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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.11.1908
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1908-11-25
- Erscheinungsdatum
- 25.11.1908
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- Deutsch
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Nichtamtlicher Teil. ^ 274, 25 November 1908. dürfen. Nach einer kurzen Begründung der Notwendig keit und Nützlichkeit der kleinen Ausgabe kommt Professor Muff auf die Frage zu sprechen, ob nicht vielleicht mit der Bildersammlung dem Geschmacks der Zeit, die immer und überall nach Illustrationen verlange, in ungeziemender Weise entgegengekommen werde. Für den Verleger, der aus Geschästsrückstchten den Bedürfnissen der Zeit gerecht werden muß, ist die Antwort ja nicht zweifelhaft Aber auch der Pädagoge kommt nach längeren lehrreichen Erörte rungen zu dem Schluß, daß für den Unterricht »Anschau ungsmittel, die von künstlerischem Geist getragen sind, nach der ästhetischen Seite hin gute Dienste leisten», und das sei beim Unterricht in der Literaturgeschichte gerade so der Fall, wie z B. beim Unterricht in den naturkundlichen Fächern. Im Prinzip sei also Könneckes Literaturatlas durchaus zu billigen, weiter könne man aber auch mit seiner Ausführung in hohem Grade zufrieden sein. Blättert man den Atlas aufmerksam durch, so fühlt man sich leicht veranlaßt, zu dieser oder jener Seite lobende Worte zu sagen; doch gehört eine eingehende kritische Wür digung nicht in den Rahmen dieses buchhändlerischen Fachblatts. Die kurzen biographischen und literarhisto rischen Skizzen zu den einzelnen Dichtern und Literatur denkmalen frischen das Gedächtnis auf. Die Faksimile- Wiedergaben von Handschriften, ersten Drucken, Buchillustra- tioncn, Namensunterschriften werden besonders den Anti quariats-Buchhändler interessieren, während die Bildnisse unserer Dichter und Denker für jeden wertvoll sind und zu jeder Literaturgeschichte eine anschauliche Ergänzung bilden. Große Kenntnisse und Belesenheit, deutsche Gründlichkeit und guter Geschmack haben bei der Auslese zusammengewirkt, um eine abgerundete Auswahl zu erzielen, und mit großem technischen Geschick sind die verschiedenen modernen Repro- duktionsverfahren sür das schöne Werk verwertet. Die An ordnung der Abbildungen mußte natürlich eine enge sein, was öfters die Wirkung besonders von Buchtiteln (wie z. B auf S. 77) etwas beeinträchtigt. Während in der ersten Hälfte des Atlasses das literarhistorische Beiwerk (Buchtitel, -Illustrationen usw. usw.) noch einen breiten Raum ein nimmt, wird das Werk zum Schluß, etwa von Theodor Körner an, mehr eine Porträtgalerie der Schriftsteller der Neuzeit, deren Reihe Hermann Hesse als letzter beschließt. Beim Buchhandel wird der Literaturatlas sowohl als Bildungsmittel wie als Brotartikel sicher gut ausgenommen werden; über diese Brücke hinweg wird er dann auch in vielen Häusern und Schulen Eingang finden. Professor Muff erhofft davon: Schärfung des Auges, Bildung des Geschmacks, Sinn für Schönheit und Wahrheit der Darstellung, Weckung und Vertiefung des Interesses an unserer herrlichen Literatur und ihren Schöpfern. Wenn diese Ziele nur annähernd erreicht werden, so hat der Atlas seine schöne Aufgabe erfüllt. —i. Buchkunst. »Die Kinderkrankheit des äußerlichen ,Buchschmucks', der Tapeziererkunstslücke, des willkürlich wuchernden Vignetten unkrauts bei Vernachlässigung des Buchganzen scheint jetzl in der Hauptsache überwunden. Was Morris in England eingesührt und mustergültig vorgebildet, das Buch als eine geschlossene, in all seinem Detail organisch erwachsene Einheit, als ein Stilwerk (wobei es gar nicht auf die spezielle Stilart ankommt) zu vollenden, das gilt heute überall und in Deutschland nicht zum wenigsten als Ziel. Bedeutungsvoll dafür ist, daß es jetzt außerordentlich gelungene Bücher gibt, die ihre Schönheit nur im Papier, den Buchstaben, dem Satzbild suchen und auf die sekundäre Dekoration mit Leisten und Schlußstücken verzichten; Buchkunst ohne Buchschmuck. »In solchem Geist und solcher Auffassung begegnen sich alte und junge Buchkultur. Mit den Augen des Vecstehers, nicht des stumpfen Nachahmers, werden jetzt die Drucke guter Vergangenheitsepochen angesehen und ihr Wesen er faßt. Sichere und klare Erkenntnisse ergeben sich: Diese Drucke sollen nicht Muster zu einem gedankenlosen äußerlichen Kopieren sein, nichl Modelle zu einem archaistischen Mummen schanz der Ornamente, wie es die Renaissancemöbel für die jetzt glücklich verflossene Cuivre-poli-Periode waren; sie sollen vielmehr als ein Gesamtkunstwerk in der gelungenen Pro portion aller ihrer Schmuckfaktoren eine Lehre verkünden, die Auffassung zeigen, aus der eine in allen Teilen harmonische Buchgestaltung hervorgeht. »Diese Drucke sind mustergültig in erster Linie durch das künstlerische Gewissen, das ihre Dekoration überwacht hat, das mit peinlichem Taktgefühl darauf achtete, daß Lettern und Bildwerk von der gleichen Rasse sind, daß das Illustra tive keine untergeordnete Beigabe, sondern auf demselben Stamme gewachsen wie die Buchstaben, daß der Buchschmuck ein Flächenschmuck, daß das Satzbild, das schwarzweiße Rechteck, auch ohne jeden Zierart, lediglich durch die geschlossene Einheit, durch das kräftige Maß der Buchstaben, durch die richtige Einordnung in den weißen Rahmen des Randes eine ästhetische Wirkung übt. Diese für den, der sie einmal erkannt, so selbstverständlichen Dinge mußten modernen Augen erst wieder neu geschärft werden. Denn das Gefühl dafür ward in den Jahren, da die -Pracht ausgaben» schlimmsten Angedenkens dominierten, furchtbar abgestumpft.« — Mit diesen sehr zu beherzigenden Worten leitet 0r. Felix Poppenberg sein soeben erschienenes Werk: »Buchkunst». Mit zahlreichen Vollbildern, zum Teil in Tondruck und vielen Vignetten und Zierleisten. KI.-8". (152 S.) Marquardt L Co. Verlagsanstalt, G. m. b. H., Berlin. Kart. L geb. 8 ein. Dieses Werl bildet zugleich Band 57—58 der von Richard Muther herausgegebenen Sammlung illustrierter Monographien: »Die Kunst«. Es ist flott geschrieben, gibt eine gute Übersicht über die Entwicklung der Buchkunst, bringt zahlreiche Nachbildungen von Büchertiteln, Kopfleisten, Schlußstücken und sonstigen Frustrationen und darfiallcn Bücherliebhabern, Kunstfreunden und denen, die sich mit Herstellung und Vertrieb der Bücher beschäftigen, sehr empfohlen werden. Da Poppenberg in seinem Werke von der Gepflogenheit, einem Buche Jnhalts- und Jllustralionsverzeichnis, Kapitelüberschriften und Register beizugeben, abgesehen hat, so will ich in Nachstehendem kurz Mitteilen, was den Leser erwartet. Die Handschriften des Mittelalters sind für die Früh drucke die dekorativen Vorbilder. Sie befolgen schon alle jene Schönheitsgesetze, die später sür den Druck maßgebend werden. Die einheitliche Flächenwtrkung ist vollkommen ausgeprägt. Das Buchstabenrechteck steht geschlossen als fest gefügte Wand auf der Seite; die Schrift im Charakter der Gotik, spitzig, enggegliedert, bildet ein ornamentales Ganzes. Der Schmuck wird vornehmlich durch das reich und liebevoll auSgemalte Initial bestritten. Die ersten Drucker bestrebten sich, diesen künstlerischen Charakter voll zu wahren, und ließen, um nicht unvollkommenen Schmuck zu geben, den Raum für Initialen, Leisten und Schmuckstücke frei, damit sie von den Malern illuminiert würden. Trotz der geschnittenen Lettern und der gemalten Zierbuchstaben wird ein völlig organischer Eindruck erzielt. Zweifarbige gedruckte Initialen treten schon im Fuji und Schöffcrschen Psalterium von 1457 auf. Am Anfang des sechzehnten Jahrhunderts wird bereits der -Teuerdank» in der neuen deutschen Fraklurschrift gedruckt, während man sür Werke in lateinischer Sprache aus Italien die Antigua übernahm. In der Verzierung des Titelblattes
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