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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.05.1915
- Strukturtyp
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- 1915-05-29
- Erscheinungsdatum
- 29.05.1915
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- Deutsch
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Nr. 12L. ^56^ j?hrttch?Äach^AerungN ^aum2S2^.^S^0M.:^ Nichts ^ UMMMÄMrstMerÄiis'öÄNeUlAjeMW'ffLMlLr)u'^ipz?a Leipzig, Sonnabend den 29. Mai 1915. 82. Jahrgang. Redaktioneller Teil. Fünfundzwanzig Jahre Deutsche Buchkunst. 1890-1914. Eine Vierteljahrhunderlschau in fünfundzwanzig Vitrinen mög lichst vorteilhaft, wenn auch nicht chronologisch dargcstellt durch F. H. E h m ck e - München. lFortscyuog zu Nr. IW.) Die zehnte Vitrine: Die Insel. Ähnlich wie bei der Gründung des Pan waren die Absichten und Ziele, die im Jahre 1899 zur Gründung der Insel führten. Nur daß hier eine kleine Grrchpe sich zusammcntat, drei Leute, Bierbaum, Hcymel und Schroeder, die mit literarischem und künst- lerischcm Instinkt ihren Publikationen von vornherein ein be stimmtes Gesicht gaben. Die entschlossene Form, die sich zuerst dem Zeitgeschmack ent- gegcnstellte, schuf wirklich in dem nun hereinflutendeu Meer der neuen Ideen eine Insel, ein Bollwerk, das sich endlich stark genug erwies, um darauf einen großen Verlag aufzubauen, der neben dem Diedcrichsschen den Mittelpunkt der neuen Buchgetverbebewc- gung bilden sollte. Das Kennzeichnende dieser Gründung war, daß sie ausge- sprochcnermaßen auf der Tradition fußte. Alte schöne Schriften kamen zur Verwendung, meist solche der wohlbcrühmtcn Offizin W. Drugulin in Leipzig. Auch hatte man sich die englischen Drucke angesehen und bei einzelnen Büchern Beardslcysche Zeichnungen Hochgebildet. Der Künstler, dem in den ersten Jnselerschcinuugen der weiteste Spielraum eingcräumt wurde, ist Heinrich Vogeler. Seine zarte lyrische Kunst kann fast als Symbol der ahnungsvollen Frühzeit unseres Buchgewerbes gelten. Da ist aus den Prospek te» des Unternehmens das Blatt mit dem wogenumspültcn, von Mauern umhegten Garteneiland, da sind die gestaltenreichcn Ini tialen und Titel zu Wildes »Granatapfelhaus« und dem »Ge spenst von Cantervillc«, da ist vor allem der schöne farbige Dop peltitel zu Hofmannsthals »Der Kaiser und die Hexe«, alles un leugbar von Beardsley beeinflußt, aber doch sehr persönlich in seiner jünglingshaft scheuen Art, wenn auch im geistigen Zusam menklang mit dem textlichen Teil nicht immer überzeugend. Bei R. A. Schroeder, der in seinen Bahnen wandelt, löst sich Vogelers Stil zu einer festlich poetischen Dekoration von Fe- stons und Gehängen. Walter Tiemanns Arbeiten zeichnet dieselbe diskrete Zurückhaltung aus, bei einer ausgesprochenen Vorliebe für die lichte Holzschuittkunst der italienischen Renaissance. Daß er zu deren Würdigung auch durch das Vorbild der englischen Buchkünstler gelangte, scheinen die unzähligen wvhlabgewogenen und in edler Form geschriebenen Buchtitel zu verraten, die ihr gut Teil mit dazu beitrugen, die Allgemeinheit über den Wert aufzuklären, den gut disponierte Schriftgruppen für das Bild eines Buches darstellcn. Es würde zu weit führen, hier noch alle die Aus gaben des Verlags aufzuführcn, die den Stolz unseres neuen Buchgewerbes ausmachcn. Es sei nur an die schönen Neu erscheinungen verschiedener Klassiker: Kleist, Heine usw. erinnert, die als Reisebeglcitung gedachte Großherzog Wilhelm Ernst-Aus gabe <in Antiquaschrift auf Dünndruckpapier), an das geschmack volle Dickens-Werk, an die stattlichen Lederbände der »Märchen aus Tausenundciner Nacht«, die Marcus Behmer schmückte, wie denn überhaupt zu den Aufgaben die verschiedensten unserer Auch künstler herangczogen wurden. Nicht allein das, sondern auch vom Ausland holte man die Kräfte. Grailh Hcwitt, ein Schüler Edw. Johnstons, schrieb die faksimilierte Ausgabe der »Bergpredigt«. Für einzelne Schrift- ^ titel wurde Gill, für den Holzschnitt der Schroederschcn »Odyssee« > Maillol gewonnen. Dieser Universalismus spricht sich am deutlichsten in dem Titel des jährlich erscheinenden Almanachs aus, der 1907 von Schroeder, 1908 von Kleukens, 1909 von mir, 1910 von Weiß, 1911 von Heine, 1913 von Preetorius, 1914 von Ticmann gezeich net wurde. Zur Vervollständigung des Bildes muß auch noch der Nachdrucke kostbarer und kulturgeschichtlich wichtiger alter Werke gedacht werden, die der Jnselverlag veranstaltete, als des bedeu tendsten darunter der Gutenbergschen Bibel (wenn derartige Auf gaben auch für die Entwicklung moderner Buchkultur keinen andern Wert als den der Anregung haben), ferner der an anderer Stelle noch zu erwähnenden Bücher der Ernst Ludwig-Presse und der drei Einrichtungen: der Jnselbücherei, der Bibliothek der 'Romane und der 2 ./k-Bände, mit denen billige und zugleich ge lschmackvolle Bücher für das große Publikum geschaffen wurden. I Mag Wohl durch die große Vielseitigkeit und Vielgestaltigkeit ! der Unternehmungen das anfänglich sehr bestimmte Bild des Ver- . lags etwas verwaschene Farben erhalten haben, so ist doch allen seinen Ausgaben ein gewisser Zug vornehmer Zurückhaltung und gepflegter Sachlichkeit nachzurühmcn, der Wohl als ein Erbe der patrizischen Gesinnungen seiner Gründer gelten kann, das durch den jetzigen Verlagsleiter aufs gewissenhafteste und dabei in sehr persönlicher Form verwaltet wird. m. Der neue Stil. Die elfte Vitrine: Die Darmstädter Künstler kolonie. Mit der Jahrhundertwende fetzt auch eine neue Ära in den Kunstgewerben ein. Das Jahr 1900 steht unter dem Zeichen der Darmstädter Künstlerkolonie. Die Kataloge ihrer ersten Ausstellung geben ein wunderliches Bild der damaligen Stilanschauung. Sie sind nach den Künstlern geordnet. Jeder hat seine eigene Form, ist so subjektiv gestaltet wie die Häuser der Künstler-Kolonisten. Partiz Hubers starre Ornamentik, Bürcks kräftiger, nur halbgelöster Naturalismus, Olbrichs spielerische Formenbehandlung (wofür auch ein Bei spiel in Holzamers »Spielen« gegeben), all das ist hier als Aus fluß der Zcitströmuug zu finden. Was allein sich kraftvoll durchsetzt, ist die Schrift von Peter Behrens. Zu gleicher Zeit wie die Darmstädtcr erste Ausstellung entstanden, dient sie als Type für deren Festschrift im Verein mit dem vom damaligen Geschmack beeinflußten Schmuck, der für jene Periode in Behrens' Schaffen kennzeichnend ist. Ähnliche Gestal tung hat auch sein gleichzeitig erschienenes Buch: »Feste des Lebens und der Kunst«, erfahren, und eine der frühen Anwendun gen seiner Schrift findet sich in Dehmels »Zwei Menschen«. 813
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