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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.11.1915
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1915-11-09
- Erscheinungsdatum
- 09.11.1915
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- Deutsch
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Börsenblatt f. d. Dls hn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. .P 261. 9. November 1915. Mit- und Nachwelt soll dieser Ritter aus der Hohenstaufenzcit ein Wahrzeichen sein, wie auch heute noch die deutschen Streiter und nicht zuletzt unsere braven Schwaben verstanden haben, deutsche Hiebe und Schwabenstreiche auszuteilen«. Sind diese in vielen Städten errichteten Holzbilder, wie sie sich nach und nach durch die Nagelung in Eisen verwandeln, nicht auch Illustratio nen zu der alten Sage vom Schmied von Ruhla und seiner Mah nung: »Landgraf, werde Hartl«? Unsere österreichischen Bundesbrüdcr werden sicherlich mit Freude hören, daß auch sie an der Nagelung des »Wackeren Schwaben« in besonderer Weise beteiligt sind durch die Kapelle Ser Innsbrucker Kaiserjäger, die auf einer Urlaubsreise in unserer Stadt eingekehrt war und eine überaus begeisterte Aufnahme ge funden hat. Selbstverständlich nicht allein wegen ihrer trefflichen Leistungen, sondern mehr noch wegen der Zugehörigkeit zum österreichischen Bruderstamme. Ihre Konzerte galten der Wohl tätigkeit, sie haben nicht weniger als 15 500 eingebracht, die zur einen Hälfte der Kriegshilfe des hiesigen österreichisch- ungarischen Vereins, zur anderen dem Städtischen Kricgs- ausschuß zufielen. Iie Konzerte brachten auch den Beweis, daß die Musikliteratur bei diesem Weltkriege nicht leer ausgeht, die feldgrauen Zuhörer haben sich an dem musikalisch verarbeiteten Maschinengcwehrfeuer in einem Tongemälde besonders ergötzt. Auch Bomben waren darin ver arbeitet, deren wirkliches Dröhne» wir dann wenige Wochen später bei dem schmählichen Fliegerllberfall am 22. September im grimmigen Ernst zu hören bekommen haben. Anders als in unseren illustrierten Kriegsbüchern auf dem Papier betrachteten wir an diesem Tage die Weißen, feuerdurchglühten Schrapnell wolken, von denen der Armierungssoldat Otto Riebicke in Nr. 212 des Bbl. sagt, daß sie »den Tod in Weiße Lieblichkeit hüllen«. Auch die Stuttgarter Zivilisten können ihm jetzt aus eigener Anschau ung heraus die Richtigkeit dieses Bildes bestätigen. Dieser Fliegerangriff hat auch die Folge gehabt, daß das Schießen bei der Weinlese und bei Herbstseiern verboten worden ist, um verhängnisvolle Verwechslungen bei etwaigen Wiederho lungen von Fliegerangriffen zu vermeiden. Für viele wird das zu den besonderen Erinnerungen dieses Kriegsjahres gehören, denn zu einer echten, rechten schwäbischen Weinlese gehörte sonst eine rechtschaffene Pulververschwendung und vollends in diesem reichen Weinjahr hätte man unter anderen Verhältnissen gewiß im Schießen noch etwas übriges getan. Dieser Weinsegen ist nach so vielen Fehljahren eine große Wohltat in diesem Kriegs jahr. Naive Gemüter, die gehofft hatten, nun einmal wieder guten Wein zu billigen Preisen trinken zu können, sind allerdings auch hier enttäuscht worden, da die Weingärtner sich an der reichen Ernte des Kriegsjahres für frühere Ausfälle und die allgemeine Teuerung schadlos halten. In den übrigen Be rufszweigen ist es ja ebenso, und nur unser Buchhandel zeigt sich auch hier als Eigenbrötler und sängt an, ausgerechnet in diesem Kriegsjahr der Tendenz fallender Bücherpreise zu huldigen. 1814 hat Uhland das oben erwähnte Gedicht ver faßt. Heute, nach hundert Jahren, ist Deutschland mit den Türken verbündet, die schon in der Friedenszeit manche besonderen Beziehungen zum Wllrttemberger Lande unterhielten; es sei nur an die schwäbischen Kolo nien in Palästina erinnert. Türkische Offiziere sind schon früher, gelegentlich der Abnahme von Waffenlieferungen wochenlang gerngesehene Gäste in der Mauserschen Fabrik in Oberndorf am Neckar gewesen. Auch für den Buchhandel eröffnet das türkische Bündnis ungeahnte Ausblicke, weit mehr als bisher wird es ihm künftig beschicken fein, geistige Waffen zu liefern, um deutscher Kultur und deutscher Sprache erhöhte Geltung in der Türkei zu verschaffen und die französische Sprache dort zurückzudrängen. Die deutsche Literatur über die Türkei ist stark im Anwachsen, und es war gar kein schlechter Gedanke der hiesigen Firma Richard Kaufmann Nachfolger, in ihrem Sortiment unter Verwendung von Halbmonds-Fahnenstoffen ein türkisches Schaufenster herzu richten. Die gleiche Firma hatte in einem andern Schaufenster Lite ratur für Liebesgaben dargeboten, die als besondere Abwechslung mit der Devise versehen waren: »Keine Kriegsliteratur«, was inj 1474 der Tat einigermaßen verblüffend wirkte. Das überwuchern der Kriegsliteratur in heutiger Zeit, die je länger desto mehr gebie terisch Sparsamkeit in der Verwendung von Papier verlangt, wird allmählich beängstigend. Bei Holland L Josenhans sah ich ebenfalls ein friedliches Schaufensterbild, mit Lehrmitteln, das vielleicht dem Herbst- Schulwechsel seine Entstehung verdankt hat. Es waren aus ländische, prächtige Schmetterlinge und Insekten, unter diesen Beispiele von Mimicry, die aufs deutlichste veranschaulichten, wie Mutter Natur, indem sie Gestalt und Farbe von Insekten bis ins kleinste der Umgebung, in der sie leben, anpaßte, die Vorbilder für die feldgrauen, sich nur wenig vom Gelände abhebenden Uni formen gegeben hat. Unser Freilichttheater im Bopserwald ist, ehe es der Winlcr- ruhe übergeben wurde, in den warmen Scptcmbertagen etliche Male zu Waldandachten benutzt worden, die tausendfachen Besuch gesunden haben. Mancher Gedanke ist da auch zu unseren Sol daten im Westen gewandert, als der Pfarrer auf die furchtbaren Kämpfe im Wasgenwald, Argonnenwald und Priesterwald hin wies. Weniger erbaut sind die evangelischen Pfarrer Stuttgarts von der Tätigkeit unserer übrigen Theater i» der Kriegszeit ge wesen, an die sie, kurz nach der Erst-Aufführung von Max Schil lings' »Mona Lisa«, in gemeinsamem, öffentlichem Protest die Aufforderung richteten, deutsche Kraft und Würde zu stärken, anstatt in Schauspiel und Oper sittlich herabziehende und zer setzende Stücke zu bieten und welschem Geist zu huldigen. Rein äußerlich hat unser Hoftheater dem Deutschtum schon seit einiger Zeit Zugeständnisse gemacht, indem es statt »Abonnenten« die deutsche Bezeichnung »Mieter« eingesührt hat, statt »Parkettsitze« gibt es nur noch »Sperrsitze«, für »Logen« wählte man »Lauben«, der »Dirigent« hat sich in den »musikalischen Leiter«, der »Re gisseur« in den »Leiter der Aufführung« verwandelt. Im übrigen mutz man gerade der Stuttgarter Hoftheater leitung die Anerkennung zollen, daß sie bemüht ist, dem Schaffen der deutschen Dichter gerecht zu werden. So konnte auch Fritz Lienhard, anläßlich seines 50. Geburtstages die Freude erleben, sein Theaterstück »Eulenspiegels Ausfahrt« hier aufgeführt zu sehen. In diesem Falle lag allerdings noch eine besondere mora lische Verpflichtung vor, denn von Stuttgart aus (Greiner L Pfeiffer) haben bekanntlich Lienhards Werke ihren Weg in die Welt genommen. Daß er, der Sohn des Elsaß, seinen Lands leuten »Wege nach Weimar« gezeigt hat, muß ihm zu dauerndem Verdienste gerechnet werden. Zeitungs-Festartike! zu fünfzigsten Geburtstagen unserer Dichter sind eine Errungenschaft der neueren Zeit, früher fing man erst bei 60, wenn nicht gar 70 Jah ren an zu feiern. Man kann aber trotzdem Wohl nicht behaupten, daß die heutige Presse sich ihrer Pflichten gegen die Dichter, na mentlich aber gegen deren Bücher und die Verleger mehr als früher bewußt wäre. Von den Mühsalen des Buchhandels, des Sortiments wie des Verlages, hat die Presse so wenig eine Ahnung, wie dies bei den Herren Autoren der Fall ist. kro eaptu Isetoris babsnt SUN kata libelli (Ganz wie der Leser sie faßt, so haben die Büchlein ihr Schicksal) — dieses Wort stammt, wie uns Bllchmann lehrt, von Terentianus Maurus, der gegen Ende des 3. Jahrhunderts gelebt hat. Wie viele Verleger haben seine bittere Wahrheit im Lause der Zeiten erfahren müssen! Eine erfreuliche Ausnahme sei hier angefügt: Nach einem Gedenkblatt zu Emanuel Geibels 100. Geburtstag am 17. Oktober findet sich im Schwäbischen Merkur ein Artikel, der »Dichter- jubtläen von 1915 und Stuttgarter Verlag« überschrieben ist. Darin wird die Tätigkeit des Cottaschen Verlags für die Ver breitung der Werke Geibels rühmend gedacht. A. Duncker in Ber lin hatte 1840 den ersten Band der Gedichte Geibels verlegt, die indessen zunächst wenig Anklang bei dem Publikum und der Kri tik fanden. 1843 kehrte Geibel zu Besuch in der gastlichen Dichter- Herberge Justinus Kerners in Weinsberg ein. Von da ging er nach Stuttgart, wo er neben der Bekanntschaft Gustav Schwads, Gustav Pfizers, Karl Grüneisens und anderer schwäbischen Dichter jener Zeit, die allerdings nur noch in den Literaturge schichten, nicht aber in ihren Büchern weiterleben, auch die des Freiherrn Georg von Cotta machte, der dann Geibels Verleger wurde. In seinem Verlage haben die Werke des Dichters ihre
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