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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.11.1915
- Strukturtyp
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- 1915-11-04
- Erscheinungsdatum
- 04.11.1915
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. »V 257, 4. November 1915. tatsächlich gebundenen Bänden besitzen. Daß hierbei ganz willkürlich, nicht nach vielleicht aus alten Erstausgaben über nommenen oder anderen »geheiligten« Regeln Verfahren wird, lehrt ein Blick in die Kataloge. So hat beispielsweise Schiller bei Reclam 12 »Bände«, jedoch nur 3 bzw. 4 Einbände, bei Dümmler 16 »Teile«, aber bloß 8 Einbände, bei Cotta u. a. ein mal 15 »Bände« in 7 Einbänden, bei Grimme L Trömel IO »Teile« in 5 Einbänden, bei Bong L Co. 10 »Teile« in 4 Ein bänden, bei Hesse L Becker wieder 12 »Bände« in 4 Einbänden. Ähnlich ist es mit sämtlichen übrigen zum geistigen Gemeingut der Deutschen gewordenen Dichtern. Inwieweit dieses Ein teilen des Textes in mehrere »Bände« innerhalb eines wirk lichen Bandes, wie ihn das große Publikum unter der Bezeich nung versteht, vernünftige Zwecke verfolgt, will mir nicht recht einleuchten. Darum fort mit diesem alten Zopf und sinngemäß Sammelwerken keine höhere Bändezahl zuschreiben, als sie nach den Einbänden auch tatsächlich haben! Hand in Hand mit einer praktischen äußeren Buchaus stattung muß eine gleiche innere gehen. Indes fehlt es auch da manchmal bedeutend, und zwar hauptsächlich bei den Sei te n -(K o l u m ne n ->T i t e l n. Vor Jahren schenkte mir jemand eine achtbändige Shake speareausgabe, die — von einer durch ihre illustrierten Klassiker bekannten Berliner Firma verlegt und in einer weltberühmten Leipziger Großdruckerei hergestellt — als Muster dafür gellen könnte, wie derartige Sammelwerke nicht eingerichtet sein sol len. Vorausgeschickt sei, daß die rein technische Ausstattung (Ein band, Papier, Schrift, Druck) durchweg lobenswert, die Ausgabe nach außen hin überhaupt sehr schön war. Und trotzdem be reitete sie mir mehr Ärger als Freude, so daß ich sie bald wieder »verklopfte«. Erstens litten schon die Einbände an dem soeben besprochenen Übelstandc des Nichtvorhandenseins der Inhaltsan gabe; das Aufsuchen eines der sechsunddreißig uns von Schlegel und Tieck vermittelten Dramen zwang mich stets, am Schlüsse des ganzen Werkes erst jedesmal im Register nach dem Bande zu forschen, der das betreffende Stück enthielt. Und zweitens war für die Seitenzählung das Muster Ä. der nachstehenden drei ge wählt worden, was natürlich wiederum innerhalb des gefun- — 20 ^ — 21 — 56 Die Räuber. ^ ) DI- RSuber. 87 L. 56 Die Räuber. ^ 2. Aufzug. 3. Scene. 57 >!II»IlII»»I,III»IMMMIIIII»IIIIII»I»»IIIII»IIIIII L. denen Bandes eine langweilige Sucherei veranlatzte, wenn ich be stimmte Stellen (z. B. den bekannten Monolog in »Hamlet« 3. Aufzug 1. Szene oder das Balkongespräch in »Romeo und Julia« 2. Aufzug 2. Szene) lesen wollte. Die Seitentitel nach Beispiel ^ sind bei Sammelwerken, wo in einem Bande verschiedene Dichtungen nacheinander zu stehen kommen, aus dem angeführten Grunde überhaupt als höchst unpraktisch zu bezeichnen. Zugelassen können sie werden bei klei nen Broschüren und bei Romanen, die ohne Unterabtei lungen einen Band vollständig füllen, ebenso bei dieser letzteren Bedingung nachkommenden Gedichtsammlungen eines Verfas sers, sofern sie nicht nach den behandelten Stoffen in besondere Klassen eingeteilt sind. Muster 8 ist in Klassikerausgaben nur beschränkt verwertbar. Dramen, ferner in mehrere Abschnitte zerfallende Romane (wie etwa Goethes sowohl aus »Teilen« wie »Kapiteln« bestehende »Wahlverwandtschaften«) oder Epen mit solchen rechts und links 1458 gleichlautenden Seitentiteln zu versehen, zeugt von wenig Rück sichtnahme auf die Bequemlichkeit des Lesers. — Anwendbar sind sie lediglich da, wo ununterbrochen fortlaufende Dichtungen (nach dem Vorbilde der Kleistschen Novellen »Die Marquise von O. . .«, »Das Erdbeben in Chile«, »Die Verlobung in St. Domingo«, »Michael Kohlhaas« usw.) Vorkommen. Die beste Bezeichnung der Seiten in Gesamtwerken bleibt die nach dem Muster 6. Sie gestattet ein schnelles und sicheres Finden jeder verlangten Stelle und ist für fast alle Verhältnisse brauchbar. Bei poetischen Schriften — hier in engerem Wort sinne gemeint — kommt links einfach der Vermerk »Gedichte«, rechts die Gattung (»Lieder«, »Gesellige Lieder«, »Balladen«, »Elegien«, »Sonette«, »Epigramme« usw.), bei Dramen links der Titel, rechts der Akt bzw. Aufzug und die Szene oder der Auf tritt, bei Romanen gleichfalls links der Titel und rechts jeweils die Einteilung (Teil, Buch oder Kapitel) zu stehen. Eine andere, erst in neuerer Zeit bei Herausgebern von Ge samtwerken eingerissene Unsitte ist das Trennen der Fußnoten oder erläuternden Anmerkungen von dem dazugehörenden eigentlichen Texte, d. h. ihr summarisches Verweisen an das Ende der betreffenden Dichtung oder gar an den Schluß des ganzen Werkes. Einige Herausgeber und Verleger tun sich sogar mit diesem Auseinanderreitzen von unbedingt Zusammengehörigem noch etwas zugute und schreiben zur Begründung ihres Verfah rens von »Reinhalten des Dichterworts«, »Befreiung des Textes von kritischem Beiwerk« und Ähnlichem. Der Kundige weiß aber, daß sich dahinter meist verlegerische Sparsamkeit verbirgt. In der Buchdruckerei erfordert ein Werkbogcn, falls Noten und An merkungen unmittelbar unter die betreffenden Textseiten gestellt werden, beim »Umbrechen« mehr Arbeit und dementsprechend mehr Kosten, als wenn die erwähnten Erläuterungen einfach als »schlichter Satz« behandelt und seitenweise »umbrochen« dem ganzen angereiht werden. Da liegt der Hase im Pfeffer! Nun vergegenwärtige man sich die dem Leser erwachsende Umständlichkeit, wenn er beim Antreffen eines Rotensternchens oder Notenziffernchens (* ^) gezwungen wird, zur Auffindung der angebotenen Erklärung einer Zweifelsstelle oder sonstigen Auskunft unter Umständen einige hundert Seiten weiter von neuem zu suchen, vielleicht deswegen einen ganz anderen Band aufzuschlagen. Bei zahlreicheren Anmerkungen zu einem Dich terwerke gibt dies dann ein ständiges Hin- und Herirren der Augen von einem Bande zum andern, statt daß sie die Annehm lichkeit genießen könnten, das Gesuchte gleich am Fuße — darum der Name »Fußnote«! — der gelesenen Seite zu finden. Geradezu unverständlich ist es aber, einen Schriftsteller ein gehend zu erläutern, indem man am Schluß der Bandreihe die Anmerkungen mit davorgesetzten Hinweisen (wie: Faust I V. 95k, Torquato Tasso V. 234, Dichtung und Wahrheit 17. Buch S. 212, Z. 1) gesammelt bringt, hingegen im erläuterten Texte selbst nicht die mindeste Andeutung macht, welche Wörter, Begriffe, Sätze und dergleichen einer näheren Erklärung oder Auslegung für wert erachtet wurden! Da tappt der Leser wirklich völlig im Dunkeln, und lieber gar keine Kommentierung als eine solche, bei der man sich in Zweiselsfällen immer noch nebenbei vorerst fragen mutz: Finde ich im Anhang hierüber eine Auskunft oder nicht? — Beim Vorhandensein von Notenzeichen weiß man das wenigstens sicher und schlägt bei unbezeichneten Wörtern oder Sätzen gar nicht erst nach. Je bequemer — abgesehen von dem Format und der Gediegen heit des Einbands — ein Buch äußerlich und innerlich für den Gebrauch eingerichtet ist, desto mehr Freude macht es dem Be nutzer. Ich schaue mir schon seit Jahren als Käufer beim Sorti menter die Bücher auf die hier gerügten Mängel hin genau an und wähle natürlich nur solch«, die den dargelegten Grundsätzen entsprechen. Handeln noch mehr Leute ebenso, dann dürfte diese Betrachtung für unterschiedliche Verleger auch ein Beitrag zur Frage der »Hebung des Büchermarktes« sein!
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