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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.07.1915
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1915-07-03
- Erscheinungsdatum
- 03.07.1915
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. l5l, 3. Juli ISIS. »Von der Kriegsbuchwoche versprach ich mir siir den Buchhandel herzlich wenig, aber trotzdem glaubte ich, mich bemühen zu sollen, das Sortiment aus meine siir die Feldtruppen geeigneten BerlagS- werke aufmerksam zu machen, in der Annahme, daß das Sortiment die Kriegsbuchwoche zum mindeste» als eine Gelegenheit betrachten wird, durch eine aktuelle Schausenstervorführung das allgemeine Pu blikum mit Len entsprechenden Büchern bekannt zu machen, die Käuser- kreisc über den eigentlichen Zweck der Kriegsbuchwoche hinaus darauf hinzuweisen, baß unsere Truppen nach Büchern ein sehnsüchtiges Verlangen tragen, und daß auch die Erwachsenen für ihren Teil dazu beitragen sollen, ein solches Verlangen unserer tapferen Krieger nach ihrem Können zu erfüllen ohne Rücksicht aus das Liebeswerk der Schuljugend. Ob ich mit diesem Gedankengange das Richtige ge troffen habe, vermag ich aus Grund meiner geschäftlichen Beobachtun gen noch nicht festzustellen. Ich weiß auch nicht, ob sich das Sorti ment diese Reklame-Gelegenheit wenigstens in seiner Mehrzahl zu nutze gemacht hat. Die Zeit war für eine Vorbereitung des Sorti ments unter Mitwirkung der Verleger viel zu kurz. Von einer verstärkten Nachfrage nach meinen Verlagswerken infolge der Kriegsbuchwoche habe ich so gut wie garnichts verspürt. Wie wenig die Kinder daran gedacht haben, Bücher zu kaufen, das wird uns wohl aus Sortimenterkreisen berichtet werden. Ich weih von einer höheren Mädchenklasse in Stuttgart, daß die Lehrerin die Schüle rinnen ausdrücklich ersuchte, von dem Ankauf von Büchern abzu- schen . . . .« Der Bericht der Deutschen Verlags-Anstalt, ebenda, lautet in ähnlichem Sinne: »Wir bedauern. Ihnen Mitteilen zu müssen, daß die Kriegsbuch- Woche fast spurlos an uns vorübergegangen ist, was für uns um so betrübender ist, als wir eine ganze Reihe Verlagsartikel gebracht haben, die zum Versand ins Feld besonders geeignet sind. Das nega tive Ergebnis ist wohl daraus zurückzusllhren, daß das Unternehmen nur in den Schulen bekannt wurde und zu kurz anberaumt war. Es war damit die Möglichkeit abgeschnitten, die nötige Reklame zu ma chen. Das große Publikum hat infolgedessen garnichts erfahren, außer Ibas die Schulkinder ihren Elter» davon mitteilten.« Der Verlag der Lese in Stuttgart weiß nur von einer lo kalen Einwirkung der Kriegsbuchwoche zu berichten: »Von außerhalb waren die Bestellungen, trotzdem wir gerade eine Reihe billiger und für die Kriegsbuchwoche sehr geeigneter Bänd chen herausbrachtcn, recht spärlich. Sie übcrtrafen die Aufträge der Wochen zuvor in keiner Weise.« Die Firma H. Haessel Verlag in Leipzig, die für unsere Krie ger eine billige und handliche Auswahl von Conrad Ferdinand Meyers Gedichten veranstaltet und ihr die schöne Novelle des Dichters »Der Schuß von der Kanzel« beigegeben hat, weiß eben falls von keinen besseren Erfahrungen zu berichten. Sie schreibt: »Ich habe von einer Einwirkung der Kriegsbuchwoche auf mein Verlagsgeschäft nichts bemerkt. An der Veröffentlichung von besonderer Kriegsliteratur habe ich mich nur durch die kleine Feldpostauswahl aus Conrad Ferdinand Meyers Werken beteiligt, die ja allerdings besonders siir Lazarette gedacht war. Meine Hoffnung, daß die verschiedenen Landesverbände zur Beschaffung von Lesestoff usw. größere Posten von diesem Büch lein ankaufen würden, hat sich nicht erfüllt. Aus meine Angebote er hielt ich die Antwort, daß wegen Mangels an Mitteln von einem An kauf des Büchleins abgesehen werden müsse.« Letzteres befremdet umsomehr, als von den Volksbildungs organisationen schon seit Jahren der Ruf nach billigen Ausgaben der Werke Conrad Ferdinand Meyers und Gottfried Kellers laut geworden ist. Nicht viel anders ist der Eindruck, den Verleger von anderen Einzelschristen gehabt haben, die gerade unseren Feld grauen etwas zu sagen haben. Die Firma Duncker L Humblot in München äußert sich fol gendermaßen: »Nach unseren Beobachtungen über die Kriegsbuchwoche hier in München ist diese Veranstaltung im Gegensatz zu anderen der Kriegs- sürsorge gewidmeten ,Tagen' und .Wochen' wohl dem Sortiment und dem Verlag, viel zu wenig aber dem Publikum bekannt und eindring lich gemacht worben. Buchhandel und Verlag haben es auch hier in München an verlockenden Ankündigungen aller Art nicht fehlen lassen, aber das Publikum verhielt sich vollkommen stumm: außerhalb des Ladens sind die Bücher und Schriften, die da von 1.— abwärts in Betracht kamen, nicht wie andere für die Kriegssürsorge bestimmte Waren «»geboten worden, besonders Ankündigungen in den lokalen Blättern und an den Anschlagsäulen waren nicht erlassen worden: so muhte der Erfolg gering bleiben. »52 Wir haben unseren ,Sombart, Händler und Helden' 1.—) für die Kriegsbuchwoche mit rabaitiert und im Börsenblatt angeklln- digt. Die Wirkung war keine nennenswerte, was wohl dem Umstande zuzuschreibeu ist, daß auch in anderen Städte» die Kriegsbuchwoche nicht so populär war, wie etwa die ,Woll-' und die .Tabakswoche' oder andere segensreiche .Tage' und .Wochen'.« Man könnte annehmen, daß möglicherweise der Einfluß der Bücherwoche deshalb nicht in besonderer Weise im Verlage ge spürt worden wäre, weil das Sortiment genügend mit Vor räten geeigneter Schriften versehen war, um den Bedarf zu decken. Dieser Umstand wird ja auch in einigen Verleger-Zuschriften er wähnt. In Wirklichkeit decken sich aber die Beobachtungen des Verlages nicht nur im allgemeinen mit denen des Sortiments, sondern es zeigt sich auch, daß der Erfolg der Veranstaltung für den Buchhandel sich noch weniger günstig gestaltet hat. als man aus den vorstehenden Äußerungen entnehmen kann. Wie einer Buchhändler wird. <SchIuh zu Nr. 148 u. ISll.) Rechnet man bei solcher Sachlage einem jungen Mann, der je den Groschen zusammennehmen mutz, um sich durchzubringen, nun noch häufig vor, daß er ein Kapitalnarr gewesen sei, sich mit seinen Jahren und Kenntnissen in eine solche entwürdigende Frone zu begeben, so wird man es verstehen, daß ich mich nach kurzer Zeit kreuzunglücklich fühlte. Dazu kam, daß ich richtig den Antrag erhielt, in ein Großkontor mit der Aussicht auf ein klei nes (für mich schon großes) steigendes Gehalt einzutreten: aber mein wohlverklauselter Vertrag mit der Konventionalstrafsumme von 1VV0 -kt fesselte mich. Und doch hätte ich besser getan, selbst diese Buße zu wagen, als meine Knechtschaft weiter fortzusetzen. Unfähig, ohne jedwede geistige Anregung dahinzuleben oder nach dem Vorgänge mancher Altersgenossen meine Abende irgend wo in lockerer Gesellschaft zu verbringen, nahm ich meine unter brochenen Schulstudien wieder auf. Damit begann für mich eine Zeit, die an meine körperliche Widerstandsfähigkeit übermäßige Anforderungen stellte. Nur mein eiserner Wille konnte ihr genügen helfen. Mit Tagesgrauen aufstehend und meistens bis nach Miternacht über den Büchern sitzend, führte ich eine Art Dop pelleben, halb als Kaufmannslehrling, halb als Student. Auf die Dauer war diese Lebensweise nicht möglich. Sie erlitt denn auch glücklicherweise bald eine Unterbrechung durch den Aus bruch des Krieges im Juli I87V. Als Kriegsfreiwilliger abge lehnt, war ich zwar genötigt, dies gewaltige Ringen unseres Vol kes als Zuschauer mitzuerleben, aber die an Erhebung so reiche Zeit tröstete mit anderen auch mich über die Jämmerlichkeiten meines Alltags. Nicht freilich auf die Dauer; zeitweilig packte mich die graue Stimmung wieder mit doppelter Stärke. Ihr gegenüber kam mir ein Buch zu Hilfe, das Wohl schon öfter in solchen Lagen zum Tröster geworden sein mag. Es war Gustav Kreistags »Soll und Haben«, das ich damals zum ersten Male in die Hände bekam, das ich verschlang, dann las und wie der las. An dem selbstbewußten Kaufmannsstolze und der Pflichttreue Anton Wohlfarts richtete ich mein tiefgesunkcnes Vertrauen zu mir selbst und meiner Zukunft wieder auf, denn ich lernte erkennen, daß auch hinter einem scheinbar nüchternen Tage werk sich Ideale verbergen, denen nachzustreben sich auch für die Besten lohnt. Wie ein erquicklicher Hauch linderte diese Erkenntnis mein in folge von Demütigungen und Enttäuschungen aller Art fieberndes Gemüt. Zu gleicher Zeit stärkte das Vorbild des tapferen Kauf manns in mir den Entschluß zu gewissenhafter Ausnutzung mei ner Kenntnisse und Fähigkeiten. Dabei traf es sich günstig, daß gerade jetzt mein Wert als Mitarbeiter im Geschäft ungeahnt stieg. Der Lehrling erwies sich nämlich als die einzige der drei »Kräfte«, die sich leidlich im Französischen auszudrücken und ein Gespräch darin zu führen imstande war. Gelegenheit hierzu boten die in B. als Gefangene weilenden französischen Geiseln und Mi litärs, von denen — ich weiß nicht, auf welche Veranlassung hin — eine Anzahl gerade unser in der Altstadt verstecktes kleines Ge schäft bevorzugte. Nicht immer war ein als Dolmetsch dienen der Begleiter zugegen, und so war das »Personal« auf mich als
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