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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.01.1916
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- 1916-01-05
- Erscheinungsdatum
- 05.01.1916
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- Deutsch
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Nr. S. LMdenHeMMMaM l! Deutschen Reiche zahlen für jedes Exemplar 30 MarS bez. N des Dörfenvereins die viergejpaltenc Petitzeile oder deren HZ36 Mark jährlich. Nach dem Ausland erfolgt Lieferung ZZ NaUm 15 Pf..'/«S. 13.50 M..'/r S.üS M..'/, 6. LO M.; für Nicht-»» über Leipzig oder dur^ Kreuzband. an Nichtmit^lieder in Mitglieder 40 Pf.. 32 M.. 60 M.. 100— Beilagen werden »Z Leipzig. Mittwoch den 5. Januar >916. 83. Jahrgang. Des Erscheinungsfestes wegen erscheint die nächste Nummer Freitag den 7. Januar. Redaktioneller Teil. Erinnerungen und Erlebnisse eines Rigaschen Buchhändlers. Von Georg Jonck. Als in den Jahren 1905 und 1908 die Stürme der russischen Revolution über das Niescnreich hinwegbrausten und besonders in den Ostseeprovinzen das lettische und estnische Volk in den tief sten Tiefen aufwühlten, da hat auch der deutsche Buchhandel schwere Lasten zu tragen gehabt. Wiederholt hatten die Revolutionäre den Bahnvcrkehr wochenlang im ganzen Reiche vollständig zum Stillstand gebracht und die Postanstalten geschlossen. Am empfindlichsten für den Buchhandel war die Stockung gerade in der Weihnachtszeit 190b. Vom 18. November 1905 etwa bis zum 23. Dezember desselben Jahres traf kein Brief, keine Geldsendung ein, und kein Postpaket, keine Bahnsendung konnte zur Abfertigung gebracht werden. Die wöchentlichen Büchersendungen aus Deutschland trafen zwar regelmäßig mit dem Dampfer über Stettin ein, denn glück licherweise waren die Eisverhältnisse dieses Winters so überaus günstig, daß der Schiffsverkehr im Rigaschen Meerbusen und selbst bei Domesnees nicht einen Tag lang behindert war. Viel Nutzen hatten wir davon freilich nicht, denn die Sorge um die Entwicklung der Dinge, die von der Regierungsgewalt kühlen Auges betrachtet wurde, lähmte die Kauflust unseres Pu blikums. Außerdem dursten die Geschäfte wiederholt tagelang nicht geöffnet werden, der Mob erlaubte es nicht, er war Herr der Straße. Erst als die Revolutionäre, die in Riga allein schon über 100 Polizisten erschossen oder schwer verwundet hatten, ansingen, die Kaiserbildcr in den Gcmeindegerichten als Zielscheibe für ihre Schießübungen zu benutzen, erst als das wahnsinnig gewordene Volk dem Militär Schlachten zu liefern begann, nach den Dra goner-Morden in Tuckum und Riga, machte die Regierung Ernst und schickte die bekannten Strasexpeditionen in die Ostseeprovin zen, die die Ruhe sehr bald wiederherstellten. Solange es sich nur um die Ermordung von deutschen Guts besitzern und Pastoren gehandelt hatte, war die Regierung, wie von ihrer eigenen Ohnmacht überzeugt, ganz untätig geblieben. Nach Niederwerfung der Revolution schien wirklich die Sonne der Freiheit über Rußland auszugehen. Der Glaubenszwang wurde zwar nicht ganz aufgehoben, es traten aber doch bemerkenswerte Erleichterungen ein. Die periodische Presse konnte ohne Präventiv-Zensur ihre Meinung äußern, setzte sich aber freilich bei Auseinandersetzung mit der Regierung gar leicht den so beliebten »administrativen Strafen« aus. Für den Buchhandel war die wichtigste Folge der Revolution die Erlaubnis, daß in allen drei Provinzen wieder deutsche Schu len gegründet werden durften. Nicht ohne Berechtigung glaubte man diese Erlaubnis als Anerkennung für die regierungstreue Haltung der deutschen Bevölkerung in schwerer Zeit auffassen zu müssen; darüber herrschte große Freude im ganzen Lande. Mit Feuereifer nahm sich die deutsche Gesellschaft der Ange legenheit an. Es entstanden die Deutschen Vereine in Liv-, Est- und Kurland, und diese gründeten mit Hilfe kapitalkräftiger Kor porationen und opferwilliger Privatpersonen eine Reihe von Mittelschulen (Gymnasien und Realschulen) sowie eine Anzahl von Elementarschulen überall da, wo sich irgendein Bedürfnis dafür zeigte. Wurden diesen Schulen auch nicht die Rechte der Kronsanstal ten gewährt, so ließ sich doch ein Abschlußcxamen an einer solchen nicht allzuschwer erreichen, denn die russische Sprache wurde auch in den neuen deutschen Schulen nicht vernachlässigt. Die deutschen Eltern waren jedenfalls glücklich, ihre Kinder wieder deutschen Schulen anvertrauen zu können, wo sie sicher waren, daß derselbe Geist, der im Hause, in der Familie herrschte, zu finden war. Während der Revolution hatte es sich nur zu sehr gezeigt, wes Geistes Kind die russische Schule ist. Gewaltsame Schlie ßungen der Geschäfte und der arbeitswilligen Schulen durch große Volkshaufen, die von russischen Studenten und Schülern, ja von Schülerinnen geführt wurden, waren an der Tagesordnung ge wesen. Häufig war man ganzen Schulen begegnet, die, von ihren russischen Lehrern geführt, unter Absingung revolutionärer Lieder hinter der roten Fahne hermarschierten. Meines Wissens hat sich kein deutsch-baltischer Lehrer an diesen Umzügen beteiligt. Wie schon gesagt, die Wiedergestattung deutscher Schulen hatte einen bedeutenden Einfluß auch auf den Buchhandel, Verlag und Sortiment. War während der Revolution die Umsatzziffer in den einzelnen Buchhandlungen bedeutend gesunken, so begann gleich nachher ein anfangs langsames, dann aber kräftiges Stei gen des Umsatzes in allen mir bekannten Geschäften. Diese Zeit des Aufstieges, der glänzenden Entwicklung dauerte bis zum Ausbruche des jetzigen Krieges, denn die Kriege der Balkanvölkcr, zuerst gegen die Türkei, nachher gegen einander, hatten auf unsere Tätigkeit keinen Einfluß. Kriegswolken hatte es ja schon öfter gegeben, immer waren sie durch kluges und maßvolles Verhalten der deutschen Regie rung zerstreut worden, sodaß man den Ausbruch des Krieges kaum noch in Betracht zog. Der Weltkrieg würde ja Wohl ein mal kommen, aber jedenfalls nicht so bald. Wer weiß, ob man ihn noch erleben würde. Anfang Juni 1914 fuhr ich zur Kur nach Kissingen, Frau und Töchter begleiteten mich. Wie ein Blitz schlug in das heitere Badeleben die Nachricht von der Ermordung des österreichischen Thronfolgerpaares in Serajewo durch serbische Mordbuben, denen die Bomben von offizieller serbischer Seite geliefert worden waren. Daß Österreich diesen heimtückischen Anfall nicht ungerächt hinnehmcn konnte, war klar. Wer aber hätte es für möglich gehalten, daß dieses furchtbare Ereignis Anlaß werden könnte, den lange gefürchteten Weltbrand zu entfachen. Wie! Rußlands Kaiser sollte es über sich gewinnen, Königsmörder zu beschützen?! Das war undenkbar! Nach beendigter Kur verlebten wir noch acht herrliche Tage am Rhein. Alles war so friedlich. Kein Mensch dachte an Krieg, S
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