Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.04.1915

83, 13. April ISIS. Redaktioneller Teil. Titel »Tks Viupdis Sxsviul« veröffentlicht, wovon jetzt drei Nummern in Quer-Quartformat vorliegen: Nr. 1. 2: »Sir doün Trsnvk's desputedss« <47 und 40 S.) und Nr. 3: »Otkiviui nuvul dssputeüss« <48 S.) enthaltend. Diese Berichte erscheinen übri gens auch anderweitig in gesammelter Form, ein Val. I. der von French erstatteten bei Chapman L Hall <160 S. 8"); der über die erste Seeschlacht bei Helgoland als »Haitis Souvenirs, dlo. 1. Tbk! battls ok tbs Li§kt« <2 Bll., 20 S. Quer-4") im Verlag der Zeitschrift »Vucktinß Nontdiz-«. Wenn auch diese offiziellen Do kumente bei der englischen Manier, ihre Niederlagen zu vertu schen und ihre Verluste zu verheimlichen, nicht als zuverlässige Quellen der Kriegsgeschichte gelten können, so sind sie doch jeden falls besser als viele der übrigen Bücher. Ziemlich verfrüht er scheint es, von Anfang an Geschichten des großen Krieges heraus- zugeben, wie die seit September in Lieferungen erscheinende »Times Historx ok tbs rvur« (London: Tbs Times. 4°) oder »Tks Nan- vksstsr 6uaräian Historx ok tbk var« Manchester: John Hey wood. 2°), die ebenfalls in illustrierten Heften herauskommt; doch haben diese beiden dabei den Vorteil, daß sie in den einzelnen, in sich abgeschlossenen Heften mehr oder weniger abgerundete Ein zelbilder bringen. Kein Mensch ist bis jetzt imstande, eine Ge schichte des Krieges zu schreiben, und dämm haben Bücher, wie »Tbs bistorx ok tbs great rvar. 8x IV. Stanlsx dlasbsan Llligdt« Vol. I. (London: Oaxton Tubl. Oo. XIV, 210 S. 8°) oder »Tbs Standard bistorz- ok tbs rvar. 8z- Wallaes«. Vol. I. (London: Newnes. 159 S. 12") nicht den Wert, den man hinter einem sol chen Titel erwarten müßte. Schilderungen einzelner Schlachten und Belagerungen erscheinen namentlich in der Serie der »vuiiz- Telsgrapb rvar bovks« (London: Hodder L Stoughlon. 8°), die schon über 20 Bände umfaßt, unter denen sich allerdings auch ältere, aufgewärmte Bücher befinden. Zu den aktuellen gehören: »Laslcing tbrougk Lelgium. 8^ lidmund Dans« <176 S.), »Tbs kigkting rstrsat to Taris. 8z- Hoger Ingpsn« (VH, 192 S.), »Tbs eampaign round Tidgs. 8z- 3. dl. Lsnnsdz-« <188 S.), »Tbk kus- sian advanos. 8v Uarr Uurraz-« <192 S.), »Tbs vampaign in kus- sian Toland. 8z- l'srev Tross Standing« (VI, 186 S.) U. a. Der Verfasser des letzten Buches hat, als er es zum Druck gab, jeden falls die Ansicht gehabt, daß der Feldzug in Polen mit dem Rück züge Hindenburgs beendigt sei. Die Überraschung, daß das nicht der Fall war, merkt man den Schlußworten des Buches an, die eine Fortsetzung versprechen, vor allen Dingen aber dem bunten Schntzumschlag, auf dem der Titel nachträglich in »Tdekirsteam paign . . .« geändert ist. — Im übrigen gibt es noch eine große Menge von Schilderungen persönlicher Erlebnisse und von Zusam menstellungen einzelner Artikel der Kriegsberichterstatter größerer Tageszeitungen. Ihr Wert ist in der Hauptsache Wohl nich! groß. — Die Kriegsbilder sind sehr verschieden; auch die besten unter diesen Sammlungen bringen viel Phantasiegemälde und gelegentlich wohl auch direkte Fälschungen. Ziemlich, vielleicht ganz frei davon ist Wohl nur »Tbs Xavx and Xrmz- illustratsd« (London: Oouutrz- Tiks. 2°), auch in den Unterschriften der Bil der meist einwandfrei. Sonst aber sind namentlich die wortreichen Erklärungen unter den Bildem in einem so frechen und unver schämten Tone gehalten, daß man nicht recht versteht, wie das Publikrim sich das gefallen läßt. Andere Veröffentlichungen der- art sind: »Xsison's koitkvlio ok rvar pieturss« <Quer-2"), »UIus- trated War Xsvs« (Illustr. Tondos Xsrvs. Quer-4"), »Tbs War« (Nelson. 4°), »Tbs War 8ud§et« (vaitz- Tdroniele. 2°), »Tbs War iUustrated« (Lmalxamated Tross. 4°), »Tbs War Tietures« (Tondon Uiustratsd Wesklz-) u. a., meist wöchentlich erscheinend. Die beiden letzten arbeiten besonders in ihren Titelbildern fast nur mit Phantasieschilderungen oft schrecklicher Art oder mit ab sichtlichen Fälschungen; »Tbs War iUustrated« brachte u. a. das berüchtigte Bild »Tbs ksd Tross maobins xun«, das Maschinen gewehr im Wagen des Roten Kreuzes, ein typisches Beispiel be wußter Verleumdung. — Es bleibt nur noch zu erwähnen, daß der Weihnachtsmarkt auch einige Kriegs-Prachtwerkchen gesehen hat: »Impsrialism, and patriotism, and tbs Luroxeau erisis« (London: Black. 51 S. 2°), »Xiug LIbsrt's 8oob. L tribute to tbs 8slgiau b>u§ and psopls krom rsprsseutativs insu and rvvmsn tbrvu-ibont tbs vorid. 8d. dz- Hall Tains« (London: Hodder k Stoughton. 187 S. 4") und »Trinosss dlarx's boolr« (Ebenda. 3 Bll., 140 S. 4°), die zu wohltätigem Zweck veröffentlicht worden sind. Auch mehr als ein halbes Dutzend Jugendschristen über den Krieg sind bei dieser Gelegenheit erschienen. Kleine Mitteilungen. Gebrauch der sranzisiischen Sprache im Ober-Elsaß. — Im »Mül- Hauser Tagblatt« vom 7. April lesen wir folgende Verordnung: 1. An allen öffentlichen Orten, namentlich tn offenen Läden, Wirt schaften, ans Straßen und Plätzen, in Eisenbahnzügen und Straßen bahnwagen, wird innerhalb des deutschen Sprachgebiets im Ober-Elsaß der Gebrauch der französischen Sprache, außer durch Franzosen, die nicht deutsch sprechen können, und Kriegsgefangene, verboten. Die Verordnung des stellvertretenden kommandierenden Generals des XIV. Armeekorps vom 2. S. 1914, wonach l» den Gemeinden des franzö sische» Sprachgebiets die Abhaltung französischer Predigten zulässig ist, bleibt unberührt. 2. Zum sranzöstschen Sprachgebiet gehören nach der Verordnung der stellvertretenden Generalkommandos des XIV., XV., XVI. und XXI. Armeekorps vom 30. 1. ISIS (Verordnungsblatt der Armee-Ab teilung Gaedc Nr. 3 S. 28) im Bezirk Ober-Elsaß noch folgende Ge meinden: a) Im Kreise Altktrch: die Gemeinde Luttern, b) !m Krclse Rappoldtswetler: die Gemeinde Zell. 3. Wer diesen Bestimmungen zuwlderhandelt oder zu ihrer Über tretung auffordert oder anreizt, wird, wenn nicht schärfere Strafbestim mungen Platz greisen, mit Gefängnis bis zu einem Jahre bestraft (8 S Ziffer i> des preußischen Gesetzes über den Belagerungszustand). 4. Diese Verordnung tritt am 1. April ISIS in Kraft. A. H. O., den 18. März ISIS. Der Oberbefehlshaber: gez. Gaede. Beschlagnahme von Reiseführern (vgl. zuletzt Nr. 80). — Das stell vertretende General-Kommando des IX. Armeekorps hat die Beschlag nahme aller Reiseführer bei allen Buchhandlungen des Bezirks an- gcordnet und die Polizeibehörden um Ausführung ersucht, mit der Ein schränkung, daß die beschlagnahmten Führer den Buchhandlungen be lassen werden könnten, die den Verlaus tn jedem Einzelfalle von der Genehmigung der Polizeibehörde abhängig machen. Beschlagnahme von Metallen !m graphischen Gewerbe. — Das Kriegsminlstcrium in Berlin hat unterm 3. April nachstehende Be kanntmachung erlassen: Infolge der Beschlagnahme von Kupfer, Zinn und Antimon (Hartblei) hat sich eine besondere Regelung des Metall umlaufs ini graphischen Gewerbe als notwendig erwiesen. Die gewerb lichen Verbände und zwar Deutscher Buchdrucker-Verein, Verein Deut scher Schriftgießereien, Verein Deutscher Zeitungsoerleger, Bund der Chemigraphischcn Anstalten Deutschlands, Bund der Galvano- und Stereotypie-Anstalten und Deutscher Kupser- und Ttefdruckvcrband haben eine Metall-Vermittlungsstelle für dgs graphische Gewerbe (E. V.) mit dem Sitze in Leipzig (Deutsches Buchgewerbehaus) ins Leben gerufen, die vom Kriegsministerium genehmigt wurde. Alle be teiligten Betriebe werden ausgefordert, die Deckung ihres Bedarfs an Metallen »ach Maßgabe der Veröffentlichungen der angegebenen Verbände bzw. der Metall-Vermittlungsstelle für das graphische Ge werbe einzurtchtcn. Volksbildung in Rußland. — »Rußland hat für die Hebung der Kultur in den letzten 10 Jahren mehr getan als Deutschland tn Sv Jahren«, so klingt es in allen Variationen aus den englischen Zei tungen. Auch gebildete Russen, die ihr Vaterland lieben, entdecken plötzlich viele hervorragend gute Selten nicht nur am russischen Volke, sondern auch an seiner Regierung. Es handelt sich bei dieser Krage, um den Kulturstand des ganzen Volkes, um die Krage, was Rußland im Vergleich mit Deutschland für Volksbildung, Volksauf- klärung, Volkshygiene getan hat. In dieser Hinsicht sind einige Zahlen über den Stand der Volksbildung im Zarenreich von Interesse. Im europäischen Rußland kommen aus je 1000 Einwohner nur 42 Be sucher der niederen Schulen, gerade soviel wie in dem Kulturstaat Serbien. Rumänien weist bereits SV auf, Italien 84, Griechenland und Bulgarien je SO, Spanien 107, Belgien 124, Dänemark 132, Österreich- Ungarn 140, Frankreich 143, Schweben 140, Deutschland 147, England ISO, Norwegen 1S3, die Schweiz 154, Holland 180. Deutschlands Schulwesen erscheint hier — natürlich nicht Rußland gegenüber — aber gegenüber England etwas zurückgeblieben. Natürlich darf es nicht nach einer solchen Zahl allein beurteilt werden, man muß hierfür auch das mittlere und höhere Schulwesen heranziehcn, das in Rußland ebenfalls aus einer sehr tiefen Stufe steht. Eine Mittelstufe kommt 4SI