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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.11.1915
- Strukturtyp
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- Band
- 1915-11-12
- Erscheinungsdatum
- 12.11.1915
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- Deutsch
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^ // Nc. 284. ^ : ^cheillt^lDervtäglich. ^ dr^Mitdliader Ede» DSrleavereinS j?hrl?ch?Ä^ ^ern* Dus^and^gt ^ M.^für N^" ^ L§lAMuind^^örstMerUdUÄAMeMWMMler)u'AM5 Leipzig. Freitag den 12. November 1915. 82. Jahrgang. Redaktioneller Teil. ' Am Stroms der Zeit. Rückblicke und Ausblicke auf Literatur und Buchhandel. VII. <VI siehe Nr. LLS.j Innerhalb weniger Wochen hat sich das Bild des großen, an Überraschungen so reichen Krieges wieder proteusartig ge wandelt. Die auf dem serbischen Kriegsschauplätze eingetretene Stille wurde durch den Gewittersturm der deutschen, österreichi schen und bulgarischen Heerscharen jäh unterbrochen, der über den unglückseligen russischen Söldner auf dem Ballan dahinsegte und das Werk der Züchtigung fast vollendete, ehe die feindlichen Diplomaten und Strategen zur Besinnung kamen. Kein noch so großer deutscher Sieg brachte die Gemüter unserer Feinde derart in Wallung wie dieser diplomatische. Hand in Hand mit der krie gerischen Tat schreitende Erfolg der um das tapfere Bulgarenvolk vermehrten Mittelmächte. Das eiserne Tor des Balkan ist ge sprengt. der erste Schritt auf dem großen Wirtschafts-Landwege nach dem nahen und fernen Osten getan. Neue, weite Perspek tiven eröffnen sich für Handel und Verkehr. Da möchte man glauben, daß die Zeit gekommen wäre, die Kriegsfackel erlöschen zu lassen und den hartgeprüften europäi schen Völkern den Frieden wiederzugeben. Denn dieser letzte Schachzug auf dem Brett des politischen Spiels bringt die Ent scheidung, und alle Anzeichen sprechen dafür, daß sich der Gegner auch selbst matt gesetzt fühlt. Freilich bleiben noch genug Schwie rigkeiten zu überwinden, ehe die Glockentöne über die Lande Hal len und den Anbruch des heiß ersehnten Völkerfriedens künden. Es ist gut, daß der öffentlichen Erörterung der deutschen Kriegsziele ein Damm gesetzt und der politisch interes sierte Laie gezwungen ist, sich mit der vertrauenerweckenden Er klärung des Reichskanzlers zu begnügen, die einen faulen Frie den weit von sich weist. Wir wollen nicht in den Fehler unserer Feinde verfallen, die das Fell des Bären verteilten, nicht nur ehe er erlegt war, sondern auch dann noch, als sie die Tatzen des Unversehrten tief im eigenen Fleisch spürten. Solange die Kanonen nicht schweigen, läuft jede phantastische Veränderung der Landkarte Gefahr, ner Lächerlichkeit anheimzufallen. Wir müssen uns deshalb trösten, daß wir auf den Vertrieb einer Literatur zunächst noch verzichten müssen, die sicher unsere Geschäfte ein wenig belebt hätte. Gleichwohl werden wir gut daran tun, hier und da selbst unsere Blicke über die Gegenwart hinausschweifen zu lassen und an die Zukunft zu denken, nicht indem wir von der Romantik des Friedens träumen, sondern überlegen, wie wir unsere Arbeit auf die neue Lage der Dinge cinstellen können. In sicherer Voraussicht auf das Kommende wurde die Bagdadbahn mit Hilfe deutschen Kapitals gebaut. Auch unsere Arbeit kann dadurch nur gewinnen, daß wir gewissermaßen ein zelne Strecken ihres Weges rechtzeitig vorher anlcgen, um dann schneller vorwärtszukommen. Auch für uns kann die Erschlie ßung des neuen Wirtschaftskrieges nach dem Osten bedeutungs voll werden. Alles, was an dieser Straße liegt, wird auf lange Zeit hinaus im Mittelpunkte des allgemeinen Interesses stehen. Die Verhältnisse, Land und Leute in den Balkanländern, in Klein asien und darüber hinaus werden unsere gesamte Handels- und Jndustriewelt interessieren und dauernd Gegenstand der Auf merksamkeit aller Gebildeten bleiben. Die Nachfrage nach ge eigneten, auch volkstümlichen Jnformationswerken wird wachsen und sich lebendig erhalten, zumal da so wenig über diese Ge genden bisher in den breiteren Volksschichten bekannt war. Wir brauchen es demnach nicht bei der Befriedigung der Nachfrage nach Balkankarten bewenden zu lassen. Der Verlag, der bei uns ja stets eine große Hellhörigkeit bekundet hat, wird schon seine Produktion danach einzurichten wissen, während es dem Sorti menter obliegt, auf das Publikum entsprechend einzuwirken. Mit ziemlicher Bestimmtheit können wir damit rechnen, daß der Frie den auch eine Verschiebung des Fremdenverkehrs bringen wird. Nicht daß der Reisende und Erholungsbedürftige die erhabene Hochgebirgsnatur der Schweiz, der Künstler und Freund des klassischen Altertums Italien zu meiden brauchte — in dieser Beziehung'werden die durch den Krieg geschlagenen Wunden bald verharscht sein —, wir müssen und können, da wir nun ein mal für unser Publikum vielfach zur Reiseauskunftsstelle gewor den sind, dazu beitragen, das Reisen von der Mode, gewisser maßen von den althergebrachten Richtungen, die nach Art der Zugvögel ständig eingehalten wurden, abzu bringen und mit ihm Sinn und Zweck deutscher Arbeit zu verbinden. War es nicht unser Kaiser selbst, der mit gutem Beispiel voranging und uns den Norden als lohnendes Reiseziel zeigte? So wird mit der Eröffnung des neuen Wirtschaftsweges auch eine Reihe durch geschichtliche Erinnerungen und große Na turschönheiten ausgezeichneter Gegenden erschlossen werden, nach dem der große Bahnbrecher Krieg dort Ordnung geschaffen hat. Hier ist ein Arbeitsziel für die Verleger von Reisehandbüchern, ein Arbeitsziel für das Sortiment, sich in den Dienst einer zeit gemäßen Idee zu stellen und aus ihr entsprechenden Nutzen zu ziehen. Man wird mir einwenden, diese Zukunftsmusik sei doch et was zu schön, um wahr zu sein. Gewiß mag heute unsere junge Hoffnung etwas zu freudig erscheinen, und Enttäuschungen wer den nicht ausbleiben — wir brauchen aber in dieser schweren und ernsten Zeit diesen Ausblick durch die finsteren Falten des Kriegsvorhanges, der die Zukunst unseren Blicken entzieht. Wir leben ja noch im Kriege. Läsen wir es nicht in der Zeitung, so würden es uns die andauernd weiter einberufenen Helfer und Mitarbeiter sagen, die Kontor und Laden mit dem Schützen graben vertauschen. Ein Königreich für einen guten Gehilfen! Vergeblich ist der Ruf. Mit Kanonen und Gewehren zu schießen ist jetzt notwendiger als die tausendfältigen Stimmen der Geister auf die Menge loszulassen. Aber ist wirklich die Tat Allein herrscherin? Wäre sie es, so müßte sie auf has Wort und den Geist als Begleiter verzichten. Woher dann der Schrei nach dem Buche aus dem Schützengraben, woher das dringende Be dürfnis, der gewaltigen Nervenanspannung des modernen Krie ges durch zeitweilige Versenkung in beruhigende Lektüre ent gegenzuwirken? Nein, je länger der Krieg andauert, desto not wendiger wird das Buch für unsere Feldgrauen, desto not wendiger ihre dauernde Verbindung mit dem Buchhändler! Mittel und Wege, neue Formen zu finden für die Gewinnung und Ausgestaltung dieser Verbindung, darin liegt ein Hauptziel unserer Arbeit, solange der Krieg noch währt. 1485
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