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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.04.1915
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- 1915-04-24
- Erscheinungsdatum
- 24.04.1915
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Redaktioneller Teil. 93, 24. April 1915. »Das waren einmal Thränen«, flüsterte die Nacht. Und aus andern grünte Lorbeer aus, frischgebliebencr grüner Lorbeer. Und wieder andere schüttelten sich. Da raschelte dürr gewordener Lorbeer auf den Boden. Und aus nochmals andern hoben sich betende, gläubige Hände, und es klang wie ein Choral. Und aus jenen ragten Sperre, klirrten Lanzen . . . »Bscht«, sagte die Nacht, »nun haben sie dir gezeigt, worin sie unter sich verschieden sind. Pass' aus, nun werden sie dir weisen, worin sie alle Brüder sind.« Da knickten die Sperre und die Lanzen ein, da schwanden der Lorbeer und die Wolkentränen, da verblaßten Narren kappen, Brillen — und heraus aus jedem Buche, dem kleinsten und dem größten, stieg — ein Herz. Die standen da in langen Reihen über allen Büchern und blickten uns an und zuckten leis . . . Da war es uns, als ob wir beten müßten. Aber plötzlich taten sich die Türen zu dem stillstem Raum in der Ausstellung weil auf, am Eingang und am Ausgang, und herein zog — die Ausstellung. An den Büchern mit den leise zuckenden Herzen darüber zog die Ausstellung vor bei, verneigte sich vor ihnen, zog weiter und verschwand. Was für ein wunderbarer Zug! Was für eine seltsame Huldigung! Maschinen kamen ohne Lärm aus Kurbeln und Gelenken, Räder rollten lautlos, und das Gestänge und Gezacke hob sich zu ehrfurchtsvollem Grüßen. »Die Industrie grüßt ihre Schöpfer«, raunte mir die Nacht zu. Der Handel rückte an mit stummen Tafeln und Tabellen. Aber aus den toten Zahlen reckte sich der Erfolg und ver neigte sich tief. »Des Handels Kapitäne begrüßen die Entdecker und die Denker, die ihnen neue Wege wiesen«, sagte die Nacht zu mir. Ein Strom von Körnern, Früchten, Tieren drängte durch die stillste Halle, hielt still vor den Büchern und den Herzen, staute sich ein wenig und neigte sich und floß dann wieder ab. »Die Landwirtschaft macht ihre Reverenz vor den Ge lehrten«, sagte die Nacht. Bilder zogen vorbei, Statuen zogen vorbei und neigten sich und schwanden. »Die Künstler danken sür das Feuer, das Dichter in ihnen entzündeten«, flüsterte mir die Nacht zu. Wie war der Zug so lang! Er wollte nimmer enden. Und all die Zeit hindurch schwebten die Herzen über den Bücherreihen und zitterten leise vor — Glück. Wir aber, die Nacht und ich, hatten nun doch die Hände gefaltet. Und ich zitterte mit den Herzen vor einer gewaltigen Freude, daß ich solches in der Ausstellung habe sehen dürfen. Fritz Müller. Eine Lösung der Schulbücherfrage? In meinem Artikel: »Das Schulbüchergeschäft« in Nr. 138 des Bbl. 1914, in der Zeit, wo die Lamentos über die Million, die jedes Jahr vom schulbücherkaufenden Sortiment in den Pa pierkorb geworfen werde, zahlreich waren, hatte ich einen Vor schlag gemacht, der dazu helfen sollte, die recht empfindlichen Verluste zu mildern und zugleich das Verhältnis zwischen Sorti mentern und Schulbücherverlegern, das häufig durch unerfüllt bleibende Umtausch- und Rücknahme-Gesuche recht getrübt wird, in rosigere Tinten zu tauchen. Der Vorschlag bezweckte den Zusammenschluß aller Sortimen ter eines Platzes — soweit es sich nicht um große Städte handelt — zu Schulbücherschutzbereinigungen. Die Mitglieder sollten ihren Gesamtbedarf zusammen beziehen und sich gegenseitig verpflich ten, einander nach Bedarf mit Exemplaren auszuhelfen, letzteres gegen Barzahlung mit einem nach Übereinkunft festzusetzenden Aufschlag auf den Original-Nettopreis. Wie ich nun inzwischen feststellen konnte, bestanden schon früher ähnliche Einrichtungen oder wenigstens haben hier und da, 570 wo buchhändlerische Vereinigungen bestehen, Versuche des ge meinsamen Bezugs stattgefunden, ob aber mit der in jenem Ar tikel von mir empfohlenen Erweiterung der gegenseitigen Aus hilfsverpflichtung, ist mir nicht bekannt geworden. Gerade diese letztere aber ist mindestens ebenso wichtig wie der gemeinsame Bezug, denn durch sie wird erst der in der Einrichtung steckende soziale Fürsorgegedanke verwirklicht, während der gemeinsame Bezug allein nur den ersten Schritt zu dem erstrebten Ziel be deutet. Nun zeigen die vielen Jeremiaden und die z. T. auch gegen die Schulbücherverleger gerichteten recht ausfallenden Notschreie, die auch dieses Jahr wieder laut wurden, daß es noch viele Städte gibt, wo die Kollegen sich nicht der Mühe unterziehen wollen, Versuche wie die vorgeschlagenen zu machen. Fühlt man den Herren auf den Zahn, so kommt als Ursache gewöhnlich das Mißtrauen gegen den lieben Nächsten, in diesem Falle den Kol legen heraus, der beileibe nicht erfahren soll, was sein Kollege, Freund und Leidensgenosse für einen Bedarf an diesen Zank äpfeln von Schulbüchern hat. Liebe Zeit, wer das erfahren will, erfährks ja doch, und was kann es dem A. verschlagen, wenn B. weiß, daß er drei Exemplare des Lesebuchs für die erste Klasse mehr braucht, während er von dem in der zweiten Klasse ge brauchten vier Exemplare weniger benötigt? Alle Welt strebt nach Aufklärung, nur der Sortimenter, der Kulturträger, nicht. Da wirkt recht erfrischend und herzerhebend, was die Saar brückener Buchhändler untemommen haben, um den Schulbücher jammer in ein gutes Schulbüchergeschäft umzuwandeln. Sie sind über meinen Vorschlag noch um einen Schritt hinausge gangen, um sich auch noch die Arbeit zu vereinfachen. Die Organisation dieser Schulbücher-Schutzvereinigung ist folgende: Alle schulbücherverkaufenden Kollegen haben sich zusammengetan und angegeben, welchen Bedarf sie bisher durchschnittlich von jedem Buche gehabt haben. Nach dem vorliegenden, von den Schuldirektionen bereitwilligst gegebenen Material ist dann fest gestellt worden, wieviel voraussichtliche Abnehmer für jedes Buch vorhanden sein werden, und demgemäß sind die Lager, bedürfnisse unter Abzug der in den beteiligten Handlungen noch von früher her auf Lager befindlichen Exemplare von den Ver legern bestellt worden. Für den Verkauf ist mit Zustimmung der Schuldirektionen für die kurze Zeit ein günstig gelegener gerade leerstehender Laden gemietet worden, und in diesem spielt sich nun das ganze Saarbrückener Schulbüchergeschäst ab. Das nötige Verkausspersonal stellen die Beteiligten je nach Überein kunft und wie es entbehrlich ist. Die von früher vorhandenen Bestände werden von jeder Handlung nach dem Zentralverkaufs lokal geschafft, und jede hofft, daß diesmal tabula rasa gemacht wird. Die Verteilung der Einnahmen und Ausgaben erfolgt dann nach Maßgabe des bisherigen Durchschnittsabsatzes der Beteiligten, wie sie ihn vorher angegeben haben, während die Einnahme für die von früher vorhandenen und verkauften Werke dem Einlieferer derselben voll zukommt. Die Unkosten werden im Verhältnis verteilt. Es ist sehr zu wünschen, daß nicht nur die alten Vorräte, sondern auch die neuen alle verkauft werden und damit ein recht günstiges Resultat erzielt werde. Ich werde nicht verfehlen, dieses interessante Ergebnis an dieser Stelle bekanntzugeben, sobald es abgeschlossen vorliegt. Jedenfalls kann als sicher angenommen werden, daß der Er- folg eines solchen einmütigen Zusammengehens ein guter sein wird. Einmal bringt der gemeinsame Bezug eine ganz erhebliche Unkostenverminderung mit sich, die sich im Spesenbuch des ein zelnen sehr angenehm bemerkbar machen wird. Dann schützt das Zusammenwirken vor Anhäufung von Ladenhütern, die nicht: selten einen großen Teil des Gewinnes verzehren. Ferner ver ringert sich die Notwendigkeit, bei den Verlegern wegen Umtauschs oder Rücknahme vorstellig zu werden, auf ein Mininuun oder fällt vielleicht nach und nach ganz fort, womit auch die kriege- rischen Auseinandersetzungen schwinden und einem idyllischen Frieden Platz machen. Und schließlich haben die Beteiligten all das Durcheinander, das der Schulbücherverkauf ins Geschäft bringt, und wodurch der regelmäßige Gang des Geschäfts aufs nachteiligste beeinflußt wird, abgeschoben. Erweist sich diese Einrichtung der Saarbrückener Kollegen als lebensfähig, dann.
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