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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.09.1908
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1908-09-29
- Erscheinungsdatum
- 29.09.1908
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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jahre. Zu Hause gab es eine Reihe von Bänden des 1833 gegründeten, in Leipzig verlegten Pfennigmagazins, wie ich glaube, der ersten Zeitschrift mit Holzschnitten in Deutsch land. Die ersten Romane, die ich als halbwüchsiger Junge las, waren ein illustrierter Wiederläuferroman und ein Roman, der in der Zeit Karl des Ersten in England spielte. Ich habe seit meinen Kindertagen diese Bücher nicht mehr- gesehen und doch weiß ich mich vieler Bilder noch gut zu entsinnen; ich sehe die flüchtige, noch etwas derbe Technik erinnere mich noch der eigentümlich braunen Farbe des Druckes. Was liegt zwischen den »Kupfern« von damals und heute! Vorhin stand ich eine Weile in dem Braun L Schneiderschen Raume, der mit der Doppelbüste von Max und Moritz geschmückt ist, dort hatte ich in den »Münchener Bilderbogen«, jenem berühmten Kunterbunt, geblättert. Die vielen Zehnpfennigstücke fielen mir ein, die ich in die alte Kornsche Buchhandlung beim schönen Brunnen in Nürnberg trug, um Münchener Historische Bilderbogen dafür zu kaufen. Manchmal hätte ich wohl mit sechs Blättern glücklich heimwandern können, wenn die »farbigen« handschablonierten nicht gewesen wären; aber die Farbe tat mir's an und so wurden es oft nur drei. An der Ecke beim schönen Brunnen gab es noch einen Laden in den Kolonnaden, die längst abgebrochen sind, dort hingen Neu- ruppiner Bilderbogen zu einem Kreuzer das Stück; aber über die war man dank den schönen Münchner Bilderbogen hinaus. In der Landauergasse, wo wir wohnten, war eine Kunst anstalt für Ölfarbendruck, da sah ich als Knabe zu. wie die Liihographen auf den großen Solenhoferplatten Originale nach Raupp, Makart und dem damals berühmten Tiermaler Süß kopierten. Im gleichen Hause stand ich als Knabe in den siebziger Jahren dabei, als der längst vergessene Maler Hösch seine ersten farbigen Lichtdrucke machte, die heute das Königlich Bayrische Gewerbemuseum bewahrt. Er war einer der ersten, dem einzelne gute Blätter gelangen. Im gleichen Hause sah ich einen Freiherrn von Kieß bemüht, allerlei galvanoplastische Erzeugnisse, unter anderm auch Druckmatrizen herzustellcn. Ich erinnere mich noch des Lächelns kluger Leute, die jeden Pfennig dazu für verloren hielten. Ich dachte daran, als ich in der Mitte der Halle III die Abteilung vr. E. Alberts sah, dem es jetzt, seit 1903, gelungen ist, einwandfreie Metallmatrizen aus Blei durch hydraulischen Druck herzustellen, er wendet sukzessiven Teil druck unter gleichzeitigem Nebendruck an und gewinnt bei der gleichen Prozedur noch ein Relief-Klischee für den Auflage druck, das die manuelle Herstellung von Zurichtungen auf dem Zylinder überflüssig macht. Es hängen Auflagendrucke aus, achtmal das gleiche Galvano und das Originalklischee dazwischen, die Galvanos von der gleichen Güte und ohne Fehl im Passen des Registers. vr. E. Albert arrangierte eine kleine historische Aus stellung all seiner seit d-n achtziger Jahren gemachten Er findungen oder Verbesserungen an Erfindungen anderer, die, sehr instruktiv, den ganzen Gang der Reproduktionstechniken seit jenen Tagen verfolgen läßt. München ist die eigent liche Geburtsstadt der Zinkographie und Autotypie, heute liegen im Museum für Wissenschaft und Technik Meisenbachs erste Versuche, einer Firma, die seit damals ihren nicht schwinden sah. Diese Firma stellt große Heliogravüren nach Albrecht Dürer, Rembrandt, Hals und neuen Meistern aus, schöne Autotypien und schwarze und farbige Abzüge zu wissenschaft lichen Werken. Brendamour Simhart vortreffliche Autotypien ein- bis dreifarbig in Staubkornmanier, für den bekannten Simpli- cisstmusverlag Albert Langen. Duplexautotypien großen Formates und Vierfarbcnreproduktiouen nach Lenbach, Thvma, Stuck, Zuloaga, Zügel, Spitzweg und eine hervorragend gelungene Wiedergabe nach dem Porträt Slielers des alternden Goethe aus der neuen Pinakothek. Hamböcks Lumidresche Farbenphotographien nach der Natur und Atzungen für Farbenteildruck nach solchen Natur aufnahmen sind allen Fachleuten Gegenstand des lebhaftesten Interesses. Eine Reihe direkter Übertragungen durch Umdruck nach Stich, lithographischer Gravur und Kreidezeichnung, Kornmanier und Radierung geben jede Nuance der Ori ginale ohne Fehl wieder. Drei- und Vierfarbendrucke dieser Firma gehören mit zu den besten Erzeugnissen graphischer Arbeiten; unter anderm glänzen ein Lenbachscher Bismarck von verblüffender Wiedergabe der halb pastosen Mache des Originals und ein Porträt nach Wilhelm Trübner. Duplex autotypien dieser Firma haben den Ton und die satte Tiefe von Heliogravüren. Die Hubert Köhlersche Kunstanstalt ist mit den Originallithographien von Paul Hey, Bernuth, Rudolf Schiestl, Ferdinand Spiegel, Hans Böhm, Siek, und den be kannten Porträts in Kreidezeichnung, Goethe, Schopenhauer, Nietzsche von Bauer vertreten. Die Vereinigten Kunst anstalten München-Kaufbeuren bringen Reproduktionen in Drei- und Vierfarbendruck nach alten und neuen Meistern zur Ausstellung und die Vereinigten Kunst- anstalten und Druckereien, G. Schuh L Co. haben ihre großen Plakatlithographien ausgestellt, die einzige Firma, der es durch Beharrlichkeit gelungen ist, die Geschäftswelt an Künstleroriginale zu gewöhnen. Die allbekannte Kunstanstalt F. Bruckmann A.-G. hat farbige Lichtdrucke von verblüffender Technik aus gestellt. Da ist der berühmte Altar des rätselvollen Mathias Grünewald, die Kreuzigung Christi. Christus überdeckt mit Schwären, das Fleisch, leichengrün, hängt mit wildver krampften Fingern am Kreuz, das sich unter seiner Last nach vorn beugt. Ein Erlöser, bei dessen gräßlichem An blick niemand mehr an eine Auferstehung glauben mag. Zwei sehr schöne Mehrfarbenlichtdrucke nach niederländischen Meistern: Terborchs Konzert und Vermeers Dame mit dem Perlenhalsband, fallen durch die Vornehmheit der Wieder gabe sofort auf. Nach modernen Meistern sind mehrfarbige Gravuren und Kupferdrucke aufgehängt, darunter die Olympia des Manet und Böcklins Klage des Hirten. Es ist bekannt, daß die Bruckmannsche Anstalt in allen modernen Techniken Vorzügliches leistet. Unter den auf der Schnellpresse her gestellten Mezzoiintogravuren sind ein paar prächtige ton reiche große einfarbige Reproduktionen nach Ruysdael. Eine sehr große Netzätzung, Triplexauto mit zwei Tonplatten: Karl I. von England nach Van Dyck, kommt in der Tiefe des Tones, Weichheit der Mittellagen und Klarheit der Zeichnung nahe an die Wirkung der besten Photographie heran. Unter dieser vorzüglichen Arbeit hängt eine fast ebensogroße Autotypie nach W. Räubers Hl. Hubertus auf Mattkunstdruckpapier von feinster Tonweichheit, bei schönster Klarheit der Zeichnung im Vordergrund. Weitere schöne Ptoben einfarbigen Lichtdruckes geben Blätter aus dem Werk des Grafen Harry Keßler: Die Impressionisten. Die Wahl des Farbtones gibt, soweit das möglich ist, die farbige Stimmung nahezu wieder; besonders schön ist der matt- silberige Ton der Badenden nach Corot, sattes Sienabraun gibt eine Ahnung des blendenden Lichtes, die die Skizze von Manets spanischem Stiergefecht durcbflammt. Daß Formale kein allzugroßes Hindernis mehr für farbige Auto- lypie sind, beweist ein nahezu anderthalb Meter hohes Por trät in Vierfarbendruck des Prinzreg.nten Luitpold nach einem tiefgestimmten Bild Waller Firles. Daß die Firma auch für den Tagesbedarf an Kleinkunst Vorzügliches leistet, dafür sind Postkarten in Lichtdruck, Photographie und
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