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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.06.1915
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1915-06-14
- Erscheinungsdatum
- 14.06.1915
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil /V 134, 14. Juni 1915. allem zeigte es sich, daß man auch hier nicht durch den Krieg mutlos geworden ist. Hat doch ein Redner sogar die Tter- gartenfrage angeschnitten, die allerdings vorläufig auch ferner eine Frage bleibt. In die Werbearbeit für den Besuch unserer schönen Heimat teilen sich in der Hauptsache der Fremdenverkehrsverband für Württemberg und Hohenzollern und der Verein für Fremdenverkehr Stuttgart, von den lokalen Vereinen der einzelnen Plätze abgesehen. Vom Verband wurden in den 2 Berichtsjahren (die Versammlung 1914 fiel der Krieges wegen aus) 365 000 Werbeschriften aus gegeben, vom Stuttgarter Verein 65 000: »Wanderungen durchs Schwabenland«, »Schwabenland in Wort und Bild«, -Kleiner Wegweiser durchs Schwabenland«, »Schwäbische Kurorte und Sommerfrischen« usw., sämtlich mit all der Sorgfalt ausgestattet, die den hohen Stand unseres Druck gewerbes zeigt, das namentlich in der Behandlung farben- -photographischer Bilder eine führende Stellung erlangt hat. Die Auslandsfremden werden ja fehlen, dafür werden die zahlreichen Heilquellen unseren-Feldgrauen« Genesung spenden. Unser Stuttgarter Fremdenverkehrswagen dient jetzt höheren Zielen: er zeigt unseren Verwundeten die Schönheiten unserer Stadt. Auch die französischen Gefangenen bekommen etwas vom Ländle zu sehen, wenn auch jeweilig in engem Umkreise: diejenigen, die den Weinbau kennen, helfen in den Weinbergen die ausmarschierten »Wingeter« ersetzen, andere finden an genehmere Grabarbeit als das Anlegen von Schützengräben im Felde. Von Fliegern sind wir bisher verschont geblieben; da aber Vorsicht die Mutter der Weisheit ist, so hat unsere Polizei als Warnungszeichen bei Fliegerverdacht die Abgabe bon drei Kanonenschüssen von verschiedenen Stellen aus an gekündigt. Die betreffende Bekanntgabe erfolgte kurz vor den Meldungen des Dunajec-Sieges, und da dieser auch durch Kanonenschüsse gefeiert wurde, so war es verzeihlich, daß ängstliche Gemüter zuerst an Fliegergefahr glaubten, bis sie durch das gleichzeitige Festgeläute der Glocken eines bessern belehrt wurden. Unser Landesgewerbemuseum bescherte uns eine Aus stellung »Krieg und Kunstgewerbe«, deren Löwenanteil die Abteilung »Graphik« (Buchhandel) bestreitet; eine Sammlung .Kriegsbücher« hat Konrad Wittwer beigesteuert. Wer die Tätigkeit des Leiters unseres Museums, Professor Gustav E. Pazaureks, kennt, wird es nicht verwunderlich finden, daß er auch bei dieser Gelegenheit sein Lieblingsthema »Geschmacks verirrungen« in liebevolle Behandlung genommen hat. Im hintersten Hintergründe, wie eine Zeitung sich ausdrückte, ist eine Sammlung »Gegenbeispiele« untergebracht, bei denen auch der Buchhandel nicht fehlt und nicht fehlen kann. Wissen wir doch alle, wie viel greulicher Kitsch — mehr Gewerbe als Kunst — jahraus, jahrein in unserem Beruf verbrochen wird. Allerdings ist es im Auslande nicht besser, beim Lesen der eingehenden Berichte der Tagesblätter über französische Postkartenrohheiten dursten wir wieder feststellen, daß auch aus diesem Gebiete dis deutschen »Barbaren« trotz aller Ent gleisungen »die besseren Menschen« sind. In früherer Zeit hat Pazaurek einen Führer durch die Abteilung «Geschmacks verirrungen« im Landesgewerbemuseum herausgegebcn, aus dem ich folgende Buchhandelssünden zitiere: »Leder», das kein Leder ist, sondern Leinwand, gepreßtes Papier usw., unhand liche Buchsormate, breite Buchseiten ohne Kolumnentcilung, Hurra-Kitsch, Devottonalien-Kilsch (Spekulation auf die patrio tischen oder religiösen Gefühle), Unfertiges, das als vollendet gelten soll, z. B. gebundene, aber nicht beschnittene Bücher (bekanntlich auch ein Stück Engländerei), gesuchte Primitivi täten, affektiertes Abc-Schützentum, ungeschlachtes Hausknechts- Wesen (ob der Verfasser hierbei auch an manche sog. moderne Original-Holzschnitte gedacht hat?), Schriften, die man nicht lesen kann. Da auch diese Ausstellung die hervorragende Tätigkeit des Buchhandels im Dienste des Krieges zeigt, dürfte sie zu- gleich zu einem Werbemittel für ein Unternehmen des Würt- tembergischen Landesvereins vom Roten Kreuz werden, das 978 dieser in Erinnerung an Bismarcks 100. Geburtstag ins Leben gerufen hat. Es ist die »Bismarck-Gedächtnisgabe« für unsere Truppen. Sie will unseren Soldaten im Felde durch regel mäßige Versorgung mit gutem deutschen Lesestoff die so not wendige und immer wieder erbetene Erholung und Auffrischung verschaffen. Am Samstag, 20. Mörz, sind die erste Sendung der vom Roten Kreuz gestifteten Wocheuausgabe des Stutt garter Neuen Tagblatts in 20 000 Exemplaren, die gleiche Anzahl des »Schwabenspiegels« der Württ. Zeitung, je 5000 Exemplare der »Jllustr. Weltschau« des Schwab. Merkur und des Neuen deutschen Familienblattes nebst 2000 Mitteilungen des Roten Kreuzes hinausgegangcn, denen acht Tage später die erste Bllchersendung von 10 000 ausgesuchten Bändchen folgte. Die Zeitungssendungen haben sich seitdem wöchentlich wieder holt, während alle 14 Tage 5000 Bände guter Bücher folgen. An diesen Sendungen darf auch der Buchhandel einmal eine andere Freude als die der Opferfreude haben, da es sich um bezahlte Sendungen handelt, für die das Rote Kreuz die Mittel ausbringt. Die Nummer 6 seiner »Mitteilungen« vom 15. Mai weist für die Bismarck-Gedächtnisgabe eine Ausgabe von 27 378.94 auf. Diese Gabe ist ein würdiger Epilog zu dem 100. Geburtstag des großen Kanzlers, der zugleich ein großer Schriftsteller war. Daß Stuttgart die literarische Heimat Bismarcks geworden ist und daß ein Stuttgarter Buchhändler es war, dem die Weit die Anregung zu Bismarcks »Gedanken und Erinnerungen« verdankt, darf uns mit beson derem Stolz erfüllen. Am 12. Mai hat das Schwabenland den 400. Geburtstag des Herzogs Christoph gefeiert, eines Fürsten, dessen Regierung auch für unser schwäbisches Schrifttum große Bedeutung besitzt. Denn Herzog Christoph, der die Resormalion in Württemberg durchgeführt hat, ist der Gründer des schwäbischen Kirchen- und Schulwesens gewesen, insonderheit auch des Tübinger »Stifts«, das so manchen hervorragenden schwäbischen Dichter, Denker und fleißigen Bücherschreiber hervorgebracht hat. Einem Nekrolog vr. A. Hoffmanns im Evangelischen Gemeinde blatt entnehme ich folgenden Satz, der uns im heurigen Kriegsjahr besonders zu denken gibt: »Er mußte es hernach mit dem Schmerz des deutschen Mannes erleben, daß nächst Metz die deutschen, jetzt so viel genannten Städte Toul, Verdun, Cambrai an Frankreich fielen unter Vorbehält der Rechte des Reichs. Wie merkwürdig mutet es uns heute an, daß er Mailand, Geldern, Lüttich, Lothringen und andere dem Reich entfremdete Gebiete für dieses zurückforderte! Vielleicht sollen seine Wünsche nach fast 400 Jahren erfüllt werden!« Es ist bewunderswert und darf jedes deutsche Ge müt mit höchster Freude erfüllen, wie trotz der schweren Wunden, die uns der Weltkrieg schlägt, sich auf allen Ge bieten unserer Kultur der zähe und unerschütterliche Wille zeigt, durchzuhalten und die Arbeit der Friedenszeit weiter zuführen. So auch in unserem Schwäbischen Schillervercin, dessen 19. Jahresversammlung am 1. Mai stattgesunden hat. Die Vereinsarbeit des letzten Jahres hat zu drei Vierteln im Zeichen des Krieges gestanden, sie hat Wohl eingeschränkt werden müssen, aber sie ist nicht liegen geblieben. Auch der Schillerberein hat Kriegshilfe geleistet, er hat mehreren Hun derten Verwundeten der Lazarette Ludwigsburg und Marbach das Schillermuseum geöffnet, hat Bücher für Verwundete ab gegeben und die Not geistiger Arbeiter lindern helfen. Er war auch vertreten bei der Einweihung des vom Schwaben verein Chicago für diese Stadt gestifteten Goethe-Denkmals. Diesem Schwabenverein und überhaupt den Mitgliedern unseres Schillervereins in den Vereinigten Staaten spendet der Jahresbericht warmes Lob für ihr kräftiges Eintreten für die gerechte Sache der alten deutschen Heimat. Das Ver mögen des »Schwäbischen Schtllervereins« hat die Höhe von 57 000 Mark überschritten; als Vereinsgabe wird in diesem Jahr der vierte und letzte Band von Uhlands Briefwechsel geboten. Unsere Bibelanstalt, die im Kriegsjahre 1812 gegründet worden ist, hat in diesem Kriegsjahre eine Erweiterung da durch erfahren, daß sie zur Aufstellung bon Druckmaschinen
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