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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.05.1915
- Strukturtyp
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- 1915-05-18
- Erscheinungsdatum
- 18.05.1915
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- Deutsch
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^ 112, 18. Mai ISIS. Redaktioneller Teil. Börsenblatt s. d. Dlschn. Buchhandel. Aus belgischen Kirchen sind lediglich die Nubensbilder in Mecheln und Antwerpen, van Eycks Gentcr Altar, die Bilder des Dirk Bouts aus der Lömener Peterskirche und die Madonna des Michelangelo in Brügge von den verantwortlichen kirchlichen Behörden in Sicherheit gebracht worden. Alle übrigen belgischen Kirchen erfreuen sich des vollen Schmuckes ihrer Kunstwerke. Kommt man von Ostbelgien oder von Antwerpen, so fällt dem Besucher Flanderns sofort auf, wie wenig diese Landstriche unter den Zerstörungen des Krieges gelitten haben; kaum ein zer schossenes oder verbranntes Haus, lein Wald ist der Axt zum Opfer ge fallen. Dieser friedliche Eindruck wird verstärkt, wenn man hört, das; in Brügge die berühmtesten Kunstschätze der Stadt wie zn Friedens zeiten zur öffentlichen Schau gestellt sind, daß es möglich ist, sich im Johannes-Spital an Hans Memlings einzigartigen Meisterwerken zu erheben und im städtischen Museum seines Schülers Gerard David und seines Ahnherrn Jan van Eyck köstliche Schöpfungen zu bewundern. Tie kluge Politik des deutschen Befehlshabers hat diese Zugeständnisse von der Stadt zu erringen gewußt. Friedrich Nietzsche und die Engländer von heute. — In einem Vor trage, den der österreichische Schriftsteller und Reisende L. Leonhard vor einigen Tagen in der Wiener Urania hielt, kam er auch auf die eigenartige Stellung zu reden, die Friedrich Nietzsche in der englischen Literatur augenblicklich einnimmt. Während sich die Literatur des Jnselreichs sowohl in Zeitungen und Zeitschriften, wie auch in Büchern in den heftigsten Beschimpfungen Deutschlands erschöpft, und die deutsche Gcisteswissenschaft vom größten Teil des englischen Volkes geächtet wird, läßt sich bei Nietzsche gerade das Gegenteil bemerken. Einige fin dige Köpfe unter den dortigen Buchhändlern haben nämlich plötzlich ent deckt, daß der berühmte deutsche Philosoph durch seine Werke den Krieg Deutschlands gegen England nicht nur vorbereitet, sondern direkt hervorgerufen habe. So sind die einzelnen Bände der Schriften Nietzsches die in den englischen Buchläden zum Verkauf ausliegen, viel fach mit dem Vermerk versehen: »Der Mann, der den Krieg hervor rief«. Durch diese marktschreierische Ankündigung hat der Verkauf seiner Werke einen Umfang angenommen, der sich mit dem Vertrieb vor Ausbruch des Krieges auch nicht entfernt vergleichen läßt. Die »Volkstümlichkeit« des deutschen Denkers ist infolgedessen in England so groß geworden, daß sich sogar die »Dichtung« seiner bemächtigt hat, denn ein vielgelesener Roman hat ihn znm Mittelpunkt seiner Hand lung erwählt. Die entehrten deutschen Dramatiker. — Dem »Temps« zufolge hat die Loeietä äe8 ^uteur8 et 0ompo8iteur8 Vramatiyu68 alle deutschen, österreichischen und ungarischen Mitglieder, darunter Gerhart Haupt- maiin und Hermann Sndermann, ans ihren Listen gestrichen. Schiller und die Fremdwörter. — Zu den in letzter Zeit so oft mit Fug und Recht erhobenen Warnungen, nicht alle in die deutsche Sprache eingedrnngcncn Fremdwörter kurzerhand zu streichen, macht ein Leser der »Voss. Ztg.« auf das Schillersche Distichon »Der Purist« auf merksam: »Sinnreich bist du, die Sprache von gallischen Worten zu säubern; Nun, so sage doch, Freund, wie man Pedant uns verdeutscht.« Die Kirchen- und Pastoralkonfercnz in Meißen findet am 7. und 8. Juni statt. Am ersten Tage schließt sich an die Vorstandssitznng abends 7 Uhr eine Versammlung im Burgkeller an: Vortrag von Prof. I)r. Dalman iiber Jerusalem in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft; Aussprache. Am zweiten Tage findet vorm. Uhr Gottes dienst im Dom (Hofprediger Zenker-Dresden) statt. Vorm. 10 Uhr be ginnt die Tagung im Burgkeller: Vortrag des Geh. Hofrats Prof. Or. Seeliger-Leipzig iiber die englische und die deutsche Reformation; Vor trag des Prof. O. Naumann-Leipzig über Kriegserfahrnngen der Kirche; Besprechung. — In freier Verbindung mit der Konferenz hält am 7. Juni, nachm. 4 Uhr, der Sächsische Jerusalemverein (Vorsitzender Kirchenrat Vr. Wetzel-Bischofswerda) seine Hauptversammlung ab. Die Renten- und Pcnsionsanstalt für deutsche bildende Künstler in Weimar veröffentlicht soeben den 21. Geschäftsbericht. In der ersten Hälfte des Jahres 1914 mar der Verkauf von Kunstwerken äußerst be friedigend; nach Ausbruch des Krieges trat ein Stillstand ein. Das Anstaltsvermögen beträgt 1407138 außerdem besitzen die Ortsver bände ein eigenes Vermögen von 99 495 An 81 Pensionäre sind im verflossenen Jahre 20 079 ansgezahlt worden. Kommission zur Ausmerzung der Fremdwörter aus dem Thenter- bctricb. — Vor einiger Zeit ist in Berlin in der Geschäftsstelle des Deutschen Btthnenvereins eine Kommission zusammengetreten, die der Generalintendant Graf v. Hülsen-Haeseler einbernfen hat, um die Vor arbeiten für die Ausmerzung der Fremdwörter ans dem Theaterbetriebc zu leisten. An den vielstünöigen Beratungen, die unter dem Vorsitz des Generalintendanten v. Putlitz stattgefunden haben, nahmen teil: Ge heimrat vr. Ludwig Hoffmann, Geheimrat Professor Littmann, vr. Ludwig Fulda, Gymnasialdirektor Professor Or. Streicher, Kammer gerichtsrat Hanschmann, Exzellenz Graf Scebach, Geheimrat Marter steig und Rechtsanwalt Artur Wolfs. Der Kommission gehören außer dem noch an: Intendant Or. Eger, k. k. Hofoperndirektor Gregor und Intendant Emil Claar. Uber das Ergebnis der Verhandlungen ist auf der vor einigen Tagen abgehaltcnen Generalversammlung des Deutschen Bühnenvereins in Darmstadt Bericht erstattet worden. PersoimlnachlMeil. 75. Geburtstag. — Am heutigen Tage feiert Herr Kommerzienrat Hans Heinrich Neelam, der Seniorchef der Firma Philipp Neclam jun. in Leipzig, seinen 75. Geburtstag. Herr Hans Heinrich Neclam, der einzige Sohn von Anton Philipp Neclam, dem Gründer obengenannter Firma, hat eine gründliche Ausbildung als Buchdrucker und Buchhändler dnrchgemacht. Zunächst erlernte er im Geschäft seines Vaters den Buchdruck und ging dann zur I. C. Hinrichs'schen Buchhandlung in Leipzig, der er auch noch eine Zeitlang als Gehilfe angchörte. 1860—62 finden wir ihn bei Orell Fühlt L Co. in Zürich tätig, von wo er sich nach Brüssel zu Carl Marquardt begab, in dessen Filiale in Gent er ebenfalls einige Zeit arbeitete. 1863 erfolgte dann sein Eintritt ins väterliche Geschäft, dessen Teilhaber er am 15. März 1868 wurde. Dieses Datum ist von einer gewissen Bedeutung, denn im Jahre vorher war das große Unternehmen ins Leben getreten, an dem Hans Heinrich Neclam den größten Anteil hat: die »Universal-Biblio- thek«, deren erste Bändchen: »Goethes Faust 1. u. 2. Teil« 1867 erschie nen waren. Gegenwärtig liegt das 5760. Bändchen dieser Sammlung vor, die sich anfangs nur schwer einbttrgerte, aber bald durch die Kor rektheit ihrer Texte, die Sauberkeit ihrer Ausstattung und ihren bil ligen Preis allgemeinen Beifall fand. Gerade jetzt in der schweren Kricgszcit hat sich die Universal-Bibliothek als ein Allheilmittel für unsere braven Feldgrauen erwiesen. Millionen Bändchen sind ins Feld, in die Schützengräben gewandert und haben überall lebhafte Freude hervorgerufen, wie die zahlreichen Dankschreiben an die Ver lagsbuchhandlung beweisen. Sind doch die ziegelroten Bändchen leicht zn versenden und bilden auch in größerer Anzahl noch keine wesentliche Vermehrung des Gepäcks, das so schon schwer genug ist. Neben der Arbeit an der Universal-Bibliothek, der stets Herrn Neclams Fürsorge in erster Linie galt, widmete er auch der Druckerei seine Aufmerksamkeit. Um seiner Freude am Kunstdruck mehr Aus druck verleihen zu können, erwarb cr im Jahre 1896 von Hanschild in Dresden die Zeitschrift Universum, die er sowohl in bezug auf künstle rische Ausstattung, als auch durch gediegenen Inhalt in die erste Reihe der Wochenschriften stellte. Im Jahre 1908, beim Erscheinen des 5000. Bändchens der Univer sal-Bibliothek, wurde Herr Neclam, der seit dem Tode seines Vaters 1896 Älleininhabcr der Firma geworden war und seit 1906 von seinen beiden Söhnen als Teilhabern unterstützt wird, zum Königlich Säch sischen Kommerzienrat ernannt. Er kann heute mit großer Befriedi gung auf sein Lebenswerk zurückblicken, das nicht nur nach dem Worte des Psalmisten durch Mühe und Arbeit köstlich gewesen ist, sondern auch reiche Frucht getragen hat, die nicht nur ihm, sondern noch fernen Geschlechtern zugute kommen wird. Jens Birkholm ft. — Der dänische Maler Jens Birkholm ist im Alter von 46 Jahren nach längerer Krankheit in seiner Vaterstadt Faaborg gestorben. Auf einer großen Berliner Kunstausstellung er regte sein Gemälde »Hunger« Aufsehen; er wurde als Maler des Proletariats verherrlicht und ist der von ihm eingeschlagencn Richtung auch in seinen späteren Bildern treu geblieben. August Junkermann -ft — Am 15. Mai ist in Berlin der bekannte Reuter-Darsteller August Junkermann nach längerer Krankheit einem Schlaganfall im Alter von 83 Jahren erlegen. Seine Lebenserinne- rnngcn erschienen 1889 unter dem Titel »Memoiren eines Schau spielers«. Richard Schubert ft. — Der Adjunkt der Geologischen Neichsanstalt vr. Richard Schubert ist am 3. Mai in Westgalizien gefallen. Als Geologe hat sich vr. Schubert namentlich durch sorgfältige Karten- anfnahmen in Dalmatien und Mähren verdient gemacht. Außer dem galt er für Österreich als hervorragender Kenner der mikro skopischen Lebewesen der Vorzeit. Vor kurzem hatte er den geologi schen Teil des »Österreichischen Bäderbnches« bearbeitet, in dem die gesamten Heilquellen Österreichs einer wissenschaftlichen Darstellung unterzogen wurden. 751
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