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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.10.1915
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- 1915-10-23
- Erscheinungsdatum
- 23.10.1915
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Nr. 247. sMblaüAdellMMMllhüllM Mitglieder " di e U e ^ 0^-pf^ll r 36 M.". 8 §e 'l * ^ t^o" ^b^ S^l^ng^iuche ^^den mit 10-Pf. pro ^ r!<,U^ISPs°"/s!1z!s« SSM^. v,°s'sö W : illc suchl- rr mi^zlieder 40 >pf^ 32 M.. S0 M.. 100 M. — Deilagen werden R ILM Leipzig, Sonnabend den L3. Oktober 1915. 82. Jahrgang. Redaktioneller Teil. Kunst und Kunsthandel. VII. (VI siehe Nr. ISA.) Tie Nioist als seelischer Spiegel der Zeit. — Ausstellung alter Meister aus Privatbesitz im Leipziger Museum. — Ein verschollenes Buch- hälidlerporträt. — Nochmals Liicraiur zu »Kunst und Krieg«. — Zur Geschäftslage im Kunsthandel. — Erich Erlers Zyklus vom Kriege. — Von graphischer Kunst im allgemeinen. — Zum Tode Jaro Springers. — Ausblick. In einem seiner schönsten Stücke, in dem Königsdrama Richard II., macht uns Shakespeare zu Zeugen einer seelischen Wandlung von erschütternder Wirkung: wir sehen den vor mals maßlosen, jugendlich impulsiven, prunksüchtigen, von seinem Gottesgnadentum verblendeten König im Gefängnis; bald wird sich das Geschick des Entthronten vollenden. Da ertönt aus der Ferne auf einem Saiteninstrument eine Melodie, dem Gefangenen zum Trost von einem treugebliebenen Freunde gespendet. Aber der Rhythmus ist falsch und das Spiel verletz! den König, wenn er auch die freundliche Absicht nicht verkennt: »O haltet Maß! wie bitter ist Musik, wenn sie das rechte Zeitmaß nicht befolgt — und erstaunt über sein eigenes Empfinden fährt der Einsame fort: »Da suhl' ich nun mein fein Gehör verlebt durch falsches Zeitmaß und verstimmte Saiten, doch für den Einklang meines Staats und Lebens hatt' ich kein Ohr.« Was mich oft an diese Stelle denken läßt, ist die Beobach tung, wie so mancher, der vormals für die »Musik des Menschen lebens« nur ein schwaches Gefühl hatte (und ich nehme mich selbst keineswegs aus), unter der gemeinsamen Sorge unserer Zeit sich innerlich wandelt. Ist aber die Kunst ein seelischer Spiegel der Zeit, so wird auch sie von dieser Wandlung nicht unberührt bleiben. Was der neueren Kunst fehlte, war Maß und Rhythmus. Es handelt sich hier um ein allen Künsten gemein sames Stilprinzip, dessen charakteristischen Erscheinungen nach- zugehen reizvoll wäre, jedoch hier zu weit führt. Uns beschäftigt nur die bildende Kunst. Vieles deutet auf ein Wicderankniipfen an die Weise der alten Meister; denn bei ihnen war Rhythmus und Melodie, nach denen wir uns heute sehnen. Das liegt in der Zeit voll Sorgen und Trauer und doch auch erfüllt von heroischen Empfindungen tiesbegründet, die unsere Sinne für künstlerische und ethische Harmonie geschärft hat. Vielleicht hängt mit diesen Fragen die Tatsache zusammen, daß an mehreren Orten Ausstellungen alter deutscher Meister aus Privatbesitz mit gutem Erfolge stattfinden, über die im Leipziger Museum gegenwärtig veranstaltete kann ich aus eigener Anschauung hier kurz berichten; sie ist die Fortsetzung jener Aus stellung hauptsächlich niederländischer Kunst, von der im Januar bericht die Rede war. Diesmal umfaßt sie die Werke deut scher Meister, besonders der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, und vereinigt eine größere Zahl wertvoller, auch in der Berliner Jahrhundertausstellung nicht gezeigter Gemälde und Handzeich nungen der Nazarener und Romantiker. Gehl man durch die Säle, von deren Wänden eine längst nicht mehr gewohnte Har monie der Farben und Linien zu uns spricht, so glaubt man Musik von Beethoven und Schumann zu hören. Hier finden wir übrigens wieder ein zeitgenössisches Beethovenporträt. Wie da mals das Stielersche vom Jahre 1819 aus dem Besitz des Herrn Kommerzienrat Hinrichscn (Musikverlag Peters), so diesmal das Bild, das F. G. Waldmüller 1823 für den kunstsinnigen Buchhänd ler Härtel gemalt hat und das sich seitdem im Besitz der Firma Breitkopf L Härtel befindet. Auch in diesem Falle soll nach Mitteilungen Schindlers, des langjährigen Vertrauten und spä teren Biographen Beethovens, der Meister dem Wiener Maler nur einmal eine Sitzung gewährt haben und bei dieser in sehr übler Laune gewesen fein — was man in dem Bilde auch zu erkennen glaubt —, weil seine Wirtschafterin das Essen an brennen ließ. Aber wenn es auch aus der Erinnerung vollendet wurde, so behält das Werk des bekannten Genremalcrs doch seinen urkundlichen Wert. Auch stimmen einige Partien, wie Nase und Mund, vortrefflich mit anderen zeitgenössischen Darstellungen zusammen. — Von anderen buchhändlerisch interessanten Werken verdient an dieser Stelle ein Aquarell von Georg Emanuel Opiz Erwähnung, das eine Szene beim Antiquar auf der Leipziger Messe um 1829 darstelll, und schließlich ein schönes Bildnis des Buchhändlers Hermann als Jägers, im Hintergründe die Lin- denauer Wiesen. Das Bild stammt von dem ehemaligen Leip ziger Akadcmieprofessor Gustav Adolph Hcnnig (1797—1869), der mit einer Anzahl großzügiger Gemälde meist religiösen Stosf- gehalts in der Ausstellung vertreten ist. Da das Bild als Si gnierung das Monogramm Hennigs und die Jahreszahl 1831 trägt, so kann nur der Gründer der Firma Bernhard Hermann Kargestem sein, etwa als 24jähriger, der damals gerade seine Leipziger Lehrzeit als Buchhändler abschloß. 1834 machte er sich selbständig, im darauffolgenden Jahre heiratete er; die später zu großer Blüte gelangte Kommissionsfirma Bernhard Hermann gründete er 1839. Ursprünglich für die Landwirtschaft bestimmt, liebte er die Jagd und hat diese Leidenschaft seinem Sohne und Nachfolger Heinrich vererbt, der auch die Tochter eines Ober försters als Frau heimfllhrte. Das Bild des jungen Bernhard befindet sich im Besitz der Familie, und zwar der Frau Amts gerichtsrat vr. Schwickert, die mir liebenswürdigerweise diese Daten an die Hand gab. Es reiht sich den vielen wirklich künstle rischen Buchhändlerporträts an, von denen manche die Ausstel lungsräume der Verleger in der Bugra schmückten. Bei dieser Gelegenheit sei an ein verschollenes Buchhändler bildnis erinnert; vielleicht dienen diese Zeilen dazu, seinen Ver bleib nachzuweiscn, was für die Kunstwissenschaft von einigein Interesse wäre. Der Dargestellte ist der Verleger I. G. Dyk, der als Herausgeber populärwissenschaftlicher Literatur sehr be kannt war, aber auch von Schiller und Goethe im L'cnienkampf verspottet wurde. (»Dyk und seine Gesellen«.) Das Bild ist im Jahre 1799 von Franz Gareis gemalt, von dem auch andre Bildnisse in Leipziger Familicnbesitz erhalten sind, über den frühverstorbenen Künstler (1775—1803) hat der bekannte Bres lauer Kunsthistoriker Geheimrat Richard Foersier eine gründ liche wissenschaftliche Arbeit erscheinen lassen (Görlitz 1913). Geyser in seiner Geschichte der Malerei in Leipzig 1858 rühmt das Porträt Dyks besonders, scheint es also gekannt zu haben. Dyk ist bis 1805 als Leipziger Bürger in den Adreßbüchern ver zeichnet, scheint dann von hier fortgezogen zu sein und ist 1815 1417
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