278, 30 November 1908. Fertige Bücher. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel 13901 Weitere Arteile: „Emil Ertl hat sich schon in einem früheren Buche als ein Meister jenes modernen kulturgeschichtlichen Romans erwiese», der den historisch-politischen der älteren Generation ab zulösen geeignet ist. Ihm genügt es nicht mehr am weltgeschichtlichen Strumpfe zu stricken, Vor gänge auf Schlachtfeldern und in Königspalästen zu registrieren und den Protagonisten zudringlich in ihre Schminkkämmerchen nachzuschleichen. Ihn lockt es, die Wehen und das Werden einer Epoche zu gestalten, er sucht die Bürgerhäuser und Fabriken, die Werkstätte und die Schenken auf, er entwirrt und verschlingt die tausend Fäden, aus denen ein neues Stück Entwicklung her vorgeht, er zeigt, wie die Wirtschaft des Einzelnen und des Volkes, wie eines jeden Stammes Eigenart und Bedürfnis die großen Entscheidungen vorbereitet und bedingt. So sitzt er recht am sausenden Webstuhl der Zeit. Diesmal hat er mit dem ehernen Griff des geborenen Plastikers die aktivste Periode Wiens, den großen deutschen Freiheitskampf der März tage von achtundvierzig, erfaßt. Neben der ungewöhnlichen Kraft, mit der der Verfasser friedliche mit leichtem Humor gefärbte Familienszenen der wuchtigen Tragik der Gaffe entgegenzusehen weiß, ist der geschichtliche Sinn besonders anzuerkennen, der die Ehrfurcht des Enkels mit dem klareren Bilde des Nachfahrn eint. — (KLnigsberger Allgemeine Zeitung). „Freiheit, die ich meine", ist trotz der politischen Tragik, in der die Ereignisse gipfeln, ein unendlich anheimelnder Roman. — Ganz unmerklich führt uns Ertl aus dem idyllischen Milieu der geblümten Schlafröcke und der Gugelhupfs auf die Barrikaden empor. Lind plötzlich wird der humorvolle Schilderer grüner Jugend und beschränkten Philistertums zum Dramatiker. Die Straßenkämpfe sind wuchtig und packend geschildert. Der Leser vergißt das schleppende Tempo der früheren Partien, wird durch die Exzesse der Pöbelherrschaft in Atem gehalten und steht am Schlüsse erschüttert vor einem Leichen- und Ruinenhaufen, dem Fazit der Revolution, das die Kanonen gezogen haben." «Berliner Lokalanzeiger.) „Nicht leicht hat uns ein Buch in den letzten Jahren derart gepackt. Hoffen wir, daß sich der Österreicher in diesem Zeitenspiegel nachdenklich beschaut und daß der Reichsdeutsche, der sich wieder mehr als vor 10 Jahren für Wien interessiert, sich dieses genußreiche Buch, das auch ihm viel zu sagen hat, sich nicht entgehen lassen möge. «Die Wartburg, München.) Von Emil Ertl, Freiheit die ich meine 582 Seiten, drosch. M. 6.—, geb. M. 7.50 erschien soeben das dritte Tausend. Verlangzettel anbei. Leipzig, Ende November 1908 L. Staackmann Verlag