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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.04.1915
- Strukturtyp
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- 1915-04-29
- Erscheinungsdatum
- 29.04.1915
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F 97, 29. April 1915. Redaktioneller Teil. «Die Sicherung der deutschen Forderungen im feindlichen Auslande wird, soweit es sich um Forderungen von Sortimentern und Antiquaren handelt, eine der Hauptaufgaben sein, die uns bevorstehen. Der Handelsvertragsvcrein hat sich bereits an den Reichskanzler gewandt mit dem Ersuchen, er möge die Körper schaften, die als Vertretungen der Handels- und Jndustriekreisc in Frage kommen, zu gegebener Zeit zu einer vertraulichen Be sprechung zusammenrusen. Wir haben Vorsorge getroffen, daß der Buchhandel bei einer derartigen Beratung nicht unvertreten sein wird.« Da gerade im Buchhandel die Art, wie diese Forderungen zweckmäßig anzumelden und zu sichern sind, außerordentlich große Schwierigkeiten machen wird, sollten die Beteiligten, namentlich die Spezialgeschäfte, sich rechtzeitig zusammentun und sich über eine Form der Anmeldung einigen, die ihnen die Erfüllung ihrer Ansprüche sichert, ohne daß ihnen die Wiederaufnahme ihrer Be ziehungen erschwert wird. Die zweite Frage ist die Rückführung der entlassenen Mannschaften in ihren bürgerlichen Beruf. Wir alle müssen bedenken, daß das Deutsche Reich 6—7 Millionen Menschen unter den Waffen hat, deren Wiedereinordnung in bürgerliche Verhältnisse ein Problem bildet, wie ein solches noch nicht gestellt worden ist, da ähnliche Truppenmassen bisher noch niemals ver wendet worden sind. Schon jetzt müssen Maßregeln beraten werden, wie dieses Problem ohne Schaden für die Wirtschaft, ohne Schaden für die Menschen gelöst werden kann. Rach ge schlossenem Frieden wäre es zn spät dazu. In dieser Erkenntnis hat der Reichskanzler aus den 30. April eine Konferenz einberusen, die beraten soll, welche Maßregeln erforderlich sein werden, um den entlassenen Mannschaften wieder Arbeit in ihren bürgerlichen Berufen zu verschaffen, ohne eine Überschwemmung des Marktes mit Arbeitskräften herbeizuführen. Unter der Überschrift: »Der Reservisten-Nachweis« hat Professor Or. I. Jastrow im Ber liner Tageblatt Nr. 205 vom 24. April die Frage nach allen Seiten in einem Aussatz beleuchtet, den ich aufmerksamer Beachtung an gelegentlich empfehle. Diese Frage hat sür den Buchhandel »och eine ganz besondere Tragweite. Wenn der Buchhandel nicht vor dem Frieden Vor sorge trifft, die rückkehrenden, jungen Buchhändler wieder in unserm Beruf uuterzubringen, so läuft er Gefahr, daß viele und vielleicht gerade die tüchtigsten dem Buchhandel den Rücken kehren. Kommt noch, wie viele erwarten, nach dem Kriege ein großer Aufschwung, so wird diese Gefahr für uns noch größer. Erfahrungen aus der sogenannten »Gründerzeit« nach dem Kriege 1870/71 legen diese Befürchtung nabe. Wie wird in dieser Ostermesse gezahlt werden? Dies ist eine Frage, wichtig sür Verlag und Sortiment. Am 15. März hat die gewohnte Berliner Abrechnung stattgefunden, und der Erfolg war ein überraschend guter. Mit geringen Ausnahmen sind die Zahlungen glatt eingegangen. Hoffen wir, daß dies auch zu Kantate der Fall ist! Diese Ostermesse wird sich ohne die Veranstaltungen be gnügen müssen, an die die regelmäßigen Besucher der Ostermesse gewöhnt sind. Ich hege die Hoffnung, daß dies nicht zum Schaden der einzelnen gereichen wird. Aus Mangel an Ablenkung werden sich die Kollegen enger einander anschliehen, und es wird manches besprochen und erwogen werden können, wozu in anderen Jahren die Zeit fehlte. Mit diesen Wünschen wollen wir uns zur Reise nach Leipzig rüsten! R. L. Prager. Der deutsche Buchhandel und das Ausland nach dem Kriege Eine der Hauptursachen des Krieges, den Deutschland mit seinen beiden Verbündeten gegen acht Feinde auszufechten hat, erblicken einsichtige Männer darin, daß es im Auslande an der wünschenswerten Aufklärung über Deutschland, seine politische nnd wirtschaftliche Entwicklung und Absichten fehlt. Der Hauptvorwurf wird gegen die Diplomatie des Deutschen Reiches gerichtet, ein weiterer Vorwurf aber trifft auch die Presse, insbesondere den zweifellos schlecht organi sierten Nachrichtendienst Deutschlands mit dem Auslande. Man wird zwar nicht beweisen können, daß der Krieg unterblieben wäre, wenn die in Rede stehenden Organe besser ge arbeitet hätten; es steht jedoch außer allem Zweifel, daß die leider im weitesten Umfange vorhandene Mißstimmung der für uns so wichtigen neutralen Mächte unmöglich in dem Matze vor handen wäre, wenn wir rechtzeitig für genügende Aufklärung ge sorgt hätten. Diese Aufklärungsarbeit muß unverzüglich in um fassendster Weise in Angriff genommen werden, und auf diesem Gebiete hat gerade der deutsche Gesamtbuchhandel eine überaus wichtige Aufgabe zu erfüllen. Es ist längst allgemein bekannt, daß die deutschen Buchhandlungen im Auslande da, wo sie von gebildeten und geschickten Männern in deutschem Sinne geleitet wurden, sich immer zu einem geistigen Sammelpunkt des betref fenden Ortes oder eines ganzen Landes ausgewachsen haben zum Segen des in Frage kommenden Landes, des einzelnen Buch händlers und des Buchhandels im allgemeinen. Ich will da nur auf die mir persönlich bekannten Buchhandlungen von C. Beck, jetzt Griechische Verlags-Aktiengesellschaft in Athen, F. Dicmer in Kairo, O. Keil in Konstantinopel, Kölling L Klappen bach in Chicago, Geo. Brumder in Milwaukee, Michaelis in Kap stadt, Steiger und Stechert in New Uork und M. Nüßler in Schanghai Hinweisen, ohne die Bedeutung der anderen dort be findlichen und der deutschen Buchhandlungen in Italien, Belgien, Holland, Rußland usw. herabsetzen zu wollen. Leider ha! aber der Buchhandel nicht immer in dem wün schenswerten Maße für das Deutschtum gearbeitet, wie es viel leicht möglich und nötig gewesen wäre, und hier gilt es einzu setzen, um das durch den Krieg erwachte oder neu angefachte Na tionalgefühl aller Ausländsdeutschen auszunützen durch Grün dung von neuen Buchhandlungen an Orten, wo solche fehlen. Da ich die Verhältnisse in den Vereinigten Staaten von Nordamerika, Mexiko und Kanada genauer zu kennen glaube, habe ich seit langer Zeit mich bemüht, die deutschen Verleger immer wieder darauf hinzuweisen, daß hier ein großes Gebiet unbe bauten Bodens für den Verlagsbuchhandel vorhanden ist. Ich erinnere an die Kantate-Versammlung von 1904, in der ich Gelegenheit nahm, in Entgegnung auf die Ausführungen meines verewigten Freundes, des Generaldirektors Schwartz, darauf hin zuweisen, von welch großer Bedeutung eine ge schickte Propaganda für deutsche Bücher in Nord amerika sein müsse. Auch in einer späteren Versammlung des Deutschen Verlegervereins machte ich darauf aufmerksam, daß ein gemeinsames Vorgehen der Verleger dem deutschen Buche in Amerika besseren Eingang verschaffen könne. Meine Stimme verhallte leider ungehört. Die bereits früher von den Reichsbehörden ausgehende Anregung, den buchhändlerischen Interessen in China eine wirksame Förderung zuteil werden zu lassen, hat damals ebenfalls zu keinem Ergebnis geführt, weil, wie der Börsenverein fcstgcstellt hat, die in Betracht kommenden Ver leger sich zu den nötigen Opfern nicht bereit gefunden haben. Nach dem Kriege wird dies nun hoffentlich alles ganz anders werden. Unter der für einen Deutschen selbstverständlichen Voraus setzung eines Friedens, wie wir ihn für unsere Fortentwicklung brauchen, wird das mächtige Anwachsen deutschen Geistes und deutscher Gesinnung in Nordamerika die Einrichtung einer ganzen Reihe von deutschen Einzelbnchhandlnngcn in den Vereinigten Staaten möglich machen, die sich naturgemäß auch mit dem Ver trieb englischer Bücher zn beschäftigen haben werden, um lebens fähig zu sein, die aber trotzdem einen großen Faktor in der öffent lichen Meinung Amerikas dnrstellen und sicherlich sehr viel zur Erstarkung des Deutschtums in diesem Lande beitragen werden. Als ich im Jahre 1904 zum letzten Male den ganzen nordameri- kanischen Kontinent bereiste, gab es, was so mancher sicherlich mit Erstaunen vernehmen wird, dort höchstens 50 regelrechte Buchhandlungen. Die Belletristik wurde meist in allen anderen Geschäften, Warenhäusern, Zuckerwarengeschäften und auf den Eisenbahnen Vertrieben; Schulbücher wurden direkt durch die Verbindung des Verlegers mit den Schulen Vertrieben, und auf 649
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