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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 31.08.1926
- Strukturtyp
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- 1926-08-31
- Erscheinungsdatum
- 31.08.1926
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- Deutsch
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X- 202, 31. August 1926. Redaktioneller Teil. Stolzes voll. Es war der Neue Atlas der alten Welt, gezeichnet von Reichend; der Handatlas der alten Geographie von dem selben; es waren die Sammlungen der Kabinettskarten in Leh mannscher Manier, der neuen verbesserten Schulkarten, der kleinen Handkarten, gezeichnet von Reichard; eine Reihe weiterer Gene ral-, Post- und Reise-, Mauth-, militärische Situations- und Post-, Kriegsschauplatzkarten, Gcistcrkarte von Deutschland (wie andere in Elephantforinat), Pläne, Reichards neuer Handatlas über alle Teile der Erde und anderes. Vom Handatlas und den großen Karten erwartete Campe, daß die Konkurrenz bald durch sie ver drängt sein würde. Er hatte einige 20 000 Gulden darin, ehe ein Heller herauskam. Es waren, sagt er, Kunstblätter im eigent lichen Sinne, wie sie in den deutschen Handel noch nicht gekommen waren. Dabei war der Preis des Handatlasses, 2 Reichstaler netto, entsetzlich 'wohlseil. Alle zwei Monate kam eine neue Platte dazu, und eine abgenutzte wurde kassiert. Der Atlas ging unge heuer. In der Schweiz war er in allen Schulen eingesührt. Zur Plattenherstcllung, im vorliegenden besonderen Falle für einen Stadtplan, empfiehlt Friedrich 18l9 in erster Linie Berlin. Von Nürnberg spricht er dabei abfällig. Da kämen nur die wenigen in Betracht, die er selbst gezogen hätte; die Homannschen und Schneiderschen Tagelöhner paßten zu etwas derartigem nicht. Anders 1818. Seit Gailenbergs, Reindels und Geißlers Rückkehr aus Paris sei ein neuer Schwung unter die Kupferstecher gekom men. Sie sind Künstler geworden! Fleischmann hatte, seitdem er England gesehen, einen ganz anderen Standpunkt angenom men. Die Buchhändler verdarben ihn und zahlten, was er ver langte; er konnte nicht genug abweisen, und Friedrich hätte kaum noch etwas von ihm bekommen, wenn ihm Fleischmann nicht »vom Entstehen bis zur Ausbildung» alles verdankt hätte. Trotzdem: er machte damals drei Platten für ihn (Luther und Melanchthon) und j e d e für fl. 500! Von der Englandreise 1838 brachte Campe für die Weltkarte aus der besten Quelle, der Admiralität, alle neuen Entdeckungen mit. Die neue Flaggenkarte aller seefahren den Nationen, Elephanten-Format, ließ alle englischen und hol ländischen Karten hinter sich. Die Friedrich Campeschc Familie war zahlreich. Friedrich war »von Gott belastet mit Weib und kill Kindern!!» (1828). Bei solcher Anzahl und 'dem erbärmlichen Verhältnis zu dem Schwarm der Blutsverwandten und Schwägerschast war Friedrich die Gevatterschafterei bald zuwider; bei einem seiner Jungen machte er zum Pathenohm ln absent!» den sel. Großvater. Die Familie wohnte Winter und Sommer auf dem Lande. Draußen ritt Campe auf eigenen Rossen, bei jedem Wetter, ein Pferdelieb haber, dem auch das Zureilen sine Freude war, drin Pflegte er seine Gemäldesammlung, die sich von Jahr zu Jahr durch ganz außerordentliche Sachen bereicherte. 1820 erwähnt er 3 Dürer, 5 Cranach, 1 Linas v. Leyden »usw.». Seine Pferde hatte er nicht weniger lieb als seine Bilder. Er wäre gern mit eigenen Pferden zur Messe gereist, aber die schönen hannöverschcn Tiere waren ihm zu lieb, als daß er ihnen die Strapazen hätte zumuten sollen. Er rauchte gern viel gut« Zigarren. 1820 sollte ihm Julius ein Kistchen »recht gute, ächte Havannah-Cigarren, sie dürfen stark und theuer seyn», besorgen. Das war vor der Leip ziger Messe; von Leipzig aus schrieb er ihm, er möge sich »einst- ivcilen- nicht bemühen, er habe sich hier selbst mit 4 Kisten -> 1000 Stück auf ein Jahr versehen. Er machte Reisen nach der Schweiz, Italien, Frankreich, England und mit dem oder jenem der Söhne Wagen- und Fußreisen etwa ins Fichtelgebirge, in die böhmischen Bäder, andere Reisen zu fröhlicher Weinlese nach Franken und an den Rhein, um sein ziemlich wachsendes Weingeschäft zu ver- nrohren. Zur Messe ging Campe gern mit Gliedern seiner Familie. Einmal nimmt er außer seinem Herrn Eichhorn den »alten Ham- berger» mit, den er aus Menschenliebe »durchgewintert- hatte und der sich in Leipzig zur Mess« »sümmern» sollte. Der alte Knabe machte im Geschäft gar alberne Sachen und BStisen, was aber weniger seinem Alter zuzuschreiben war: er ist ein »Zögling der B. G. Hoffmannschen Handlung», sagt Friedrich erklärend. Eine denkwürdige Meßreise war die von 1818. Campe lag seit Weih nachten 1817 krank zu Bett. Das war ein elender Winter. Die 1070 Zeit der Messe näherte sich, aber der -Unterleib war hin-, das Nervensystem fo angcgrijsen, daß ihm ein unangenehmes Wort Zittern verursachte. Von seinen Leuten konnte er, wenn er selbst krank zurückblieb, keinen schicken. Gegen das Verbot der Arzte und unter dem Kopfschütteln der Laien beschloß er zu reisen. In Betten gepackt ließ er sich in den Wagen legen. Seine Frau be gleitete ihn und nahm eine Pflegerin mit. So fuhr er -dem Leben oder Tode entgegen». Am vierten Tag kamen sie in Leipzig an. Zur Börse ließ er sich tragen; lahm — aber doch tausendmal besser als in Nürnberg: die -srcie, frohe Frühlingsluft» hatte Wunder getan, schon am ersten Reisetag; der inwendige Mensch wurde freier, die Zigeunersarbe wandelte sich unter der Sonne. Es ging über Weimar, Erfurt, Gotha unter steter Blüte und in herrlichem Sonnenschein zurück. Den Mai (Ankunft in Nürn berg am 4.) lebte er noch im Garten, badete und salbte sich, dann ging er nach Wiesbaden. Friedrich kam Julius geschäftlich besonders entgegen und ge währte Vorzugspreise, die er sonst niemandem einräumte; um so deutlicher treten diejenigen seiner Grundsätze im Verkehr mit dem Sortiment hervor, an denen er auch Julius gegenüber festhielt. Wer nichts abfctzt, bekommt nichts. Wer wenig absctzt, wird nicht, um ihm aufzuhelfen, z. B. indem ihm srüher als dem Konkurren ten oder gar allein Ankündigungen zugestellt werden, vor dem bevorzugt, der viel absetzt. Eher ist das Gegenteil der Fall. Du teilst mir, schreibt Friedrich, mit: »Mit dem Bilderhandel will es nicht recht gehen; doch kannst Du mir nachstehendes senden«. Ich werde dich also nicht mehr damit belästigen. Sagst Du mir aber: »Mein Bilderhandel geht gut, ich verdiene etwas daran, sende mir nachstehendes und alle Neuigkeiten gleich-, dann werde ich mich freuen und schnell dienen. In dem andern Falle, dem der Ankündigung, handelte es sich um Julius und um Perthes L Besser; beide in derselben Stadt Hamburg. Julius drohte, von Friedrichs Verlag nichts mehr zu empfehlen. Friedrichs Antwort ist, daß sich Perthes L Besser mit ungemeiner Tätigkeit für seinen Verlag verwenden und von manchen Sachen unglaublich brauchen. — Was die Anzeige, das Inserat betrifft, so legte Campe viel Wert darauf. In Berlin sandte er oft eine Anzeige an drei tätige Freunde, Enslin, Stuhr, Mittler. »Oder, glaubst Du mich so schwach, daß ich die wenigen Thalcr einer wiederholten An zeige von guten Sachen scheuen sollte? In gelesenen Blättern kommt manche Anzeige 2—3 mal.« Es gab auch schlechte buchhändlerische Kunden in Hamburg. Auf sie wird Julius beständig gehetzt. Der schofel« Bursche; arbeite den Schlingel ohne Rücksicht zusammen; dringe aus Geld; packe den Schuft ganz arg; nimm endlich, was Du erhaschen kannst; ich kannte den Burschen nicht, nimm auch bei ihm, was Du be kommen oder wenigstens w i e d e r bekommen kannst; Julius soll nur gut Erhaltenes als Remittenden zurücknehmen, dann mit Kraft den Saldo eintreiben; einer verlangt nach der ersten Sen dung eine zweite, ohne zu zahlen, er empfängt sie, nun begehrt er ferner, ohne einen Heller zu schicken: dazu habe ich aber nicht Lust! Er rühmt sich, vermögend zu sein, nun warum zahlt er denn nicht? Mache nun nur kurzen Prozeß, nimm sie tüchtig vor; einer ist seit zwei Jahren 233 Gulden schuldig, gehe zu ihm und treib das Geld zusammen; hast Du den elenden Wicht noch nicht zu Paaren getrieben? Gehe ihm aufs Leder, daß er abrechnet und bezahlt; will er Sprünge machen, so nimm einen Advokaten und verklage ihn; gern will ich mein ganzes Guthaben opfern, wenn nur der hämische Schleicher gezüchtigt wird; so zieht es sich durch die Briefe. Zwei solcher Leute find natürlich von August empfohlen worden, vor einer Nasführung hat ihn Julius noch bewahrt, als schon das gepackte Fuhrbällchen abgehen sollte. Welch ein leichtfertiger Ort ist das solide Hamburg geworden! schreibt er, als sich einmal drei solche Fälle zusammenfinden. Über Perthes L Besser schreibt er einmal: »Wie brauchen Perthes L Besser von mir viel und Du so wenig. Gieb doch dem Sortimentsgeschäst den alten Umschwung wieder; das ist die goldene Saat auf Hamburgs Boden, und dazu bleibt Hamburg, einzig». Er hatte dabei, wie von jedem Absatzgebiet, von Ham burg ein bestimmtes Bild. Als er eine Anzeige des Ltlas aotignu» mitschickte, schrieb er: Das ist zwar nichts für Euer Publikum, aber
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