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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.08.1915
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1915-08-28
- Erscheinungsdatum
- 28.08.1915
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- Deutsch
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1S9, 28. August ISIS. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Reclams Universalbibliothek Bildung und edle Unterhaltung ins Volk trägt. Mit einem Mitreisenden, einem »Mann aus dem Volke«, geriet der Schillerlefcr ins Gespräch; er befragte ihn, ob er dieses Drama schon gelesen habe. Auf die verneinende Antwort belehrte er ihn über Schiller und empfahl ihm eindringlich den »Don Carlos«, wobei er über dieses Werk so sprach, wie wir über eine ganz moderne, soeben aus der Druckpresse gekommene Dichtung reden würden. »Das mllssens lesen! Der Schillär hoat wirklich zu schöne Vers' g'schricb'n. Den Inhalt allerdings sind' ich freilich manch mal a bisserl stark!« Er beklagte Schillers allzu frühen Tod, er sei, wie er seinen Nachbar unterrichtete, nicht über 35 Jahre geworben! Nun fühlte ich mich veranlaßt, einzugrcisen; lch suchte lhn mit Jahreszahlen seines Irrtums zu überführen. Ob es mir gelungen, bezweifle ich; er lauschte sehr ungläubig. Viele Leute im deutschen Volk halten fest an der Legende von Schillers Jllnglingstobc, indem er als der nach Mannheim fliehende Dichter der »Räuber« ewig in ihrem Herzen lebt; und zwar zuweilen sog. Gebildete; ich könnte davon Stück chen erzählen . . . Zwischen literarischen Freunden von mir ward in einem Kaffee haus zu M. die Frage aufgeworfen, ob jeder Mensch in Deutschland einen Schimmer von Goethes und Schillers Bedeutung habe. Die Mei nungen waren geteilt. Man wettete schließlich und beschloß, den nächst besten vor das gegenüber ragende Goethedenkmal zu führen. Dies geschah. Auf die Frage, wer Goethe sei und warum man ihm dieses Denkmal errichtet habe, gab der etwas Verdutzte zurück: »Weil er den Schiller gedichtet hat!« .... Meine eigene Bibliothek bedeutet für mich einen wandelbaren Be sitz. Ich habe den Grundsatz: kaufen — lesen — herschcnken. Alle paar Jahre veranstalte ich überdies einen gewaltigen Blicherschub, dem schon wiederholt tausend Bände aufs Mal zum Opfer gefallen sind. Und trotzdem schauen noch immer mehr als zweitausend stille Freunde, Lieblinge, von denen ich mich nicht trennen mochte, auf mich hernieder. Die Ordnung der Bücher ist ziemlich kraus und kunterbunt. In etwas boshaftem Scherz stelle ich mit Vorliebe Todfeinde nebeneinander: so muß sich Lessing mit dem Hauptpastor Gocze nachbarlich vertragen und Heine zur Strafe für seine zügellosen Ausfälle neben dem ver haßten Platen aushalicn. Aus dieser Stimmung entstand einmal ein Gedicht, das wenigstens den Reiz des bislang noch unveröffentlichten hat: Bi b l i o t h c k s p u k. Was wispert für seltsam Geflüster — Ein Raunen, ein Murmeln kaum — Für Stimmenschwirrsal durchs Düster Im stillen Bllcherraum? Es summt rings von den Regalen Wie schwärmender Bienenlaut, Indes mit silbernen Strahlen Der Mond durchs Fenster schaut. Nun scheid' ich deutlich die Töne, Dumpf klagend und klingend hell — Wahrhaftig, es rauscht bas Gestöhne Vom hölzernen Büchergestell: Die Schriftsteller, die alten, In Prosa, in Dichterwort, Sie können den Mund nicht halten, Sie plaudern in einem fort. Ich stellte sie alle nämlich — Ein bißchen aus Teufelei — Was feindlich einander und grämlich, Absichtlich in eine Reih'. Was einst sich befehdet, was hassend Gerauft, geprügelt sich fest. Das steht zur Butze jetzt passend Schulter an Schulter gepreßt: Der Luther, umringt vom Murner, Vom Emser und vom Eck, Wirft, als gelenkigster Turner Im Schelten, sie all' in den Dreck. Ein feuriger Prinz aus Genlcland, Dem spielend der Wurf gelingt, Seine »Götter, Helden und Wieland« Triumphierend in Händen schwingt. Ter Lessing und der Gocze Hacken mit Raubvogelsloß Als massive, eiserne Klötze Aufeinander ingrimmig los. Das krebsrot verärgerte Pfäsfchcn Vor Zorn schier Platzt und springt, Es sträuben sich stachlicht die Bäffchen — Denn Lessings Bogen klingtl Der Schiller faßt fauchend »Die Horen« lind haut damit im Nu Ein paar saftige um die Ohren Dem Schelm, dem Kotzebue. Der Heine und der Platen, Der Jud' und der Kavalier, Sind sich in die Haare geraten Rach Gasscnjungenmanier. Schnell von der andern Seite Zückt hurtig nebenan Die Plempe zum Grafeustrelte Der knorrige Jmmermann. Der Trcitschke, der Janssen tanzen Den Reigen mit Alban Stolz; Einem jeglichen klirrt der Ranzen Gespickt voll Rednergolds. So wispcrt's, so flllstert's im Zimmer Geheim und nächtlicherweis. Bis der Morgen mit rosigem Schimmer Zcrfchcncht den Zanberkrels. Karlsruhe lBaden), im Herbst 1S15. Heinrich Vierordt. Kleine Mitteilungen. Die »entrüstete« russische Akademie. — Die russische militär-medi zinische Akademie hat eine Antwort auf den Aufruf »An die zivili sierte Welt«, der seinerzeit von den Vertretern der deutschen Kunst und Wissenschaft veröffentlicht wurde, gegeben. Es heißt darin: »Eine Reihe Kulturstaaten (d. h. die Alliierten. D. Red.) hat sich mutig erhoben, um die Rechte der Menschheit und die der einzelnen Staaten und Völker zu verteidigen; andere Staaten haben die Auf forderung der Deutschen, ihnen zu helfen, abgewiesen. Rußland be trachtet mit stiller Verachtung die deutschen Verleumdungen, weil es sich seines Rechtes bewußt ist. Wenn die kaiserlich russische militär medizinische Akademie nicht früher Einspruch erhoben hat, so ist der Grund darin zu suchen, daß sie die Einsammlung der Daten und Tatsachen abwarten wollte, die die Ursachen des Krieges und das un menschliche und wahrhaft barbarische Auftreten der deutschen und der österreichischen Armeen deutlich klarlegen. Jetzt liegt alles vor: die deutschen Gelehrten haben nun keinen andern Ausweg, als in einem neuen Aufrufe ihren Irrtum zu bedauern.« Die Antwort ist unterzeichnet von dem Direktor der Akademie, dem Geheimrat Maka- wejew, und dem Sekretär, Professor und Wirkl. Staatsrat M. Jljin. Unneutrale Literatur. — Im St. Galler Tagblatt vom 24. August ist folgende Zuschrift abgeöruckt: Am 30. Juni 1915 erhielt ich aus Lausanne drei Broschüren: 1. »Wer hat den Krieg gewollt?« von E. Dürkheim und E. Denis, Professoren an der Universität Paris, übersetzt von Jacques Hatt, zu beziehen von der Librairie Payot L Co., Lausanne. Preis 50 Cts. 2. »Die Verletzung der Neutralität Belgiens und Luxemburgs von seiten Deutschlands«, von Andre Weiß, Professor, Paris, über setzt von S. Stahl, Librairie Payot, Lausanne. 3. »Deutsche Verbrechen, durch deutsche Dokumente bewiesen«, von Josef Bedier, Professor, Paris, übersetzt von A. Rosa, Librairie Payot, Lausanne. Heute werden mir ebenfalls aus Lausanne zugesandt die drei Broschüren: 4. »Ooinment I'^llerna^ne 688a^e de ju8tikiev 868 crimes« par dc>86k Ledier, lüdrsirje Oolin, ?ari8. 5. »?raticiu6 et doeti-ine aUemande8 de In §uerre« par I.avi886 et Indier, ?roke88eur8 L ?3ri8, I^ibraiirie Oolin, Uaidg. 6. »Wie die Österreicher und Ungarn in Serbien Krieg führten«. 1199
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