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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.09.1915
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- 1915-09-08
- Erscheinungsdatum
- 08.09.1915
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- Deutsch
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«rsmtlau >. ». Dtlchn. BllchS-nd--. Redaktioneller Teil. 298, 8. September 1915. Eine Buchbesprechung. Von Fritz Müller. Wir hatten den vorletzten Zug nach der Stadt versäumt und warteten jetzt ans den letzten. Es wurde mächtig langweilig auf dem kleine,.! Gebirgsbahnhof. »Nah, nah«, machte Freund Krimmer neben mir im Wartesaal, »wenn man wenigstens was zu lesen bekäme kn dem Nest«. »Kannst du haben«, sagte ich, »draußen ist so was wie eine Bahnhofsbuchhandlung«. Freund Krimmer lief hinaus. Ich ließ mir Zeit. Was, Bücher hier in diesen Bergen! Die Natur und die Plakat-Reklamen im Wartesaal genügten völlig. Aber schließlich ging ich doch hinaus. »He, willst doch mal schauen, was für eine Schwarte er sich wieder gekauft hat«. Freund Krimmer kaufte nur Schwarten. Denn er war selbst Schriftsteller. »Es nähme mir den Wind aus den Segeln«, sagte er, »zu sehen, wie andere so viel besser als ich selber schreiben. An ihrem Schund aber richte ich mich auf«. Eine heftige Brüllcrei scholl vom Gang herein. Jetzt lief ich auch hinaus. Freund Krimmer kämpfte offenbar eine Meinungsverschie denheit mit dem Bahnhofsbuchhändler aus. Das war ein Mann mit einem viereckigen Gesicht. Und seine Hände gingen wie zwei Dampf hämmer auf und ab. Vorerst noch in der Luft. Freund Krimmers Gesicht war sonderbar geteilt. Mit einem Auge blinzelte er mir krampfhaft zu. Mit dem andern hielt er die beiden Dampfhämmer in vernünftiger Entfernung. »Hör mal«, rief er mir zu, »dieser Mann will mir unbedingt dies Buch da aufhängen«. »Aushängen!« rief der Viereckskopf, »Sie haben mich gefragt, ob ich ein blödsinniges Buch hätte. Und ich sagte Ihnen, ich hätte nur gute Bücher. Und das da sei eines von den besten.« Sein einer Dampfhammer klopfte auf ein Buch. Ich war baff, Das war ja Freund Krimmers letztes Buch. »Aber Krimmer —« sagte ich erstaunt. Heftig zwinkerte sein Auge: Mensch, siehst du denn nicht, daß hier eine wundervolle Viecherei im Gang ist? Und laut begleitete er das Zwinkern: »Das da soll ein gutes Buch sein! Wer weiß, was für ein Schmierer diesen Bafel schrieb!« »Bafel? Schmierer?« hämmerten die Hände, »Schmierer? Bafel? Mein Herr, das ist kein Bafel!« »Woher wollen Sie das wissen?« »Weil — weil ich schon zehn Stück davon verkauft habe.« »Was will das heißen? Auch der Schund verkauft sich gut.« Aber es ist kein Schund, sag' ich Ihnen — ich Hab' es — Hab' es selbst gelesen, Herr!« Wir waren starr. Buchhändler, die ihre angepriesenen Bücher selbst lesen, gab's die wirklich? »Selbst gelesen?« schrie Freund Krimmer mit verhaltener Rüh rung. »Gewiß, die ersten zehn Seiten von der ersten Geschichte — und ich sage Ihnen, es ist ausgezeichnet — es ist einfach wunderbar!« »Ist ja ausgeschlossen, lieber Mann —, ^ausgezeichnet', sagen Sie? .Blech', sag' ich Ihnen — ,wunderbar', sagen Sie? ,Quatsch', sag' ich Ihnen.« »Mein Herr, wie können Sie so etwas von dem — von dem (er schaute rasch nach den, Verfasser) — von dem berühmten Schriftsteller Wilhelm Krimmer sagen!« »Na, berühmter Schriftsteller!« zwinkerten jetzt beide Augen. »Wenn ich es Ihnen sage! Daß Sie ihn zufällig nicht kennen, beweist doch nicht, daß der berühmte Schriftsteller Wilhelm Krimmer nicht berühmt ist, mein Herr.« »Zufällig nicht kennen, sagen Sic? Kennen Sie ihn denn?« »Natürlich kenne ich den — den berühmten Wilhelm Krimmer!« »Wohl gar persönlich, wie?« »Persönlich? Hm — selbstverständlich auch persönlich, wo er doch so oft zu uns kommt ins Gebirge — der lustige, kleine -Herr mit dem goldenen Zwicker.« Freund Krimmer fuhr mit der Hand den baumlangen Körper hinauf nach dem Nasenrücken: Nein, da saß kein goldener Zwicker, hatte nie einer gesessen. »Soso, Sie kennen ihn? Dann allerdings — hm, ich bin unter diesen Umständen nicht abgeneigt, diesen Bafel — wollte sagen, sein Buch zu kaufen - aber sagen Sie mal, vielleicht wissen Sie sonst noch was — was Persönliches über diesen Krimmer — man will doch schließlich auch die Leute kennen, deren Bafel — ah, Bücher man mit seinem teuren Gelde kauft, nicht wahr?« »Gewiß, mein Herr, gewiß — also daß cs lustiger kleiner Herr mit einem goldenen Zwicker ist, das sagte ich ja schon— außerdem hat er 'ne Frau.« 1242 »Soso, eine Frau?« sagte Freund Krimmer und sah ein wenig wehmütig auf seine unberingte Rechte. »Jawohl, ein sehr schöne Frau, ein wunderschöne Frau.« »Und Kinder?« »Kinder? Warten Sic mal — ja, ja, Kinder hat er auch — ebcnsoviele, habe ich gelesen, als er — ja, ja, als er Bücher ge schrieben hat.« »Elfe also«, murmelte Freund Krimmer. »Und 'n Bombengeld verdient er, sag ich Ihnen —« Krimmer streichelte leicht die Gegend seiner Brieftasche, in der die unbezahlten Rechnungen steckten. »Ja, zwei Rittergüter hat er sich schon dafür gekauft, sag' ich Ihnen und das dritte wird er sich mit diesem Buche kaufen, sag' ich Ihnen — jawohl, sag' ich Ihnen — macht also drei Mark fünfzig, gebunden, mein Herr — darf ich's Ihnen einwickeln?« »Nein, ich bin schon eingewickelt — äh, wollte sagen, will cs hier gleich lesen, habe leider noch 'ne Menge Zeit zum letzten Zug — aber sagen Sie mal, wenn es nun doch ',, Schund sein sollte —« »Ausgeschlossen, Herr, völlig ausgeschlossen.« »Nehmen Sie's dann wieder zurück, he?« »Zurück? Von dem berühmten Schriftsteller Wilhelm Krimmer etwas zurücknchmen, dessen Werke gehn wie warme Semmeln — aber mit Vergnügen, mein Herr, macht also drei Mark fünfzig, — danke schön, empfehle mich.« »Empfehlen? Und wissen Sie was? Wenn Sie den berühmten Wilhelm Krimmer wieder sehen sollten, empfehlen Sie uns ihm bestens, nicht wahr?« »Gewiß, gewiß.« Freund Krimmer und ich saßen dann mit seinem Buch selbdritt in, Wartesaal und lachten wie die Schneekönige, bis der Zug abgc- läutet wurde. Knapp vor der Abfahrt fiel ihm unterm Lachen noch was ein. »Komm«, sagte er vergnüglich, »will's doch noch versuchen.« Und dann schleppte er mich zwischen den andrängenden Leuten zum Stand des Bahnhofsbuchhändlers. Der sah uns kaum an. »Buch gefällig?« sagte er freundlich und geschäftig. »Nein, aber ich wollte Ihnen dies Buch von dem — angeblich berühmten Wilhelm Krimmer wieder zurückgeben, es war doch ein glatter Bafel, tut nur leid, wirklich leid, aber Sie versprachen mir vo^ einer halben Stunde, es wieder zurückzunehmen, wenn —« Die Freundlichkeit verschwand. Einer der Dampfhämmer erhob sich drohend: »Was? Zurücknchmen? Diese alte Schwarte zurück nehmen, die schon wochenlang bei mir herumliegt, Sie sind wohl nicht bei Trost, ich bin froh, daß ich '„ los bin, diesen Kitsch, und über haupt —« »Erlauben Sie«, sagte ich statt meines starr gewordenen Freundes^ »Sie sagten doch vorhin, daß dieser Wilhelm Krimmer ein berühmter Schriftsteller —« »I wo, berühmter Schriftsteller, jeder ist 'n berühmter Schrift steller, bevor sein Buch verkauft ist, aber nachher, Gott behüt' mich vor dem Bafel, bin nur froh, daß ich ihn nicht zu lesen brauche, und über haupt »Aber Sie sagten doch vor einer halben Stund —« »Einsteigen! Höchste Zeit zum Einsteigen!« rief der Schaffner draußen. Wöchentliche Übersicht über geschäftliche Einrichtungen und Veränderungen» Zusammcngestcllt von der Redaktion des Adreßbuchs des Deutschen Buchhandels. 89. August bis 4. September 1915. Vorhergehende Liste 1915, Nr. 292. * — In das Adreßbuch neu aufgenommcnc Firma. — B. — Börsenblatt. — H. — Hanbelsgcrichtlichc Eintragung smit Angabe des Erscheinungs- tags der zur Bekanntmachung benutzten Zeitung). — Dir. — Direkte Mitteilung. Ammon Nachsolger, Oscar, Fritz Haensel, Einbeck. Frau Frieda Haensel geb. Zaddach ist Prokura erteilt. sH. 3./IX. 1915.) Behre, Conrad, Hamburg. Prokura ist erteilt an Frau Anna Behre geb. Seippel. sH. 81./VIII. 1915.) Berliner Buch-u. Kunst-Verlag Hermann Meyer,Berlin1V.b9, Spichernstr. 1k. Gegr. Aug. 1915. Berliner u. Leipziger Komm.: Volckmar. sB. 299.) Bibliographisches Institut Aktiengesellschaft, Leipzig. Ul rich Frohwein u. Ferdinand Krähmer ist Prokura erteilt. sH. 8.,IX. 1915.)
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