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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.11.1908
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1908-11-25
- Erscheinungsdatum
- 25.11.1908
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- Deutsch
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^ 274, 25. November 1908. Nichtamtlicher Teil. BSst-ntlE s. d. Dstchn. «uchh-ndrl. 13SS3 fanden die Künstler bald eine reizvolle Ausgabe. Dürer, Holbein, Cranach, Amman, Tob. Stimmer treten als Buch künstler auf. Mit der Verwendung des Kupferstichs für die BUcherdekoration trat ein folgenschwerer Umschwung ein. Wäh rend der Holzschnittzeit war die enge Verwandtschaft, der gleiche Familienzug zwischen Zierat und Buchstaben, der einer der wichtigsten Faktoren des Buchschmuckes ist, etwas Selbst verständliches. Bild und Lettern wurden im Hochdruck in derselben Presse vervielfältigt. Beim Kupferstich werden Zierat und Text drucktechnisch getrennt von einander be handelt, ihr Stilzusammenhang wird zerrissen. Auch ver führte der Kupferstich mit seinen reicheren Ausdrucksmöglich- keiten dazu, alle seine Wirkungen, vor allem die malerischen auszunutzen, ohne daß man sich an die stilistischen Be grenzungen, die das Buch als Flächcndekoration zu fordern hat, taktvoll und maßsicher zu binden suchte. Künstlerischer Geschmack in der Buchausstattung regte sich in der der Renaissance folgenden Epoche zuerst wieder in Frankreich. Der Kupferstich wurde nun hier mit ver feinertem Verständnis dem Buchschmuck dienstbar gemacht. Der Einwand der Konsequenten, daß die kräftige Holz schnittwirkung mit der Schwarzweibstimmung der Typen am besten zusammengehe, und daß die Verbindung dieser Faktoren in den Büchern der Frührenaissance unüber troffen bleibe, besteht freilich zu Recht. Trotzdem kann man an der bestechenden Eleganz der französischen Schmuckbücher aus den Zeiten der Ludwige große Freude haben. Sie streben auch nach Einheit des Stils, nur lassen sie sich ihn vom Kupfer diktieren. Unter dessen Herrschast wird alles zierlicher, minutiöser, die Lettern werden überschlank, die reinen Haarstriche, das Format immer niedlicher. Um ganz stilgerecht zu sein, druckt man gelegentlich nicht nur das Titelblatt, sondern das ganze Buch von der Kupferplatte. Zu den französischen Meistern dieser koketten Buchkunst ge hören Gillot, Gravelot, Moreau, Cochin, Eisen, Marillier. Der französische Geschmack wird auch Muster für die Buch ausstattung im Deutschland des achtzehnten Jahrhunderts. Am Ausgang des achtzehnten Jahrhunderts überwiegt aber im deutschen Buchschmuck nicht, wie es als Zeichen guter Zeiten anzusehen, das Dekorative, sondern das Illustrative. Deutsche Namen: Chodowiecki, Ramberg, Meil, Stork, Geßner. Die Quartausgabe der Schriften Geßners, der Dichter, Ver leger und Buchkünstler in einer Person war, ist eine wirkliche Liebhaberausgabe. Das Gefühl für die Einheit des Schmucks in Schrift und Zierat, das im achtzehnten Jahrhundert kein Gemein gut mehr war, sondern eine bemerkenswerte Besonderheit, zeigt in dieser Zeit mit bewußtem Ausdruck der Engländer William Blake in seinen >Längs ok innoeeneo anä ok erps- riencs« (1789—94). Wie Geßner und Heinrich Vogeler heute, war Blake Dichter und bildender Künstler zugleich. Das Außere des Buches, sein Einband, ist zu allen Zeiten von der Schmuckphantasie begünstigt worden; die Ver zierung des Buches bildet immer ein Spiegelbild des jeweils herrschenden Geschmacks, ob sie nun prunkend überladen, vor nehm abgestimmt oder kärglich sein mag. Stark beeinflußt wird der Einband durch den Gebrauchszweck des Buches. Die alten Handschristenbände und kirchlichen Bücher wurden meist liegend ausbewahrt und erhielten ihren Hauptschmuck auf dem Vorderdeckes. Um das Wersen der Blätter, besonders beim Pergament zu verhüten, verband man die schweren Einband deckel durch Schließen. Manche Bücher wurden auch durch eine an einem Einbanddeckel und am Büchergestell ange brachte Kette vor dem Entfernen geschützt. Die alten kirch lichen Einbände waren vielfach mit edlem Metall, edlen Steinen und geschnitztem Elfenbein geschmückt. Über Venedig fand der verzierte orientalische Lederband im Westen Ein- Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 7b. Jahrgang. gang. Tue Namen Grolier, Majoli, Heinrich II., Diana von Poitiers, die Eves, Le Gascon, Padeloup, Derome sind für immer mit der Geschichte des Einbandes verknüpft. Mit der Verzierung der Rückseite des Einbanddeckels, des Spiegels, durch Padeloup beginnt der Vorjatzluxus; bis gegen Ende des siebzehnten Jahrhunderts blieb der Vorsatz in der Hauptsache weiß. In Deutschland liebten besonders die sächsischen Kur fürsten (August, Hofbuchbinder Krause) schöne Einbände. Aus Holland kamen die ersten Pappbände mit Lederrücken. In England tat sich Roger Payne mit seinen Einbänden hervor. Von England gingen die Anfänge einer neuen Buchkunst aus. Thomas Bewick belebte den Holzschnitt neu, war aber nicht, wie Poppenberg auf Seite 49 seines Buches sagt, der Lehrer Cranes, welch letzterer selbst W. I. Linton als seinen Freund und Lehrer bezeichnet. Die Prärasfaelilen leiteten die Renaissance des Buches ein. 1891 gründete W. Morris seine »Xslmsoott kress». Ein Freund von ihm, der große Einbandkünstler Cobden-Sanderson, rief mit Emery Walker in Hammersmiih die »voves kress» ins Dasein, während die »Leser kress« die jüngste der englischen Liebhaberdruckereien ist. Ähnliche Ziele wie Morris erstrebten in Amerika W. Bradley, der seine von ihm selbst illustrierten Bücher auf seiner »IV-rx 8iä« kross« herstellte, ebenso E. Hubbard mit »kbs Rvz-crokt kross«. In Frankreich ist die Erkenntnis der idealen Forderung, daß das Buch eine künstlerische Einheit sei, vielleicht am schwächsten ausgebildet. Feinen dekorativen Takt für den Buchschmuck findet man in Dänemark, von dessen Auchkünstlern Fr. Hendriksen, A. Kyster, Bindesböll, Heilmans, Tegner genannt sein mögen. Von belgischen Buchkünstlern seien erwähnt: F. Rops, H. van de Velde, G. Lemmen, Th. van Rysselberghe, Minne, Doudelet, M. Elskamp; von deutschen Künstlern Menzel, Richter, Schwind, Klinger, zu denen sich eine lange Schar jüngerer und jüngster Künstler gesellt, aus der nur die Namen I. Sattler, M. Leckster, R. Engels, H. Vogeler, O. v. Guteregg, F. W. Kleukens, K. Walser, M. Behmer, Th. Th. Heine, I. Taschner, E. Preetorius, E. R. Weiß, E. Orlik, I. V. Cissarz, Pankok, Behrens, Eckmann in bunter Reihe herausgehoben werden sollen. Wie sich verschiedene Künstler für die Schaffung neuer Lettern interessierten (Sattler, Behrens, Eckmann), so er fanden andere ausgezeichnete Vorsatzpapiere (z. B. Behrens, E. R. Weiß, Ehr. F. Morawe, G. Morawe, Eckmann, Lilli Behrens). Eine wichtige Rolle in der neuen Buchkultur spielt die neue Vcrlegergeneration. Sie gibt sich nicht mehr mit Halb heiten ab, sondern strebt nach dem Gesamtkunstwerk. Während in den Anfängen der Bewegung bestenfalls Vi gnetten, Umschlag und Titel bei einem Künstler bestellt wurden, wird jetzt die ästhetische Gesamtregie einem einzigen Künstler übertragen, und die erste und wichtigste Sorge gilt nicht dem Fassadenaufputz mit Schnörkeln und Linien verschlingungen, sondern der inneren Architektur, dem Lettern ausbau der Buchseite. Dabei wird allerdings manchmal eine gräßliche künstlerische Mißgeburt zu Tage gefördert. Buchgewerblich noch wichtiger erscheint es, daß heute auch schon Bücher von vollkommener Harmonie ohne Beistand eines Künstlers hergestellt werden, die ihren ästhetischen Reiz in Druck, Satzbild, Papier und Einband haben, die Kultur besitzen und daher den Schmuck entbehren können. So hat z. B. vor genau zwei Jahren ein bekannter moderner Ver leger bei Ankündigung einer neuen Halbmonatsschrift für deutsche Kultur u. a. erklärt, daß die Ausstattung dieser Zeitschrift von schlichter und edler Eleganz sein solle, die nicht durch Anbringung von überflüssigem, sogenanntem 17««
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