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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.12.1915
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1915-12-24
- Erscheinungsdatum
- 24.12.1915
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- Deutsch
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verhandle. Der Börsenverein würde sich recht gut selbst «Deutsche Buchhändler-Gilde- nennen können, dazu sei cs aber notwendig, daß er sich mit dem Ausschuß in Verbindung setze. Herr Geheimrat Siegismund nimmt nunmehr die von Herrn Kommerzialrat Müller sallengelassene Resolution namens des Vorstandes des Börsenvereins aus, da dieser Wert aus einen klaren Bescheid legen müsse. Herr Kommerzialrat Müller schlägt nunmehr vermittelnd vor, die Vorsitzenden möchten erklären, daß sie mit der Bezeichnung der neuen Organisation »Deutsche Buchhändler-Gilde« nicht einverstanden seien und um Wahl eines anderen Namens bäten. Herr Geheimrat Siegismund ist bereit, den Antrag des Vorstandes zurückzuziehsn, wenn der Vermittelungs- Vorschlag des Herrn Kommerzialrat Müller angenommen werden würde. Herr Zieger bittet nochmals, ja die Verwechslungsgefahr nicht außer acht zu lassen und darüber an den Ausschutz zu schreiben. Herr Diederich kann auch der neuen Resolution Müller nicht zusttmmen, die Unfreundlichkeit bestehe weiter. Wenn man indessen einen Zusatz mache, daß die Versammlung nicht gegen die Gründung der Vereinigung an sich sei, würde er seine Bedenken fallen lassen. Er schlägt deshalb folgende Fassung für die Resolution vor: »Die Versammlung trägt keine Bedenken gegen die Gründung eines Sortimentervereins, empfiehlt aber, von der Bezeichnung derselben als «Deutsche Buchhändler-Gilde« Abstand zu nehmen, da Verwechslungen mit dem Börsenverein zu befürchten find.» Herr Geheimrat Siegismund stellt die neue Fassung zur Diskussion. Herr Paetsch kann die Bedenken gegen den Namen »Deutsche Buchhändler-Gilde« immer noch nicht verstehen, will aber die »Fassung Diederich« unterstützen. Diese wird hierauf ohne weitere Diskussion gegen die Stimme des Herrn Prager angenommen. Herr Geheimrat Siegismund erklärt alsdann die Sitzung für beendet; er hofft, datz bei weiteren Verhandlungen in dieser Sache die Gegensätze sich noch weiter geklärt und ausgeglichen haben werden. Er denke, daß die Herren Diederich, Paetsch und Prager manche Anregung aus der Verhandlung mit hinausnehmen werden, und wünsche, daß der neue Verein zu einem gedeihlichen Ziele gelange, das auch vom Vorstand des Börsenvereins als erstrebenswert angesehen werden könne. Herr Neumeyer dankt hieraus dem Vorstand, insbesondere dem Herrn Ersten Vorsteher für die Abhaltung der heutigen Versammlung namens der vertretenen Kreis- und Ortsvereine. Schluß der Versammlung 3'/z Uhr nachmittags. vr. Orth, Syndikus des Börsenvereins. Berlin—Gens. Ein R e i s e n d e n - E r l e b n i s. Ich traf ihn auf der Eisenbahn zwischen Bern und Genf. Es war der typische tüchtige, vielleicht etwas draufgängerische Berliner Geschäftsreisende, redefröhlich, zuversichtlich, nun ja, wir kennen ihn ja alle vom Frieden her. Im Frieden wäre er mir nicht weiter ausgefallen. Aber jetzt im Krieg? »Sie dürfen auch nicht fürs Vaterland kämpfen?« fragte ich ihn. Das »auch« galt mir. »Natürlich kämpfe ich«, sagt er, »ich kämpfe für Deutschland mit . . .« Er nannte die Artikel seines Berliner Hauses. »Und finden Sie Absatz in — in der deutschen Schweiz?« »Nee, weil ich da garnicht hingehe. Dahin lasse ich die andere deutsche Konkurrenz gehen. Die soll sich dort alleine drängeln.« »Und Sie?« »Ich gehe nach Genf.« »Wie, nach Genf mit deutschen Waren? Jetzt?« »Nu eben, Hab' ich mir gesagt. Da findste das Feld frei, Hab' ich mir gesagt. Da kannste den andern deutschen Reisefritzen mal wieder > zeigen, das; die Wege noch lange nicht die schlechtesten sind, wo sie nichts als Warnungstafeln aufgerichtet haben, verstehnse?« »Wenn Sie sich da nnr nicht täuschen, Landsmann! Gehen Sie das erste Mal nach Genf?« »Nein, ich war vor dem .Krieg regelmäßig dort, habe alte Kunden, wissen Sie —« »Mit welchen Gefühlen gegen alles Deutsche aber diese alte» Kunden seit Jahr und Tag von ihren Zeitungen gefüttert werden, das wissen Sie doch auch?« Na, und ob, aber wissense, ich bin 'n alter deutscher Neisefritze und bin noch immer mit einem alten Wahlspruch durchgekommen.« »Und der heißt?« »Schwierigkeiten sind dazu da, damit sie überwunden werden.« — Wie's der Zufall will, drei Tage darauf sehe ich ihn auf der Rück fahrt, als ich ins Abteil steigen will. Blitzschnell fällt mir ein: er wird sicher schlechte Geschäfte gemacht haben und verlegen sein, wenn er dich sieht. Also wieder herunter vom Trittbrett und in ein anderes Abteil. »Heda, Landsmann«, schreit er, »kennen Sie mich nicht mehr — nur mal rin, wir fahren doch 'n Stück zusammen?« Ich sitze ihm gegenüber. Vorsichtig vermeide ich die Frage, die mir doch die ganze Zeit im Kopfe stehen wird. Aber da spricht er sic selber aus. 1670 »Na, wie ich in Genf abgeschlossen habe, möchten Sie wissen, „ich?« Ich nicke. Im Nicken aber kommt mir der Gedanke: er wird mich doch nicht mit billigem »Ncisendenanfschnitt« bediEnen wollen. Son derbar, als ob er es erraten hätte, fängt er lachend an: »Wissense, ich könnte Ihnen ja 'ne Portion Havas vorsctzen, wie sie sogar hierzulande für kalten Aufschnitt sagen. Ich- könnte Ihnen sagen, das Doppelte habe ich gemacht wie vor dem Krieg. Aber erstens würden Sie's nicht glauben, und zweitens, im Krieg beliigt man einen Landsmann nicht, um keinen Preis. Gar, wenn er nicht von der Kon kurrenz ist, wissense.« »Sind Sie dessen auch ganz sicher?« sage ich lächelnd. »Lieber -Herr«, sagte er fast mitleidig, »die Konkurrenz spüre ich in den Fingerspitzen. Ich will es Ihnen also sagen, wie's in Genf war: Dreiviertel meines Umsatzes vor dem Krieg habe ich gemacht.« »Aber das ist ja ganz unglaublich!« fuhr es mir heraus. »Unglaublich? Sehense, ganz genau dasselbe haben auch meine alten Genfer Kunden gesagt, als sie mich unter der Türe sahen. Jn- eroyable, sagten sie, sei es, daß ich als deutscher Kindermörder, Kinder-- händeabschneider und so weiter wage, mit meinen Musterkoffern vor-- zukommen.« »Zunächst erlaube ich mir zu bemerken«, sage ich, »daß ich in dem Artikel abgeschnittene Kinderhände niemals gereist habe.« »Schon gut«, sagt mir der Kunde, »aber Ihre Landsleute haben —« »Was meine Landsleute haben und was sie nicht haben«, sage ich^ »das muß ich eigentlich ein wenig besser wissen, und ich halte auch Sie für viel zu gescheit, als daß Sie im Grunde an solchen gemischten Salat glauben.« »Aber die Zeitungen —« sagte er, jetzt schon in der Defensive. »Ihre Zeitungen«, falle ich ihm ins Wort, »haben Ihnen auch mit- gcteilt, daß wir alle ausgehungert sind — sehen Sic einmal meine knapp zwei Zentner an —, daß unsere ganze Volkswirtschaft zusammcnge- brochen sei und daß wir nichts mehr zu beißen, geschweige denn zu verkaufen hätten. »Allerdings.« »Nun, ich offeriere Ihnen also meine alten Artikel, die wir nicht 'mehr zu verkaufen haben, und mit denen Sie immer so zufrieden waren.« »Geben Sie sich keine Mühe«, sagt er, »ich habe — ich werde meinen Bedarf in Frankreich decken.« »Billiger und besser, nicht wahr?« sage ich freundlich. »Nun, Sie werde» auch teurer geworden sein in diesen Zeiten.« »Billiger, meinen Sie wohl— darf ich Ihnen einmal zeigen — ganz unverbindlich natürlich«, sage ich und klappe sachte meine Koffer
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