Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.06.1915
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1915-06-01
- Erscheinungsdatum
- 01.06.1915
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19150601
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-191506014
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19150601
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1915
- Monat1915-06
- Tag1915-06-01
- Monat1915-06
- Jahr1915
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
^ 123, 1. Juni ISIS. Redaltioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. eroix und Daumier. Auch darf in diesem Zusammenhang viel leicht noch der Radierer Willi Geiger mit seinen Illustrationen zu Croissant-Rusts »Der Tod« und Werner v. d. Schulenburgs »Eulenspiegel« genannt werden. Sehr selbständig ist wieder Walo von May, dessen äußerst phantasiereiche Schöpfungen kaum bekannt sind und der in den wenigen zur Ausführung gelangten Büchern, wie etwa Hans von Webers »Andersens Märchen« oder der soeben bei Georg Müller erscheinenden »Katzenbergcrs Badereise« eine heute säst einzig dastehende zeichnerische Könnerschaft mit einem liebevoll dem Text sich unterordnenden Gestaltungsvermögen verbindet. Gerade dieser letztere Umstand, die geistige Zusammenge hörigkeit von Bild und Text, hebt ihn sowohl wie Kubin über die anderen eben Genannten hinaus und läßt beide als die ge borenen Illustratoren erscheinen. Neuerdings sind noch die Lithographien Hans Meids zu der bei Hans von Weber herauskommenden »Donna Johanna« von Wassermann lobend zu erwähnen. Die dreiundzwanzigste Vitrine: Der expressio nistische Einschlag. Schon klopft ein neuer Formwille an die Pforte. Die Kunstrichtung, die man unter dem Sammelnamen »Expressionis mus« abzutun beliebt und die sich in der Zeitschrift »Sturm« um 1909 erstmalig ihr Organ schuf, fängt an, sich auch im Buchgewerbe bemerkbar zu machen. Marcs Vignetten im »Blauen Reiter«, Kandinskhs rudimen täre Linienornamentik auf den Titeln seiner »Klänge« und des Bekenntnisbuchs über das »Geistige in der Kunst« sind erste Vor boten eines neuen Stils, die noch nicht den Anschluß an das über lieferte Gefüge des Buchorganismus gefunden haben. Von Kokoschka, dem tiefsinnigen Wiener Porträtistcn, existie ren bizarre Zeichnungen zu Ehrensteins »Tubutsch«. Sein selt sam schönes farbiges Bilderbuch liegt schon längere Zeit zurück. E. L. Kirchner lieferte Holzschnitte zu Alfred Döblins »Stiftsfräulein und der Tod«, die wie Äußerungen exotischer Kunst anmuten! von ihm, Heikel, Pechstcin und Schmidt-Rottluff erschienen Holzschnitte im »Sturm«, von Engert in der »Neuen Kunst«, von R. Seewald Mappenwerke bei dem neuerdings in distinguierter Form hervortretenden Verlag Kurt Wolfs in Leipzig und bei Heinrich F. S. Bachmair in München, welch letzterer Ottcns »Reise nach Albanien« durch Franz Henseler ausstatten ließ. Die unter dem neue» Einfluß entstandenen Phantasien Schneidlers zu Heines »Atta Troll« im Verlag von Morawe L Scheffelt in Ber lin verdienen hier ebenso erwähnt zu werden wie die vom Ku bismus gestreiften Radierungen Oppenheimers zu Heines »Buch le Grand«, das als zwölftes Werk der Panpresse bei Paul Cassirer erscheint. Im ganzen genommen, ist alles Vorliegende noch zu proble matisch, um hinsichtlich seines Anteils am Allgemeinen des Kunstschaffens Wert und Unwert richtig abschätzen zu können. Doch ist bei der Fülle von Talenten, die aus dem Dunkel auftauchen, die Hoffnung berechtigt, daß ähnlich wie am Beginn der Bewegung dem Buchgewerbe aus der bildenden Kunst neue Hilfsquellen er stehen, die es davor bewahren, in bloß handwerklicher Tüchtigkeit sich zu schnell zu genügen oder in geistigem Dünkel auf schön über kommener, doch heute seelenloser Form zu beharren. Die vterundzwanzigste Vitrine: Verleger, Drucker, Buchbinder. Waren im Vorhergehenden neben den treibenden künstleri schen Kräften anch die großen Verlage angeführt, die sich zu Aus führenden der neuen Ideen machten, dann mutz noch, soweit sie nicht schon genannt sind, einer Reihe anderer Verleger gedacht wer den, die wenn auch nicht handelnd in die Entwicklung eingrifsen, doch nach ihren Kräften dazu beitrugen, die große Sache zu unterstützen. Es ist da der Verlag Julius Bard in Berlin zu nennen, der seinen Ausgaben ein geschmackvolles und sorgfältig durchgearbei« tctes Äußere zu geben wußte und dabei stets Künstler zu Rote zog. Es sei erinnert an seine von Weiß mit schönen Schriftttteln aus gestatteten Mappenwerke und an die Ausgabe von Leonardos Malerbuch und Michelangelos Briefen mit meinen Titeln. Der alte Struwwelpeter-Verlag, Rütten L Loening in Frank furt a. M., hat die Gespräche des »Rabbi Nachman« mit einem der schönsten Titel von Weiß herausgebracht und mir Gelegen heit gegeben, Graedeners Bauernkcicgsroman »Utz Urbach« mit einem Titelholzschnitt zu schmücken; er beschäftigt als Haus künstler den archaisierenden Max Schwcrdtfeger. Julius Zeillcr in Leipzig verlegte seinerzeit sehr schön aus- gestattete Bücher, deren Äußeres zumeist vou Walter Tiemann beeinflußt war. Der Delphin-Verlag in München zeichnet sich durch äußerst gepflegte Erscheinungen von Mappenwerken aus. In dieser Form veröffentlichte er Arbeiten Schwalbachz, Caspars und Pcllcgrinis und unterstützt damit ebenso wie der schon genannte Verlag von R. Piper in München die modernste Richtung in der Malerei. Klinkhardt L Biermann in Leipzig haben eine Reihe schöner Schrifttitel von Anna Simons schreiben lassen und deren Über setzung eines bekannten Fachwerks des englischen Schreibmeisters Edward Johnson verlegt. Der Verlag Axel Juncker, Berlin, hat seinen Broschüren mit Hilfe Lucian Bernhards den Berliner Pla kattitel ausgeprägt und einen graziösen neuen Bibelottyp in seinen Orplidbllchern herausgebildet. Ein bemerkenswertes Zeichen ist es femer, daß sonst konser vative Verleger sich in letzter Zeit mehr und mehr dazu ent schließen, ihren Verlagswerken eine Behandlung durch Künstler- Hand angedeihen zu lassen. So brachte Cotta den »Grünen Hein rich« in der Kleukensschen Ausstattung, H. Haessel in Leipzig »Jürg Jenatsch« mit den Illustrationen von Belwe, Duncker L Humblot eine sorgfältig durchgebildete Ranke-, Hirzel eine Gustav Freytag-Ausgabe, und der Schauenburgsche Ver lag in Lahr übertrug mir die Zeichnungen für die Jubi läumsausgabe seines Kommersbuches. Andererseits finden sich außerhalb des eigentlichen Verlagsbetriebs Privat oder Geschäftspersonen, die aus Freude am schönen Buch ihre Tätigkeit darauf ausdehnen. Ich denke dabei an Josef Feinhals in Köln, der mit meiner Hilfe vor einigen Jahren sein Jubi läumsbuch und jetzt wieder seine »Tabak-Anekdoten« hcrausgab, an die A. E.-G. in Berlin, die mit Behrens, und die Kaffee-HAG in Bremen, die mit Bernhard ihre Propaganda nach der buch künstlerischen Seite hin veredelt. Auch über die für dies Thema wichtigsten Buchdrucker ist in den vorhergehenden Seiten berichtet, und es bleibt nur noch übrig, einen kurzen Blick auf die Kunstbuchbinderei zu werfen. Hier war das Ausland uns auch voraus. In England bemüh ten sich Douglas Cockerell und Cobden Sanderson, in Dänemark Bindesböll und Anker Khster, in Österreich die Künstler der Wie ner Werkstätte um die Wiederbelebung des edlen Handeinbands. In Deutschland war Paul Kersten jahrelang mit mehr oder weni ger Glück darum bemüht. Meine eigenen Versuche auf diesem Gebiet wurden durch die treffliche Mitarbeit Carl Böttgers unter stützt, dessen Handbergoldetechnik von anerkannter Meisterschaft ist. Paul Arndts Bemühungen auf dem gleichen Felde führten zu seiner Berufung an die Buchbinderinnungsschule in Berlin, wo er gemeinsam mit Kersten als Lehrer wirkt. Sowohl technisch vortrefflich wie geschmacklich einwandfrei waren die Arbeiten des Leipzigers Carl Sonntag, der leider nach kurzer Praxis seine Werkstätte wieder aufgegeben hat. Wieviel im Stillen weitergearbeitet worden ist, darüber be lehrt Heuer ans der Leipziger Bugra die Ausstellung des Jakov Krautze-Bunds, die ein respektables Bild von der Leistungsfähig keit unserer Handbnchbinder vermittelt. Aber auch die führenden Großbuchbindereien haben sich genötigt gesehen, ihren Betrieben Abteilungen für Handcinbände anzugliedern, so Hübel L Denck mit Demeter als Abteilungsleiter, die Spamersche Buchbinderei, die Leipziger Buchbinderei A.-G. vorm. Gustav Fritzsche und die Firma E. A. Enders, für die Walter Tiemann die künstlerische Aufsicht ausübt. Alle diese Leipziger Häuser haben für die Ent würfe ihrer Einbände namhafte Künstler herangczogcn, wie es ähnlich in Hannover die großen Geschäftsbllchcrfabriken von Edler L Krische und König L Ebhardt für ihr Arbeitsgebiet tun. Es wäre undankbar, nicht auch der Männer zu gedenken, die unter Einsetzen ihrer Persönlichkeit der neuen Bewegung mit Wort und Tat dienten, wie in hervorragender Weise Peter Jessen 823
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder