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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.09.1908
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1908-09-01
- Erscheinungsdatum
- 01.09.1908
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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^ 203, 1. September 1908. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. 9211 buchhändlern großenteils durch die bestehenden Einrichtungen erleichtert. Das waren die Händler, Hausierer und Kolporteure, welche sich mit dem Vertriebe der billigeil Lieferungen der Thomas- schen Ausgaben von Zschokke, Schiller, Goethe, Hauff, Körner, Spindler, Horn, Humboldts »Kosmos«, Auerbachs »Dorfgeschich ten« usw. befaßten. John Weil, ein ehemaliger Lehrer aus Schwaben, war sehr unternehmend. Er hatte ein großes Lager der Tauchnitz-Edition, kaufte Dubletten der Stereotypplatten von Griebs Dictionary und druckte große Auslagen davon. Er brachte noch zahlreiche andere Bücher, die sämtlich stereotypiert wurden. Endlich gab er eine Lieferungsausgabe vou H. Heiues sämtlichen Werken einschließlich der in Deutschland verbotenen Sachen. Bon dieser Ausgabe, die kaum den dritten Teil der Hamburger Originalausgabe kostete, sind schon 1864 mehr als 18 000 Exemplare verkauft worden, einschließlich 1500, die nach Deutschland exportiert wurden. Dieser große Absatz von Heine und den anderen Lieferungs werken war erzielt worden an Leute, von denen kaum einer von zehn den Preis für das vollständige Werk auf einmal bezahlt haben würde, an Leute, welche zum großen Teile die Sachen nicht verstanden und nur auf Zureden und durch den billigen Preis von 10 Cents die Lieferung zur Abnahme gebracht worden waren. Was tat nun die Cottasche Buchhandlung gegen den Nach druck ihrer Klassiker? Sie brachte sehr schöne Oktavausgaben von Goethe in sechs Bänden (für sechs Dollars), Schiller in zwei Bänden (für zwei Dollars), Lessing in zwei Bänden (für zwei Dollars), Humboldts »Kosmos«, »Ansichten der Natur« und andere Bücher heraus, die sie zum Herstellungspreise an William Radde lieferte, so daß dieser den Händlern ein volles Drittel Rabatt darauf geben konnte. Diese Ausgaben kamen in die Buchhand lungen, und jedermann, der sie sah, kaufte sie natürlich lieber, als die Thomasschen Nachdrucke. Und beiläufig erwähne ich, daß viele Exemplare nach Deutschland exportiert wurden, wo sie immerhin noch billiger nnd schöner waren als die billigsten Origi nalausgaben. Die Cottasche Buchhandlung kam kaum auf die Kosten, er reichte aber, daß weder Thomas, noch andere Verleger weitere Cottasche Bücher nachdruckten. Andere deutsche Verleger ver fuhren nicht wie Cotta, verlegten sich vielmehr lediglich aufs Lamentieren und Schelten. Thomas indeß fuhr fort, vermittelst seiner Verbindungen bzw. durch seine Kolporteure seine Lieferungsausgaben zu ver treiben an Leute, welche für die Stadtbuchhändler unerreichbar waren und die nach und nach doch auch für den Ankauf anderer importierter Bücher herangezogen wurden. Wenn demnach der Nachdruck deutscher Bücher in Amerika nach vieler Mühe endlich einen Gewinn brachte, so war daskein Gewinn auf Kosten der Verleger des Ori ginals. Nicht diese verloren, was der amerikanische Nach drucker gewann, sondern der letztere erntete von einem Felde, das für den elfteren unbestellbar, wenn nicht unerreichbar war. Ähnlich ist es mit dem Abdrucken deutscher Romane und Novellen in deutsch-amerikanischen Zeitungen. Es mag zu gegeben werden, daß eine verschwindend kleine Zahl Leser ein Buch nicht mehr kauft, nachdem und weil diese es in einer Zeitung abgedruckt gelesen haben. Es ist aber eine leicht begreif liche Tatsache, daß zehnmal so viele Leute einen guten in der Zeitung abgedruckten Roman in Buchform kaufen, um ihn für immer zu besitzen. Denn zu diesem Zwecke können sie natürlich die unförmlichen Zeitungsnummern nicht aufbewahren. So ist's ja auch mit Romanen, die zuerst in deutschländischen Zeitungen nnd Zeitschriften großen Formats erscheinen. Da die in Deutsch land veröffentlichten Ankündigungen neuer Bücher in nur sehr geringer Anzahl nach Nordamerika, bzw. an Romanleser kommen, so werden die Novitäten dieser Gattung fast ausschließlich durch den Abdruck in deutsch-amerikanischen Zeitringen bekannt. Um nur ein Beispiel anzuführen: Wieviele Dutzende oder vielmehr Hunderte Exemplare von »Jörn Uhl« sind hierzulande verkauft worden lediglich infolge des Abdrucks dieses Buchs in der »New Parker Staats-Zeitung«! Und der Autor erfuhr von dem Nachdrucke erst dadurch, daß er einen Scheck für eine be trächtliche Summe von der »Staats-Zeitung« erhielt. In Berücksichtigung des bisher Gesagten erscheint es nicht widersinnig, wenn die deutsch-amerikanischen Zeitungsverleger den Spieß umdrehen und behaupten, daß die aller- meisten deutschen Schrift st eller, statt über »Nach druck«, »Diebstahl«, »Raub« usw. zu zetern, vielmehr dankbar dafür sein sollten, daß ihre neuen Bücher in amerika nischen Zeitungen abgedruckt werden. Anstatt zu verlieren, pro fitieren sie wesentlich durch die Reklame, welche dadurch für sie gemacht wird. Wenn trotzdem keine große Nachfrage nach ihrem Buche entsteht, so dürfen sie nicht die Zeitungen dafür verant wortlich machen, sondern müssen richtigerweise sich sagen, daß ihr Roman nicht sonderlich gefallen, bzw. keinen so tiefen, blei benden Eindruck gemacht habe, daß viele Leser ihn später in Buchform gekauft hätten. Oder möchten sie lieber totgeschwiegen werden? Soll man ihnen sagen, daß die deutschen Leser und besonders die Leserinnen in Nordamerika ihnen nicht tributpflichtig sind? Glauben die modernen Belletristiker drüben, daß sie die Kundschaft des lesen den Publikums in Amerika eignen? Im Einklänge hiermit erscheint die Behauptung der Ver leger deutsch-amerikanischer Zeitungen berechtigt, daß diese im großen Ganzen, den deutschländischen Autoren, deren Bücher sie in ihrem Feuilleton abgedruckt haben, nicht nur nichts schulden, sondern daß umgekehrt die Autoren ihnen für Reklame mindestens zu Dank verpflichtet sind. Darüber müssen die deutschländischen Schriftsteller sich klar werden, daß sie, mit wenigen Ausnahmen, nicht unentbehrlich sind. Und mit noch geringeren Ausnahmen können deutsch amerikanische Zeitungen ihr Publikum auch unterhalten mit Lese stoff, der nicht der nllerneueste, bzw. den Lesern noch unbekannt ist, mit neuestem L e s e st o f f, der ungeschützt i st oder den Schriftleitungen jedenfalls nach Ablauf der Jnterimsfrist zur Verfügung steht, sofern er nicht inzwischen in amerikanischem Verlage erschienen — was kaum ein halbes Prozent Wahr scheinlichkeit für sich hat. Was deutschländische ünterhaltungszeitschriften anlangt, so war es S. Zickel, der die günstigen Verhältnisse des Aufschwungs des deutschen Wesens in Nordamerika wahrnahm, uni deren Ab satz auf eine große Höhe zu bringen. Er gab von 1857 an den »Novellenschatz« heraus, eine mit großem Geschick redigierte Re produktion der besten deutschen Romane, Novellen usw. in Halb monatsheften zu 15 Cents, zeitweise in einer Auflage von mehr als 80 000 erscheinend. Zickel hatte das Land bereist und an Orten mit deutscher Bevölkerung durch sehr günstige Bedingungen Zeitungsträger für den »Novellenschatz« interessiert, von denen einige mehr als 1000 Exemplare zur Fortsetzung bezogen. Mit diesen zahlreichen und tätigen Wiederverkäufern als Abnehmern seines »Novellenschatz« war es ihm nicht schwer, illustrierte deutsch ländische Zeitschriften einzuführen, um so weniger, als er diese — anstatt semester- oder yuartalweise — heftweise und mit gutem Profit bezog und abgab. So erzielte er mit den Hallbergerschen Zeitschriften »Über Land und Meer« und »Illustrierte Welt«, sowie mit »Gartenlaube« und anderen Zeitschriften sehr großen Absatz. Daneben erreichte aber auch ich beträchtliche Kontinuationen, so z. B. 1871 die folgenden: 2500 Bazar, 3000 Daheim, 480 Flie gende Blätter, 3300 Buch der Welt, 12 000 Gartenlaube, 1100 Hausfreund, 3800 Illustrierte Welt, 350 Jllustrirte Zeitung, 500 Kladderadatsch, 3500 Romanzeituug, 4000 Über Land und Meer usw. Diese Kontinuationen sind im Laufe der Zeit aller dings beträchtlich kleiner geworden, teilweise auf den fünften, l"Ol-
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