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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.09.1926
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- 1926-09-15
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- 15.09.1926
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x° 215, 15. September 1926. Mitteilungen aus dem Antiquariat. des heutigen Deutschen Buchgewerbevereins und damit zur moder nen buchgewerblichen Bewegung in Deutschland gegeben hat und von der letzten Endes ein gerader Weg zur Bugra von 1914 führte. So spielt der Name Wiens auch in dieser Entwicklung eine Rolle. Die jetzige Buchhändlertagung in der Donaustadt kann natür lich nicht beanspruchen, daß von ihr Wirkungen ausgehen wie von den Ausstellungen von >873 und 1883. Vielleicht aber findet ein den deutschen Ereignissen wieder näher gebrachtes und enger angcschlossenes Wien doch einmal erneut Ideen und Veranstal tungen, die gleiche Bedeutung gewinnen. Mag davon dann auch der Wiener Buchhandel und der deutsche Buchhandel überhaupt Nutzen haben! Alte Kräuterbücher. Das Antiquariat I-'L r t ancien 8. L. in Lugano, eine Zweigabteilung der bekannten Firma Jacques Rosenthal in Mün chen, hat die umfangreiche Kräuterbücher-Sammlung des Or. Karl Becher in Karlsbad erworben und unter Einschaltung eigener Lagerbestände darüber kürzlich ein einzigartiges Verzeichnis unter dem Titel »^ cataloxno o! sarl^ üerdals« veröffentlicht. Es ist kein eigentlicher Verkausskatalog, denn die Preisangaben fehlen, sondern eine ausführliche, gut illustrierte bibliographische Beschreibung von 74 Kräuterbüchern, von denen etwa die Hälfte dem 15., der Rest dem frühen 16. Jahrhundert angehört. Diesem Verzeichnis geht eine 22 Seiten starke Einteilung des durch seine »8«rt>a>s o! tbs tiktssutb osntur^« (Chicago 1918) bekannten vr. Arnold C. Klebs voran. Es handelt sich also um eine wissenschaftliche Veröffentlichung über ein unvergleichlich kostbares Material. Wie auf so vielen anderen Gebieten ist Deutschland auch aus dem der Kräuterkunde bahnbrechend hervorgetreten. Wohl gab es schon vordem Handschriften mit gemalten Pflanzenbildern, aber sie waren, wie Brunnsels in seinem noch zu erwähnenden Kräu terbuch ausdrücklich bemerkt, selten und teuer; außerdem waren die ausländischen Wanzen nicht nach der Natur, sondern lediglich nach der Beschreibung gezeichnet. Deshalb war es ein großes Verdienst des durch sein Verhältnis zu Gutenberg bekannten Main zer Buchdruckers Peter Schösser, daß er im Jahre 1484 einen kleinen Herbarius mit 150 einheimischen Pflanzen, die nach der Natur abgebildet waren, erscheinen ließ. Der Ersolg war so groß, daß er im folgenden Jahre ein weit umfangreicheres Werk, den --Garten der Gesundheit», mit dem ich mich weiter hin noch eingehender beschäftigen muß, druckte. Diese beiden Werke wurden nicht nur im In- und Auslande massenhaft nach gedruckt und übersetzt, sondern sie veranlaßten 1491 den ebenfalls in Mainz tätigen Drucker Jacob Meydcnbach zur Herausgabe eines noch umfangreicheren Werkes, des großen 8 ortus sanitatis, und 1492 den Lübecker Stephan Arndcs zur Veröffentlichung eines hervorragend illustrierten Kräutcrbuches in niederdeutscher Sprache, des »Oaercks äse suntksid». — Diese Kräuterbücher waren allerdings keine botanischen Werke im heutigen Sinne, sondern befaßten sich nur mit solchen Pflanzen, die nach Ansicht griechi scher, römischer oder arabischer Ärzte längst vergangener Zeiten als Heilmittel für diese oder jene Krankheit verwendet werden konnten. Erst im 16. Jahrhundert begann die wissenschaftliche Naturforschung, und wieder waren es deutsche Gelehrte, welche die Grundlagen der Botanik schufen. Die Reihe eröffnete 1532 Otto Brunnfels, ihm folgten 1539 Hieronymus Bock, 1542 Lien hart Fuchs, 1551 Adam Lonicer und 1555 Conrad Geßner, dessen Kräuterwerk allerdings vollständig erst zwei Jahrhunderte später von Schmiedel herausgegeben wurde. Dann ging freilich die Füh rung auf Antwerpen über, wo in der zweiten Hälfte des 16. Jahr hunderts die Werke eines Pena, Lobel und Clusius gedruckt wurden. Sämtliche hier erwähnten Originalausgaben des 15. Jahr hunderts sind in dem Katalog des ü'Hrt ancisn verzeichnet, außer dem noch eine bisher unbeschriebene Variante der Originalaus gabe des Herbarius latinu», der älteste deutsche Nachdruck von I. und C. Hist in Speyer (etwa >484), die drei Nachdruckauflagen des Johann Petri in Passau (1485—87), die beiden Nachdrucke mit! 50 lateinischem Text von Jan Veldener in Löwen (etwa 1485—86), die 1491 von L. Achates in Vicenza und 1499 von S. Bevilaqua in Venedig veröffentlichten Nachdrucke sowie eine ganze Reihe von ! ans dem 16. Jahrhundert stammenden Nachdrucken und Über setzungen. Von dem »Garten der Gesundheit» sind noch der Nach druck von Grüninger in Straßburg (etwa 1486), Dinckmut in Ulm (1487), Furter in Basel (etwa 1490) und sieben verschiedene Aus gaben von Schoensperger in Augsburg (1485—99) vorhanden; von dem großen üortus sanitatis drei Nachdrucke von Prüß in Straß burg (1497—99) und eine erhebliche Anzahl von deutschen, fran zösischen und italienischen Nachdrucken und Übersetzungen. Daß sich unter diesen Nachdrucken verschiedene bcsinden, die noch sel tener als die Originale sind, sei nur nebenbei bemerkt. Von den übrigen Werken möchte ich als besondere Seltenheiten noch fol gende hervorheben: Lpuisins Lardarus (Rom, I. P. de Lignamine, etwa 1483), Lrbolaz-rs (Besaneon, P. Metlinger, etwa 1490), dlacsr kiorickus (Genf, Louis Cruse, etwa 1495) und Orets Üerdall (Lon don, Peter Treueris, 1526). Daß ein Fachmann wie vr. Klebs an der Hand eines solchen Materials manchen bisherigen Irrtum zu berichtigen vermag, ver steht sich von selbst. So wird seine Annahme, daß die von mir ausgezählten drei Auslagen von Schoesfers Herbarius nur Varian ten einer einzigen Ausgabe sind, wohl zutrefsen. Jeder Biblio graph wciß, daß die damaligen Drucker während des Drückens Veränderungen und Verbesserungen im Text Vornahmen, aus Sparsamkeitsrücksichten aber die bereits fertigen Abzüge ruhig verwendeten, und das könnte auch hier sehr wohl der Fall sein. Ich möchte auch einige mich betreffende unrichtige Angaben (z. B. S. 13, Z. II, daß ich die 1485 in Augsburg gedruckte Ausgabe des Garten der Gesundheit fälschlich dem Anton Sorg zugeschrieben hätte, während ich sowohl dlanuel 4333 als Kräuterbücher XIII ff. Hans Schoensperger zutressend als Drucker bezeichnet habe) aus sich beruhen lassen, dagegen muß ich feiner Ansicht über den Ver fasser des 1485 gedruckten »Gart der gesuntheit» entschieden wider sprechen. Er nimmt an, daß das Buch von einem Kollegium von Sach verständigen verfaßt sei, und will aus den Schlußworten des 76. Kapitels »ein gewisse artzney dicke mail (viele Male) versuecht von mir Meister Johan von Cube» nur herauslesen, daß dieser einer der Mitarbeiter gewesen sein könne, der gerade dieses Kapitel bearbeitet habe; er fügt hinzu ->it is a priori improdsdls tbat tbs Oart back !> sinxls autbor». Nun verdankt doch aber die ganze Kräuterbuch-Literatur ihr Entstehen und ihre Blüte nur dem Um stande, daß damals so wenige Arzte vorhanden waren; wie hätte denn Schoeffer überhaupt ein Kollegium von Sachverständigen zusammenbringen können! überdies berichtet Schoeffer in der von ihm verfaßten Vor rede, daß ihm im Interesse der allerhand Krankheiten unter worfenen Menschheit kein Buch so wertvoll erschienen sei als ein Kräuterbuch. »Demnach habe ich solichs löblich? werck lassen an- fahen durch einen meyster in der artzney geleret, der nach myner begirde vß den bewerten meistern in der artzney Galliens Auicenna Serapione Diascoride Pandecta Plateario vnd andern viel kreuter trafst vn naturen in ein buch zusamen hait bracht». Als er nun aber an die Herstellung der Pflanzenbilder hätte gehen wollen, habe ihm für viele Kräuter, die nicht in deutschen Landen wachsen, ein richtiges Vorbild gefehlt. Deshalb habe er eine Reise nach dem Heiligen Grabe unternommen und einen »subtielen vnd behenden« Maler mitgenommen, der die Pflanzen nach der Natur »kunterfeyt« habe. Der Text stammt also von einem Einzelnen und lag bereits vor Antritt der Reise vor. Das Bildermaterial wurde hingegen erst nach Abschluß derselben in Holz geschnitten. Wird es uns dadurch schon fast zur Gewißheit, daß der Verfasser niemand anders sein kann als jener Meister*) Johan von Cube, der sich am Schluß des 76. Kapitels nennt, so erhalten wir eine einwandfreie Bestätigung durch den Frankfurter Arzt Eucharius Rößlin (Rho dion), der in der Einleitung zu seinem 1533 erschienenen Kräuter- *) Dieses aus »maxist«?» gebildete Wort beze-ichnete Im Mittel- alter «inen Arzt; der Ausdruck »Doctor» bürgerte sich erst gegen End« ! des 15. Jahrhunderts ein.
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