Fertige Bücher. 223, 25. September 1S15. Georg D. W. Callwey, Verlag, München Avenarius Hausbuch deutscher Lyrik Aus dem Feldpostbrief eines deutschen Offiziers: „Ost schon, wenn ich vom Schützengraben aus, das Glas am Auge, zu den franzö sischen Werken hinübersah, hak mich der Gedanke beschäftigt: nur einmal, auf ein Stündlein, möchte ich drüben durch die Gräben gehen, in die Unterstände hineinsehen und erkunden: welcher Geist in kampf- und dienstfreien Stunden dort das Leben be herrscht, seinen Äußerungen das Gepräge gibt. And die Vorstellung: daß hier, zwischen ' Erdwall und Erdwall, sichtbar und scharf wie nie sonst zwei Welten sich scheiden mögen, hat mich dann immer lange nicht losgelaffen. Vom geschauken Bild ging's dann immer zum Gedanken zurück, zur Frage: stoßen hier nur zwei Völker zusammen zur Verfechtung völkischer Interesse», oder bedeutet die da aufgerichtete starrende Wehr den feindlichen Zusammenprall zweier Kulturen? In diesen Tagen nun Hab' ich von der Leimat aus einen Beitrag zur Lösung dieser Frage erhalten. Meine Frau sandte mir die Taschenausgabe des „Lausbuches deutscher Lyrik". Mit dem Buche ging mir's zunächst, wie dem Kinde es geht mit den Gaben des Christkindes. Wie beim Kinde den Christabend hindurch, so überwog bei mir in den ersten 24 Stunden die Glückseligkeit des gewissen Besitzes; ich konnte — wie das Kind am Weihnachtsabend mit den Spielsachen nicht recht ins Spielen kommt, sondern jetzt dieses, jetzt jenes Stück in die Land nimmt — zunächst nicht zum vertieften Lesen kommen, ich konnte nur immer wieder das liebe Bändchen hernehmen, drin blättern, da einige Zeilen, dort eine kleine Seite naschen, dann mich wieder des entzückenden Einbandes erfreuen, das Büchlein zur Seite legen und nach zehn Minuten das gleiche Spiel wieder aufnehmen. Die echte tiefe Freude an den Schätzen, die das Buch birgt, kam erst hernach. And mit ihr kam noch ein Anderes. Es kam der erhebende Gedanke: so etwas Schönes, Edles bringt drüben beim Femd die Feldpost sicherlich nicht in den Graben. Ist das Gefühl, das mir den Gedanken eingibt, beschränkter deutsch-völkischer Dünkel? Ich glaube nicht. Freilich: den ersehnten Gang durch die feindlichen Gräben habe ich nicht gemacht, auch im Frieden habe ich persönlich noch keinen Blick tun dürfen in die Seele des französischen Volkes. Aber: ich habe selbst von gebildete» Franzo sen Ausdrücke ehrlicher und begeisterter Anerkennung gehört über unser» deutschen Dürerbund und seine Arbeit, ich habe gehört, daß Frankreich auf dem Gebiete der Kunst- und der edlen Unterhaltungs-Zeitschrift nichts den deutschen Schöpfungen Gleich wertiges habe. So lag's im Frieden. And nun im Krieg: hat Wohl Frankreich auch im gleichen Maße wie Deutschland eine Erweckung seiner Seele erfahren? . . . So ist mir das „Landbuch" nicht nur ein Bringer reiner Freude geworden, es ist mir auch ein ermunternder Kamerad für kommende Kämpfe geworden, ein Kame rad, der deutlicher als jeder andere mir die Schönheit und Größe des Vaterlandes zeigt, für das wir da draußen fechten, und der immer wieder zum Bewußtsein bringt, daß der Sieg der Deutschen gleichbedeutend ist mit dem Sieg der Kultur der ganzen Menschheit." 111.bis 130.Tausend, Taschenausgabe, 336 S. in Pappbd. M. 1.80/1.20 Eine Partie von 11/10 — M. 7.80 Gewinn und gar kein Risiko