^ 102 5. Mai 1915. Künftig erscheinende Bücher. Mri«„bl°tt >. d. r»schn. Duchh»»d-i. 2751 ------ Erich Reiß Verlag ^ Berlin ^.62 ------ sI Mitte Mai erscheint: (A ReisedurchdmBelgischenKrieg Ein Tagebuch Von Heinrich Eduard Jacob Klein-4°. Umfang: ca. 20 Bogen ungebunden M. 4.—, bar M. 2.6O> Partie Leinenband M. 5.—, bar M. Z.Z5 j 9/8 Einband no. In Kommission mit 25 Prozent er Krieg ist ein Ausnahmezustand, der nur die Tat und immer wieder nur die Tat gelten läßt. Das ist das eine Moment, das auch diesmal für eine lange Reihe von Monaten alle wirklichen Künstler unter den Dichtern der deutschen Gegenwart zu taktvoller Zurückhaltung bestimmte. Das andere, vielleicht noch wichtigere Moment, das zu allen KriegSzeiten noch stets den Mund aller wahrhaften Dichter verschloß, ist ohne Zweifel das im Zeichen des Krieges verminderte Ansehen der Einzelindividualität. Krieger sein heißt sein Ich dem Wohle des Ganzen opfern; Künstler sein heißt sein Ich gegen alle Gleichmacherei behaupten. Der junge Dichter, Heinrich Eduard Jacob, hat in seiner „Reise durch den Belgischen Krieg" die Kraft dazu gehabt. Mit seinem Buch ist, während wir noch immer im Getümmel des Weltkrieges stehen, das erste deutsche Kriegstagebuch von künstlerischem Niveau zustande gekommen. Entzündbar durch sein Dichtertum und doppelt entzündbar durch seine Jugend — die er als eine naturwissenschaftliche Gegebenheit und nicht als Vorzug oder Schwäche angesehen wissen will —, stürmt dieser Autor die Kette der Eindrücke entlang, sich keinem verschließend, weder dem obersten Rausche der Deutschheit noch dem tiefsten Mitleid mit dem Besiegten. Zäh ringt er mit dem Chaos der Empfin dungen, und oft ist, was er schreibt, das Tagebuch eines Gemütsstreits zwischen Vaterlandsliebe und Weltbürgersinn geworden. Es ist ein Buch, das den vielzuvielen, die aus der kriegsmäßig so notwendigen Ausschaltung des Ich am liebsten gleich eine dauernd gültige Religion machen möchten, in diesen Tagen eine Frechheit dünken, vielen anderen aber, die die ebenso unpersönliche wie unkünstlerische Schilderungeart der bisherigen Kriegs literatur nachgerade als Ärmlichkeit empfinden lernten, eine wahrhafte Erfrischung sein wird.