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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.07.1915
- Strukturtyp
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- 1915-07-24
- Erscheinungsdatum
- 24.07.1915
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. ^ 169, 24, Juli 1915, Denn in unseren Anzeigen und anderen Empfehlungen werden leider vielfach noch viel zu viel leere Worte gemacht, statt an ihrer Stelle jene wohltuende Sachlichkeit walten zu lassen, durch die die Ankündigungen einzelner unserer Verleger sich auszeichnen und gerade dadurch erfolgreich werden. An der gleichen Stelle des genannten Blattes wird noch von einem Wiener Verlag ge sprochen, der sich angeblich erbietet, gegen fünfmalige Aufnahme eines 80 Zeilen umfassenden Inserats nach Vollendung eines Lieferungswerkcs die »Original-Einbanddecken- zu dem Werke kostenlos zu liefern, falls bis zum Erscheinen des Schlußheftes fünf Belege gesandt wurden, »Wirklich, man staunt ob solcher geschäftlichen Kühnheit-, schließt das Blatt, und man kann ihm, falls die Sache sich wirklich so verhält, nur beistimmen und be dauern, daß einzelne Angehörige unseres Berufes auf diese Weise das Einvernehmen mit der Presse beeinträchtigen. Unange nehmer noch sind die Rückwirkungen auf die Redakteure, bei denen das Mißtrauen dem Buchhandel gegenüber wachsen und die Ge neigtheit, auf seine berechtigten Wünsche einzugehen, schwinden muß. Konnte man schon in Friedenszeiten eine Entwertung des Buches durch eine oft überreichliche und unangebrachte Frei gebigkeit des Verlagsbuchhandels fcststellcn, so scheint man neuer dings auch von anderer Seite in stärkerem Matze bemüht zu sein, diesen Mißstand durch Verwendung des Buches als Zugabe oder als Reklamemittel zu verschlimmern. Aus einer verheißungs vollen Zeitungsnotiz unter der Spitzmarke »Literarische Zigaretten« erfahren wir, daß eine Zigarettenfabrik — ihr Name wird verschwiegen, weil sie zu bescheiden ist, um mit ihrer neuesten Errungenschaft Reklame zu machen — den Liebesgaben bestimmte Päckchen zierlich ausge statteter farbiger Heftchen beilegt, die gute Literatur enthalten. Die Blätter wollen, wie ausdrücklich versichert wird, nicht Bücher ersetzen. Es wird aber gleichzeitig gesagt, daß sie mehr gäben, als Proben, nämlich abgeschlossene Stücke, Gedichte, Erzählungen, Gedanken zur Zeit, die Wohl, wie sehr hübsch bemerkt wird, »ge eignet seien, unseren Soldaten in den Schützengräben die liebe Heimat vors Auge zu zaubern«. Unter den Autoren finden wir Friedrich Lienhard, Wilhelm Schüssen, Hermann Hesse u, a. Man mutz sich Wundern, daß Phrasen, wie die nachstehenden, in die Zeitungen Eingang finden konnten: »Es ist hübsch, sich vorzustel- len, daß ein Feldgrauer erfreut die langersehnte Zigarette aus dem Kästchen zieht und dabei, statt auf das Bild einer Diva, wie es früher Mode war, auf einen guten, auch dichterisch guten Gruß von zu Hause trifft. Mancher wird eine alte Bekanntschaft mit einem lieben Dichter erneuern, anderen wird das Verlangen rege werden, den Dichter, der so schöne Worte spricht, ausgiebiger kennen zu lernen. Und so kommt außer guten Ziga retten, die auch nicht zu verachten sind, zugleich der gute Geschmack ins Feld«, Offenbar wird das strenge Standesgefühl, wie es im »Zeitungsverlag« als eine sehr erfreuliche Erscheinung zutage tritt, nicht von allen Re daktionen geteilt. Ich möchte nun den Zeitschriften-Verlegern Vorschlägen, ihren neuen Abonnenten als Belohnung dafür, daß sie in den Kreis ihrer Leser eintreten, stets ein Päckchen Zigaret ten zu stiften und diese der billigeren Herstellung halber von ihren Angestellten in der stilleren Sommerszeit drehen zu lassen. Viel leicht finden sich mehrere Zeitschriftenverleger, die ihrem Abon nentenstand auf diese Weise aufhelfen wollen, zusammen und gründen eine Zigarettenfabrik, Man könnte dann Wohl gespannt sein, was die zünftigen Zigarettenfabriken zu dieser Findigkeit sagen würden. Sicher nichts anderes, als was der Buchhandel zu ihren Liebesgabcn-Beilagen, die sich natürlich nicht allein auf die Feldgrauen ausdehnen, zu sagen hat. Auch die Zeitschriften, sogar die Revuen, erfreuen sich ähn licher Konkurrenz, Da ist die »Güldenkammer«, die, von der Kaffee Haag-Fabrik zu Reklamezwccken heransgegcben, i» Bremen erscheint. Früher erhob diese Zeitschrift den Anspruch auf Be achtung als ernste Revue, In Kriegszeiten ist sie bescheidener geworden und beschränkt sich auf die Veröffentlichung von amt lichen Depeschen und Dokumenten zum Kriege, was jedenfalls weniger Kosten erfordert, als die Honorierung ernsthafter Schrift steller. Diesem Unternehmen ist übrigens auch die Zigaretten- 1046 fabrik Manoli durch die Herausgabe der »Manoli-Post- gefolgt, die bereits den zweiten Jahrgang erlebt hat, sich aber viel offener als reine Reklamezeitschrift bekennt. Die mir vorliegende letzte Nummer bringt einen Leitartikel »Unser Bundesgenosse Tabak«, eine Abhandlung »Die Zigarettenausfuhrkontrolle während des Krieges-, Gedankensplitter über das Rauchen unter dem Titel »Blauer Dunst«, Bilder vom Kriege, Witze über das Rauchen und andere Reklame für die Zigarette, Sie ist ein Gemisch von Re klame-, Fach-, Kriegs- und Witzblatt und kann insofern nicht als ernstes Zeitschriftenunternehmen angesehen werden. Immerhin liegt in diesen Erscheinungen eine gewisse Gefahr für den Buch handel. Seine Erzeugnisse werden im Wert herabgedrückt und der Play für sie verringert. Noch ist das Übel klein. Achten wir darauf, daß es, wenn sich die Reklame im Schutze des Friedens wieder freier entfaltet und ihre tausenderlei Blüten treibt, nicht größer wird. Denn es ist keine Frage, daß, wenn unsere Ware noch weiter im Kurse fällt, auch unser Kurs fallen muh. Der Frieden braucht aber einen starken und lebensfähigen Buchhandel, dessen Erzeugnisse nicht nur gewürdigt, sondern auch gekauft und bezahlt werden, wie sie es verdienen. Kurt Loele. »Gefährliche und törichte Titel.« Erwiderung und Abwehr. Von JosefAug. Lux, Unter diesem Titel polemisiert in der Nummer 152 vom 5, Juli 1915 des Börsenblattes ein mit Z, Unterzeichneter Einsen der u, a, gegen mein eben bei der Union Deutsche Verlagsgesell schaft erschienenes Buch »Deutschland als Welterzieher-, Erstellt statt Welterzichung die Pflicht der deutsche» Sclbstcrzichung auf. Aber gerade diese Pflicht der Selbsterziehung wandelt mein Buch in allen möglichen Varia tionen vom Anfang bis zum Ende ab! Schon das Vorwort gibt den Auftakt dazu mit den Worten: »Welt erzieher sein, das heißt ein Vorbild geben und Selbsterzieher sein. Ein Vorbild in dem Stre ben, eigene Rückstände zu überwinden, Fehler abzulegen, Schäden zu verbessern, strenge Zucht und Beherrschung zu üben und nach den eigenen inneren Höhepunkten zu streben, die in deutscher Auffassung der Gipfel von Kul tur, Gesittung und Menschlichkeit sind. Wer sich selb st so zu führen versteht, ist auch berufen, die anderen zu führen. Unsere Nation hat viele solcher Weltführer und Vollender-gehabt.« So will das ganze Buch in diesem Charakterbild deutscher Selbst - erziehung seit 100 Jahren aufzcigen, daß eine Nation auf solchen sittlichen und kulturellen Grundlagen Wohl im stände ist, der Welt ein erzieherisches Vorbild zu geben. Der Herr Einsender spricht selbst von der großen Aufgabe, »für die Erhaltung und Stärkung unserer Kultur für jetzt und später zu sorgen«. Das ist aber gerade der Zweck meines Buches, dessen Inhalt und Absicht Herr Z, durch seine Bemängelungen in ihr Gegenteil verkehrt. Er tut dies aus Unkenntnis, denn er hat mein Buch nicht gesehen und nicht gelesen. Den noch greift er es an, ein oberflächlicher Blick auf den Titel ge nügte ihm, es auch in seinen Bestrebungen als »gefährlich und töricht« zu bezeichnen. Dabei hätte ihn schon der Untertitel von »Deutschland als Welterzicher- belehren müssen, denn er lau tet: »Ein Buch über deutsche Charakterkultuc«, Und mein Name als Verfasser hätte Herrn Z, mindestens zu einer näheren Prü fung Anlaß geben sollen. Wo blieb da die Erfüllung der Pflicht, daß man etwas, worüber man schreibt und weswegen man andere angreift, vorher wenigstens oberflächlich kennen gelernt haben soll? Zu allem tritt noch die Anonymität, Wer augreift, soll es unter Persönlicher Verantwortlichkeit mit vollem Namen tun; deutsch sein heißt offenes Visier zeigen! Ist nun die Art, mit der der Einsender die Rechte anderer schädigt, etwa die Betätigung der von ihm einpfohlenen Selbsterziehung? Wie muß seine Auslassung auf unsere Feinde wirken? Wäre auf
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