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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.09.1926
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- 1926-09-15
- Erscheinungsdatum
- 15.09.1926
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- Deutsch
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X- 215, 1b. September 1928. Mitteilungen aus dem Antiquariat. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Scherz gestattet hat, um eine runde Zahl von IbOO und 2800, zu sammen 3500 Inkunabeln herauszubringcn, die Nummern 1456— >471 und 3387—3450 ausfallen ließ. Wenn wir die Preise dieser Kataloge, die damals durchaus nicht als billig galten, betrachten, dann sind sie, an den heutigen Preisen gemessen, geradezu lächerlich gering. Zu jener Zeit sah man in der Inkunabel mehr oder min der ein rein typographisches Erzeugnis, dessen Inhalt bei der Be wertung nur in seltenen Fällen in Erscheinung trat. Erst in neuerer Zeit ist der Inhalt ein stark mitbestimmender Faktor ge worden, und man geht wohl nicht fehl in der Annahme, daß der im Juli 1924 zu Jacques Roscnthals 70. Geburtstag erschienene Privatdruck von Ernst Schulz »Aufgaben und Ziele der Jnkunabel- forschung« wesentlich dazu bcigctragen hat. Man betrachte sich nur die zuletzt erschienenen besseren Jnkunabelkataloge und man wird finden, daß der Inhalt der Bücher eine große, beinahe möchte inan sagen, eine zu große Rolle spielt. Naturgemäß ist es immer mißlich, bei alten Büchern Preis- Vergleiche heranzuziehen, und doppelt mißlich ist dies bei Inkuna beln der Fall, bei denen die Erhaltung, der größere oder kleinere Rand, der alte Einband, der gemalte Buchschmuck an Umrahmun gen und Initialen, der berühmte Borbesitzer usw. von starkem Preiseinflusse sind. Immerhin sollen einige Beispiele angeführt werden, um die Preisentwicklung zu kennzeichnen. Beginnen wir mit der Inkunabel aller Inkunabeln, der zweiundvierzigzciligen Gutenberg-Bibel, von der bei einer geschätzten Auflage von 200 nur 41 zum Teil unvollständige Stücke erhalten geblieben sind. Im Jahre 1911 wurden 2 Stücke versteigert, das eine auf Perga ment bei der Auktion Hoe in Nein Jork, das von Henry E. Hun tington für 50 000 Dollars (rund 200 000 Mark) erworben wurde. Das andere auf Papier bei der Auktion Huth in London brachte 5800 Pfund Sterling (rund 116 000 Mark), die von Bernard Quaritch, gleichfalls für einen amerikanischen Sammler, bezahlt wurden. (Nach dem »Census» befanden sich 1919 in den Vereinig ten Staaten acht Exemplare, davon 1 auf Pergament, 1 teils auf Pergament, teils auf Papier und 6 auf Papier, davon 2 unvoll ständig.) Das im vorigen Jahre vom Stift Melk veräußerte Papierexemplar wurde durch Vermittlung von Ludwig Röhr- scheid in Bonn an einen Londoner Händler verkauft und kurz darnach in New Jork zu 104 000 Dollars (rund 416 000 Mark) versteigert. Das Pergamentexemplar des Stiftes St. Paul in Kärnten sollte zuerst 250 000 Dollars kosten, wurde aber, wie einer Notiz von Jacques Roscnthal in »Tbe Olique« zu entnehmen ist, an vr. Vollbehr für 225 000 Dollars — andere behaupten 200 000 Dollars — verkauft. Wie aus der gleichen Notiz zu er fahren ist, hat die österreichische Regierung die Ausfuhrcrlaubnis versagt, sodaß es zunächst noch an seinem alten Standorte ver bleibt. Wir sehen hier seit 1911 bei der Gutenbergbibel auf Papier, gemessen an dem Ergebnis der New Uorker Auktion bei Anderson, eine Preissteigerung auf etwa das Vierfache, und bei dem Pcrga- mentexemplar liegen die Verhältnisse beinahe ebenso. Weit er heblicher sind die prozentualen Steigerungen bei anderen Inkuna beln, und ich möchte hier lediglich die bereits oben erwähnten drei Kobergcrschen Holzschnitt-Inkunabeln zum Vergleiche hcranzichen. Aus meiner Lehrzeit (1881—1884) erinnere ich mich noch sehr gut, daß ein Preis von 170 Mark für den Schedel und je 250 bis 350 Mark für die neunte deutsche Bibel und den Schatzbehalter, gute Stücke vorausgesetzt, als normal angesehen wurde. Vor dem Kriege wurde der Schedel mit etwa 500 Mark, die neunte deutsche Bibel und der Schatzbehalter mit je etwa 1000 bis 1200 Mark be wertet. Stücke mit unkolorierten Holzschnitten der beiden letzteren ldic Schedelsche Chronik kommt meist unbemalt vor) standen höher im Preise. Heute kostet Schedel zwischen 1400 und 1800 Mark, die neunte deutsche Bibel und der Schatzbehalter 4500 bis 6500 Mark. Die jetzige Marktlage hat eine starke Bewertungsunsicherheit ge schaffen, und selbst erhebliche Preisunterschiede sind innerhalb kur zer Zeit im Kreise der einzelnen Antiquare an der Tagesordnung. Dafür soll nur ein Beispiel angeführt werden. Merkwürdiger weise kamen während der letzten 12 Monate 4 Stücke der in der Tat sehr seltenen von Günther Zainer in Augsburg 1468—72 ge druckten 12 Traktate (Hain 8589) in einem Bande vereinigt, dar unter die editio priucops der »Imitat!» Odristi», vor. Davon sind drei, die das kleine Einzelblatt mit Auszählung der 12 Schriften enthielten, als ziemlich gleichwertig zu betrachten. Zwei Stücke wurden vor knapp einem Jahre zu 7500 bzw. 8000 Mark verkauft, das dritte wurde vor kurzer Zeit in einem Katalog zu 30 000 Schweizer Franken angezeigt, und das vierte, dem das erwähnte Einzelblatt fehlt, findet sich in einem prächtig ausgestatteten, vor wenigen Wochen erschienenen Kataloge zu 20 000 Mark. Es würde zu weit führen, weitere Preisvergleiche, die sich un endlich vermehren ließen, anzuführen. Es kann nur soviel gesagt werden, daß die Jnkunabelbewertung, die, wie das ja in der Natur der Sache liegt, immer eine willkürliche sein wird, noch immer im Flusse ist. In gewissem einschränkenden Sinne war dies ja immer der Fall. Anzunehmen ist, daß erstklassige Stücke nicht nur ihren Preisstand behaupten, sondern weiter anziehen werden, dagegen solche zweiten und dritten Ranges, da verhältnismäßig in dieser Hinsicht ein ziemliches Material angeboten wird, im Preise weichen dürften. Was wirklich erstklassige Inkunabeln sind, mag man, soweit italienische Frühdrucke in Betracht kommen, aus der von Tammaro de Marinis.(Florenz) im kavillou de dtarsan im Louvre in Paris zusammengestellten Ausstellung*) ersehen, zu der 78 Bibliotheken, Sammler und Antiquare aus Italien, Frankreich, Spanien, England und den Vereinigten Staaten ihre Schätze hergeliehen haben. Möchte doch in Deutschland in nicht zu ferner Zeit eine gleichartige, deutsche Handschriften und Inkunabeln um fassende Ausstellung veranstaltet werden, zu der das Material, da es sich zumeist im Deutschen Reiche und Österreich befindet, un gleich leichter zusammengetragen werden kann, als dies in Paris der Fall war! Lervus. Eine Inkunabel-Ausstellung in New Bork. In der englischen und amerikanischen Presse war jetzt öfters von dem Berliner Sammler Or. H. F. Vollbehr die Rede, der aus Anlaß des Eucharisten-Kongresses in Chicago seine her vorragende Inkunabel-Sammlung nach Amerika gebracht und sie in Chicago ausgestellt hatte. Ende August wurde sie nach New Hork gebracht und ist jetzt bis Ende September im national L,ds Ltub ausgestellt. 3'ecv Vocü Times Maxasins vom 29. August widmete der Ausstellung einen langen illustrierten Artikel. Da nach umfaßt die Inkunabel-Sammlung Or. Vollbehrs etwa 3000 Nummern. Davon sollen 466 nicht von Hain und -den späteren Inkunabel-Bibliographen verzeichnet sein, etwa 250 sollen Unika sein (? Die Red.). Or. Vollbehr fing erst nach 1910 an, Inku nabeln zu sammeln, nachdem er vorher alles auf Mohammed und den Koran Bezügliche gesammelt und diese Sammlung der Kaiser lichen Bibliothek in Konstantinopel vermacht hatte. Seine Inku nabel-Sammlung soll sehr viele Dubletten enthalten, da er ständig bestrebt ist, bessere Exemplare zu erwerben. Als die Ausstellung in Chicago eröffnet wurde, drückte Or. Pierce Butler, Leiter der Inkunabel-Abteilung an der NecvdsrA- bibrary, den Wunsch aus, -daß sich jemand finden möge, der vr. Vollbehr bewegt, seine Schätze zu teilen. Er fügte aber gleich hinzu, daß es schwierig sein würde, eine ähnliche Sammlung für 2!4 Million Dollar zu sammenzubringen. Die Henry bl. 8untinqtou-l.idrary in Los An geles, die mit 3000 Stück die größte Inkunabel-Sammlung in Amerika besitzt, soll bereit gewesen sein, lK Million Dollar für die Dubletten Or. Vollbehrs zu bieten. Die Huntington-Biblio thek zählt übrigens doppelt soviel Inkunabeln als die nächstgroße Sammlung der Harvard Oniversity bidrary. Die Kongreßbiblio thek in Washington hat mehrere Sammlungen, die New Vvrlc Public lldrary besitzt weniger als tausend Inkunabeln und eben soviel die Nevvberry bibrary in Chicago, die Llln Ickary Rrocvu 1,1- brary in Providence etwa 600. 106 Kisten waren nötig, um die Sammlung nach Amerika zu bringen. George Parker Winship, der Verfasser des Census, von dem übrigens eine neue Auflage in Vorbereitung ist, hat eine Broschüre über die Ausstellung im national Lrts Olub veröffentlicht. Nerv Vork Times Uaqasins versichert, daß die Sammlung Ende September wieder nach Deutschland zurückkommen wird. Ein florentinisches Manuskript »Okkiciuni Nortuoi-um-, das am Eröffnungstage der Ausstellung gestohlen wurde, ist inzwischen von dem Käufer dem Besitzer zu rückgegeben worden.
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