Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.06.1915
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- 1915-06-23
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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Redaktioneller Teil. ^ 142, 23. Juni ISIS. nisme. — 7: D'indignation du monde ei- viliss. — 8: Da guerre et Ia presse mondiale. — 9: Rendant I a guerrs. —. 10il.es opsrations mili- taires. — 11: Des armsmsnts. — Die VerlagLfirma, ein bedeutendes Geschäft militärischer Richtung, ist im deutschen Buchhandel weithin bekannt. Im Jahre 1676 in Stratzburg, als es noch deutsch war, gegründet, hat sie dort ihren Sitz bis zum Jahre 1871 gehabt, wo die Stadt wiederum deutsch wurde, und ist dann ganz nach Frankreich übergesiedelt. In der langen Reihe ihrer Inhaber: Fr. W. Schmuck mit seinen Söhnen, Joh. Rob. Christmann, Fr. G. Levrault, Friedrich Berger, Julius Norberg, und jetzt: Karl Norberg, Gustav Jmhaus und Robert Steinheil ist nur ein einziger Name vertreten, der einen wirklichen französischen Klang hat. Doch das nur nebenbei. Das erste Bändchen: »De gust-apens. 23, 24 et 25 3 ui11st« (38 S.) behandelt den unmittelbaren Anlaß zum Kriege, das österreichische Ultimatum an Serbien und die Auf regung Europas darüber. Es ist auch in einer ungelenken deut schen Übersetzung unter dem Titel »K r i e g s b l ä tt e r — 1914: D e r tü ck i s ch c Ü b c rs a l l. 24. 25. I u I i« <44 S.) erschienen. Ist das französische Original schon recht schwach, so wirkt die deut sche Fassung oft geradezu komisch. Die aus Berliner und anderen Blättern ausgewählten Stellen sind nämlich erst ins Französische übersetzt und dann wieder in das Deutsche zurückübersetzt worden. Was dabei herauskommt, kann man sich denken. So lautet ein Zitat aus den Berliner Neuesten Nachrichten vom 25. Juli fol gendermaßen: »Wir geben uns der Hoffnung hin, daß England sich jeder Einmischung in das österreichisch-serbische Konflikt, wie auch des eventuellen Zusammenstoßes der Tripliz und Dupliz, enthalten wird«. Man sieht es sofort, so ist das Original auf keinen Fall abgefatzt gewesen. — Es ist nicht das einzige Schrisi- chen der Serie, das sich mit dem unmittelbaren Anlaß zum Kriege und seinem Drum und Dran beschäftigt; man kann auch noch die zunächst folgenden hierher zählen: »Da tension diplo matique. Du 25 jui Ilet LU 1°r aoüt« — »Ln Mobilisation. 2, 3 et 4 aoüt« und »Da journee ck» 4 aoüt«, obwohl sie zum Teil schon der Schilderung der sich überstürzenden Ereignisse gewidmet sind. Sonst ist die Literatur, die sich mit den nächsten Gründen und den zurück liegenden tieferen Ursachen des riesenhaften Kampfes beschäftigt, nicht allzu groß: Relikt, Daniel: Dbikkons cis papier. Oe qu'il kaut savoir des origines äs ia gueire de 1914. Paris: Plon. 55 S. 8°. Rourgin,Hubert: Res originss diplomatiques äs In guerre. Mantes: Beaumont. 55 S. 8°. — Rourquoi Ia Lranee kalt In gusrre. Ebenda. 14 S. 8". Denis, Lrnsst: Da guerrs. Dauses immediates et iointLines. D'intoxieation d'un psupie. De traits. Paris: Delagrave. XII, 356 S. 8°. DurDb 6 im st Denis: Hui a voulu ia guerrs. Paris: Co lin. 65'S. 8°. Otauvain, Lugusts: Des origines de Ia guerre europeenne. Paris: Colin. 336 S. 8°. Rourguoi nous avons Ia guerrs. Dieses diplomatique» et paileinsntaires pour ssrvir ä i'bistoirs de Ia guerrs de 1914. Paris: Attinger. 46 S. 8". Laintxves, 11: Des responsabilites de i'LIIemagne dans Ia gusrrs de 1914. Paris: Nourrh. 551 S. 8". Das ist eine wenn auch sicher nicht vollständige Liste der hier in Betracht kommenden Publikationen, die zum Teil einseitig an geordnete Materialsammlungen, zum Teil ebenso einseitig ausge sprochene Urteile enthalten und vor allen Dingen darauf fußen, daß es nicht Frankreich gewesen ist, das den Krieg erklärt hat. »Da Lranee n'a sntrepris Ia guerre et eile ns Ia soutient que pour repondre ä uns inonstrueuse aggressivn, dont ses en- newis portent I'entiers rssponsabilits.« — »L I'bsure präsente, l'snnemi, I'uniqus snnemi de tout Is monds vivilise, o'est le mili- tarisme austro-allemand . . . , o'est le milltarisme prussien« (Bourgin: Rvurquoi eto. S. 9 und 11). Wir kennen diese be wußte Verdrehung der Tatsachen schon zur Genüge und werden 910 uns deshalb auch nicht mehr darüber erregen. Heißt es dann ebenda <S. 12): »Dn detruisant Is milltarisme prussien, Ia Dianes veut ruiner tous Iss impsrialismss, toutes les souobes d'imperalis- mes anoiens, tous Iss germes d'ünperiallsmes kuturs«, so glauben Wir das einfach nicht. Gibt es denn keinen englischen, keinen russischen Imperialismus? Bezeichnet man den Krieg schließlich als »la guerre de dskense et de justive, gusrrs d'ideal st de libä- ration, guerre pour la vie, guerre pour le droit, guerrs pour Ia paix«, so werden wir uns erlauben, das für eitel Phrasen zu halten. Für nichts als Phrasen besonders dann, wenn wie sehen, wie die Franzosen uns in einem kommenden Frieden zu behandeln gedenken. Denn sie beschäftigen sich jetzt schon, ohne doch irgendwelche greifbare Veranlassung dazu zu haben, mit den Friedensbcdingungen, die sie uns im Verein mit ihren Verbün deten aufzwingen wollen. Da Pfeift es aus einer anderen Tonari: »11s insritsraient d'stre vsndus au marode apres avoir traine, Ia eords au oou, sur Iss routss« — »Us sont dignss d'stre reduits en ssrvags; n'besitons dono pas a Iss eudetter jusque pardessus Ia töte«. Wo bleiben da »justioe« — »ideal« — »liberation« — »droit« usw.? Doch wir Deutschen »fürchten Gott und sonst nichts auf der Welt«, solche ohnmächtige Drohungen schon gar nicht. Die Worte, in denen wir zur Sklaverei verdammt werden, sind einer Broschüre (S. 53 u. 57) von Onesime Reclus entnom men, die den bezeichnenden Titel »D'^IIemagne enmor - vsaux. kaix draeouieuue« (Paris: Attinger. 61 S. 8") trägt. Was darin an dem Deutschen Reiche »zerstückelt« wird, ist einfach unglaublich. Wir verlieren unsere sämtlichen Kolonien und dazu alle Länder links vom Rhein, Helgoland, die freien Städte Bremen, Hamburg, Lübeck, Schleswig-Holstein mit dem Kaiser Wilhelm-Kanal, Ost- und Westpreutzen, Posen, Schlesien usw. usw. und zahlen außerdem 101 Milliarden an Kriegsent schädigung. Doch dieser Mann ist noch bescheiden; die Broschüre eines Anonymus :»Dapaixquenousdkvonskaire. De remaniemeut de I'Lurope« (Paris: Boivin. 72 S. 8".) nimmt uns noch viel mehr fort. »On ne traits pas avee oes gens- lä, ou Iss terrasse et ou lsur impose sa loi« (S. 72), das ist seine Maxime. — Ein Nachfolger muß natürlich seinen Vorgänger übertreffen, und der Appetit scheint auch beim eingebildeten Essen schon zu wachsen. Nur so läßt sich erklären, daß ein Dritter: Andre Sardou, in seiner Studie: »D' i n d e p e n d a n v s europeenne. Ltude sur les eonditions de paix« (Paris: Plon. 69 S. 8") noch unbescheidener wird. Er stellt den Grundsatz auf: »Tont Is bassin d'un kleuve, avee sa volles prineipals, ses akkluents, sous-akklusnts et leurs valless, korme un tout eomxlet, uns unitä territoriale« (S. 30) und nimmt uns angesichts dieser »geographischen Logik« auch noch das rechte Rheinuser mit dem größten Teile seiner Nebenflüsse und Neben täler. Eng mit der Behandlung der Ursachen zum Kriege hängt die Frage der belgischen Neutralität zusammen. Ihr ist zunächst eine von der belgischen Regierung in Frankreich herausgegebene Schrift: »Da nsutralits de Ia Relgique. Rrekaoe de Raul 1l voraus, Llinistrs d'Ltat« (Paris, Nancy: Berger-Levrault. 165 S. 8°) gewidmet. Außerdem aber haben sich angesehene Historiker damit beschäftigt, wie Andre Weiß in einem kleinen Buch: »Daviolatiou deIansutralits beige etluxembourgsoise« (Pa ris: Colin. 37 S. 8") und Henri Welschinger in einer etwas umfangreicheren Broschüre: »Da nsutralits de Ia 8 eIgique« (Paris: Bloud L Gah. 63 S. 8"). Dies Heftchen gehört zu einer Serie: »Dages aotuellss 1914—15«, die schnell einen größeren Umfang anzunehmen scheint und in der sich die Elite der französischen Gelehrtenwelt, die membres de I'rleademie kranxaise und die membres de I'Institut, ein Stelldich ein geben. Daß die belgische Neutralität von denen, die in Frank reich darüber schreiben, weder von dem Standpunkt des »Rot kennt kein Gebot« beurteilt wird, noch daß sie von einem vorbe reiteten Bruch derselben seitens Englands und Frankreichs etwas wissen wollen, das kann man erklärlich finden; daß aber ein anderer, Emile Brunet, in feiner Schrift »Oalomnies allsmandss. ,Des eonventivns an gl o-b e I ge s'« (Paris: Hachette. 24 S. 4") die Entdeckungen, Vie wir nach-
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