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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.10.1915
- Strukturtyp
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- 1915-10-22
- Erscheinungsdatum
- 22.10.1915
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- Deutsch
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Nr. 246. » weitere Exemplare züw elgeaen Gebrauch Losten le 3d Mark»» Mitglieder kür dis Zeile 10 für .. f »«Shrlich frei Geschäftsstelle oder 3S Mark besPostüberweijuag tt für6.17 M. statt 18 M. Stellengesuche werden mit 10 'Pf. pro I »innerhalb des Deutschen Äeiches. «Nichtmitglieder im»» Zeile berechnet. — Ju dem illustrierten Teil: für Mitglieder l Z Deutschen Nelche^ zahlen für jedes Exemplar 30 Mark dez. »Z des Dörsenvereins die viergespaltene -petitzcile oder deren »Z jZ36 Mark jährlich. Nach dem Ausland erfolgt Lieferung ZL NaUm 15 >/«S. 13.50 M^'/26.2b M..'/, S. 50 M.; für Nicht- uZüber Leivzig oder durch Kreuzband, an Nichtmitalicder in Zr Mitglieder 40 <pf.. 32 2N.. 60 M.. 100 M. —» Deilaaen werden 2 Izdiesem Falle gegen 5 Mark Zuschlag für jedes Exemplar. Zj nicht angenommen.—Beiderseitiger Erfüllungsort ist Leipzig ^ Leipzig, Freitag den 22. Oktober 1915. 82. Jahrgang. Redaktioneller Teil. Bilder aus dem Leben und Treiben unserer russischen Kriegsgefangenen. Von Siegfried Perschmann. Die Letten. Die Letten, die in und um Riga und nordöstlich der Düna in Livland wohnen und von denen eine ganze Anzahl in unserem Gefangenenlager vorhanden ist, sind ebenso wie die Esten (Esto- nen nennt sie einer unserer Dolmetscher) und Finnen nicht sla wischen, sondern germanischen Ursprungs. Diese drei Völker stämme und gleicherweise die baltischen sowie die eingewanderten Deutschen konnten, trotzdem sie Russisch lernen und sprechen mutz ten, ihre Volkseigenart durch die Jahrhunderte wahren, weil sie sich nicht durch Heiraten mit den echten Russen vermischt haben. Solche Mischheiraten sind deswegen äußerst selten, weil der einen Russen oder eine Russin heiratende Teil nach dem Gesetz zur orthodoxen Kirche übertreten muß. Die oben genannten germanischen Stämme sind aber in der Regel »Lutheraner«, sel tener römisch-katholisch. Deutsche, Esten und Letten gehen häufig Ehen miteinander ein. Die Familie spricht dänn drei Sprachen, z. B. Lettisch, Deutsch und Russisch. Das Deutsche scheint immer in dem Falle zu kurz zu kommen, wenn der Vater kein Deutscher ist. Es macht aber auch zuweilen den Eindruck, als ob ein deutscher Vater aus Mangel an Nationalgefühl in einzelnen Fällen die Kinder mehr lettisch erzöge, sodaß die Familie allmählich dem reinen Deutsch tum verloren geht. Eine auffallende Erscheinung ist es, daß ein großer Teil der Letten trotz ihrer Zugehörigkeit zur germanischen Rasse sich deutschfeindlich und nicht erfreut über die Möglichkeit zeigt, daß etwa die baltischen und nördlichen Ostseeprovinzen einst zu Deutschland gehören könnten. Die Abneigung richtet sich aber weniger gegen das Deutsche Reich als gegen die deutschen Groß grundbesitzer in ihren eigenen Provinzen. Infolgedessen wird diese Stimmung auch von den Bewohnern der Städte nicht ge teilt, die ja meistens Gewerbe- und Handelstreibende oder Hand werker und Arbeiter sind, Wohl aber zeigt sie sich bei der bäuer lichen Landbevölkerung. Die Bauern sind von den Besitzern der »Edelgüter« abhängig, müssen für sie arbeiten, um zu leben, und erhalten wahrscheinlich ein nur knappes Entgelt, mit dem sie gerade ihr Leben fristen können, ohne aber je die Aus sicht zu haben, vorwärts oder gar zu Vermögen zu kommen, weil man sie über eine gewisse Stellung nicht hinauskommen läßt. Von seiten der russischen Regierung ist ihnen vor oder bei Beginn des Krieges versprochen worden, daß ihnen nach dem Kriege geholfen werden solle, und trotz aller schlechten Erfah rungen, die Polen, Juden, Muhammedaner, Ukrainer, Finnen mit russischen Versprechungen von jeher gemacht haben, glauben doch die bäuerlichen Letten heute noch an die Erfüllung der Zu sagen, auch angesichts der Ohnmacht und des Zurückweichens der russischen Heere. Im Gegensatz zu so manchem Polen und Ukrainer oder gar Kleinrussen, der sich als Gefangener den Anschein gibt, als sei es ihm ganz recht, wenn Rußland besiegt und Land verlieren werde, darf es Wohl als ein Zeichen von Aufrichtigkeit mrd guten Charaktereigenschaften angesehen werden, daß die Letten in un- serm Gefangenenlager ihre Abneigung oder Zweifel, daß sie es unter deutscher Herrschaft besser haben würden, nicht verbergen. Die Letten machen in ihrer zuverlässigen, geraden Art, genau wie unsere Deutschrussen, einen durchaus aufrichtigen und sym pathischen Eindruck. Es ist kaum daran zu zweifeln, daß sie unter Verhältnissen, die nach deutschem Muster geordnet sind, von denen sie aber keine Vorstellung haben können, ihre gegen wärtigen Anschauungen ändern würden. Tie deutschen Erfolge. Nur ganz wenige von unfern gefangenen Russen glauben an die Wahrheit der Berichte, die unsere deutsche Heeresleitung täglich veröffentlicht. Und selbst bei diesen wenigen ist man nicht sicher, ob sie nicht bloß so sagen, um sich bei uns in ein gutes Licht zu setzen. Die meisten reden untereinander, wie von den Dolmetschern zuweilen erzählt wird, mißtrauisch über die deut schen Heeresberichte und argwöhnen, daß diese nicht nur mancher lei verschwiegen, sondern sogar falsch darstellten. Genau so halten sie Berichte, Aufsätze und Nachrichten der deutschen Zeitungen für unwahr oder mindestens gefärbt. Möglich, daß sie von der Stärke und Unüberwindlichkeit des großen russischen Reiches wirklich überzeugt sind. Zudem, was der Mensch hofft und wünscht, ist er mehr geneigt zu glauben als das Gegenteil. Eher scheint mir aber, als bccirsflußten sic bei dem Mißtrauen gegen die deutsche Presse die Erfahrungen, die sic mit ihren Zei tungen in Rußland machen. Von diesen sagen sie bitter und Höhnisch, sie schrieben nicht die Wahrheit, sondern nur das, was das Volk gern höre und was von der Regierung ihnen zum Schreiben aufgegeben werde. Das sei aber meist nicht wahr. Von solchen Zuständen, die zutreffend sein mögen, schließen sie, baß es in Deutschland auch nicht anders sei. Aber wunderbar. So wenig sie die Mitteilungen der deut schen Heeresleitung für wahr halten, so fest glauben sie den rus sischen amtlichen Berichten und frohlockten, als Mitte September in Slldostgalizicn 10VV0 Österreicher und Deutsche gefangen wor den sein sollten. Die ihnen vorgehaltene deutsche Widerlegung fand ein ungläubiges Kopfschütteln. Andere sprechen freilich auch offen aus: »Uns ist es ja so gleichgültig, ob die Russen oder die Deutschen siegen, wenn nur endlich einmal wieder Friede wäre!« Russe bleibt Russe. Mit einer Bauersfrau sprach ich neulich über die Russen als Landarbeiter. Auch in ihr Dorf ist ein Dutzend zu Ernte- ärbeiten abkommandiert worden, sie selbst hat einen auf ihrem Hof, da ihr Mann im Felde steht. Die Verständigung geschieht durch Zeichensprache, die Rus sen fangen aber schon an, Deutsch zu lernen, und verstehen einige Worte. Nachrichten von den Kriegsschauplätzen werden ihnen, so gut es geht, mitgeteilt. Da hat kürzlich ihr Russe, als ihm von der Gefangennahme von 2009 Franzosen erzählt wurde, sich auf die Schenkel ge klopft und freudig ausgerufen: »Hurra, Jngländ kaput, Franzos kapnt, Rutzki nix kaput, aber Germania auch kaput, sonst nix Frieden!« Man gebe sich nicht zu großen Hoffnungen hin, daß wir uüs durch gute Behandlung, reichliches Essen und Anfkläruugs-
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