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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.11.1905
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- 1905-11-06
- Erscheinungsdatum
- 06.11.1905
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- Deutsch
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258, 6 November 1905, Nichtamtlicher Teil, 10175 nämlich mit dem dritten Kongreß für -Öffentliche Kunst» (Hcunatschutz), der gleichzeitig in Lüttich tagte und in 5 Ab teilungen die Betätigung der Kunst in Schule, Unterricht und Literatur, die Einrichtung von Museen und Aus stellungen, sowie die Kunstfrage in bezug auf das Land schaftsbild, auf öffentliche und private Bauten und Denkmäler und auf die Ausschmückung der Öffentlichkeit zu prüfen sich vorgenommen hatte. Endlich hatte der literarische Kongreß sozusagen ein Doppelgesicht; er beschäftigte sich nämlich nicht bloß mit dem Rechte der Schriftsteller und Künstler, sondern auch ganz eingehend mit der Literatur und Kunst des ihm so liebens würdige Gastfreundschaft gewährenden Landes überhaupt; dafür gab es einen besondern, ausschlaggebenden Grund, Belgien begeht dieses Jahr die 75, Gründungsfeier seiner staatlichen Unabhängigkeit, und diese glorreiche Erinnerung an ein friedliches Dasein und einen wachsenden materiellen Aufschwung bot nun den zahlreichen Besuchern Gelegenheit, diesem Lande ihre Sympathie und Anerkennung zu zollen. Was insbesondere das Urheberrecht anbelangt, so darf nicht vergessen werden, daß es Belgien gelungen ist, selbstsüchtiger Interessen Herr zu werden, und im Jahre 1886 sich ein Gesetz über das literarische und künstlerische Eigentum zu geben, das auf den ersten Wurf eins der vollständigsten und weitherzigsten geworden ist. Die von den Kongreßbesuchern empfangenen Erinne rungen werden denn auch nicht so bald verblassen, sondern lebhaft sich einprägen und der Zerstörung widerstehen. Fürs erste wurde dem Kongreß ein unvergeßlicher Empfang zuteil in den Stadthäusern von Lüttich, Brüssel, Brügge und Ant werpen, die schon an sich wunderbare Denkmäler einer freien und stolzen Vergangenheit bedeuten. Ein ähnlicher Empfang wartete seiner im Krönungssaal des Stadthauses zu Aachen, Sodann konnten die Kongreßteilnehmer nicht weniger als sechs Ausstellungen besuchen, die von Lüttich, diejenige alter Handschriften, Wiegendrucke und Pläne der Stadt Aachen; die Ausstellung alter Kunst und die rllckblickende Ausstellung belgischer Kunst in Brüssel; die Ausstellung flämischer Kunst im Gruuthuuse zu Brügge und endlich eine besondre Gemäldeausstellung der Werke von Jordaens in Antwerpen, Man benutzte ferner die Tagung des Kongresses dazu, um zu Ehren dieses berühmten Schülers von Rubens im holländischen Dorf Putte, wo sein Grab ist, eine Denk feier zu veranstalten, an der — dem Unwetter zum Trotz — glänzende Redner sein Lob in allen Tonarten sangen. Nach Putte waren die Teilnehmer Dank der freund lichen Aufmerksamkeit des Automobilklubs von Antwerpen im Automobil gekommen, sodann in kleinen Gruppen von etwa 8V Schloß- und Villenbesitzern der Umgebung liebens würdig empfangen und nachmittags nach dem Hortensia hof, einer prachtvollen Besitzung des Herrn von Mallinckrodt, gebracht worden, auf deren Rasenplätzen sich das Schlußbild abwickelte. Die Schauspieler des flämischen Theaters von Antwerpen führten nämlich auf einer Bühne unter freiem Himmel den fröhlichen Schwank >0s Loses 6sk« des Antwerpens! Theaterdichters Ogier <1618—1689) auf, worauf die dramatische Abteilung der Antwerpener Gesellschaft »Us üaräsnia», die zu Ehren des Kongresses eine besondre Festnummer (Nr, 121) herausgegeben hatte, das in französischen Versen abgefaßte, auf de Costcrs Werk fußende Lustspiel »Die Rückkehr Eulenspiegels» von I, Wappers spielte. Außer dieser eigenartigen Vorstellung hatten es die Veranstalter des Kongresses sich angelegen sein lassen, den dafür sehr dankbaren Teilnehmern noch zwei andre zeitgenössische, im Lande entstandene Werke vor- zufuhren, nämlich -Die Herbergprinzessin» von Jean Block;, welches Stück vom ü'bsätrs äs la Uonvais in Brüssel gegeben wurde, und das in flämischer Sprache abgefaßte lyrische Drama Uarisiva von Franz Giltens, zu dem Edward Keuroels eine stimmungsvolle Musik geschrieben hat. Hierzu kamen zwei Konzerte, deren eins in Aachen vom Stadtorchester und dem weitbekannten Sängerverein Concordia, das andre — alte Musik — in Brügge ge geben wurde, zwei Vorträge mit Projektionsbildern, indem Herr Professor Schmid in Aachen über den Maler Rethel (der die Fresken im Kaisersaal des Rathauses gemalt hat) und Herr Professor Frentzen über die architektonische Entwicklung der Baudenkmäler der Stadt sprach, endlich auch zwei interessante Besuche, nämlich im internationalen Institut für Bibliographie in Brüssel und im Museum Plantin-Moretus in Antwerpen, das mit Recht einen Weltruf genießt. Das ist das Fazit dieses Teils der Tagung, der diesmal durchaus nicht etwa nur ein Zubehör zur Hauptsache war, sondern dank seiner Mannigfaltigkeit die Unbilden der Witterung siegreich überwand. Die Veranstalter, namentlich die Herren P, Wauwermans, Advokat in Brüssel und Delegierter der belgischen Regierung zum Kongreß, Beltjens, Advokat in Lüttich, Vandeveld, Sekretär des belgischen Buch händlervereins, F, Giltens, Schriftsteller und Stadtbibliothekar von Antwerpen, u a, haben dem Kongreß eine schwer zu übertreffende Gastfreundschaft bieten helfen. In dieser Auf gabe wurden sie vom Vorsitzenden des Kongresses, Herrn Georg Maillard, unterstützt, der in seinen in Lüttich, Brüssel, Brügge, Antwerpen und Putte gehaltenen Reden in ebenso edler wie bilderreicher Sprache den vergangenen und gegen wärtigen Leistungen der wallonischen und flämischen Schrift steller, Gelehrten, Maler, Bildhauer, Architekten und Musiker Gerechtigkeit widerfahren ließ und eine kräftige, weitherzige Entfaltung der Literatur und Kunst der jungen Nation feststellte. Die Ausführungen und fein studierten Charakter bilder, die dieser Redner gab, sind wahre Muster geistreicher Streiflichter auf die künstlerischen Kundgebungen der belgischen Volksseele, und die Hörer, die ihnen Beifall spendeten, werden sie, wenn sie im Jahrbuch der -Association- erschienen sind, sicherlich mit Freude und zu ihrer eigenen Belehrung noch einmal lesen und durchkosten. Neben diesen Festlichkeiten und Kunstgenüssen fehlte auch das ernste Moment nicht, schwebte doch über den Verhand lungen die Erinnerung an die Dahingeschiedenen, die von den Herren Bernaert und Maillard pietätvoll gepflegt wurde. Die vornehme Gestalt von Meister Pouillet schien den Kongreß noch immer zu leiten und auf die, die seine vertrauten Schüler waren, etwas von seiner mächtigen Be geisterung zu übertragen. Von allen Teilnehmern wurde auch der Verlust von drei Getreuen der Association lebhaft bedauert, des gelehrten Orientalisten Julius Oppert, des ideal gesinnten Malers Bouguerau und des eifrigen Verfechters der Bestrebungen der Architekten, des Herrn Charles Lucas, der noch während der Tagung in Paris starb, Sitzungen wurden 6 an der Zahl abgehalten, eine Er- öffnungs- und 5 Arbeitssitzungen, 3 in Lüttich und je eine in Brüssel und Antwerpen, Darunter waren 4 dem eigent lichen Urheberrecht gewidmet; die Sitzungen waren also, wie auch ein offizieller Redner bemerkte, spärlich bemessen; immerhin konnte vermöge der tatkräftigen Leitung des Herrn Maillard die Tagesordnung erledigt werden; freilich wurden verschiedene Fragen auf eine spätere Tagung ver schoben, einige auch dem Pariser Ausschuß zu genauerm Studium überwiesen. Die erste und die letzte Arbeitssitzung hatten die Kräfti gung und Ausdehnung der Berner Union zum Gegenstand: die Kräftigung, die durch die Revision der Berner Über einkunft erzielt werden soll, die Ausdehnung, die man durch Herbeiführung neuer Beitritte zu erreichen hofft. 1342»
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