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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.05.1915
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- 1915-05-15
- Erscheinungsdatum
- 15.05.1915
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nehmungen anzureihen. Damit hat sich auch die Stellung des Börsenblattes wesentlich verbessert, insofern, als es seinen wich tigsten Bestandteil: eben die deutsche Bibliographie nicht mehr aus fremder Werkstatt, sondern unmittelbar aus der Hand des Bör- senvereins erhält. Manche Forderung, die mit einer besseren und zweckmäßigeren Übersicht und Erschließung des Büchermarkts zusammenhängt, hat die Redaktion des Bbl. bisher zurückstellen müssen, da sie billigerweise einem Privatunternehmer nicht zuge mutet werden konnte. Wer die Statistiken in Nr. 96 und 107 aufmerksam gelesen hat, wird empfunden haben, wie viel gerade auf diesem Gebiete noch zu tun übrig bleibt, um nicht nur das Gegebene richtig einschätzen, sondern weitergehend auch die künf tige Produktion beeinflussen zu können. In seiner Rede bei der Schlutzsteinlegung in der Deutschen Bücherei erinnerte Geheimrat Siegismund daran, daß an diesem Tage 90 Jahre seit der Gründung des Börsenvereins der Deut schen Buchhändler verflossen seien. Ursprünglich als Abrechnungs verein zum Zwecke der Erleichterung und Vereinfachung des Verkehrs der Mitglieder untereinander gegründet, hat der Bör senverein den Kreis seiner Aufgaben immer mehr erweitert und sich die Pflege und Förderung des Wohles des deutschen Buch handels und seiner Angehörigen in weitestem Umfange angelegen sein lassen. Schon diese Erweiterung seiner Wirksamkeit mußte den Börsenverein in demselben Maße mit der Öffentlichkeit in Verbindung bringen, in dem sich die Erkenntnis Bahn brach, daß alle Arbeit eines Berufsstandes ihre Bedeutung durch den Nutzen erhält, den sie für die Allgemeinheit hat. Vor Jahres frist ist diese Auffassung vielfach noch mit skeptischem Lächeln ausgenommen worden. War doch die Lehre, daß jeder, ob Privatperson oder Verein, in erster Linie die Auf gabe habe, seine Interessen in den Vordergrund zu stellen und es dem Staate zu überlassen, einen Ausgleich der Gegensätze zu bewirken, so allgemein verbreitet, daß man kaum einen an deren Lebenszweck kannte, als die Gewinnung von Einfluß und Macht, um sie im Sinne einer möglichst weitgehenden privaten Jnteressenpolitik zu gebrauchen. Der Krieg ist uns auch in die ser Beziehung ein guter Lehrmeister geworden, und es wäre nur zu wünschen, daß seine Lehren nicht so bald vergessen, sondern Teil unserer Lebensanschauung würden. Wie der Krieg die äußeren Lebensformen gewandelt und sie vereinfacht hat, indem er uns vor die Notwendigkeit stellte, auf vieles, was uns Bedürfnis erschien und doch nur Luxus ist, zu verzichten, so hat er auch unseren Anschauungen über den End zweck unserer Arbeit eine andere Richtung gegeben. Würde der Krieg nur den Erfolg zeitigen, daß an die Stelle eines Volkes, das in dem Zusammenraffen materieller Werte das einzige Ziel seines Strcbens erblickt, ein anderes mit gleichen oder ähnlichen Anschauungen tritt, so müßte man diesen Krieg auch dann noch bedauern, wenn Deutschland — wie wir alle hoffen — daraus als Sieger hervorgehen würde. Denn sein Schicksal würde sich später in ähnlicher Weise erfüllen wie das seiner Vorgänger in der Weltherrschaft, da dazu nur ein Volk berufen sein kann, das, ohne den festen Boden der Wirklichkeit unter seinen Füßen zu verlieren, den Idealen der Menschheit zunächst im eigenen Hause eine Freistatt gewährt. Diese Ideale aber, wie wir sie verstehen, haben nichts gemein mit dem ver schwommenen Glückstraum der Menschen von möglichst großem Lebensgenuß, bei denkbar geringster Anstrengung. Sie lassen sich vielmehr in die Forderung zusammenfassen, daß jeder mehr noch als bisher seine Pflicht tun und sein Leben in den Dienst seines Volkes stellen müsse. Dann wird es sich, wie in der Fabel von den drei Ringen auf religiösem Gebiete, auch in kultu reller und wirtschaftlicher Beziehung erweisen, welche Natio nalität »die beste« ist. Mit anderen Worten, ob wir Recht haben, wenn wir an uns die höchsten Anforderungen stellen und in der freiwilligen Gebundenheit an die Interessen der Gesamtheit das oberste Gesetz unseres Handelns erblicken, oder jene, die den Le bensgenuß, »das Glück möglichst vieler« als das Ideal mensch lichen StrebenS betrachten. Solange nur Eigennutz die Welt re giert und jeder kein anderes Ziel kennt, als die Verbesserung seiner Lebensstellung oder die Erhöhung feines Einkommens, ohne Rück sicht darauf, welchen Nutzen seine Arbeit für die allgemeine Volks- 742 Wohlfahrt hat, kann das Endziel aller menschlichen Tätigkeit wie wir es sehen: die Erhaltung und Kräftigung unseres staatlichen Daseins nicht oder nur unvollkommen erreicht werden. Sind wir aber einmal zu der Erkenntnis gekommen, daß in erster Linie die Sorge um das Wohl und Wehe unseres Volkes steht, weil sie die natürliche Voraussetzung für die eigene Existenz bilden, so werden damit ganz von selbst alle verschwommenen kosmopolitischen Bestrebungen zurücktretcn. Nichts wird davon übrig bleiben als der Wunsch, sich überall in der Welt umzusehen, ob sich zur Durchführung dieses Zweckes nicht noch bessere und ge- eignetere Mittel finden. Mag auch der Preis des Kampfes, um den heute die Nationen auf den Schlachtfeldern ringen, weder hüben noch drüben deutlich erkennbar sein, darüber, daß es in diesem Kriege auf die Schwächung, ja mehr noch, auf die Ver nichtung des Deutschtums und seiner wirtschaftlichen Interessen abgesehen war, haben unsere Gegner keinen Zweifel gelassen. Wissen wir aber, worauf es in diesem Kriege ankommt, so können wir auch nicht im unklaren sein, was wir jetzt und später zu tun haben. Denn der Charakter der Völker verändert sich so wenig von heute auf morgen wie der Charakter der Menschen. In folgedessen werden auch die Nationen, mit denen wir jetzt im Kriege liegen, von ihrem Plane, Deutschland zu vernichten, auch dann nicht abstehen, wenn ein für sie ungünstiger Ausgang dieses Ziel in weite Ferne rückt. Darum werden wir unsere Waffen blank halten und alles daransetzen müssen, daß ihnen nicht später ge lingt, was sie gegenwärtig nicht erreichen können. Die Nutzanwendung für den Einzelnen ergibt sich daraus von selbst. Da alles darauf ankommt, was eine Nation zu leisten vermag, so muß jeder seine Arbeit in den Dienst nationaler Inter essen stellen und diese zu stärken suchen, indem er sich bei all seinem Tun die Frage vorlegt, welcher Nutzen daraus der Ge samtheit erwächst. Bringt er so sein Ich und seinen Wirtschafts- detrieb, sei er klein oder groß, in einen organischen Zusammenhang mit dem Ganzen, so wird er bei einiger Selbstkritik bald an den Leistungen anderer den Wert der eigenen Leistung richtig ein schätzen und auch die Frage beantworten können, ob seine Arbeit der Gesamtheit Nutzen bringt, oder nur den Ertrag der Arbeit anderer verringert, ohne die Leistung zu steigern. Der Egoismus ist freilich das Bleibende in der Erscheinungen Flucht, aber es wird schon als ein erheblicher Fortschritt bezeichnet werden können, wenn wir ihm keine Loblieder mehr singen und das Ideal nicht in einem rücksichtslosen, nur auf das eigene Interesse ge stellten Geschäftsgebaren erblicken, sondern unsere Vorbilder unter den Männern suchen, die auch Opfer zu bringen wissen. Wenn es das Gesamtinteresse erfordert. Auch Büchermarkt und Buchhandel sind so wenig wie irgend eine anderer Wirtschastsbetrieb um ihrer selbst willen da, sondern weil die Allgemeinheit ihrer bedarf. Diese aber verlangt mit Recht von einem Berufsstand, daß er Produktion und Vertrieb in einer so zweckmäßigen Weise organisiert, daß sie dabei besser auf ihre Rechnung kommt, als wenn diese Funktionen von anderen Stellen übernommen würden. Sieht sie sich in diesen Erwar tungen getäuscht, so hat sie ein Recht darauf, daß Ab hilfe geschaffen wird, eben weil es sich um ihre An gelegenheiten handelt. Zunächst ist freilich die Frage der Bücherproduktion und des Vertriebs Sache des Buchhandels, dessen Ansehen in der Öffentlichkeit in demselben Maße gefördert wird, in dem ihm deren zweckmäßige Lösung aus eigener Kraft gelingt. Aus diesem Grunde hat der Buchhandel ein ganz er hebliches Interesse daran, daß die Konkurrenz in seinen eigenen Reihen nicht durch Schaffung überflüssiger Vertriebsstellen ins Unendliche vermehrt wird und daß man den Einzelnen nicht Wirt schaften lassen darf, wie er will, wenn sein Bestreben nur auf persönlichen Nutzen gerichtet ist. Wir unterstreichen diese Auf fassung besonders deswegen, weil die Befürchtung laut geworden ist, daß die dem Buchhandel durch den Krieg zugeführten zahl reichen neuen Kollegen es auch im Frieden für zweckmäßig halten könnten, sich mit Hilfe der Grossisten weiter zu betätigen. Zum anderen aber, weil uns gerade die durch den Zwischenhandel geschaffene Gleichstellung dieser Elemente ans allen Berufs kreisen als eine so ungeheure Verschwendung von Kapital und Arbeitskraft erscheint, wie sie kein Beruf verschulden darf, am
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