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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.12.1908
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1908-12-04
- Erscheinungsdatum
- 04.12.1908
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- Deutsch
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- Saxonica
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282 4. Dezember 1908. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 14127 keller des Deutschen Buchhändlerhauses Aufstellung gefunden hat. Interessenten können die Besichtigung dort jederzeit vornehmen. Eine Sondervorstellung für den Verein (»Der arme Jonathan« von Karl Millöcker) findet am 7. Dezember, 8 Uhr, im Neuen Operettentheater statt. säten des Zentraltheaters (Eingang: Thomasring) gehalten werden. Beginn 8 Uhr. Anmeldung ist erforderlich; bis 20. Dezember in den Bereinsbriefkasten zu legen! Die Weihnachtsfeier wird am 10. Januar 1909 im großen Anmeldung bis 30. Dezember. Buchhandlungsgehilfenverein zu Leipzig. Ltudicnfahrt nach Weimar. Zu einer «Studienfahrt nach Weimar« hatte für den 31. Oktober d. I. (Reformationsfest) der B uchhandlungs- Gehilfen-Berein zu Leipzig seine Mitglieder eingeladen. Wie könnte es bei solchem Unternehmen auch anders sein?! Eine Stadt mit klassischem Boden wie Weimar mnß jedem Menschen, besonders aber jedem Buchhändler ein andächtiges Erinnern an Residenz vereinigte, damit aus der Asche des Niederganges ein Phönix neuen Schaffens ersteigen konnte. Die Früchte solch weit herziger Güte des Großherzogs Karl August beherrschen noch heute sein, als an den Stätten des Wirkens dieser Großen in eine gewissermaßen persönliche Beziehung zu ihnen zu treten! Was im gedruckten Buche teilweise fremd anmutet, hier wird es ergebnisreich erträumt hatte Bei unserer Ankunft in Weimar (8 Uhr morgens) begrüßte uns ein lieber Kollege, Herr Otto Weise (vom Hause Hermann Böhlaus Nachfolger), der in liebenswürdiger und eingehender Art die Führung durch die Stadt während des Vormittags über- Zauber geweihter Stätte wirkte doppelt befruchtend auf die Teilnehmer. Von einer Aufzählung der vielen Gelegenheiten zur Erinne rung sei hier des Platzmangels wegen abgesehen; nur der Rund gang im allgemeinen sei skizziert. Vom Bahnhof aus führte der Weg am Siegesdenkmal, dem Museum (Standbild der Vimaria und Erbgroßherzog Karl Augusts), an den Gebäuden des ehemals be rühmten, von Bertuch begründeten ältesten Geographischen Instituts vorüber zum Friedhof der Jacobskirche mit den Grabstätten von Lukas Cranach, Musäus und Goethes Frau, geb. Vulpius. Auf demselben Platze umzäunt ein Gitter die erste- Begräbnisstätte Schillers. — An Wielands Wohnhaus vorbei ging es zum Rietschelschen Goethe-Schiller-Denkmal, dem das neuerbaute wuchtig wirkende Theater einen stimmungsvollen Hintergrund gibt. Eine Büste Hümmels ist in die Umfassung des Theater gartens eingebaut. Geschäftiges Handeln und Feilschen auf dem Marktplatze, auf dem dem Rathause gegenüber das Wohnhaus der beiden Cranach noch erhalten ist, ließ es für den Augenblick fast vergessen, daß der Besuch einer in künstlerischer und literarischer Begehung bevorzugten Stadt galt. Unser rüstig voranschreitender Führer entwand uns jedoch bald der lärmenden Menge, um uns zu dem in wohltuender Einsamkeit von den Ministerin!-, Landtags- und Bibliotheks-Gebäuden umgebenen Donndvrfschen Reiterstandbild Karl Augusts zu führen. Am Großherzoglichen Schlosse vorbei gelangten wir nach Überschreiten der Ilm in den herrlichen Park, gingen an Goethes Gartenhaus, dem Borkenhäuschen und Shakespeare-Denkmal, dem Tempel Herren und Römischen Haus, dem Lisztdenkmal vorüber zur Fürstengruft. Leider erlaubte die knappe verfügbare Zeit nicht die eingehende Besichtigung alles Sehenswerten, so daß die Wanderung teilweise nur ein Vorbeigehen gestattete; einen Ersatz bot immer hin die eingehende Schilderung denkwürdiger Geschehnisse durch unfern Weimarer Kollegen Herrn Weise, der auch am Fuße der Felsentreppe zum römischen Hause die in Marmor verewigten Goetheschen Verse: Die ihr Felsen und Bäume bewohnet, o heilsame Nymphen, Gebet jeglichem gern, was er im stillen begehrt, . . . mit Pathos rezitierte. — Die Fürstengruft zeigt in ihrem obereil Raum, der Kapelle, noch den Blumenschmuck für die vor zwei Jahren verstorbene Großherzogin Caroline; die Gruft hat neben den weimarischen Fürstlichkeiten die Sarkophage Goethes und Schillers ausgenommen, auf denen u. a. Kränze aus Edel metallen von den Frauen und Jungfraueu Hamburgs und Prags niedergelegt sind. In solch unmittelbarer Nähe der leiblichen Überreste dieser Dichterfürsten ist dem Besucher die Zunge ehrfurchtsvoll gebannt, wenn auch zu gegeben werden muß, daß die Weimarer Fürstengruft mit ihrer einfachen und wenig gepflegten Einrichtung nicht jenen Andachtsschauer auslöst, wie ihn das Mausoleum in Charlotten burg dem Schauenden mit magischer Gewalt aufzwingt. — Auf dem Friedhofe wurden noch den Grabstätten von Eckermann, Frau Charlotte von Stein, Hummel, Johannes Falk, Professor Preller und Goethes Angehörigen Besuche abgestattet. — Ein besonderer glücklicher Zufall hatte für diese Studienfahrt die ausnahmsweise erteilte freundliche Erlaubnis Frau v> Elisabeth Foerster - Nietzsches verschafft, dem sonst für die Öffentlichkeit noch unzugänglichen Nietzsche-Archiv einen Be such abstatten zu dürfen. Die in edler Harmonie von van der Velde ausgestatteten Räume bergen eine Fülle von Nietzsche-Andenken. Ausgelegte gleichmäßig sauber geschriebene Handschriften von der Zeit der »Geburt der Tragödie« an bis zum letzten Manuskript, dem »Dees Iwmo«, die umfangreiche Hand bibliothek Nietzsches (besonders die Menge französischer Literatur war auffallend), Bildnisse von der Photographie an bis zur Ra dierung Hans Oldes, Bildwerke bis zu Klingers Büste, die ver möge ihrer eigenartigen Beleuchtung lebenswahrer wirkt als im Bilde, alles dies und besonders die liebevoll auf Einzelheiten eingehende Führung und Erklärung von Frau I),-. Foerster Nietzsche erweckte eine Ehrfurcht vor diesem Weltenstürmer, wie sie empfängliche Menschen in der persönlichen Nähe der Wirkungsstätten großer Geisteshelden empfinden miissen. Ein Ausblick von jener Veranda, die Nietzsches Lieblingsplatz in seiner Krankheit war, zeigte das in herbstlicher Pracht goldig beleuchtete Panorama von Weimar mit den an- schmiegenden Höhenzügen. Die oberen Zimmer des Archivs (Sterbezimmer Nietzsches u. a.) sind — bei Lebzeiten von Frau !)>-. Foerster-Nietzsche — unzugänglich. Mit diesem allseitig befriedigenden Besuche war der Rund gang des Vormittages beendet. Ein einfaches Mittagsmahl, unter brochen von manchen, der Bedeutung des Tages gedenkenden Reden, bot den Teilnehmern für etwa eine Stunde Rast. Sv dann begab sich die Gesellschaft in das ehemalige Wohnhaus Goethes, das jetzt als National-Museum eingerichtet ist. Wenn auch die Schriften Goethes ahnen lassen, wie vielseitig dieser Große sich beschäftigt hat, so wird man doch erstaunt sein, in den Sammlungen Goethes so viele Wissensgebiete vertreten zu sehen, daß es fast unglaublich erscheint, es könne irgend ein der damaligen Wissenschaft angehörendes Thema nicht vertreten sein. Wohlgeordnete Kupferstichsammlungen, Handzeichnungen, Originale Tischbeins, Rubens', Rembrandts, Peter Vischers u. a., Büsten berühmter Männer und antike Stulp- turen, Majoliken, Bronzen, meist Ergebnisse der Sammlung während seiner Jtalienfahrt, Münzen, Gemmen, Silhouetten, elektrische und optische Apparate, eine umfangreiche naturwissen schaftliche Sammlung, in der z B. ein Schrank fast nur mit Objekten zum Studium der Phrenologie gefüllt ist, alles dies weckt neben den vielen unaufgezählten, teils persönlichen Gebrauchs gegenständen ein lebhaftes Erinnern an das umfassende, in die Tiefe gehende Schassen dieses Größten. Im Arbeitszimmer be 1838*
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