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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.09.1906
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1906-09-04
- Erscheinungsdatum
- 04.09.1906
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- Deutsch
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8352 ^ttchlurntttcher Teil ^ 205, 4. September 1906. Eine französische Stimme über Palm. (Vgl. Nr. 41, 42, 97, 182, 184, 197, 200, 202, 203 d. Bl.) — Höchst überraschend ist es, daß angesichts der pietätvollen Erinnerung an Palm, die sich in der ganzen deutschen Presse kundgab, auch eine französische Stimme laut wurde, die des Justizmords von Braunau gedacht hat. Und doppelt bemerkenswert erscheint es, daß diese Stimme keineswegs den Versuch macht, die Hinrichtung Palms zu rechtfertigen oder zu entschuldigen, sondern den dokumen tarischen Beweis liefert, daß die Verurteilung Palms mit Mißachtung des Gesetzes für das französische Kriegsgericht nur deshalb erfolgt ist, weil Napoleon sie befohlen halte. Diese historische Studie befindet sich in dem soeben erschienenen Hefte der Pariser Revue -üs Oorrssponcksnt,« und ist von C. Gachot unterzeichnet. Der Verfasser steht nur insofern auf dem französischen Stand punkt, als er erklärt, daß die nach dem Pariser Frieden von Na poleon Anfang 1806 in Süddeutschland ausgestellte französische Armee in eine sehr gefährliche Situation gekommen sei, indem durch die zahlreich verbreiteten antinapoleonischen Broschüren die deutsche Bevölkerung geradezu zu einer -sizilianischen Vesper« gegen die französischen Truppen aufgereizt worden sei und Sicherheitsmaß regeln notwendig gewesen seien. Zugleich wird das Verhalten der deutschen Fürsten und Behörden in der Affäre Palm in sehr abfälliger Weise beurteilt. Auch wird ein Hauptgewicht daraus gelegt, daß Palm durch Denunziationen seiner eignen Landsleute den französischen Machthabern verdächtig gemacht worden sei. Das wichtigste Dokument, das Gachot in seinem Artikel mit teilt, ist das Protokoll des Braunauer Kriegsgerichts, das aus sieben Obersten zusammengesetzt war. Aber — so heißt es in dem Artikel des -Correspondent« weiter — Generalleutnant Berthier übte im Namen Napoleons eine diktatorische Gewalt aus; das Ausnahmsgericht erhielt seine besondern Weisungen, die nicht frei von Leidenschaftlichkeit waren; aber es trat nicht früher in Tätig keit, als bis es die Zustimmung des Königs von Bayern erhalten hatte, eines furchtsamen Fürsten, der seine ganze Politik in den Dienst der französischen Gendarmerie gestellt hatte. Als ferner der Generalleutnant Berthier die Anklage wegen Hochverrats erhob, wußte er recht gut, daß er dadurch die Fällung eines Todes urteils herbeisühre. Neben Palm waren bekanntlich noch fünf andre angeklagt, darunter zwei österreichische Buchhändler: Kupffer auS Wien und Eurich aus Linz. Alle waren beschuldigt, Schmähschriften gegen Kaiser Napoleon und seine Armee gedruckt oder ver breitet zu haben, zu dem Zwecke, den Geist der Einwohner Süddeutschlands zu verwirren und sie aufzureizen zum Aufstand, zum Aufruhr und Mord gegen die französischen Truppen. Neben Palm war nur noch der Kaufmann Schoderer vor das Kriegsgericht gestellt worden; die vier andern Angeklagten waren gar nicht verhaftet worden und wurden in oontuwaeiaw abgeurteilt. Palm war gar nicht unter seinem wirklichen Namen angeklagt, sondern als der Nürnberger Buchhändler Stein, und er selbst erklärte erst dem Kriegsgericht, ec sei gar nicht der Buchhändler Stein, das sei sein Schwiegervater, dessen Geschäft er übernommen habe. Die vom Kriegskommissar Binot ver lesene Anklage legte ihm zur Last, zwölf Exemplare der Flug schrift -Deutschland in seiner tiefen Erniedrigung« der Buchhand lung Stage in Augsburg zugesandt und der Polizei nicht alle Exemplare der Flugschrift, die sich in seinem Geschäft befanden, ausgeliefert zu haben. Auf Grund der Anklage stellte dann der Kriegskommissär den Antrag, Palm und die fünf übrigen An geklagten zum Tode zu verurteilen. Der Dolmetsch Himberger teilte den Angeklagten nur einen kurzen Auszug der Anklage mit. Ein eigentliches Verhör fand nicht statt, und kein Vertei diger sprach für Palm. Auf ebenso kurzem Wege sprach dann das Kriegsgericht die sechs Todesurteile aus und ordnete an, daß das Urteil gegen Palm und Schoderer binnen 24 Stunden voll zogen werde. Die Hinrichtung Schoderers wurde mit Rücksicht auf den König von Bayern aufgeschoben; er wurde dann am 9. September nach München gebracht, wo er bald darauf frei- gelassen wurde; der unglückliche Palm aber ist am 26. August auf dem Glacis von Braunau erschossen worden. Der französische Schriftsteller, der diese unrühmliche Gewalttat dem französischen Lesepublikum wieder in Erinnerung bringt, schließt seine Darstellung mit den Worten: -Nachdem Napoleon am 5. August 1806 angeordnet hatte, die deutschen Pamphle- tisten vor Gericht zu stellen, muß Berthier allein die Verant- Armee verdient hätte. Aber der Generalmajor, der die zu strenge Maßregel gegen Palm rechtfertigen wollte, schrieb in seinem Bericht über das Braunauer Kriegsgericht: -Was den Nürnberger Buchhändler Palm, genannt Stein, be trifft, so wurde er überwiesen, daß er der Verbreiter und und er hat sein Urteil verdientermaßen auf dem Glacis von Braunau erfahren.« Edouard Gachot bemerkt hierzu: »Diese Hinrichtung hat, statt den Aufruhr zu dämpfen, in den deutschen Geist jene Keime gelegt, die die patriotische Erhebung später zur Reife brachten. Und so ist es wahr, daß selbst im Drange des Krieges derjenige, der sich milde erweist, zweifach ein Sieger ist.« (Der Sammler, Beilage z. Augsburger Abendzeitung.) Handelsregistereintragung. — In das Handelsregister ist heute unter Nr. 1529 eingetragen worden: Die Firma R. L. Friderichs L Co. und die Prokura des Louis Paulsen sind erloschen. In das Handelsregister ö ist heute unter Nr. 135 einge tragen worden: die Gesellschaft unter der Firma R. L. Fride richs L Co. Gesellschaft mit beschränkter Haftung. Der Gefellschastsvertrag ist am 9. August 1906 sestgestellt worden. Der Sitz der Gesellschaft ist Elberfeld. Der Gegenstand des Unter nehmens ist: 1) der Betrieb einer Buchdruckerei, insbesondere Fort führung der Geschäfte der bisher zu Elberfeld bestehenden Firma R. L. Friderichs L Co., sowie Erwerb und Pachtung von Grund stücken zu dem gedachten Zwecke, 2) Beteiligung an gleichartigen Unternehmungen. Das Stammkapital beträgt 200 000 Ge schäftsführer ist der Kaufmann Paul Friderichs zu Elberfeld, Prokurist der Kaufmann Louis Paulsen zu Elberfeld. Zugleich wird bekannt gemacht: 1. Der Gesellschafter Kaufmann Paul Friderichs zu Elberfeld übereignet zur Anrechnung auf seine Stammeinlage die Aktiva seines unter der Firma R. L. Friderichs L Co. zu Elberfeld bisher betriebenen Buchdruckereigeschäfls, nämlich das gesamte Druckerei-Inventar, als Maschinen, Schriftmaterial und Utensilien aller Art, ferner Rohwaren, halb- und ganzfertlge Ware, sowie die Debitoren, einschließlich des Firmenrechts, sowie aller Rechte und Pflichten aus bestehenden Verträgen. Die Übereignung erfolgt zum Werte von 199 000 und gilt durch dieselbe die Slamm einlage im gleichen Betrage als gedeckt. Passiva werden nicht übernommen und das Geschäft geht seit dem 1. Juli 1906 für Rechnung der neuen Gesellschaft. 2. Die öffentlichen Bekanntmachungen der Gesellschaft erfolgen durch den Deutschen Reichs- und Königlich Preußischen Staats anzeiger. Elberfeld, den 22. August 1906. (gez.) Königl. Amtsgericht. 13. (Deutscher Reichsanzeiger Nr. 206 vom 31. August 1906.) Kunstausstellung. — Pietro del Vecchios Ausstellung für Kunst aller Art und Zeit in Leipzig bringt in ihrer ersten Herbstausstellung eine bemerkenswerte Reihe namhafter Werke. Den Oberlichtsaal nimmt eine Sonderausstellung des gefeierten englischen Präraffaeliten Walter Crane ein, über 50 Werke, dar unter seine Hauptwerke: Geburt der Venus, Die Parzen, Die Jahreszeiten, Frühling, Dornröschen usw. Eine kleinere Kollek tion finden wir von A. Hänsch, einem jungen, aufstrebenden Künstler: Landschaften von der Ostseeküste und Studienköpfe. Weiter sind zu nennen: Professor B. P. Förster, Über Berg und Tal, Herbstnebel im Harz, — L. Skramstad, Waldsee, — A. Schlüter, Aufsteigendes Wetter, Moorteich, — W. Kopp, Waldinneres, — Professor O. Recknagel, Rehbock, Auerhahnbalz, — E. Czernotzky, Stilleben, — Roo. Völcker, Mädchen mit Fruchrschale, — E. Abra- hamson, Mondschein, — Franz Brieskorn, Pan, — ferner das Kolossalgemälde des schwedischen Meisters P. Haaxmann, Zer sprungene Saiten.
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