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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.05.1915
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1915-05-15
- Erscheinungsdatum
- 15.05.1915
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. 110, 15. Mai 1915. von Franzosen zugegebenen ausnahmsweise schweren Vergehen der Be- i völkerung, auf eine summarische Vergeltung verzichtet und nur an den Häusern der erwiesener,nas;en Beteiligten ein Exempel statuiert. Tie beste Antwort auf die Frage, wie eigentlich die Schauerge schichten Liber die »deutschen Barbaren« ins Volk gekommen seien, gab ein alter Mann, der mir erzählte, daß seit Beginn des Krieges die fran zösischen Zeitungen spaltenlange Berichte über deutsche Greueltaten ge bracht hätten, wodurch Haß und Furcht der Bevölkerung aufs äußerste angestachelt worden seien. Schließlich sei aber die Quelle der Tataren meldungen völlig versiegt, denn seit dem Eintreffen der Deutschen gäbe es keine deutschfeindliche Presse mehr, und alle deutschen Soldaten, die ihm zu Gesicht gekommen seien, wären durchaus anständige Leute ge wesen. Ähnliche Urteile habe ich des öfteren gehört. In Dörfern und in Städten hat man sich nun an die Befolgung der Vorschriften der deutschen Etappenkommandeure gewöhnt, auch an ganz neue, wie z. B. das Verbot des Einfangens von Singvögeln und des Abhaltens von Hahnenkämpfen. Eine Verordnung aber lastet schwer auf der Seele oder besser auf dem Magen der Bevölkerung, nämlich die: L-Brot zu essen. Ich weiß nicht, wie das deutsche L-Brot schmeckt, da wir nach wie vor unser gutes Kommißbrot erhalten, doch dürfte die Zusammensetzung des heimatlichen L-Brotes der in den besetzten fran zösischen Gebieten angeordncten ähnlich sein. Das Brot ist auf jeden Fall schmackhaft, wenn es auch für einen französischen Gaumen, der an leichtes Weizenbrot gewöhnt ist, anfangs etwas schwer sein dürfte. Da hat denn sicherlich die deutsche Verwaltungsbehörde den Bewohnern der besetzten französischen Landstriche keine größere Freude bereiten können, als durch einen Maucranschlag, der bekanntgibt, daß von An fang Mai ab ein spanisch-amerikanisches Hilfskomitee reines Mehl fiir die Bevölkerung liefern dürfe. Nach langer Abwesenheit habe ich unlängst wieder einige Stunden in Lille verbringen können und gesehen, daß die Firma Georg Stilke jetzt an der Hauptstraße eine Verkaufsstelle für Zeitungen eingerichtet hat. Da das dortige Museum jetzt mit einem von der Kommandantur auszustellenden Schein besucht werden kann, habe ich von dieser Er laubnis Gebrauch gemacht. Zwar sind einige der in den oberen Stock werken nntergcbrachten Gemälde bei der Beschießung von Lille durch Glassplitter beschädigt worden, aber man kann noch eine ganze Reihe guter alter und moderner Bilder bewundern und wird einen solchen Genuß um so höher einschätzen, wenn es — wie in meinem Falle — der erste nach sechs Kriegsmonaten ist. Die berühmte Wachsbüste des »schönen Mädchens von Lille« ist übrigens nicht nach England geschafft worden, sondern erfreulicherweise an seinem früheren Orte verblieben. Auch hübsche Bucheinbände und kostbare illustrierte livres ä'kisnreg be finden sich in, Erdgeschoß, allerdings neben dem Schwert des Liller Scharfrichters. In unserem jetzigen Standquartier hören wir neuerdings beson ders nachts starken Kanonendonner. Meinem Quartierwirt, der ängst lich fragte, worauf die Feuerschlünöe gerichtet seien, antwortete ich: Voraussichtlich auf Dünkirchen. Da sagte er ganz verdutzt: Aber wo bleibt denn die englische Flotte?, worauf ich ihm nichts anderes sagen konnte, als daß wir Deutschen uns auch die gleiche Frage immer wieder vorlcgen! Sicher ist, daß die jetzige Kriegslage so recht die Wahrheit jenes Satzes beweist, den wir alle einst zu Beginn unserer militärischen Laufbahn hörten: Ein deutscher Soldat hat sich niemals über irgend etwas Gedanken zu machen, denn für ihn sorgt der liebe Gott, der Kaiser und sein Hauptmann! Mit herzlichen Grüßen verbleibe ich Ihr sehr ergebener Johannes Greßmann, Uffz. ö. Ldw. Kleine Mitteilungen. Vorsicht beim Vcrkaus von Städtc-Ansichtc». — Vom neutralen Aus land aus ist wiederholt der Versuch gemacht worden, Ansichten deutscher Städte, namentlich Süd- und Westdeutschlands, durch Buchhändler usw. zu kaufen. Gewünscht werden besonders solche Bilder (Ansichts- lartcn), die der Stadt und Umgebung ein besonders anfsallcndes Ge präge geben, wie Kirchen, Burgen, Ruinen und andere in die Augen fallende Bauwerke. Offenbar sind diese Bilder dazu bestimmt, feind lichen Fliegern die Orientierung zu erleichtern. Es muß daher drin gend davor gewarnt werden, diesen Ansuchen Folge zu geben. Vielmehr ist in jedem Falle der nächsten militärischen Dienststelle von solchen Versuchen Kenntnis zu geben. Versuche dieser Art sind mehrfach von einer Firma in der fran zösischen Schweiz, die eine Zweigniederlassung in Paris besitzt, an Buchhändler in Mainz, Pirmasens, Zweibrückcn gerichtet worden. Betrügereien mit der Kriegssürsorge. — Wie wir der »Wiener Zeitung« vom 8. Mai entnehmen, wurde am LS. April der Kaufmann August Beyer in Wien verhaftet, der Agenten mit Ansichtskarten angeb lich zugunsten des Ersten österreichischen Blindenvereins hausieren ge schickt, an Brutto-Einnahmcn 88 808 Kronen erzielt und dem Vereine bloß 11888 Kronen zngcwendet hatte. Die Kuverts, die je fünf Karten enthielten und 1 Krone kosteten, trugen den Ausdruck des Wohltätigkeits- zwcckcs und fanden hier und auswärts reißende» Absatz. Wegen eines ähnlichen Schwindels wurde am 9. Mai der Buchhändler Joses Dictl tu Wien, Kaiserstraße SS, verhaftet und dem Landesgericht cingelicfert. Er wird nämlich beschuldigt, viele tausende Kuverts, die Ansichts karten enthielten und den Vermerk trugen, daß bas Reincrträgnis an den Österreichisch-ungarischen Jnvalidendank zugunsten invalider Krieger abgeführt werbe, in den Verkauf gebracht zu haben. Von dem Ertrag von ungefähr W888 Kronen erhielt der Jnvalidendank nicht einmal ein Zehntel, nämlich bloß LS88 Krone». Den Löwenanteil be hielten Dietl und seine Snbunternchmer, die Agenten Alexander Tadler, Ladislaus von Branny und Josef Trey. Die drei Subunter- nchmcr wurden auf freiem Fnstc belassen, jedoch der Staatsanwaltschaft «»gezeigt. PersonalimihriAeil. Gefallen: bei einem Angriff vor Apern an der Spitze seines Zuges Herr AdolfOthmer, Vizefeldwebel der Reserve in einem Neserve- Jnfanterie-Negiment. Herr Othmer war wenige Wochen nach seiner Verheiratung bei Kriegsausbruch als Unteroffizier d. R. bei einem badischen Infanterie-Regiment eingerückt und nach seiner Versetzung zu dem aus Kriegsfreiwilligen bestehenden Regiment befördert und in Flandern mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet worden. Die Beileidskundgebungen seiner Vor gesetzten und Untergebenen zeigen, daß er ihnen als trefflicher Soldat lieb geworden war. Auch von seinen Vorgesetzten und Kollegen im Berufsleben wurde er hoch geschätzt. Nach gründ licher Ausbildung im Hause Curt Rother in seiner Heimatstadt Peine arbeitete Herr Othmer in den Firmen Moritz Schauenburg- Lahr, Gustav Fischer-Jena, Nicolaische Buchhandlung-Berlin, C. B. Faist-Montreux, Karl I. Trübner-Straßburg und Carl Meyer-Hannover, um schließlich im Hause I. Bielefelds Verlag in Freiburg i/Br. eine dauernde Vertrauensstellung einzunehmen. Große Hoffnungen sanken ins Grab mit diesem ernsten, hervor ragend tüchtigen und liebenswürdigen jungen Buchhändler. ferner: bei den Kämpfen um Npern infolge eines Kopfschusses Herr Rudolf Altendorf, der vor seiner Einberufung als Gehilfe im Hause Ernst Keil's Nachfolger (August Scherl), G. ni. b. H. in Leipzig tätig war. Gestorben: im Alter von 76 Jahren Herr Leo L i e p m a n n s s o h n in Berlin, Gründer des dort noch heute bestehenden bedeutenden Antiquariats. Der Verstorbene hatte am 1. Januar 1866 ein Antiquariat iu Paris gegründet, bas sich guten Fortgangs erfreute. — Der Krieg 1870/71 zwang auch Liepmannssohn, die Seiuestadt zu verlassen. Er wandte sich nach der Hauptstadt des jungen Deutschen Reiches und trat hier in die angesehene Buchhandlung Asher L Co., Berlin und London, ein. Am 1. September 1872 wurde er Teilhaber des Antiquariats dieser hochgeachteten Firma, schied jedoch am 31. Oktober wieder aus und gründete am 1. Januar 1874 in Berlin eine Buchhandlung für in- und ausländische Literatur, verbunden mit Antiquariat. Das Sorti ment ging im Jahre 1883 in andere Hände über, nnd Liepmannssohn konzentrierte sich nun auf sein eigenstes Gebiet, das Antiquariat, für das er sich die Musik und den Autographcnhandel als Spezialitäten erwählte. Besonders als Kenner der Musikliteratur hat sich Liep mannssohn einen Ruf erworben. Zahlreiche gediegene Kataloge sind ans seinem Antiquariat hervorgegangyn, über die auch öfters in diesem Blatte berichtet wurde. Im November 1903 verkaufte Liepmannssohn sein Antiquariat an seinen Mitarbeiter Otto Haas aus Frankfurt a. M. und zog sich ins Privatleben zurück. Konrad Bötzow f. — Der ständige Hilfsarbeiter des Hainburger Senats Oberregierungsrat vr. Franz Gustav Konrad Bötzow ist am 13. Mai nach längerem schweren Leiden im 59. Lebensjahre gestorben. Literarisch hat sich Or. Bötzow mehrfach betätigt. Er schrieb: »Ein fluß des Bodens auf Stand und Entwicklung der preußischen Viehhal tung«, »Wohnungsfrage in England« und »Grundriß der Verfas sung und Verwaltung des Deutschen Reiches und des hamburgischcn Staates«.
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