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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.07.1915
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1915-07-26
- Erscheinungsdatum
- 26.07.1915
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. ^ 170, 26. Juli 1915. angriff zu erleben, so, wie wir sind, ohne Waffen. Das läßt uns das Warten ein Geschenk sein. Da hinten liegt das Kabel. Schwarz wie ein Aal im mat ten Mondlicht. Teufel — es raschelt! Da — und es bewegt sich!! Sollten die Russen —?! Und jetzt kommt da jemand. So aufrecht — ein Russe? und mit Blendlaterne? Da steht er 20 Meter vor mir, springt in den Schützengraben . . . und schimpft, was uns einfällt, statt Kabel zu tragen, hier so zu sitzen. »Rrraus ü!« Wir wagen einzuwenden: »Aber der Befehl ....« »Befehl? Welcher Befehl? Raus!« Und so kletterten wir alle wieder ans Tageslicht. Später erst erfuhren wir, was das auf sich gehabt hatte. Der zwanzigste Mann vor mir war schwerhörig. Wie wir nun so dalagen, hatte ihm der Vordermann irgendetwas Diskretes zugeflüstert und war darauf für einen Augenblick verschwunden. Der Bedauerns werte hielt nun einen russischen Angriff für sicher und gab einen Befehl weiter, der ihm nach seiner Meinung von vorn her über geben war. Also es ging weiter, weiter, Wetter. Erst wieder langsam, dann schneller und dann am schnellsten. Ich bin überzeugt, daß die vordersten 20 Mann von uns gemächlich auf einigermaßen Weg dahinzogen, aber — wie es so auch im menschlichen Leben ist — die kleinen Abweichungen des Einzelnen rächten sich im vierzigsten bis fünfzigsten Glieds fürchterlich. Wir wurden da hinten weit vom Wege abgeschleudert und kamen so gerade in die »Unpassierbarkeiten«, derentwegen der Weg ursprünglich vorhan den war. Wir purzelten wieder über Erdschollen, staken in Sümpfen, schlitterten über Unsagbares. Einmal bin ich plötzlich an einem steilen Abhang. Mein Bordermann ist unsichtbar, das Kabel zieht sich in halber Taltiefe über dichte Jungtannen. Was tun? Loslassen? Wie soll ich allein den Weg finden? Also sesthalten! Schrumm — werde ich von meiner Anhöhe gerissen, komme ins Stürzen, kralle mich fest an das Kabeltau, fliege hoch und gleite im Hechtsprung durch die schwachen Tannenkronen. Hinter dem Wäldchen plumpste ich mit meinem Kabel zerschunden zur Erde, hörte den Assessor in den Tannen knurren und rannte dann wieder die andere Höhe hinauf. Da sah ich noch, wie einer nach dem anderen der Länge nach aus dem Dickicht zum Vorschein kam. Auch mein Vorder mann, der Droschenkutscher, hatte Stange gehalten; er war sogar der erste, der sich mit Todesverachtung in das stachlige Grün gestürzt hatte. Bald nachdem ließ mich »anmutiges« Plätschern neues Un heil ahnen. Und wirklich — Platsch, platsch ging's durch einen breiten Graben, tief genug, um bis über die Knie darin zu plan schen. Ob mein Nachmann, der Assessor, seit dem Rutsch durch die Tannen meinem energischen Zupfen am Tau keinen Glauben mehr schenkte, oder was es war, jedenfalls lag er plötzlich der Länge nach im Wasser und gluckste — blind wie er war — um Hilfe. Da ließ ich denn zum ersten Male mein anbefohlenes Kabel los und zog ihn ins Trockene. »Bewegung!« flüsterte ich ihm zu, als ich sah, daß seine Zähne zu klappern begannen. Also reihten wir uns schnell wieder ein, er pitschenaß, ich halbtrocken. Endlich ließ der Sturmschritt nach. Es ging langsamer, immer langsamer, und schließlich standen wir. Uns bibberten die angeweichten Glieder, die manchesternen Hosen erstarrten zum Eisübergang. »Kabel niederlegen!« Wir schulterten das schwere Ding ab und legten es am Drahtverhau entlang. Dann ging's zurück. Diesmal auf festem Wege. Nur der Assessor mit dem glaslosen Brillengestell tappte noch manchmal ins Ungewisse. Aber wir holten ihn dann immer wieder schnell zurück. — Nach anderthalb Stunde Wegs standen wir abermals vor einer Kabeltrommel. »Es muß heute nacht noch hin, Leute. Kameradenpflicht!« sagte der Monteur-Unteroffizier. Also packten wir wieder an, hundematt zwar, aber durch Pflichtbewußtsein gestärkt. Diesmal stellten wir Hinteren uns 1050 nach vorn und mieden jede Wegabweichung wie einen Fehltritt. Das half: die Tal«, Gebirgs- und Wassertouren blieben dem Schlußende erspart. Schimpfen taten sie zwar nachher doch über uns, aber als sie dann in der Morgendämmerung sahen, wie zerschunden w i r ausschauten, wurden sie stumm. Gegen die fünfte Morgenstunde waren wir wieder am Ziel, legten das Kabel nieder und konnten den Heimweg antreten. Da es schon dämmerte und die feindliche Artillerie die Front abzu- tasten begann, schienen uns Umwege ratsam. Wir gerieten dabei noch über eine weite Wiese, die uns ihre Tragfähigkeit so treff lich vortäuschte, daß wir erst zu spät merkten, wie sie fast bis zu den Halmspitzen im Wasser steckte. Endlich fanden wir die Chaussee wieder, sie empfing uns mit einem kühlen Morgenwind, der unsere nasse Kleidung sofort mit einer Eisglasur überzog. Die steifgefrorenen Röhrlinge unserer Manchesterhosen schlotterten klappernd um unsere müden Beine: eine Art klanglosen Morgengeläutes. Dann aber sahen wir unser Quartierdorf. Die hohen Bäume dahinter leuchteten schon in der Frühsonne des dienst freien Tages. »Goldap« kam uns bellend entgegengesprungen; ein Kaffee getränk durchwärmte unsere Glieder, die bald darauf in den herr lichsten Schlaf übergingen. Wie „sie" dem deutschen Buchhandel zuleide gehen. ii. ll siehe Nr. 148.» Den Vorpostengefechten des Herrn K. Voltaire vom »Bookseller«, über die wir am 28. Juni berichteten, folgt jetzt von seiten der französisch-englischen Entente ein wohlvorbereiteter großer Angriff aus den deutschen Buchhandel. Vor »ns liegt ein Prospekt: Verehrter Herr Kollege! In dieser Stunde ist es die Sache der französischen Kaufleuie und Industriellen, durch gewisse Unternehmungen die siegreichen Anstrengungen unserer Heere zu vervollständigen. Der kühne Kampf, den uns Deutschland seit Jahren auf dem Gebiete des Handels lieferte, machte die Lage für uns bedrohlich; die Stunde ist ge kommen, den Einfluß und den Platz im Buchhandel zurückzuerobern, den sie uns ans dem Markte nach und nach entrissen hatten. Die bedeutendste Schöpfung des deutschen Buchhandels ist die Lau ch n i tz-C o l l e c tt o n, in der in englischem Text, alle in dem gleichen kleinen Format, der Band zum Preise von zwei Francs, die besten Neuigkeiten der englischen und amerikanischen Literatur vereinigt sind. In Tausenden von Exemplaren auf dem Festlande verbreitet, sind diese Bände geeignet, die lange Dauer der Reisen und der Ruhetage aufs angenehmste zu verkürzen; sie haben ihren Platz auch in dem Heim vieler gebildeten französischen Familien. Der Krieg setzt dieser berühmten Sammlung ei» Ende. Ihre zahlreichen Abnehmer aber werden erfreut sein, wenn sie erfahren, daß die englischen Schriftsteller sich aus freien Stücken meinem Vorschläge angeschlossen haben, in Paris die SIL-MILKD MI-HHOU MIIILH LdIV LMIllLLkl LVIMIiS zu gründen. Sechzig der berühmtesten Schriftsteller haben mir freiwillig und durch Vertrag ihre sämtlichen Werke auf mehrere Jahre hinaus zugesagt. Der erste Band: Bealby von Wells (Abenteuer eines Jünglings), der heute erscheint, ist in England noch nicht gedruckt. Es ist ein Meisterwerk des Humors. Ich lasse cs mir angelegen sein, den Bänden der »Standard Collection« ein Außeres zu geben, das der Autoren, die sie um schließen wird, würdig ist, ohne dabei die althergebrachten Formen zu ändern, an die ein treuer und ausgebreiteicr Käuserkreis ge wöhnt ist. Das Format, der Preis werden dieselben wie die des deutschen Verlegers sein, es sind aber alle Opfer gebracht worden, um die Sammlung anziehend zu gestalten, sowohl in der Wahl lesbarer Typen, wie in der Schönheit des Papiers. Ich zähle darauf, verehrter Herr Kollege, daß Sie mir zu gunsten dieses kaufmännischen und dabei patriotischen Unternehmens Ihre vollste Unterstützung zuteil werden lassen.
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