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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.08.1915
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- 1915-08-02
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- 02.08.1915
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Redaktioneller Teil. 176, 2. August 1915. Aus vorstehender Zusammenstellung ergibt sich, daß sich die Absatzgebiete des Buchhandels in drei Gruppen gliedern lassen. Die erste umfaßt die Länder mit einer mehr oder minder starken deutsch sprechenden Bevölkerung: Österreich-Ungarn, die Schweiz, die Vereinigten Staaten von Amerika und Rußland. Die zweite Gruppe bilden die Kulturländer Europas, die dritte die übrigen Abnehmer, besonders die des nahen und fernen Orients. Die Abnehmer der ersten Gruppe nehmen den Hauptanteil der Ausfuhr in Anspruch. An erster Stelle steht Österreich-Ungarn. Die Donau monarchie mit etwa 10 Mill. deutschen Einwohnern, durch geschicht liche, politische und wirtschaftliche Verhältnisse vom Reiche stark be einflußt, nimmt etwa zwei Fünftel unserer Gesamtausfuhr auf. In den Jahren 1907—1912 ist nur eine geringe Steigerung unseres Absatzes zu beobachten. Abgesehen von der Erstarkung des öster reichischen Verlagsbuchhandels wird auch die antideutsche Agitation in den nichtdeutschen Kronländern hier von Einfluß gewesen sein. Ähnlich wie Österreich ist die Schweiz kulturell und besonders literarisch mit dem Deutschen Reiche verbunden. Ein ununter brochener Strom literarischen Verkehrs geht über die Landesgrenzen, der in dem Austausch des beiderseitigen Schrifttums seinen — ge wissermaßen meßbaren — Ausdruck findet. Hauptkonkurrent aus dem schweizer'Literaturmarkte ist natürlich Frankreich, dessen Einfuhr im Jahre 1908 1 413060 krs. betrug. Da die Bevölkerung der Schweiz zu 693ß deutsch und zu 22tzß französisch ist, bleibt Frankreich hier ziem lich stark hinter seinem Konkurrenten zurück. Erwähnt sei in diesem Zusammenhänge, daß die Ausfuhr französischer Bücher nach der Schweiz von 1868—1908 nur um etwa 533s> stieg bei einer Gesamt- steigerung der Bücherausfuhr von 1618l>. Nächst der Schweiz ist Rußland der beste Abnehmer des deut schen Buchhandels. Die erstaunlich hohe Aussuhrsumme erklärt sich aus der Aufnahmefähigkeit der kulturell durchschnittlich hochstehenden Deutschrussen. Ihre Zahl wird aus etwa 2 Mill., die vielfach lite rarisch interessierten Volkskreisen angehören, geschätzt. Besonders mit den Ostsceprovinzcn, dis trotz der Russisizierung 1912 noch 100 Neu erscheinungen zur deutschen Gesamterzcugung liefern konnten, ver binden uns lebhafte literarische Beziehungen. Der größte Teil unserer literarischen Einfuhr wird hier verbraucht, doch auch Petersburg, Moskau und besonders Nuss. Polen sind gute Abnehmer. Der Russe selbst hat sich nur langsam der deutschen Literatur zugewandt. Er bezieht nach wie vor seine westliche Bildung gern über Paris. Unter diesen Umständen ist das bescheidene Ergebnis des sranzösischen Buch handels in Rußland — nach der amtlichen Statistik 1909 271346 krs. — besonders interessant. Es beweist, wie dünn heute noch die Schicht des für westliche Literatur empfänglichen Russentums ist. Ein eigenartiges Bild bietet die Läge des deutschen Buchhandels in den Bereinigten Staaten von Nordamerika. Wir sind über die dortigen Verhältnisse besonders gut orientiert durch die Erörterungen, dis sich an den unlängst veröffentlichten Plan der Errichtung einer Bertriebsstelle deutscher Literatur in den Ber einigten Staaten von Amerika geknüpft haben. Aus dieser Dis kussion, an der sich beiderseits hervorragende Männer beteiligten, geht zunächst hervor, daß man allgemein dem deutschen Bevölkerungs element einen größeren Einfluß zuspricht, als ihm tatsächlich zusteht. Me Zeiten sind längst vorüber, in denen Präsident Lincoln seinen Wühlern das Gespenst einer Germanisierung Amerikas an die Wand malen konnte. Seit Ende der achtziger Jahre hat der Zustrom deut schen Wements rasch abgenommen und ist heute fast versiegt. Gleich zeitig macht sich eine immer raschere Anpassung an das Amerikaner- tum bemerkbar und damit ein Abnehmen des Interesses breiterer deutscher Volksschichten am heimischen Schrifttum. So ging die Zahl dev deutschen Zeitungen in den Jahren 1890—1900 von 727 auf 613 zurück. In den Leihbibliotheken vermindert sich der Umlauf deutscher Bücher. Die St. Louis Public Library teilt z. B. mit, daß in der Otterdorser Zweigbibliothek in New Dork, die ausdrücklich als deutsche Bibliothek gegründet wurde, bei der Erössnung <1883) 60tzß, heute nur noch zirka 20tzs> deutsche Bücher umlaufen. Auch der Rückgang der deutsch-amerikanischen Volksschulen, wie sie seit 1840 in Cincinnati, seit 1870 auch in anderen Städten (St. Louis, Milwaukee, New Hork, Chicago, Philadelphia, Baltimore) bestanden, weist aus diese Tatsache hin. Es kann leider nicht zweifelhaft sein, daß von den auf 18 Mill. geschätzten Deutsch-Amerikanern oder auch 1100 nur von den 6,2 Mill. Amerikanern, deren Wern nachweislich in Deutschland geboren sind, der größere Teil für das deutsche Schrift tum verloren ist. Trotzdem ist die deutsche Büchereinfuhr in die Ver einigten Staaten von Amerika ständig und ziemlich be deutend gestiegen. Wir dürfen das als einen erfreulichen Beweis für das zunehmende Interesse des Amerikaners an der deutschen Sprache und am deutschen Schrifttum betrachten. In seinem Werke über das Deutschtum in Amerika spricht sich Faust (Übs. Lpz., sTeubnerj 1912) folgendermaßen darüber aus: Die Colleges und Universitäten unseres Landes verlangen mehr und mehr die Kennt nis des Deutschen als Vorbedingung sür das Abgangsdiplom oder sogar schon sür die Ausnahme. Vor 25 Jahren galt das Französische für seiner; so ist es auch heute noch in einigen Teilen des Ostens; aber das Bestehen der »großen deutschen Zone« hat im allgemeinen der deutschen Sprache als Gegenstand des Studiums den entschiedenen Vorrang verschafft, und aus dem Absatz führender Verlagsfirmen geht hervor, daß das Studium des Deutschen im Osten rascher zu nimmt als das des Französischen im Westen, so daß sich also das Studium des Deutschen in aussteigender, das des Französischen in fallender Linie befindet. (S. 230 f.) Die Stellung Deutschlands im Wettbewerb auf dem ameri kanischen Büchermarkt ergibt sich aus folgenden, der amerikanischen Statistik entnommenen Zahlen der Einfuhr: (Bücher,Karten, Stiche, Photographien, Druckwerke allerArt lOOODoll.) 1908 1909 England . . 2601 3328 Deutschland . . 1441 1581 Frankreich . . 349 417 Übriges Europa. . . . . 512 500 Frankreich folgt also in weitem Abstande hinter Deutschland, das seinerseits in England einem unerreichten Rivalen hat, obschon die englischen Bücher einen Einfuhrzoll von 25tzß unterliegen, der die billige Massenliteratur vom amerikanischen Markte fernhält. Unter den Abnehmern, die sich in der zweiten Grupps zu- sammensinden, interessieren uns vornehmlich Frankreich und England. Frankreich hat bekanntlich bis in die Mitte des 19. Jahr hunderts hinein einen bedeutenden Teil der literarischen Bedürfnisse der sogenannten Gesellschaft in Deutschland bestritten. Die deutsche Literatur hat dagegen in Frankreich erst neuerdings weitere Kreise gewonnen. Diese entgegengesetzt gerichtete literarische Bewegung in beiden Ländern läßt sich in den Zahlen der Statistik verfolgen. Noch im Jahre 1868 erhielt Deutschland von Frankreich 3050 ckr. Bücher, während dieses aus Deutschland nur 1571 är. bezog. Im Jahre 1913 hat sich das Verhältnis völlig geändert. Deutschland erhält aus Frankreich 5650 är., Frankreich aus Deutschland 6890 är. Unser Hauptkonkurrent aus dem französischen Markte ist England, dessen Stellung auf dem internationalen Büchermarkts Frankreichs und Deutschlands sich aus folgenden Zahlen ergibt: 1861 1008 ISI3 a) aus b) aus Deutschland Frankreich 802436 4t 747181 4t IS3IV00 4t 2SS0I56 4t 1WS000 4t — 7S8201 4t 27824S 4t LOIioov 4t 3007744 3828000 4t Diese Zahlen bestätigen das Urteil mancher Kenner des eng lischen Volkes, die behaupten, daß das deutsche Geistesleben dem Durchschnittsengländer unverständlich sei und daß die Masse des Volkes den französischen Anschauungen viel näher stehe als den deutschen. Männer wie Carlyle sind vereinzelte Erscheinungen, und die jüngsten Ereignisse haben bewiesen, wie irrig es war, von so genannten Kennern Deutschlands wie Lord Haldane wirkliches Ver ständnis für deutsches Wesen zu erwarten. Als nicht richtig erweist sich die in diesem Blatts gelegentlich geäußerte Ansicht, daß der deutsche Buchhandel in England zurückgehe. Es ist vielmehr in den Jahren 1906—1913 eine nicht unbedeutende Vermehrung unserer Ausfuhr nach England festzustcllen. Allerdings ist der französische Buchhandel in England erfolgreicher gewesen. In der Zeit von 1861—1908 konnte Deutschland seine Ausfuhr nach England ver dreifachen, Frankreich hat sie vervierfacht. 1861 war die deutsche Ausfuhr nach England etwa 20tz(> geringer als die englische nach Deutschland, heute erhält Deutschland etwa doppelt so viel Bücher
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