Künftig erscheinende Bücher. „V 287, ll>. Dezember 1915. Zu den neuesten Verkehrssitten im Buchhandel! Erklärung Als Lockmittel für seine Ausgabe von Charles De Costers „Tyll Ülenspiegcl" verbreite! der Ver lag von W Borngräber in Berlin Prospekte, auf deren Rückseite in Lapidarschrift nachfolgende gehässige Kritik adgedruckk ist, die der Borngrädcrschen Ausgabe durch Herabsetzung der >9l0 er schienenen ersten Verdeutschungen von Wesselski und Oppeln-Bronikowski die Wege zu ebnen sucht. Das Verfahren ist so ungewöhnlich, daß es näherer Beleuchtung bedarf. — Die genannte Kritik von Fedor Karlowitsch erschien in dem Berliner antisemitischen Blättchen „Deutsche Montagszei- tung", das irgendwelche literarische Bedeutung nicht besitzt. Sie bauscht wenige, ganz belanglose Versehen, die in einem Werke von 600 Druckseiten immerhin möglich und in der neuesten Auf lage längst berichtigt sind, über Gebühr auf und »ersteigt sich zu der unwahren Behauptung, die von Oppeln.Bronikowski besorgte Ausgabe unterschlüge wesentliche Teile des Originals. In Wahrheit handelt es sich nur um die absichtliche Fortlafsung des kurzen Kapitels 5 des fünften Buches, das in reimlosen Freiversen einen schwächlichen historischen Exkurs bietet und im Interesse der Gesamtwirkung unverdeutschl blieb Mit dieser „Beweisführung" nicht zufrieden, gipfelt die „Kritik" in der Behauptung, „Brontkowskis Chronistendeutsch wirke bet De Coster wie Nikischs Virtuosenspäße bet Beethoven". — Dieser einzigen Kritik eines Winkelblattrs stehen Hunderte von Schätzungen berufener Federn in großen Zeitungen gegenüber, die der Bronikowskischen über- setzung das höchste Lob spenden. Ich kann mir nicht versagen, Herrn Borngräber eine Kritik zur Kenntnis zu bringen, die er gewiß gern für seine nächste Anpreisung verwendet Eugen Diederichs „Arteil der „Königsberger Lartungschen Zeitung" über die BvrngräberscheAusgabe: „Die neue Übertragung von Kurt Walter van der Bleek reicht nicht an die von Oppeln-Bronikowski heran. Das läßt sich namentlich von den vielfach eingestreuten Versen sagen. Man vergleiche als Beispiel das Lied der Dirne Gilline bei Oppeln-Bronikowski: Dafür übersetzt van der Bleek: Zum Klang der Mandoline Sing ich Nacht und Tag, Ich bin die lose Gilline, Feil jedem, der mich mag. Zum Klang der Laute sing ich — Ich bin das tolle Weib — And meine Liebe bring ich Euch dar als Zeitvertreib. Die Verse sind beinahe hölzern und klappernd zu nennen." DieBorngräberscheAnpreisungeinerschlechtenÄbersehung durch Heruntermachen einer guten lautete folgendermaßen: . . . Nun finden sich die hauptsächlichen Eigenarten dieses <vorher ausführlich dargelegten) Costerschen Stils am vollendetsten in der neuesten Übersetzung von K. L. Walter van der Bleek. Auch Wefselsky gibt den schweren Stil Costers wieder, aber die überraschenden Worte, die den Punkt auf das i bilden sollten, fehlen bei ihm; am schlechtesten kommt, von diesem Gesichtspunkte betrachtet, Bronikowski fort, dessen Chronistendeutsch bei Coster wirkt wie Nikischs Virtuosenspäße bei Beethoven. Bei einem Stilkünstler wie Bronikowski ist solcher Mißgriff doppelt zu bedauern ünd ein zweiter schwerer Vor wurf sei gegen ihn erhoben: V.s Alenspiegel weist eine ganze Reihe schlimmer Übersetzungsfehler auf. Hier einige Beispiele ... (Diese) und die z. T. bedeutenden Textauslaffungen... geben den Gnaden- stoß . .. Wenden wir uns von diesem sonst so verdienstvollen Übersetzer zu den beiden anderen, so fällt bei Walter van der Bleek angenehm auf, daß er die langen Lieder .... in Bürgerisch — an mutenden Versen übersetzt, die zwar hierin von dem ungereimten Original abweichen, aber doch wohl eine notwendige Veränderung darstellen, weil die ungereimten Liedübersetzungen schier unerträglich anmuten und dieser Gesichtspunkt sicher auch Bronikowski veranlaßt hat, eines zu unterschlagen. In der .. . Wiederdichtung Walter van der Bleeks wirken sie zum Teil geradezu herzerquickend, kraft voll und frisch ...