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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.01.1885
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1885-01-17
- Erscheinungsdatum
- 17.01.1885
- Sprache
- Deutsch
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13, 17. Januar. Sprechsaal. 263 Sprechsaal. Beiträge zu buchhändlerischen Reform- bestrebungen. Seit Jahren schon wurden in diesem Blatte Vorschläge verschiedener Art zur Verbesserung buchhändlerischer Verhältnisse gemacht und, man kann jetzt wohl behaupten, gottlob nicht ver gebens. Aus dem Chaos der verschiedenen Mei nungen, welche insbesondere als Schutzmittel gegen die Ziele der Schleuderfirmen in Vor schlag gebracht wurden, hat sich im Lause der Zeit doch etwas Ganzes, etwas Greifbares aus gesondert, mit dessen Verwirklichung hoffentlich zu Nutz und Frommen des gesamten Buch handels ein Schritt vorwärts geschehen wird. Es ist jedoch dieses nicht allein, nämlich der Kamps mit Schleuderen,, was dem Buch handel Schmerzen verursacht. Den Buchhandel drückt der Schuh noch an einer anderen Stelle: es fehlt denselben noch eine wohleingerichtete, gründliche Vertriebsweise aller Novitäten, insolgedeffen nur teilweise genügender Umsatz und oft nar ein wenig befriedigender Verdienst erzielt wird. Die Sache lohnt sich näher betrachtet zu werden, was hiermit geschehen soll. Denke man sich zunächst an die Stelle des Verlegers, der nach unendlicher Mühe, Not und Geldauswand wieder eines seiner Produkte versandbereit vor sich liegen hat, sest überzeugt, etwas wirklich Gutes, Brauchbares zu bringen, einen Artikel, dem der Absatz nicht fehlen wird. Es ist dieses seine feste Überzeugung, wenn der Sortimentsbuchhändler, an den er nun baldigst zu appellieren gedenkt, sich energisch hierfür verwendet, d. h. diese seine Novität allen Fachmännern zur Ansicht sendet oder dergleichen Manipulationen vornimmt. Fast jeder Verleger läßt sich von dieser Meinung beherrschen, denn sie ist nicht un richtig. Fände sie nur Verwirklichung! — Leider muß zur Ostermesse eine andere An schauung Platz greifen: die zahlreichen Re- mittenden liesern den Beweis, daß das Werk entweder nichts getaugt hat, denn es ist wenig gelaust worden, oder aber daß sich der Sorti menter nicht energisch dafür verwendet hat. Letzteres dürfte Wohl meist das Zutreffende sein, in welcher Ansicht mir mancher Verleger recht geben wird. Aber gewiß auch mancher Sortimenter, vielleicht die meisten! Gerade sie werden eingestehen, wenn auch stillschweigend, daß sie sich nicht genügend dasür verwendet, vielleicht garnichts dasür gethan haben. „Bei der Masse von Novitäten ist das auch nicht gut möglich", höre ich sie fast alle sagen, und daran haben sie, leider, nur zu sehr recht. Sehen wir uns das sogenannte Ansichts versenden einmal recht genau an, um seinen Wert prüfen zu können. Zunächst will der Verleger sein neuestes Produkt auf den Markt bringen, als Neuigkeit versenden, oder aber, wie man auch sagen könnte, dem Sortimenter zur Ansicht senden. Das Versenden der Ware zur Ansicht, unaufgefordert, ist aber eine gewisse Ausdringlichkeit, und geschieht wohl in keinem anderen als dem buchhändlerischen Geschäfte. Einsichtsvolle und berechnende Sortimenter haben daher seit langer Zeit Beschluß gesaßt, nur „Verlangtes" anzunehmen; dem ent sprechend auch viele Verleger nur „auf Ver langen" versenden. Ohne uns hier in weit läufigen Betrachtungen zu ergehen, geben wir doch jedenfalls zu, daß hierin das Richtige liegt, wenn man an unnötig verursachtes Porto rc. denkt und kalkuliert. Wenn nur der Sorti menter, der Verwendung beabsichtigt und zu sagt, fleißig und allgemein L condition ver langt. Aber, aber! Der Sortimenter verlangt nichts, oder doch nicht entsprechend. Von man chen Orten wird nichts, von anderen zu wenig, von einigen wenigen zu viel bestellt. Die einen unterschätzen, die andern über schätzen die Absatzfähigkeit. Unverlangt nehmen nur wenige an. Der Verleger befindet sich zunächst in einer Kalamität; er muß alle Hebel in Bewegung setzen, sein Buch überhaupt mir auf den Markt zu bringen Mit wenig Ausnahmen dürste dieses bei fast allen Novitäten der Fall sein. Ist nun die Auflage nach Anstrengungen ver schiedenster Art so ziemlich bei den Sortimen tern untergebracht, so liegt sie dort meist still und beschaulich bis zum Auferstehungsfeste, bis die nächste Ostermeßabrechnung zur Rückfahrt aussor- dert. Einiges wenige davon hat der strebsame Sor timenter zur Ansicht versandt, geringen Nutzen daraus gezogen, berechnet nach der Fracht der großen Remittendenballen den ihm zugefügten Schaden, und falls er im „Schulz" vor seiner Firma noch ein n stehen hat, läßt er dasselbe schleunigst bei erster Gelegenheit streichen. Daß dem so ist, werden wenige bestreiten. Dem Verleger ist damit freilich kein Nutzen erwachsen. Er produziert viel, sehr viel, und der Sortimenter konsumiert zu wenig. Daß zu viel produziert wird, beklagt jeder Sortimen ter, obwohl er direkt insofern keinen Schaden, sondern eher Nutzen hat, als die Masse der Novitäten ab und zu doch eher noch einen Käu- ser bringt, als wenn nur sehr wenig produziert wird. „Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen!" Selbstredend hat der Sorti menter jedoch auch (indirekt) Schaden, da die Menge des Gebotenen den Umsatz zersplittert, wie man z. B. recht deutlich bei allen Zeit- schriften-Kontinuationen beobachten kann. Warum aber konsumiert der Sortimenter nicht mehr? Sonderbare Frage! „Weil kein Bedürfnis vorhanden!" höre ich fast alle Sorti menter ausrusen. Man möchte hier leicht dem Sortimenter recht geben, wüßte man nicht, daß eben „Angebot die Nachfrage erhöht", und daß bei weitem mehr Bedürfnis beim Publi kum vorhanden wäre, wenn eben mehr seitens der Sortimenter an geboten würde. Man wird mir wiederum entgegnen, daß der Sortimenter genug an das Publikum zur Ansicht versendet. Zugegeben! Ob aber dieses Ansichtsversenden die richtige Vertriebsweise ist, und ob diese Art des Vertriebes überall gründlich gehandhabt wird, das ist bis jetzt noch eine offene Frage. Vielleicht läßt sich die selbe jedoch beantworten. Wir wollen es ver suchen. Das Ansichtsversenden der Bücher ist viel leicht schon jo alt, als eS gedruckte Bücher giebt. Bei keiner anderen Ware (denn in diesem Falle muß das Buch lediglich als Ware gel ten) hat sich diese Vertricbsweise eingebürgert. Mir ist wenigstens nicht bekannt, daß irgendwo z. B. ein Konditor eine neue Torte zur Ansicht versandte oder ein Schuhmacher ein Paar Stiefeletten. Wäre es beim Buchhändler die richtige Vcrtriebsweise, so müßte sie auch beim Konditor richtig sein. „Angebot erhöht Nach frage", eine Torte ist ein Luxusgegenstand, deren Anblick verführerisch; durch Ansichtsver senden ließe sich von diesem Artikel manches umsetzen. Gerade ein solcher Gegenstand wäre zum „Ansichtsversenden" geeignet, denn er darf nur „angesehen" und kaum berührt werden, es sei denn, er würde gekauft. Wäre es auch nur bei den Büchern so! Das Gegenteil ist der Fall! Diese können beim Ansichtsversenden mit Vorsicht durchgelesen, an der Seite auch noch ausgeschnitten werden u.s. w. Daraus könnte man eigentlich schließen, daß sich das Buch weniger denn sonst ein Artikel zum Ansichtsversenden eignet, weil man sich seinen wirklichen Wert, seinen geistigen Gehalt, an eignen kann, ohne dem Gegenstände selbst, dem Buche, etwas zu nehmen. In derselben Gestalt, wie man es empfangen, giebt man es nach vor sichtiger Benutzung wieder zurück. Man wird mir einwenden: wer ein Stück Torte essen will, geht zum Konditor. Dem ent gegne ich: wer ein Buch lausen will, geht zum Buchhändler. Man wird mir ferner einwenden: die Masse von neuen Büchern kann dem Publi kum nicht anders als durch Ansichtsversenden bekannt gegeben werden. Nun, es giebt noch eine Menge anderer Geschäfte, wie Galanterie-, Papier- und Luxuswarengeschäfte, welche fort während Novitäten erhalten, aber doch mit An sichtssendungen niemanden belästigen. Auch hat das Ansichtsversenden etwas ungemein Schwer fälliges und auch Kostspieliges an sich, denn die Markthelfer arbeiten nicht umsonst. Gleichwohl wird dem Publikum seitens des Sortimenters in gewissem Sinne zu wenig an- geboten, wie ich schon gesagt habe; auf der , anderen Seite jedoch durch planloses massenweises Ansichtsversende» wieder zu viel, so daß selbst große Bücherfreunde diese Flut auf die Dauer nicht aushalten und sich früher oder später die Ansichtspakete verbitten. Es handelt sich eben darum, daß jede neue litterarische Erscheinung jedem, aber auch jedem Interessenten zur An sicht unterbreitet und auf diese Weise energisch vertrieben wird. Daß dieses nicht geschieht, wird jeder Verleger behaupten, und jeder Sortimenter wird behaupten, daß es nicht geschehen kann. Unmöglich könne man alle Bücher derartig zur Ansicht versenden. Es würde ein solches Ver fahren eine unbeschreibliche Arbeitslast ver ursachen, viel Kosten und Ausdauer erfordern, die mau von dem Sortimenter nicht erwarten kann, denn er ist nicht in der Lage, sie zu gewähren. (Fortsetzung folgt.) Rrmittcndcn-Fakturen. Im gegenseitigen Interesse ist es wünschens wert, das; insbesondere bezüglich der Di spa nenden die Remittendcnsaktur alle Bestim mungen enthalte, wodurch vielen überflüssigen Arbeiten und Unannehmlichkeiten vorgebeugt wird. Häufig kommt es vor, daß der Verleger nachträglich an den Disponenden einzelne Strei chungen vornimmt, was dem Sortimenter sehr zeitraubende Arbeiten verursacht. Bei deut lichen Angaben lassen sich solche lästige Nach tragsarbeiten vermeiden und entfallen die end losen Differenzen. ?. L.
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