Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.09.1908
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1908-09-12
- Erscheinungsdatum
- 12.09.1908
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19080912
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190809124
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19080912
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1908
- Monat1908-09
- Tag1908-09-12
- Monat1908-09
- Jahr1908
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
9672 Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 213, 12. September 1908. wandte auch er sich dem Buchdruckergewerbe zu, das er im! Alter von 15 Jahren unter Leitung seines Vaters in der damals auf der Höhe ihres Ruhmes stehenden Druckerei Firmin-Didot erlernte. Im Jahre 1832, im Alter von 26 Jahren, machte Henri Plan sich selbständig und eröffnete mit einem Sozius Bethune in der kus äs Vaugirarä, in dem Hause, das heute die Nummer 36 trägt, gegenüber dem Luxemburg-Garten, eine kleine Druckerei unter der Firma »Bethune L Plon«, die aber nur für fremde Rechnung druckte; ans Verlegen dachte Henri Plon damals noch nicht. Dieses Gesellschaftsverhältnis dauerte bis 1845; dann traten nach dem Tode von Bethune zwei jüngere Brüder von Henri Plon, Hippolyte (1809—68) und Charles (1811—81), m die Firma ein, die darauf »Plon frdres« lautete. Der Austritt dieser Brüder erfolgte jedoch schon 1854, und der Wortlaut der Firma änderte sich in den Namen ihres nun mehr alleinigen Inhabers »Henri Plon«. Der jüngste der vier Brüder, August, war zwar nie Mitbesitzer der Druckerei, hat sich aber auf dem Gebiete des Holzschnittes einen Namen gemacht. Aus deu ersten Jahren der jungen Druckerei ist nicht viel zu berichten; sie schien sich gut zu entwickeln, und viele Größen des damaligen Frankreich auf politischem und lite rarischem Gebiete, wie Victor Hugo, Thiers, Lamartine, Alexander Dumas, Balzac, Alfred de Vigny, George Sand und andere, gingen dort ein und aus. Die Februar-Revo lution des »tollen« Jahres 1848 hatte auch der jungen Druckerei Übel mitgespielt. Diese hatte in Anbetracht ihrer kurzen Existenz (erst 16 Jahre) und der damaligen Verhält nisse einen recht bedeutenden Umfang angenommen: sie be schäftigte zu dieser Zeit schon etwa zehn mechanische Pressen und noch mehr Handpressen älteren Systems. Da wurde während eines Volksauflaufs das Etablissement geradezu ge stürmt, die Pressen vernichtet, die Platten zerschlagen und die ganze Druckerei in einen Trümmerhaufen verwandelt. Diese Ereignisse hatten die Brüder dem Ruin nahegebracht; immerhin erholte sich die Druckerei dank der Energie ihrer Leiter soweit, daß sie schon im Jahre 1849 mit ihren Er zeugnissen auf einer Ausstellung erscheinen konnte und dabei die goldene Medaille errang. Gewissermaßen als Entschädi gung brachte dasselbe Jahr 1848 aber auch eine neue, sehr wertvolle Verbindung: Zu dieser Zeit trat Henri Plon in persönliche Beziehungen zu dem späteren Kaiser Napoleon III., der damals noch nichts anderes war als Mitglied der De putiertenkammer und der für die Zwecke seiner imperialistischen Propaganda eine Zeitung gründen wollte, mit deren Druck er die Firma Plon beauftragte. Während einiger Zeit er schien auch wirklich der »Napoleon«. Inzwischen war der frühere Deputierte Prinz Louis Napoleou zuerst Präsident der Republik und endlich Kaiser von Frankreich geworden. Auf seine Anreguug hin wurden alle Briefe, Befehle, Erlasse, Verordnungen usw. Napoleons I. gesammelt und bei Plon gedruckt und herausgegeben. Dieses Werk, das 33 Bände zu je 6 Frcs. umfaßt, ist von Bibliotheken und Geschichtsforschern gleich hoch geschätzt und findet auch heute, nach mehr als 50 Jahren noch seine Abnehmer. Ihnen folgte später ein kleinerer Auszug, die »OorrssponäavLs militsirs äs Unpolöou ler«, in 10 Bänden zu je 3 Frcs. 50 Cts. Durch dieses Ereignis war dem jungen Verlage die einzuschlagende Richtung eigentlich von selbst gegeben; mehr und mehr verlegte die Firma ihre Tätigkeit auf das Gebiet der Geschichte und die Veröffentlichung von Memoirenwerken, von denen später noch die Rede sein wird.' Heute ist die Kollektion von geschichtlichen Werken, wie sie die Firma Plon in ihrem Verlage vereinigt, so groß und so umfangreich geworden, wie sie von keinem anderen französischen Verlagshause auch nur annähernd erreicht wird, und ist für die Geschichtsforschung speziell von der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts bis auf unsere Tage geradezu unentbehrlich geworden. — Es dürfte im heutigen Buch handel nicht allgemein bekannt sein, daß Napoleon III. sich selbst auch schriftstellerisch betätigt hat: er schrieb eine zwei bändige Geschichte über Julius Caesar, die, wenn sie auch nicht gerade von grundlegender Bedeutung für die römische Geschichtsforschung geworden ist, doch auch heute noch von Zeit zu Zeit verlangt wird. Der kaiserliche Autor steht heute noch im Katalog der Firma unter »H«, mitten unter anderen Sterblichen, deren Werke allerdings meist einen größeren Erfolg hatten als das seinige. Das schön gedruckte Werk erschien ebenfalls bei Plon, und dem Inhaber der Firma wurde durch diese Veröffentlichung der Titel eines »Imprimsur äs I'Lmpsrsur« zu teil, ein Titel, unter dem er übrigens später, nach dem Sturz des Kaiserreiches viel zu leiden hatte. — Von sonstigen Publikationen aus dieser Periode ist noch zu nennen: Huillard-Breholles, klistoria äiplomatiea Uriäsriei Lssuväi, 12 Bände in 4°, ein Werk, das heute längst vergriffen, aber sehr gesucht ist und auf Auktionen hohe Preise erzielt. Ungefähr zu Anfang der sechziger Jahre erwiesen sich die bisherigen Räumlichkeiten an der Rus äs VsugirLrä als zu klein. Die Firma erwarb daher in der Rv« Os,r»uoitzrs, einer kleinen, stillen Straße zwischen dem Uslrns äu Imxsm- bourg und der Kirche S-ünt-LuIpies, ein eigenes Geschäftshaus, in dem die Druckerei und der Verlag untergebracht wurden. Für die erstere machte sich vor einigen Jahren ein noch maliger Umzug erforderlich, da der vorhandene Raum dem sehr stark gewachsenen Geschäftsbetrieb nicht mehr genügte und der in der Rus Osrkmeibrs gelegene Gebäudekomplex einem vollständigen Umbau unterzogen werden mußte. Ebenfalls zu derselben Zeit, d. h. Anfang der sechziger Jahre, trat der einzige Sohn des Gründers der Firma, Eugäne Plon (geb. 1836), ins väterliche Geschäft. Er hatte die Rechtswissenschaft studiert und darauf eine Zeitlang zu seiner beruflichen Ausbildung bei Bradbury L Evans in London gearbeitet. Eugdne Plon war unter den französischen Verlegern des neunzehnten Jahrhunderts einer der hervor ragendsten und bedeutendsten. Während sein Vater in erster Linie Drucker und dann erst Verleger war, wandte Eugdne Plon seine ganze Arbeitskraft dem Verlage zu — die große »Libliotbtzgus üistorigus« ist sein Werk —, und es gelang ihm, seine Firma in die erste Reihe nicht nur von franzö sischen, sondern überhaupt von Welthäusern zu stellen. Im Jahre 1872 starb der Gründer der Firma, Henri Plon, und Eugene wurde alleiniger Besitzer. Ein Jahr darauf trat sein Schwager Robert Nourrit als Teilhaber in die Firma ein, deren Wortlaut nun in »E. Plon L Cie.« geändert wurde, welche Fassung sie bis zum Jahre 1883 behielt, um von dann an »E. Plon, Nourrit L Cie.« zu lauten; im Jahre 1900 endlich erhielt die Firma definitiv ihre heutige Fassung: »Plon-Nourrit et Cie.« — Robert Nourrit starb 1894; ein Jahr darauf, am 31. März 1895, folgte ihm Eugtzne Plon im Alter von nur neunundfünfzig Jahren, viel zu früh für sein in schönster Entwicklung begriffenes Haus, das er zu hoher Blüte gebracht hatte. Sein Grab liegt auf dem Friedhof Montparnasse, und der Grabstein, der ihn zugleich mit seinem Vater deckt, trägt außer dem Namen als einzige Inschrift das Wort: 1^006, eine An spielung auf das Verlagssignet der Firma, das eine Biene vorstellt mit den Initialen des Gründers L. ?. und der Umschrift: »Uabor omoig. vinoit 1mprobu8«. Eugene Plon war unverheiratet, und mit ihm ist der letzte männliche Sproß dieser berühmten alten Buchdruckerfamilie, wenigstens dieser Linie, dahingegangen. Seine Mutter, die Gattin des Gründers der Firma, hat ihren einzigen Sohn um elf Jahre
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder