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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.07.1915
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1915-07-03
- Erscheinungsdatum
- 03.07.1915
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. ^ 151, 3. Juli 1915. Bräsigs Doppelgänger gelten. Und ich habe immer bedauert, daß mir Herr Meyer sowohl sein Bild vorenthalten, als auch nicht zu einer Zeichnung gesessen hat. Damit ist ein naturwahres Brästg- Bild der Nachwelt verlorengegangen. Meyer war »Minister des Auswärtigen« unserer Firma, d. h. Kolporteur. Er Vertrieb namentlich einen deutsch-amerikanischen Dolmetscher unter Auswanderern; daneben eine Anzahl Zeit schriften. Gute »Dolmetscher-Tage« waren ihm schon von wei- tem anzumerken; sein immer rotes Gesicht hatte sich dann bis zur Nasenspitze herum zu feurigem Schimmer entzündet, und seine Laune war dementsprechend gehoben. Es gereichte ihm zum leb haften Arger, daß der ausbrcchende Krieg sein Dolmetscher-Ge schäft lahmlegte, wenn ihm auch durch den ungemein flotten Absatz der Schönleinschcn Kriegschronik reichlich Ersatz geboten wurde. Dagegen widerstrebte es ihm lange Zeit, statt des amerikanischen Dolmetschers für 50 -s, den von einer Berliner Firma verlegten französisch-deutschen Dolmetscher für Soldaten als Ersatz auf- zunehmcn. Der Preis von nur 20 «1 für »dat fransch Tüg«, wie er das Büchlein wegwerfend nannte, und der demgemäß verrin gerte Gewinn am Einzelstück behagten ihm nicht. Aber er söhnte sich doch verhältnismäßig rasch mit dem Wechsel aus, nachdem er die Erfahrung gemacht hate, daß nicht bloß in seinen Wasser ratten am Hafen, sondern auch in den Landratten in des Königs Rock Gemüter steckten, die für ein Stündchen »kontemplativer Trinkung« in irgendeiner behaglichen Ecke leicht zu gewinnen waren. Und in der Folge wiederholte sich ebenso häufig wie vor dem, daß Frau Meyer sich mit einer Entschuldigung wegen ihres Mannes Ausbleiben aus Gründen seines Befindens im Geschäft einfand. Mir wäre Herr Meyer beinahe verhängnisvoll ge worden. In einer meiner nicht seltenen weltfeindlichen Stim mungen, deren Gründe einem Menschenkenner wie ihm nicht ver borgen bleiben konnten, machte er mir den Vorschlag, den ganzen »Kram« aufzustecken und mit ihm und einer buchdruckenden Witwe ein neues verbessertes Dolmetscher-Unternehmen zu grün den. Ich sollte den Verlag »deichseln«, er wollte den Vertrieb, die Witwe den Druck übernehmen. Dumm war der Vorschlag eigentlich nicht, aber doch war es für mich ein Glück, daß mich die Vertragsfessel hinderte, darauf einzugehen, so daß sich die Witwe nach einem anderen Mitarbeiter umtun mußte, denn die Säule des geplanten Unternehmens, unser Vertriebsdirektor, Herr Meyer selbst kam — ein Opfer der vielen »lütten Kähms« — ins Wanken und nicht lange darauf völlig zu Fall. Es blieb nicht bei dieser Versuchung, die an mich herantrat, meine Lage kurzerhand zu verändern. Jede meiner Erwähnun gen der Umstände, unter denen ich tätig war, zog mir den Vor- Wurf sträflicher Dummheit zu. Ihn ersparte ich mir auch selber nicht, als ich am Ende der ersten 9 Monate meiner Tätigkeit die Bilanz daraus zog. Auf der Sollseite rund 3500 Dienststunden und neben 150 Lehrgeld annähernd 750 .,/k Lebenshaltungs- Ausgaben — im Haben als Weihnachtsgeschenk ein dünner gol dener Fingerring, den der schnoddrigste unserer Laufburschen vorgab bereits an der Hand der Tochter des Chefs gesehen zu haben. Zu Ende des zweiten Jahres stand den entsprechend höheren Posten im Haben die erste Auflage von Othmers Vade- mecum des Sortimenters — Preis 3 «kk bar — gegenüber. Und wieder ein Vierteljahr später mutzte ich mir bei einer erregten Auseinandersetzung von meinem Chef sagen lassen, datz ich nichts, glatt gar nichts gelernt hätte und auch nicht einmal was lernen wollte — das alles für so viel Zeit und Geld! Nichtsdestoweniger schlug er mir kaum 14 Tage nachher vor, an die Stelle des abgehenden Gehilfen zu treten und die Anleitung eines neuen Lehrlings zu übernehmen. Da verdichtete sich bei mir die Summe der empfangenen Warnungen vor noch mehr Dumm heiten und weiterer Ausbeutung meiner Gutmütigkeit zu der For derung, daß er mir dann auch wenigstens die Hälfte des Gehilfen gehaltes bewilligen möge, damit ich nicht mehr nötig hätte, ganz von Eigenem zu leben. Höchlichst empört lehnte er ab, und so blieb ich, was ich war — ein unbeschäftigter Lehrling von nun 21 Jahren. Zwar nicht mehr lange. Der Aufenthalt in dem ungesunden, kellerigen Raume nötigte mich zu längerem Er- 954 holungsurlaub, dem ersten, um den ich bat. Gleichwohl wurde er mir kurzerhand verweigert. Aus dem sich hierbei entspinnenden Wortwechsel entwickelte sich zwischen uns der regelrechte Bruch. Nicht ohne homerischen Wortkampf von diesseits und jenseits des Ladentisches und nicht ohne Nachspiel. Aber ich hatte doch die Genugtuung, datz der Versuch, meiner durch das Gericht wieder habhaft zu werden, oder wenigstens die 1000 Konbentional» strafe einzuhetmsen, erfolglos blieb, da sich die Ansprüche des Ehrenmannes einesteils als nicht mit den guten Sitten verträg lich, andernteils als durch meinen Gesundheitszustand erledigt erwiesen. Datz ich trotz der gemachten trüben Erfahrungen das An sinnen, auf anderem kaufmännischen Gleise zu einem weit aus sichtsvolleren Ziele zu gelangen, zurückgewiesen und versucht habe, zu Ende zu bringen, was ich begonnen hatte, das beweist, daß dem Buchhandel doch werbende Kraft genug innewohnt, um selbst mit einem ungewöhnlichen Maße von Enttäuschungen in den Lehrjahren auszusöhnen. Die Deutsche Kriegsliteratur. 3. Heft. Neuerschei- nungen März bis Mai 1915. Teildruck aus dem Register zu Hinrichs' Halbjahrs-Katalog der im deutschen Buch handel erschienenen Bücher, Zeitschriften, Landkarten usw. Gr. 8°. 27 S. Herausgegeben und verlegt von der I. C. Hinrichs'schen Buchhandlung in Leipzig 1915. 70 H ord., 40 H bar. Während das erste Heft dieses Verzeichnisses vier Krtegsmonate umfatzte, enthält das zweite und das vorliegende dritte Heft die Pro duktion von je drei Monaten. Wenn man die Bücherproduktton als Gradmesser nicht nur unseres geistigen, sondern auch unseres wirt schaftlichen Lebens im Kriege ansehen will, so ergibt das dritte Heft ein sehr erfreuliches Bild. Die Gesamtzahl der Erscheinungen ist wiederum gegenüber den vorhergehenden drei Monaten gestiegen (2. Heft 1471, 3. Heft 1831). Im einzelnen ergibt sich salzendes Bild, wenn man die drei Hefte nebeneinanderstellt: 1. Hest 2. Heft 3. Heft L. Die Kriegsereignisse. — Mtlitärwesen. Amtliche Berichte Deutschlands und seiner Verbündeten — Urkunden Kriegschroniken — Darstellungen 10 6 3 des Kriegsverlauss Berichte der Feindesstaaten und 83 85 76 der Neutralen — Aufklärung des Auslandes durch Deutsch land 19 251 21 258 18 29l) Einzelne Kricqsereignisse 30 28 53 Die Streltkräste — Milllärwefen 77 98 116 Sanitätswefen Karten. 26> 20 24) Gesamtkarten — Gesamtatlanten 84 17 3 Westlicher europ. Kriegsschauplatz 68 15 20 Östlicher europ. Kriegsschauplatz 45 227 8 88 9 45 Dieübrigen(Land-)Kriegsschauplätze 34 15 11 Seekrieg 15 13 2 Zukunstskarten . Politik und Wirtschaftsleben — Kultur- und Geistesleben. 1 Deutschland—Zentralmächtegegen Drei- und Bierverband — Der Krieg an sich Die einzelnen fremden Staaten 150 214 243 339 388 508 —Ihr Verhältnis zuDeutschland 64 96 140 Krtegsgcsetze — Rechtsver hältnisse. Allgemeines und internationales Recht — Staatsverträge — Kriegsrecht s S7 9 > 83 1° > 87 Deutsches Reich 75 48 49 Fremde Staaten Seelsorge — Erbauliche Schriften. 16 6 8 Seelsorge in Kriegszeiten u. t. Felde 2 6 3 Predigten und Ansprachen . . . Gebet- u. Anbachtsbttcher — Haus- 182 S3S 175 326 79 228 andachten — Sonstige erbauliche Schriften — Exegese .... 140 137 130 Lieder und Choräle 11 8 5 Übertrag 1124 1051 1136
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