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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 31.08.1926
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1926-08-31
- Erscheinungsdatum
- 31.08.1926
- Sprache
- Deutsch
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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desto mehr für andre Gegenden. Der Buchhändler, der feine Selbständigkeit gründen will, sagt Campe, muß an zweierlei denken: erstens an Ortskenntnis; auf gut Glück kann man nirgends anfangen, jeder Ort und jedes Gebiet will gekannt sein; zweitens muß der Buchhändler mehr als ein anderer daraus achten, Haus und Geschäft schuldenfrei zu halten, weil nämlich die Natur feiner Ware nicht erlaubt, sie jede Stunde zu veräußern. — Wien sei nicht mehr wie sonst. Glänzend beurteilte er die Schweiz. Die Schweiz nährt ihren Mann! Wer da nur etwas Geist und Tätig keit hinbringt, der macht sein Glück. Wenn Campe den Beruf von neuem anfangen könnte, würde er sich dort ansiedeln. Die Briese sind rein geschäftlichen und verwandtschaftlichen Inhalts. Darüber hinaus erwähnt Campe gelegentlich nur, daß er mehrere Tage in Stadtangelegenheiten zum König geschickt worden sei (1826), daß er hoffe, in einer Woche von seiner Staats- Galeere loszukommen und aus Ansbach wieder nach Nürnberg zurückgekehrt zu sein (1829), und daß er sich 1823 der Dornen krone des Bürgermeisteramts durch die Flucht nach Italien ent zog und ihr nun (1829) durch einen Dampsflug nach England ent gehen will — besser, sechs Wochen opfern als sechs Jahre. I. G. Zwei Briefe nach Amerika und ein Postscriptum nach Deutschland.*) An alle deutschen Zettungen in Amerika! Liebe Kollegen! In all den Jahren seit 1918 ist über eines unserer wichtigsten ge meinsamen Probleme viel herumgeredet und herumgeschrieben worden, ohne das; es gelungen wäre, eine praktische Lösung zu finden. Es handelt sich um die Wiederherstellung des kulturellen Zusammenhanges zwischen den Deutschen Europas und denen Amerikas. Wir meinen, daß diesem Ziel ohne viel Kongresse und Vereinsmeierei am schnellsten nahegekommen werden kann, wenn wir einfach mit vereinten Kräften darnach trachten, den Extrakt des deutschen Geisteslebens, das deutsche Buch, nach Kräften in Amerika zu verbreiten. Wir hegen keinen Zwei fel, daß wir darin die regsamste Unterstlitzung unserer deutschschrei benden Kollegen in Amerika finden werden. Eure Blätter sind in ge waltigen Auflagen unter unseren Landsleuten drüben verbreitet. Darum bitten wir Euch, das deutsche Buch nicht zu vergessen und ihm in Euren Spalten ständigen und breiten Raum zu gewähren. Unsere deutschen Verleger werden nicht erlahmen, Euch mit Besprechungs- stiicken ihrer besten Werke zu versehen. Nehmt Euch liebevoll dieser Sendboten der deutschen Heimat an und helft uns, das Interesse dafür bei unseren amerikanischen Volksbrüdern anzuregen. Nicht umsonst lassen wir diesen Ruf in einem Heft erschallen, welches den Gefahren gewidmet ist, die von Eurem Erdteil zu uns hcrüberkommcn. Unsere Abwehr dagegen ist aber nicht Abschließung gegenüber Amerika, sondern Aufklärung über Amerika, Bloßlegung des katastrophalen Mißverständnisses, daß amerikanische Methoden auf europäische und insbesondere auf deutsche Verhältnisse angewendet werden können. Sehr wohl aber vertragen unsere Kulturgüter eine Ausfuhr nach Amerika, denn sie sind Gemeingut aller Deutschen. Wir haben darum an unsere deutschen Brlider in Amerika einen Brief gerichtet und bitten Euch, diesen Brief in Euren Zeitungen ab- zudrnckcn. Sicher werdet Ihr eine Form finden, um diesem Appell be sonderen Nachdruck zu verleihen! Deutscher Leser in Amerika! Zwölf Jahre haben einen Ozean zwischen Dich und Dein Mutter land gespannt, größer als der Ozean, den Du vor Jahren überquert hast, um in die sogenannte Neue Welt zu gelangen. Wohl haben die letzten Jahre nach hartem Bemühen von hüben und drüben etwas wie einen wiederhergestellten Zusammenhang aufscheinen lassen: in tau sendfacher Auflage kommst Du herüber, um zu sehen und zu hören, was die große Zerstörung übrig gelassen hatte. Es ist mehr, als Du denkst, es ist mehr, als Du sehen konntest, denn Deine Augen mußten notwendigerweise stark am Materiellen haften bleiben, einmal, weil in diesem Belange die Zerstörungen am größten und auffallendsten waren, dann aber auch, weil Dein Auge in Amerika besonders auf das Stoffliche gedrillt ist. Nimm einmal bloß dies zum Anlaß, um wieder den Anschluß an den unzerstörten, an den unzerstörbaren geistigen Bestand Deines Mutterlandes zu finden: Lies wieder deutsche Bücher! *) Aus »Der Zwiebelfisch«, 19. Jahrg., Heft 2 abgedruckt. In den zwölf Jahren unserer beiderseitigen »ulwpleuckick wols- tion« ist in den deutschen Sprachgebieten viel Bedeutendes gedacht, er gründet und geschrieben worden. Große erzählende Werke sind ent standen, die deutsche Bühne ist durch umwälzende Schöpfungen der Dramatik in neue Bahnen getreten, Epik, Lyrik und die bildenden Künste rangen wie an jeder großen Geschichtswende um neue und alte Formen. Populäre und strenge Wissenschaft haben in Etnzel- lvcrken und Enzyklopädien, in Abhandlungen und Essays, in Hand büchern und Rechenwerken eine FUile von Stoffgebieten behandelt. Greif, Deutscher in Amerika, in diese Fundgrube, die jedem einzelnen, so amerikanisch-spezialisicrt er sein mag, Neues und Unentbehrliches bietet! Ernster und nur halb-heiterer Scherz haben sich in diesem Heft vereint, um hier in deutschen Landen Proben der Gefahr zu geben, die der Amerikanismus, und namentlich jener, den uns gewisse kapital kräftige Propheten nach sechswöchentlichem Aufenthalt in den U. S. A. servieren, zu bedeuten ansängt. Was bei Euch drüben natürlicher Ausfluß des Bodens und seines Stoffreichtums ist, läßt hier sich nicht auf alte Kulturen anwenden oder gar überpflanzen, ohne sie anzu- sressen und mit der Zeit dem Erdboden gleichzumachen. Nie wird das so kommen, nie wird das so sein! Dazu sind die behütenden und schaffenden Kräfte bei uns zu stark. Dies sei Euch Beruhigung über den Bestand alten Vätergutes und gleichzeitig Erklärung unseres Wollend. Und darum noch einmal unser Ruf, den Ihr in Eureir deutschen Zeitungen und bei Euren Buchhändlern erschallen lassen sollt: Deutsche Bücher nach Amerika! Po st scriptum an den deutschen Verleger! Verehrter Verlagskollege in Deutschland! Eigentlich müßte eine Nachschrift überflüssig sein, sofern Dir unsere beiden Briefe nach Amerika gelesen haben und bis hierher ge diehen sein solltest! Trotz alledem aber die Frage: Was tust Du für das deutsche Buch in Amerika? Gewiß, wir alle haben unsere Ent täuschungen über die ehemals blühende Amerikahoffnung hinter uns. Aber haben wir die Sache damals auch richtig angefangen? Genügte es, gewaltige Bücherkisten nach Amerika zu schicken, ohne daß der Boden für ihren Inhalt vorbereitet war? Haben zum Beispiel die deutschen Zeitungen in Amerika auch wirklich Bcsprechungsstücke Eurer Verlagswerke erhalten? Nicht als ob dies das einzige Mittel wäre, um dem deutschen Buche verlorenen Boden wiederzugewinnen. Aber vielleicht genügt die Erinnerung an diesen einen Punkt, uin noch andere Versäumnisse ins Gedächtnis zu rufen! Der Zwiebelfisch. Nachwort der Auslanöabteilung des Börsen vereins. Mit besonderer Freude und Genugtuung begrüßt die Ansland abteilung die in den beiden Amcrikabriefen des »Zwiebelfisches« ge steckten Ziele und den an die deutschen Zeitungen und ihre Leser in den Vereinigten Staaten und an die deutschen Verleger gerichteten Appell. Was durch die beiden großen Schaustellungen in Chicago und New Aork begonnen wurde, muß durch zähe, unablässige Arbeit fortgeführt und vertieft werden. Nur eines der vielen Mittel, die dazu dienen können, ist die Förderung des Besprechungswesens in nordamerikanischen Blättern. Schon seit Jahresfrist widmet die Aus landabteilung dieser Frage ihr besonderes Augenmerk und steht be kanntlich mit den Redaktionen sehr zahlreicher deutsch- und fremd sprachiger Blätter des Auslandes in enger Verbindung. Für die Vereinigten Staaten wird voraussichtlich ein auf die dortigen Ver hältnisse besonders zugeschnittener Besprechungsdienst eingerichtet werden, der vor allem auch die Möglichkeit gewährleisten will, daß das örtliche Sortiment die besprochenen Werke vorrätig halten kann. Auch muß vor der wahllosen, unverlangten Zusendung von Besprechungs stücken an die Redaktionen gewarnt werden: denn die Bedürfnisse und Wünsche der Leserkreise der einzelnen deutschen und englischen Blätter sind mit ganz besonderer Sorgfalt zu berücksichtigen. — Wir denken jedoch über die Absatzmöglichkeiten für das deutsche Buch in Nord amerika nicht so pessimistisch wie Herr vr. Fritz Körner, Hamburg (s. Bbl. Nr. 188 vom 14. August 1926), der aus deisem Grunde es sogar ablehnt, ans das Zeitungswesen in den Vereinigten Staaten näher einzugehen, und die Ansicht teilt, daß den dort erscheinenden deutschsprachigen Zeitungen kein langes Leben mehr beschi^öen sei. Nichtig dürfte allerdings sein, daß auch für den Deutschamerikaner die Zeitungen in englischer Sprache mit ihren literarischen Beilagen eine sehr bedeutende Rolle spielen. Doch auf diese Frage an der Hand neuer Unterlagen näher cinzugehen, wird sich wahrscheinlich bald eine Gelegenheit bieten. Heute galt es nur, die Leser des Börsenblattes mit den Zwiebelftschbriefen bekannt zu machen und die grundsätzliche Be deutung ihres Inhaltes zu unterstreichen. 1071
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