Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.09.1908
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1908-09-29
- Erscheinungsdatum
- 29.09.1908
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19080929
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190809298
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19080929
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1908
- Monat1908-09
- Tag1908-09-29
- Monat1908-09
- Jahr1908
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
227, 29. September 1908. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt s, d. Dlschn. Buchhandel. 10479 Mezzotinto und zwei- und viersarbige Buchdruckarbeiten Zeugen. Ebenso bekannt sind die großen Verlagswerke der Firma, Text und Tafeln zu kunstgeschichtlich wertvollen Publikationen, Brunns Denkmäler griechischer und römischer Skulptur. Einige der schönsten Proben zu Adolf Furtwänglers und Karl Reich- holds griechischer Vasenmalerei (ein Werk von 120 Tafeln) sind zu sehen, dann sehr schöne Proben aus dem 144 Tafeln umfassenden Werk »Denkmäler ägyptischer Skulptur» des Freiherrn von Bissing. Nicht unerwähnt möchte ich die Tafeln zu Bodes Monumentalwerk lassen; außer 240 Seiten Text enthält dies Werk lOOO Abbildungen und 567 Blätter in Lichtdruck. Unter den großen Lederbänden in den Vitrinen liegen Sammelwerke nach bekannten Meistern, Gerard David, Lenbach, Menzel, das große Böcklinwerk, Fritz August von Kaulbach, Albert von Keller. Die großen Lederbände sind zum Teil reich vergoldet oder wie das Lenbachsche Blind druck mit dem goldenen Namenszug in der Mitte des Feldes. Ein schlichter, vornehmer Band ist der zu dem Neubau des Bayrischen Nationalmuseums, der Text in vier Zeilen römi scher Antigua auf Rohleinen oben gruppiert in Gold mit bescheidener Randeinfassung. In einem der Kästen unter den Vitrinen steht das große griechisch-römische Porträtwerk mit seinen 300 schönen Tafeln. Obenauf liegen Probehefte der »Kunst für Alle«, der »Kunst», der »Dekorativen Kunst«. Unter Büchern des Verlags finden wir die bekannten zwei Bände der epochemachenden, aufrührerischen Grundlagen des neunzehnten Jahrhunderts von Houston Steward Chamberlain, sein Kantwerk, die Worte Christi und außerdem das Richard Wagner-Werk desselben Autors, die Parsivalmärchen mit dem schönen Titel in Rot- und Schwarzdruck, seines Freundes Kayserling »Gefüge der Welt«, dann die Werke: Der Stil von Semper, Franz Bayersdorfers Schriften, drei Bücher Wölflins: »Die Kunst Albrecht Dürers«, »Die Klassische Kunst«, »Renaissance und Barock«, Stevensons problemreiches Werk über Don Diego Velazquez. Drüben liegt das reich ausgestattete Jahrbuch der Berliner Jahrhundertausstellung von 1906, der Katalog der Königlichen älteren Pinakothek und zwei Werke des Muthesius: »Landhaus und Garten«, »Wohnung und Hausrat«. Eine der Vitrinen birgt Proben des zwölfbändigen Monumentalwerkes: »Die Architektur der Renaissance in Toscana« mit über 2000 großen Tafeln; es reicht manches Jahrzehnt zurück und umfaßt alle Re produktionstechniken im Wandel der Entwickelung, an ihm allein könnte man die technischen Neuerungen von Jahrzehnt zu Jahrzehnt studieren. In einer der Vitrinen neben dem Merkchen »Richard Wagners Photographien« ein sehr interessantes Bändchen; äußerlich ganz unauffällig, ist seine typographische Ausstattung umso beachtenswerter. An diesem Büchelchen, »Die Mode im 19. Jahrhundert«, sind nahezu alle modernen chemigraphischen Hilfsmittel irgendwie ver wendet, einfache farblose Autotypie, Duplexautvtypie, Licht druck mit Schablone und Handkolorit und Vierfarbendruck In Glaskästen liegen herrliche Gravuren und farbige Licht drucke aus den »Denkmälern des Altertums« aus, Wieder gaben von antiken Wandmalereien und Vasenbildern, die jede Spur der Malereien aufs treulichste wiedergeben. Die Originale in Pompeji und Herculanum mögen zu gründe gehen, für spätere Zeiten, find sie nun doch in diesen glänzenden Wiedergaben für lange geborgen. Ich wende mich dem Raum des Georg D. W. Call- wey'schen Verlags zu. Im Durchgang mache ich Halt vor einer Exlibrissammlung Willy Geigers. Er hat wohl die geist reichsten Blättchen dieser neugewordenen Kunstübung geschaffen. Auf einem Exlibris sitzt ein mageres, donquixotehaftes Wesen, am Boden, es hat sein Schädeldach abgenommen und betrachtet mit stierem, widerwilligem Staunen all den Jammerkram, dem sein Hirn zur Herberge geworden. Noch andere Exlibris blätter sind im Durchgang in Einzelrahmen aufgehängt, hübsch gezeichnet, herkömmliche Allegorie und geläufige Symbolik sprechen in gewohnten Formeln. Willy Geigers Blättchen sind voll melancholischen halb menippischen, halb äsopischen Humors, bei manchen davon weiß man nicht, wem sie mehr Ehre machen, dem Künstler, der sie ersann, oder dem Besitzer, der sich nicht scheute, sie für sich an zuerkennen. Außer Willy Geigers Arbeiten treffen wir die Namen anderer Zeichner: Julius Diez, Kurz, Max Dasio, Bernhard Wenig, Max Unold, Fritz Klee, Caspari und Adelaide Göppingen. Holzschnitte in der subtilen Faksimile kunst der Fliegenden Blätter von Oswald Kresse und Schlumprecht hängen da, stille Zeugen von der Höhe zeichne rischen Könnens und technischer Sicherheit; wie ein letzter Gruß aus einer vergangenen Zeit, als die photomechanischen Techniken noch in der Wiege lagen, gemahnen sie an die Wandelbarkeit aller Dinge auf Erden. Der Callweysche Verlagsraum ist vornehm auf Weiß, Grau und Schwarz gestimmt, an den Wänden hängen in schwarzen und kirsch roten Rahmen die Meisterbilder des Kunstwart. In einem Glasschrank stehen die stattlichen Kunstwartbände des Avenarius, dessen Arbeit heute ein Faktor geworden ist. Als junger Mensch saß ich an den Winterabenden von sieben bis neun Uhr im Lesesaal des bayerischen Gewerbemuseums in Nürnberg; damals waren die Kunstwarthefte dünn und schmal, »altdeutsch«, mit Rot- und Schwarzdruck aus gestattet; damals konnte sich Avenarius, wie es auch in politischen Dingen oft geht, nur an eine kleine abseits stehende Gruppe halten, damals stand er ritterlich im Treffen für Nietzsche und andere umstrittene Persönlichkeiten. In den ersten Jahren war es nicht leicht, den Kunst wart über Wasser zu halten, und ohne einen so seltenen Verleger, wie Callwey es von Anbeginn war, wäre es wohl auch Avenarius' zähem Willen und unbändigem Glauben nicht gelungen, sich durchzusetzen. Kein großer Erfolg ist ja eindeutig gewesen, ohne Licht- und Schattenseiten keine menschliche Leistung zu denken, um so mehr, wenn es sich genau wie in politischen Dingen um Macht handelt, und Avenarius strebte nach Einfluß, Herrschaft von Anbeginn und ist heute eine Macht geworden; der »Kunstwart« be deutet ein Programm, man redet nicht zu Unrecht von Kunstwartpolitik. Es ist natürlich, daß nicht alles mehr Licht ist; nun, wo seit Jahren die Zahl der Abonnenten nach vielen Tausenden zählt, herrschen unbewußt die Massen mit. So ist es auch natürlich, daß neue Gruppen sich um neue Banner scharen, und das Beste, was man ihnen allen wünschen kann ist zäher Widerstand gegen Teilnahmlosigkeit von allen Seiten, denn noch besieht Heraklits Wort zu Recht: Der Kampf ist der Vater der Dinge. Auch Goethe spricht davon, daß wir genau genommen jeden Tag gegen irgend etwas zu protestieren hätten. Callwey verlegte auch fast alle Schriften des Bruders Gerhart Hauptmanns; elegant gebunden steht die stattliche Bändezahl des weniger erfolgreichen Autors im mittleren Schrank. In den Vitrinen die bekannten Spielmannsbücher mit dem Cissarzschen Titel; auf den Tischen liegen andere Verlagswerke, der »Baumeister«, die »Bautechnische Zeit schrift«, »Die Mappe«, die »Süddeutsche Bauhütte« und einige Bände des Dürerbunds, der aus den Kunstwarlsonder- bestrebungen herausgewachsen ist. In ihrer Weise tätig ist die Verlags-Gesellschaft für christliche Kunst in München. Auch für ihre Publi kationen sind eine Reihe Münchener Federn und Künstler, Reproduktionsanstalten und Druckereien tätig. Seit fünf Jahren ediert dieser Verlag eine reich illustrierte »Monats schrift für christliche Kunst«. Auch durch diesen Verlag 1367*
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder