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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.01.1916
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- 1916-01-20
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- 20.01.1916
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Nr. IS Leipzig, Donnerstag den 20. Januar 1916. 83. Jahrgang. Redaktioneller Teil. Ein deutsch-österreichischer Münzbund. Von Arved Jürgensohn. Der große Gedanke eines Wirtschaftsbllndnisscs und Zoll vereins zwischen dem Deutschen Reiche und Österreich-Ungarn gewinnt hüben und drüben täglich an Volkstümlichkeit. Ein dau erndes, festes Verhältnis zueinander, eine möglichst einheitliche Zoll- und Handelsgcsetzgebung, eine gleichartige Verkehrs- und Finanzpolitik werden immer dringlicher gefordert. Von einer Frage aber, die hierhinein gehört, war bisher eigentlich noch fast gar nicht die Rede: von einem deutsch-österreichischen Münzbund. Und doch wäre nichts selbstverständlicher als die Neugrllndung eines derartigen mitteleuropäischen Mllnzvereins. Schon die weitgehende Sprach- und Kulturgemeinschast der Völ ker, die gemeinsame Vergangenheit, die uralten regen Wechsel beziehungen, die langjährige Vereinigung beider Staatengruppen im alten Deutschen Bunde und im neuen, glänzend bewährten deutsch-österreichischen Bündnis würden ein gemeinsames Mllnz- gebiet mit einer gleichen Geldeinheit natürlich erscheinen lassen. Würde eine solche gemeinsame Münze doch auch ein neues sicht- bares Band um die Verbündeten Länder schlingen und ein Sinn bild ihrer Zusammengehörigkeit darstellen I Würde sie doch den gegenseitigen Verkehr von der lästigen Hemmung befreien, die der Umwechselzwang und der stets damit verknüpfte Geldzoll immer mit sich bringen! Würde doch der tägliche unnütze Zeit- und Arbeitsbericht des Umrcchncns der beiderlei Geldwährungen dann wegfallen. Und dem täglichen Bank- und Börsenverkehr, dem Warenaustausch, der Frachtcnberechnung, dem Zollwefen, dem Reise- und Postberkehr, dem Buchhandel, Zeitungs- und Jn- seratenwesen würden nicht unwesentliche und im Grunde höchst sinnlose Lasten und Verwicklungen abgenommen werden! Viele andere Länder, die nicht entfernt so rege und innige Wechselbeziehungen unterhalten wie wir mit Österreich, haben das längst cingcschen und sind in Münzgcmeinschaften zusammen- getretcn. In den Staaten der Lateinischen Münzunion, d. h. in Frankreich und Belgien, der Schweiz, Italien und Griechenland, gilt seit einem halben Jahrhundert die Frankenmünze. Golü- nnd Fllnffrankenstllckc haben gegenseitige Gültigkeit. Im Skandi navischen Miinzbund der drei nordischen Länder herrscht die allen gemeinsame skandinavische Krone. Auch ein Postverein mit wirk- lich gleichem Porto verbindet sie noch weiter. Deutschland und Österreich-Ungarn bilden zwar seit 65 Jah ren einen Postverein, ein einheitliches Verkehrsgebiet, in dem grundsätzlich die gleiche Portotaxe herrschen soll. Doch die Münz- berschiedenheit beider Staatengruppen durchkreuzt dieses gleiche Recht für alle. Sie bevorzugt die einen und benachteiligt die an dern. Die Österreicher zahlen für einen einfachen Brief nach Berlin nur 10 Heller, d. h. 8,5 Pfennige. Ein Brief von Berlin nach Österreich-Ungarn aber kostet 10 Pfennige, also um 17,5 v. H. mehr. Die Münzungleichheit schafft diesen Preisunterschied und Tifferentialbricfzoll, der die Massensendungen des Geschäfts- lcbens zweifellos oft fühlbar trifft. Es ist sicherlich nicht bloß Zufall, daß 1912 aus Österreich nach Deutschland 53 Millionen frankierte geschlossene Briefe abgeschickt wurden, in umgekehrter Richtung aber nur 33 Millionen, also 20 Millionen weniger. Die deutsche Reichspost muß diese 20 Millionen völlig umsonst, ohne jede Gegenleistung Österreichs befördern und austragen, da be kanntlich der absendende Staat stets das volle Porto behält. An der Austragung von 20 Millionen Briefen haben aber etwa 200 Briefträger ein ganzes Jahr zu tun. Die Mllnzverschiedenheit gibt jedoch auch Anlaß zu unge nauen Berechnungen im Geschäftsleben und zu Jrrtümern, die dem starren Bureaukratismus Gelegenheit zur Herbeiführung der schwersten Folgen geben. So wurde vor einiger Zeit einmal ein deutsches Reichspalent, dessen Jahresgebühr fällig war, von Österreich aus bezahlt. Bei der Auszahlung der Postanweisung im Kaiserlichen Patentamt zu Berlin ergab sich aber, daß der Ab sender genau einen Pfennig zu wenig geschickt hatte. Und wegen dieses einen Pfennigs ist damals das Erfindungspatent vorzeitig verfallen. Bei dem ungeheuren Güteraustausch gerade zwischenDeutsch- land und Österreich-Ungarn, dessen Ausfuhr zu uns allein 40 v. 5;. der gesamten Ausfuhrwerte ausmacht, wäre eine Münzgemein schaft, die die Unsicherheiten und Umständlichkeiten der Berech nung und Bezahlung ausschlösse, dringend zu wünschen, schon weil die Länder des Lateinischen Münzbundes im Wechselverkehr diesen Vorzug, diese Art Meistbegünstigung vor uns genießen. Und diese fünf Länder zählen zusammen nur etwa 90 Millionen Bewohner; Deutschland und Österreich-Ungarn dagegen 120 Mil lionen, deren Verkehr und Güterumsatz im Landeswechscl sicher lich weit größer sein dürste als der zwischen den Gliedern der Frankemnllnzvereinigung, selbst wenn man die dem Bunde nicht angeschlossenen Länder mit dieser Geldeinheit mit dazu rechnet. So wäre denn ein deutsch-österreichischer Miinzbund nur zeit gemäß; heute, wo die beiden Verbündeten die Probe auf ihre Nibelungentreue oblegen, mehr denn je. Aber auch an sich, ohne Rücksicht auf den gegenwärtigen Krieg. Ein solches Abkommen wäre in Wirklichkeit auch nur die Erneuerung eines Münzvereins beider Ländcrgruppen, wie er vor einem halben Jahrhundert schon bestanden hat, und man stünde daher nicht mehr dor dem Dunkel eines allerersten Versuchs, sondern könnte die früher be gangenen Fehler und Halbheiten heute leicht vermeiden. Die Er innerung an jene Tage der Mllnzgemeinschast ist dem heutigen Geschlecht allerdings schon so gut wie völlig aus dem Gedächtnis geschwunden. Nur die österreichischen Taler, die bis zur Jahr hundertwende in Deutschland noch umliefen, sind von unseren Zeitgenossen noch nicht ganz vergessen, wenn auch die meisten bloß eine verschwommene Vorstellung davon besitzen, was es damit für eine nähere Bewandtnis hatte. Daran sei hier einmal kurz erinnert. Durch den Wiener Vertrag vom 24. Januar 1857 wurde näm lich zwischen Österreich-Ungarn einerseits und dem Deutschen Zoll verein andererseits ein Münzabkommen getroffen, das dem Münz fuß fortab das neue Zollpfnnd von 500 Gramm zugrunde legte, die norddeutschen Taler und österreichischen Gulden in ein be- haltbares, festes, glattes Wertbcrhältnis von 4:6 rückte und außerdem im sog. Vereinstalcr eine dem ganzen Staatcngcbict gemeinsame Geldeinheit schuf, die überall, gleich den Landes- mllnzen, gesetzliche Zahlkraft hatte. Außerdem stand sie im Ein klang mit dem gesetzlich herrschenden Gewichtsshstem, denn ein Vereinstaler enthielt genau ein Lot (16^ Gramm) Feinsilber. Ein Zollpfund zerfiel ja in 30 Lot, und aus einem Zollpfund Fein-
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