen zu bestim men, die von der süßlichen Backsischgeschichte über die leichte und harm lose Belletristik zum ernsteren, durch Lebenswerte bestimmten Roman hinführen sollen. Die gleiche sorgfältige Gruppierung verrät eine Sondcrabteilung von Werken wissenschaftlicher Richtung zur Kenntnis der letzten Kriege. Auch hier weiß der Benutzer des Katalogs sofort, wo er das Buch zu suchen hat, das er sllr seine Zwecke benötigt. Jm letzten Teile finden wir eine sorgfältige Zusammenstellung der neuen Erscheinungen des Sommerhalbjahres 1914, voran die schöne Lite ratur mit Romanen, Novellen und Erzählungen, Jugendschriften für Knaben und Mädchen, dramatischen Werken, Gedichten usw. Daran schließen sich die Titel der Neuerwerbungen der wissenschaftlichen Lite ratur und der Werke in französischer, englischer 'und italienischer Sprache an. Wer also in der Lektüre des »Neuesten« sein Hauptziel erblickt — und leider ist deren Zahl nicht gering —, findet auch hier alles hübsch beisammen. Als Ganzes dürfte der Katalog seine Zweckbestimmung nach jeder Richtung hin erfüllen. Für uns handelt es sich noch um die Frage, inwieweit die hier zur Geltung gebrachten Grundsätze sich auf die Ver triebsmittel des Verlages und Sortiments in Anwendung bringen lassen. Soweit es sich um das Gebiet der schönwissenschaftlichen Lite ratur und der Jngendschriften handelt, ist fast überall eine strengere Gruppierung und eine schärfere Charakterisierung möglich, insbe sondere aber in unseren Weihnachtskataloge», deren Unübersichtlich keit mit Recht beklagt wird. Man könnte hier noch einen Schritt weiter gehen und innerhalb der einzelnen Abteilungen anstelle der oft aus führlichen und allzu literarisch gehaltenen Besprechungen kurze sachliche Charakteristiken der einzelnen Erscheinungen fordern. Denn unsere Kataloge dienen weniger der literarischen Kritik — die den dazu be rufenen Blättern überlassen bleiben möge —, als der Reklame und Pro paganda. Von ihnen ist zu einem bestimmten Teile der geschäftliche Erfolg, unsere Existenz abhängig, Grund genug, der Bearbeitung die nötige Sorgfalt zuzuwenben. Dieser rein praktische Standpunkt sollte uns nahe legen, die erwähnten Charakteristiken nicht außerhalb unseres Berufes stehenden Autoren zu überlassen, sondern ihnen aus unserer geschäftlichen Erfahrung heraus eine zweckentsprechende Fassung zu geben. Auch der Verlag könnte hier mithelfen, indem er bei Aus gabe einer jeden Neuigkeit anstelle des oft so unsachlichen und über schwenglichen Waschzettels eine kurze Charakteristik des Buches schafft, die von den Katalog-Herausgebern im wesentlichen übernommen werden könnte. Wenn, wie zu erwarten steht, der Frieden dem Buchhandel neuen Aufschwung, der Verlagsproduktion neue Möglichkeiten und neue Ziele bringen wird, dann müssen notwendigerweise auch die Anforderungen wachsen, die wir an die Form unserer Vertriebsmittel stellen. Es kann sich dabei nur darum handeln, auf dem Gebiete der Reklame und Propaganda alles zu tun, um die bereits bestehenden Absatzgebiete in tensiver, als es bisher geschehen, zu bearbeiten, für die Inangriffnahme neuer aber die besten Werkzeuge einzufetzen, die uns zu Gebote stehen. Soweit wir sie noch nicht besitzen — wir alle kennen den Mangel — müssen sie geschaffen werden, muß die Kraft gefunden werden, die heute schon etwas lahm gewordene Bertriebsmaschine in schnellere Bewegung zu setzen und ihre Leistungen zu erhöhen. Dann wird mich der Erfolg, den sich der Buchhandel bei einem für uns günstigen Aus gange des Krieges verspricht, nicht ausbleiben. I,.
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