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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.08.1926
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- 1926-08-17
- Erscheinungsdatum
- 17.08.1926
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- Deutsch
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190, 17. August 1926. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f.d. DtsHn. Buchhandel. Während der Buchhandel sich bis zu den Jahren der letzten Wirt schaftskrise fast ausschließlich auf Einzelwerbung beschränkte, bei der jeder Verleger nur für seinen Verlag, oft sogar nur für ein einzelnes Werk warb, hat die wirtschaftliche Bedrängnis der jüngsten Vergangen heit den Gedanken der Sammelwerbung immer mehr erstarken lassen. Sammelwerbung im besten Sinne jedoch heißt Erziehung zum B u ch, nicht zu einem bestimmten Buch, sondern zum Buch schlechthin. .Für diese erzieherische Werbung aber, die also nicht mehr auf den zeitlich oder in der Sache beschränkten Erfolg ausgeht, kann der Film zum wichtigsten Werkzeug werden. Wer sich entsinnt, welche Anteilnahme gerade die buchgewerbliche Abteilung auf der Bugra genoß, oder wer irgend in der Lage war, einmal eine Führung durch ein großes Verlagshaus zu veranstalten, dem wird die Beantwortung der Frage, worin die erste Erziehungs arbeit zu bestehen habe, nicht schwer. Sie muß entsetzen mit der E i n- sührung in den Herstellungsgang des Buches. Denn so Verbreitet das Buch heute ist, die wenigsten, nicht einmal die, zu deren täglichem Handwerkszeug Bücher gehören, haben eine Ahnung, welche geistigen, technischen und wirtschaftlichen Kräfte an der Her stellung selbst des kleinsten Buches beteiligt sind. Das Bedürfnis nach solcher Belehrung ist groß, ebenso groß aber die Werbemöglichkeit, die in einer wirklich guten Belehrung dieser Art durch den Film liegt. Durch sie können Kreise dem Buch zugeführt werden, die mit den schönsten Werbeschriften niemals zu erreichen sind. Versuche nach dieser Richtung sind bisher nur wenige gemacht, und was an Buchfilmen vorliegt, ist — mit Ausnahme einiger Spezial filme über Buchbinderei, Galvanoplastik usw., die alle nicht in erster Linie für das B u ch werden — beschämend dürftig und ohne joden Sinn für die Wcrbemöglichkeiten des Films, die zuerst und haupt sächlich in der S a m m c l w e r b u n g bestehen. So wichtig es ist, daß ein solcher das ganze Buchgewerbe umfassender Film irgendein Monumentalwerk von allgemeinstem Interesse zum »Helden« hat, so falsch ist es — wenn auch menschlich oder verlegerisch verständlich — dabei die Einzelwerbung für dieses Werk in den Vordergrund zu stellen. Der »Held« kann vielmehr nur die Aufgabe haben, die innere Geschlossenheit der Handlung zu gewährleisten. Für den Film selbst aber müssen die verschiedenen Arbeitsgänge, sei cs von Maschinen, sei es von Menschen, der eigentliche und Hauptzweck der Darstellung blei ben. Das erschwert zwar und verteuert einen solchen Film, soll er wirklich gut werden. Die Mißerfolge der bisher vorliegenden Film versuche sind aber sicher zum größten Teil auf diesen Fehler zurückzu- ftthren. Denn der Zuschauer will nicht wissen, daß ein Kochbuch, eine Bibel oder Meyers Lexikon hergestellt wird, ihn fesselt lediglich der Herstellungsgang selbst. Nach diesen Richtlinien ist jetzt der erste große, die Entstehung des Buches vom Manuskript bis zu den abschließenden Arbeiten in der Buchbinderei schildernde b u ch g e w e r b l i ch e Film »Geist und Maschine« bearbeitet. Schon der Titel weist auf die Hauptkräfte hin, die die Grundlage für die Entstehung und Herstellung jedes Buches bilden, er deutet zugleich aber an, von welcher Stelle aus sein Herstellungsgang geschildert ist. Es ist die Stelle, an der die Fäden geistigen Schaffens mit denen der technischen Herstellung zusammen laufen, die Stelle, die gleichsam den Mittelpunkt des ganzen Entwick lungsganges bildet: der Verlag. Mit der Wahl dieses Blickpunktes aber ist ein wichtiger Vorteil verbunden: der Zuschauer lernt nicht nur den technischen Werdegang des Buches kennen, «er wird vielmehr zugleich eingeführt in den Aufbau und die Arbeiten eines Verlages und gewinnt so eine Anschauung vom verlegerischen Schassen über haupt und seiner Bedeutung für das Geistesleben unserer Zeit. Der Film »Geist und Maschine« ist geschaffen in den großen Be trieben des Bibliographischen Institutes zu Leipzig*) und ist gleichsam ein« Jubiläumsgabe dieses bedeutenden Verlages, die er in diesem Jahre zur Feier seines hundertjährigen Bestehens allen Bücherfreunden und denen, die es werden sollen, dargebracht hat. Sein »Held« ist, unter strengster Wahrung des eben geforderten passi ven Heldentums, »Meyers Lexikon«, das im eigentlichen Herstellungs gang stets in der untergeordneten Nolle des Herstellungsobjektcs bleibt, ja bei den geschichtlichen Bildern aus der Entwicklung des Buch gewerbes im letzten Jahrhundert wie in den zur Erklärung gewisser technischer Verfahren nötigen Trickfilmen und endlich auch bei der Darstellung des Herstellungsgangs von Leinenbänden völlig aus dem *) Die Aufnahmen und Trickfilme sind von den auf dem Gebiet des Lehr- und Jndustriefilms bestbekannten D ö r i n g - F i l m - W e r- ken in Hannover ausgefiihrt. 1018 Bild verschwindet. Der erste Teil des Films zeigt in guten Trick filmen, die sich auf die Entwicklung der technischen, geographischen und völkerkundlichen Literatur der letzten 80 Jahre beziehen, die Tätigkeit einer großen Verlagsredaktion. Weitere Trickfilme erläutern dann den inneren Aufbau eines großen Verlagshauses von den Redaktionen vis zu den technischen Betrieben der Hand- und Maschinensetzerei, der Galvanoplastik, der Druckerei und Buchbinderei, der Buchhandlung und Vertriebsabteilung usw. usw. In den folgeirden Teilen wird darauf die Tätigkeit dieser Betriebe eingehend geschildert. Überall, wo die Arbeitsgänge nicht ohne weiteres zu verstehen sind, greifen fes selnde Trickfilme ein, durch die z. B. das nicht leicht zu erfassende Wesen der drei Druckarten: Hochdruck — Tiefdruck — Flachdruck in geradezu mustergültiger Weise jedem Laien klar wird. Die Monotype- Gießmaschine, die Notationspresse, die Offsetpresse und viele andere mehr werden durch Zerlegen und, wo auch dies den Arbeitsgang noch nicht zu voller Klarheit bringt, durch Trickfilme in ihren Grundzügen jedem Zuschauer verständlich. Wertvoll vor allem aber sind auch die Aufnahmen älterer Arbeitsweisen, die einen Einblick in die gewaltige Entwicklung des Buchgewerbes im Lause des letzten Jahrhunderts gewähren. Und endlich werden die Aufnahmen der Buchbinderei mit der ausführlichen Schilderung der Herstellung sowohh der Leinen bände als auch der Ledcrbände heute bei der Pflege des Werkunter richts durch die Schulen reges Interesse finden. Daß wir mit diesem Film, der stets mit einem gut durchgearbeite ten Begleitvortrag vorgeführt wird, auf dem richtigen Wege sind, zeigt die über alles Erwarten rege Anteilnahme, die ihm von allen Seiten — auch vom Ausland — entgegengebracht wird. Aber er kann nur einen ersten Schritt bedeuten, dem weitere folgen müssen. So kann ich bereits jetzt mitteilen, daß ein ähnlich umfassender Film — der Film »Geist und Maschine« ist etwa 1700 m lang — in Vor bereitung ist, der die Papiererzeugung in allen ihren Stufen behan delt, sich also mit dem Film »Geist und Maschine« aufs glücklichste ergänzt. Viel wichtiger aber und gerade vom Gedanken der Erziehung zum Buch aus unbedingt zu fordern ist ein Film, der die geschichtliche Entwicklung des Druck- und Buchgewerbes etwa von der Zeit Guten bergs an bis auf unsere Tage darstellt. Er würde unter allen Um ständen ein Erfolg, und zwar ein großer Erfolg werden, sodaß der Wcrbestelle des Börsenvereins dieser Plan einmal ernstlich zur Er wägung nahegelegt sei. Denn die Losung weitschauender Werbung für die Zukunft muß sein, dem werbenden Wort — sei es gesprochen, sei es gedruckt — das werbende Bild zur Seite zu stellen. Oie Wiener Oilck>vocüe. Leriobt über ckio vom Ostorr. Lilckspiel- ?rvk. Or. U. bueÜ8i§, ?rok. vr. ll ü d I. Wien XV/1. 269 8. IM. 8.—, Ö8t. 8eü. 4.50. Keine Macht der Welt ist so schnell zur Großmacht geworden wie der Film. Er ist in wenigen Jahrzehnten zur »geistigen Volks nahrung« geworden. Die Gleichgültigkeit und die hochmüt.ige Ver achtung, mit der man in manchen Kreisen noch auf den Film als etwas Minderwertiges herabblickt, ist heute nicht mehr berechtigt: denn er hat sich in den drei Jahrzehnten seiner Entwicklung zu einem Werkzeug schöpferischer Entfaltung ausgebildet, das neben dem Thea ter, der Musik und der Literatur selbständige Bedeutung beanspruchen darf. — Auch der Buchhandel hat in seinem eigensten Interesse alle Ursache, sich mit ihm zu beschäftigen. Eine gute Einführung in die künstlerischen, sozialen, rechtlichen, wirtschaftlichen und pädagogischen Probleme des Films gibt diese Broschüre, die alle Vorträge, die aus der Wiener Bildwochc gehalten wurden, enthält. Nur einige Themen seien hier genannt: Lehr- und Kulturfilm: Filmkunst und Kunst film: der Spielfilm in der Volksbildung: Filmseminare: das Lichtbild in Schule und Volksbildung u. a. In den kommenden Jahren wird der Film sowohl im Wirtschaftsleben als auch in der Schule und Volksbildung eine immer größere Rolle spielen. Ich glaube, viele Lehrer und Volksbildner werden ihrem Buchhändler dankbar sein, wenn er sie auf diese Broschüre aufmerksam macht. Fr. W. Pollin.
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