L652 «SrftnblaU s. d. Dljchn. Buchend«. Künftig erscheinende Bücher. ^ 257, 4. November 1915. Modernste Kriegswaffen , alte Erfindungen von F. M. Feldhaus Ingenieur. Anschluß an unsere im „Börsenblatt" vom l. November 1915 erschienenen Inserake über das oben genannke Buch bringen wir heule einen Kinweis auf den überaus reichen Inhalt des inkeressanken Buches. Die weitgehende Kenntnisnahme an der gegenwärtigen Kriegsführung, wie sie durch die großangelegten Veröffentlichungen der Presse und der Literatur auch den weitesten Schichten des Volkes ermöglicht ist, hat bereits das Erstaunen und die Aufmerksamkeit daraus gelenkt, was die Technik aus den Schlachtfeldern, hinter und in der Front, unter und aus dem Meere, in der Luft und — nicht am wenigsten — auch daheim geleistet hat. „Technik" ist für literarische Betrachtungen, für Bühne und bildende Kunst ein spröder Stoff. Dem Techniker ist die Technik alltäglich, reizlos, und das große Publikum denkt an rauchende Schlote und schmierölschmutzige Künde. Technische Bücher sind sehr gelehrt, nur mit be sonderen Vorkenntnisssn zu lesen, und sie gehören deshalb zur Fachliteratur, die man zur Kand nimmt, wenn man sie braucht. Und doch bringen wir hier ein Buch über Technik für Jedermann. Der Verfasser, der sich durch seine geschichtlichen Studien einen bekannten Namen gemacht hat, geht gleich einem Spaziergänger mit uns hier durch seine Gesilde. Nicht mit wissenschaftlichem Ballast, nicht mit schwierigen, technischen Problemen, sondern leichten Schrittes durchwandern wir im Geiste fünf Jahrtausende. Was alte Frauen an Märchen wußten, was Dichter weitausschauend ahnten, was geistvolle Männer vor fast undenklichen Zeiten erhofften und planten, was wagemutige Ingenieure einst vorschlugen oder schüchtern versuchten, das alles erzählt uns Feldhaus im Plauderton zu uralten Abbildungen unter Kinweis auf den heutigen Weltkrieg. Da gibt es Sagen von eisernen Ftugmaschinen von vor Jahrtausenden, und die Neger haben gar schon fliegende Kampseshelden. Wir hören von den technischen Kilfsmitteln der Keere im alten Assyrien, von Kelmbezügen und Mehrladegeschützen im Altertum. Würde es uns nicht Feldhaus, dessen scharfe wissenschaftliche Kritik in Fachkreisen seststehl, erzählen, wer möchte da z. B. jenes Kapitel glauben, daß uns erzählt, wie in den römischen Legions lagern schon vor zweitausend Jahren mächtig aus Pseifen geraucht wurde. Und so kann man fast bei jedem der 150 Kapitel dieses geistvollen Buches staunend eine ungekannte Kultur der Vergangenheit bewundern. Kier hören wir, wie das heute so begehrte Petroleum im Altertum und Mittelalter eine wichtige Waffe war, dort lesen wir von sonderbaren Ge schossen aus Seife, an anderer Stelle von alten Maskierungen im Gelände, von Unterständen im Mittelalter, von Mondscheintelegraphen, ledernen Geschützrohren, von weißen Schnee mänteln, alten Schutzmasken, Dampfgeschützen und Geschützen aus Eis. An vielen Stellen kommt der Schalk auch sür den Krieg zu seinem Recht. So hören wir von einem Altarbild, das den Abraham darskellt, wie er Isaak nnt einer Pistole erschießt. Ein anderes Kapitel mutz sich gar mit der Frage beschäftigen, ob Moses das Schießpulver kannte und die Bundeslade ein Laboratorium war. An weiterer Stelle wird erzählt, wie der Wein als Waffe gedient hat, wie man Ballone durch Adler in die Lüste ziehe» lassen wollte, was man vor 200 Jahren in Wien von einer Kriegftugmaschine zu erzählen wußte, oder