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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 31.03.1913
- Strukturtyp
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- 1913-03-31
- Erscheinungsdatum
- 31.03.1913
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- Deutsch
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lKortsctzung zu Seite 3278.) Aber über all diese Dinge sich immer wieder von neuem aufzuregen, ist ebenso zwecklos, wie die amerikanischen Krösusse zu bedauern, die sich demnächst von dem Direktor des Metropo litan - Kunstmuseums in New Uork erzählen lassen müssen, wie sehr sie von den Bilderfälschcrn mit ihren echten Corots und Dycks, Rubens und Hals angeschwindelt worden sind. Ob sie es an ders verdient haben? Fast möchte man es verneinen. Mit der Dummheit der Mitmenschen zu rechnen, ist noch immer ein ein- bringliches Geschäft gewesen, und wenn geschäftstüchtige Maler und Kunsthändler die Konjunktur ausnutzten und die Corots an muss« nach dem Dollarlande lieferten, so ist dies vielleicht kaum verwerflicher, als die blöde Besitz- und Sammlerwut, die die sonst doch wahrlich nicht so dummen Bankers vor der Pfiffig keit gerissener Fälscher kapitulieren ließ. Auf die Enthüllungen darf man jedenfalls sehr neugierig sein, denn die Summen, mit denen man den amerikanischen Kunstbesitz bisher normierte, wer den jedenfalls um ein erkleckliches zusammenschmelzen. Betrüb lich bleibt nur, daß das Ansehen des Kunsthandels (man wird hier Wohl in erster Linie an den deutschen und französischen zu denken haben) ungemein leiden wird, da man dort, wo sich früher soviele willenlos düpieren und um Millionen betrügen ließen, nun die Zurückhaltung auch auf den wirklich anständigen Kunsthandel übertragen wird und an Stelle einer gewissenlos inszenierte» und ausgenutztcn Hausse eine Baisse cintrctcn muß, deren Folgen noch gar nicht abzusehen sind. Das Prestige, das Vertrauen ist weg, die Bilderfälscher und -Händler weitesten Ge wissens haben ihr Schäfchen im Trocknen, und der wohlanständige Kunsthändler, der mit Recht noch immer danach strebt, ein gutes Objekt einmal zu einem guten Preise zu verkaufen, kann sehen, wo er bleibt. Ist doch schon allein die Mitwirkung der Ge lehrten angesichts der großen Jrrtümer und Hereinfälle der letzten Jahre nicht nur sehr erschwert, sondern fast illuso risch geworden. Noch vor wenigen Jahren schwor man auf das Urteil einer Kapazität, und hatte solch eine ihr Macht wort gesprochen, dann schwiegen die anderen. Heute ist das anders. Die Herren selbst sind ängstlich und zurückhaltend ge worden, wagen ihre Ansichten kaum in Behauptungen zu for mulieren, und der Kunsthändler ist selten in der Lage, sich auf die Testierung eines Kenners zu berufen, dessen Wissen widerspruchslos respektiert wird. So erwachsen dem Kunsthan del auch hier immer neue Gefahren, und nicht nur in Kllnstler- kreisen, sondern auch bei anderen Menschen, die mit Erbitterung die wahnsinnige Überschätzung alter Kunstwerke ansehen mußten, dürfte der Wunsch nach Änderung, in logischer Folge dessen, was hier gesündigt wurde, schneller in Erfüllung gehen, als man vielleicht gedacht hat. Das wird natürlich nicht ändern, daß hie und da noch immer die Welt in Staunen über die hohen Preise von Kunstwerken versetzt wird. Diese mit ihrem tatsächlichen Werte zu identi fizieren, hat man sich schon längst abgewöhnt, und so regt man sich nicht mehr sonderlich auf, wenn für Hodler-Bilder 20 000 und noch mehr Mark gezahlt werden, wenn um ein Porzellan- figürchen sich ein Kampf entspinnt, der schließlich mit 9000 Mark beendet wird und dergl. Aber wenn diese alberne, sinn« und gedankenlose Überschätzung von Künstlern und Kunstwerken auch noch ein Weilchen dauert, schließlich wird sie doch nur von zeit licher Dauer sein und vielleicht einmal ein Ende mit Schrecken finden. Wenn erst einmal die Kenntnis der ganzen, unerhört dreisten Mache in die weitesten Kreise gedrungen ist, und der Laie soweit aufgeklärt ist, daß er nicht nur willenlos sich führen und düpieren läßt, sondern auch in künstlerischen Dingen selb ständig zu denken anfängt, dann wird es anders werden, und mau wird vergebens nach so bornierten Zeitgenossen suchen, die für ein Bild von Degas eine halbe Million auf de» Tisch des Hauses legen. Nun, das reine Kunstsortiment, wenn es all diesen Din gen auch nicht uninteressiert gegenüberstehcn darf, wird zunächst nicht direkt davon betroffen. Es wird von anderen Sorgen und Fragen berührt, und zu den letzteren, die immer wieder- kehrend in die Erscheinung treten, gehört die, ob es kein Lehr buch des Kunsthandels gibt. Ich kenne kcins und glaube mich nicht zu irren. Will man zunächst die sehr zweifelhafte Frage der buchhändlerischen Rentabilität solch eines Büchleins ganz ausschalten, so ist es noch immer sehr fraglich, ob sich hier wirk lich etwas schaffen läßt, was praktischen Wert hat. Allein schon die literarische Darstellung der Materie ist sehr schwer. Aber schwerer noch als das, ist es, den Kunsthandel, der nun eben nie und nimmer mit dem Zigarren- oder Käsehandel auf eine Stufe zu stellen, der durch die örtlichen, politischen und religiösen Ver- hältnisse der Städte gar so verschiedenartig ist und individuell aufgefaßt sein will, in Normen zu zwängen, die sich vielleicht hier glänzend bewähren, dort aber glatt versagen. Natürlich habe ich auch schon diese Bedenken widerlegen und das Ver dienstvolle eines solchen Merkchens Preisen hören, doch meine ich, sei der Pessimismus hier mehr am Platze. Wie groß die Lite ratur über den Kunsthandel bisher ist, weiß ich nicht. Sie wird sich mehr oder weniger auf Aussätze in der Fachpresse be schränken; was man sonst an anderer Stelle über ihn zu sagen hatte, wird vielleicht in der Hauptsache nicht sonderlich erfreulich sein. Wichtig aber erscheint es mir, daß auch die Kunsthändler, die mitten in der Praxis stehen, hie und da zur Feder greifen und ihre Erfahrungen oder Wünsche schriftlich fixieren. Das, was dabei herauskommt, gesammelt und gesichtet, kann mit dem Vorhandenen vereint vielleicht in Jahren, wenn der Kunsthandel selbst in sich noch mehr ausgereist ist, wenn vielleicht auch wieder einmal ein wirtschaftlicher Aufschwung seine Flügel belebt, eine Geschichte des Kunsthandels geben, aus der sich ein wirklich wert volles Lehrbuch herausschälen läßt. Das beste Lehrbuch wird zu nächst immer die Praxis sein, der man sich, wenn man sich jung genug fühlt zum Lernen, restlos anvertrauen soll. Ein freundlicher Zufall fügt es, daß gerade in diesen Tagen die Literatur über den Kunsthandel um einen beachtenswerten Beitrag bereichert wird. Or. Karl Storck veröffentlicht im April heft des »Türmers« einen ziemlich umfangreichen Aussatz über den Kunsthandel. Das, was Storck, dessen sabelhafte Produktivität sich hier einmal auf ein ihm als reinem Theoretiker seiner liegen des Gebiet begibt, zu sagen hat, mag in gewissen Kreisen ein leb haftes Echo finden. Natürlich beschäftigt er sich nicht mit dem Kunstsortimenter, sondern mit dem Handel der hohen Kunst. Wie man es bei einem so gewandten Manne nicht anders er warten kann, weiß er manches zu sagen, dem auch der zustimmen kann, der die Dinge ebensogut kennt wie er oder vielleicht noch besser. Aber gelegentlich fühlt man doch die Verkennung der tatsächlichen Verhältnisse gar zu sehr heraus, jene einseitige Stellung- und Parteinahme, die in unserer ganzen Literatur oft mehr Schaden anrichtet als Nutzen. Sehr wenig werden die Kunsthändler von den letzten drei Sätzen des Artikels, den ich trotzdem der Lektüre angelegentlichst empfehle, erbaut sein. Was Storck dort zur kategorischen Forderung formuliert, mag er sich sehr hübsch und in Worten sehr wirkungsvoll gedacht haben. Aber die Erfahrungen, erhärtet durch die ehrlichen Geständnisse großer Künstler, die dem Kunsthandel ungeheuer viel zu ver danken haben, lassen sie doch allzu sehr als Theorie erscheinen. Im übrigen fasse ich meine Ansichten über diesen an sich sehr interessanten Beitrag zum Kunsthandel dahin zusammen: Luckiatur et altera pars. Deutschland steht im Zeichen der Erinnerung an große Zeiten. 1818, das ist die Jahreszahl, die riesengroß und flammend vor uns auftaucht und uns an die Tage erinnert, wo das deutsche Volk sich auf sich selber besann und sich zu den ruhmvollen Frei heitskriegen erhob. Jetzt lebt das Gedenken wieder auf in Feiern und Festen, und Literatur und Kunst nehmen daran einen sicher nicht geringen Anteil. Einen sehr hübschen Beitrag bringt der Verlag für Volkskunst <R. Keutel) in Stuttgart mit seinem einfachen, aber würdigen und von künstlerischem Geiste durch wehten Büchlein »Die Freiheitskriege 1813 in der Kunst«. Karl von Marr, D. von Richter, Ludwig Herterich, der Stuttgarter Meister Robert von Haug und Artur Kampf haben die Bilder geliefert, die in farbigen Tafeln ausgezeichnet wiedergegeben sind. Was man von ihnen zu erwarten hat, ist bekannt genug, um weitere Worte überflüssig zu machen. Prof. Hans W. Singer hat den Text zu diesem Merkchen geschrieben, das zu dem billigen Preise von «« 3.— in der Hand der Jugend
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