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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.06.1915
- Strukturtyp
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- 1915-06-01
- Erscheinungsdatum
- 01.06.1915
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. ^ 123, 1. Juni ISIS. werden? — mit mancherlei Widerständen und Hemmungen zu rechnen, die im wesentlichen daraus zuriickzuftthren sind, daß die Notwendigkeit und der Nutzen eines guten Buches als eines der besten Mittel zur Stärkung der seelischen Kräfte unserer Mann schaften im Felde und seine Heilwirkung auf die in den Lazaretten liegenden verwundeten Krieger nicht so allgemein anerkannt sind, wie es im Interesse aller Beteiligten liegt. Nebenher aber geht die leider vielfach vom Buchhandel selbst verschuldete Anschauung iin großen Publikum, daß Bücher entweder nichts oder so wenig kosten, daß sie geschenkt werden könnten. Diese Auffassung in Verbindung mit der nicht zu leugnenden Tat sache, daß ein Buch sehr viel für den einen und nichts für den anderen bedeuten kann und sein Wert ebenso von den ihm innewohnenden Eigenschaften bestimmt wird wie von der Veranlagung und den zeitlichen Umständen des Lesers, hat zu einem guten Teil den Warencharakter des Buches als eines Kausobjekts ungünstig beeinflußt, besonders in jenen Kreisen, die sich nie klar darüber geworden sind, wie viel sie selbst Büchern verdanken und was sie und andere ohne geistige Nahrung wären. Wenn wir von einer Mitschuld des Buch handels an der geringen Einschätzung des Buches seitens vieler Kreise reden, die sich in einer oft nur allzu bereitwilligen Erfüllung aller verschämten und unverschämten Betteleien um Bücher bekundet, so möchten wir dazu — im Gegensatz zu anderen laut gewordenen Stimmen —nicht die Schenkungen rechnen, die dem Gesamtausschuß zurVersorgung der Truppen mitLesestofsund den ihm angeschlossenen Organisationen zugeflosscn sind. Diese Schenkungen stellen eine Ehrengabe des deutschen Buchhandels an unser Heer dar und gehören in die Reihe der selbst- verständlichen Opfer, die ein Berufzstand mit so starken nationalen Interessen wie der deutsche Buchhandel gern und freudig auf den Altar des Vaterlandes niederlegt. Diese Opfer haben ihre Grenze an der freien Entschließung und dem guten Willen der Geber, nicht zuletzt aber auch an der Rücksichtnahme auf die Lebensinteressen des eigenen Be- rufsstandes, der, von der Kriegszeit ohnehin stark in Mit leidenschaft gezogen, durch allzu weitgehende Schenkungen nicht so geschwächt werden darf, daß seine vom Glück minder begünstigten Angehörigen selbst zu Opfern oder doch unfähig werden, den ihnen obliegenden Verpflichtungen nachzukommen. Wenn sich nun auch bei der Verschiedenheit der Lebens umstände des einzelnen und der Einwirkung des Krieges auf seine privaten und geschäftlichen Verhältnisse ein Maßstab für die Höhe der Schenkungen schwer finden lassen wird, so sagen uns doch die durch den Gesamtausschutz zur Verteilung von Lesestoff seit Milte August vor. Jahres an die Truppen zur Verteilung gelangten 2 Millionen Bücher und Broschüren auf der einen Seite und andererseits die Jahresberichte der Vereine in Verbindung mit den Zuschriften aus Kollegenkreifen über die wirtschaftliche Lage im Buchhandel, daß es jetzt an der Zeit ist, die unentgeltliche Hergabe von Büchern einzustellen, wenn das, was anderen zum Segen gereichen, nicht zum Un segen für uns selbst ausschlagen soll. Aus diesem Grunde wird man es begrüßen, daß weiter gehende Opfer vom Buchhandel nicht gefordert werden, zu deren Darbringung er Wohl auch kaum in der Lage und ge willt sein würde. Daß die Schüler auf ihre Besitzstände nach Möglichkeit zurllckgreifen werden und wahrscheinlich auch viel Schund zusammenkommen wird, liegt in der Natur der Sache. Zwar sollen die ausgestellten Richtlinien für die Bücherauswahl einer allzu weitherzigen Gebefreudigkeit und damit der Flut ungeeigneter Lektüre einen Damm entgegenstellen, doch ist es, wie die Erfahrungen in Bibliothekarkreisen bei Aufrufen zu Bücherschenkungen für Bibliothekszwecke gezeigt haben, immer mißlich, Geschenke, die in guter Absicht, wenn auch ohne Sinn und Verständnis für das Brauchbare gemacht werden, zurück zuweisen. Hier wird vor allem der Buchhandel mit eingreifen müssen, indem er eine geeignete Propaganda für die Kricgs- bllcherwoche entfaltet und nicht nur die Bücher in den Vorder grund stellt, die unseren Kriegern etwas zu sagen haben, sondern auch jedem Schüler und Erwachsenen mit gutem Rat an die Hand geht, wie er dem Zweäe der Sammlung auch 822 mit einer schmalen Börse gerecht werden kann. Denn der Zweck ist nicht, den Bücherschrank von überflüssigem Ballast zu befreien, sondern denen draußen, die ihr Leben für uns cinsetzen, mit der Gabe eine Freude zu bereiten. Deshalb handelt es sich nicht um die Hergabe eines Buches überhaupt, sondern um die eines guten Buches, und je gewissenhafter und sorgfältiger bet der Auswahl zu Werke gegangen wird, umso größeren Nutzen wird auch der Buchhandel davon haben. Deshalb ist gerade diese Seite der Angelegenheit für den Buchhandel von ganz besonderem Wert, wenn er über den geringen augenblicklichen Nutzen hinaus, den ihm der Verkauf dringt, einen nachhaltigen Erfolg für die Zukunft erstrebt. Auf die Richtlinien für die Auswahl kann erst ein gegangen werden, wenn ihr Wortlaut feststeht und die Ver- öfseutlichuug erfolgt ist. Von dem ursprünglichen Plane der Ausführung und Empfehlung einzelner Werke ist mit Recht abgesehen worden. Was der erwähnte Artikel in der »B. Z. am Mittag« zum Gegenstände seiner Kritik macht, an deren Anfang und Schluß der Satz steht: die ganze »Rich tung« paßt uns nicht, ist lediglich, wie das auch aus dem halbseitigen Zustande der Drucksache hervorgeht, ein Ent wurf, von dem schon vor Erscheinen dieser Auslassung ge schrieben stand: Es war einmal Gedulden wir uns daher zunächst ruhig bis zur Ausgabe dieser Richtlinien, die ja nicht mehr lange auf sich warten lassen wird. Zu der Erkenntnis jedoch, daß der Buchhandel sein bestes Können ein- setzen mutz, um nicht nur den Erfolg dieser Kriegsbuchwoche zu sichern, sondern auch zu versuchen, von ihr aus eine Brücke zu schlagen, um in dauernde Verbindung zu allen im Felde und in den Lazaretten befindlichen Bücherfreunden und solche», die es werden wollen, zu treten, bedarf es keiner Richtlinien. Obwohl aller Voraussicht nach der materielle Erfolg der Kriegsbuchwoche nur bescheiden sein wird, soll es an dem Buchhandel nicht fehlen. Er wird seine Arbeit als einen Kriegsdienst der Zurückgebliebenen auffassen und gern mit helfen, daß all die wackeren Kämpfer draußen eist Stück Heimat wenigstens im Buche finden. Fünfundzwanzig Jahre Deutsche Buchkunst. 1890-1914. Eine Vierteljahrhundertschau in fünfundzwanzig Vitrinen mög lichst vorteilhaft, wenn auch nicht chronologisch dargestellt durch F. H. E h m ck e - München. «Schluß zu Nr. tSll-IL2., Die zweiundzwanzigste Vitrine: Der nach- impressionistische Einschlag. Die von den Künstlern der Berliner Sezession angeschlagene Note, die in den besten Slevogtschen Büchern noch eine gewisse Gebundenheit an das Buchganze aufweist, steigert sich bei einigen vom französischen Impressionismus beeinflußten Zeichnern zu immer kühnerer, vom Buche losgelöster Jllustrationswcisc. Curt Tuch in seinen farbigen Zeichnungen zu Kleists »Penthesilea« und Heines »Rabbi von Bacharach«, Ernst Stern in grotesken Skizzen zu E.T.A. Hoffmanns »Meister Floh« und den sehr viel geschlosse neren Zeichnungen zu desselben Dichters »Phantastischen Geschich ten« bilden einen Typ aus, der seinen Höhepunkt in den glänzend pointierten und geistreichen Bildern Pascins findet, mit denen er die »Schnabelewopski«-Ausgabe des Cassirerschen Verlags ge schmückt hat. Am unabhängigsten und seltsamsten äußert sich Kubin. Bei ihm ist jede Anknüpfung an gewohnte Formbegriffe aufgehoben. Seine ungewöhnliche Phantasie bringt ein Chaos hervor, aus dem sich halbvcrschwommene Gebilde lösen, die sich zu neuen For men und Begriffen zu klären scheinen. Sehr begreiflicherweise sind die dichterischen Stoffe, die er behandelt, verwandter Natur, etwa die gespenstischen Phantasien Edgar Allan Poes, die gleich chaotischen Menschen- und Seelenschilderungen Dostojewskis, wie der bei R. Piper in München erschienene »Doppelgänger« oder sein eigenes Dichtwerk »Die andere Seite«. Nene Beeh, in der Manier verwandt, erinnert in All Barkas »Malerbricfen aus Algerien« an französische Vorgänger: Dela-
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